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14,41: Die schaurige Erzählung weiß noch nichts von der christlichen Moral, die Selbstmord unter allen Umständen verbietet. Im übrigen liegen hier gewiß mildernde Umstände vor. - Weitere Kapitel:   
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Aktuelle Version vom 19. November 2011, 07:12 Uhr

Zweites Buch der Makkabäer

Kapitel 14

Ränkespiel des Alkimus

1 Drei Jahre später kam den Leuten um Judas die Kunde zu, Demetrius, der Sohn des Seleukus, sei mit starken Streitkräften und einer Flotte in den Hafen von Tripolis eingelaufen. 2 Er habe das Land erobert und den Antiochus und dessen Vormund Lysias aus dem Wege geräumt. 3 Ein gewisser Alkimus aber, ein ehemaliger Hoherpriester, hatte sich in den Zeiten der religiösen Vermischung aus freien Stücken befleckt. Er mußte einsehen, daß es für ihn keinerlei Rettung und auch keinen Zutritt mehr zum heiligen Altardienst geben könne. 4 Deshalb begab er sich im Jahre 151 zum König Demetrius. Er brachte ihm einen goldenen Kranz und einen Palmzweig, dazu von den üblichen Ölzweigen des Heiligtums; an jenem Tage verhielt er sich noch ruhig. 5 Dagegen fand er für seine persönliche schlimme Absicht eine günstige Gelegenheit, als er von Demetrius in eine Ratsversammlung berufen wurde. Man fragte ihn nach der Einstellung und den Plänen der Juden. Darauf antwortete er: 6 »Die als Asidäer (Fromme) bezeichneten Kreise unter den Juden, deren Anführer Judas, der Makkabäer, ist, zetteln Kriege und Aufstände an und lassen so das Reich nicht zur Ruhe kommen. 7 Darum bin ich meiner ererbten Würde - ich meine das Hohepriestertum - beraubt worden und jetzt hier erschienen, 8 und zwar zunächst in aufrichtiger Sorge um die Rechte des Königs, dann aber auch aus Rücksicht auf meine eigenen Mitbürger. Denn durch das unvernünftige Treiben der genannten Leute leidet unser ganzes Volk nicht geringen Schaden. 9 Dies alles, o König, mögest du nachprüfen! Und dann nimm dich in deiner menschenfreundlichen Güte, die du allen erweist, unseres Landes und unseres Volkes fürsorgend an! 10 Solange Judas noch am Leben ist, kann unmöglich Friede im Staat herrschen.« 
11 Nachdem dieser solcherlei geredet hatte, hetzten die übrigen Günstlinge, die mit dem Vorgehen des Judas nicht einverstanden waren, sogleich den Demetrius noch mehr auf. 12 Er ließ unverzüglich den Nikanor, den ehemaligen Anführer der Elefantentruppe, kommen, ernannte ihn zum Oberbefehlshaber über Judäa und sandte ihn hin. 13 Er gab ihm schriftliche Anweisung, den Judas zu beseitigen, seine Anhänger zu versprengen, den Alkimus aber als Hohenpriester des größten Heiligtums einzusetzen. 14 Die Heiden, die vor Judas in Judäa geflohen waren, scharten sich nunmehr gruppenweise um Nikanor. Sie meinten, das über die Juden kommende Unglück und Mißgeschick könnte ihr eigenes Glück werden.

Kampf gegen Nikanor

15 Die Juden hörten von dem Aufmarsch des Nikanor und dem feindseligen Verhalten der Heidenvölker. Sie bestreuten sich mit Asche und flehten zum Herrn, der für ewige Zeit sein Volk gegründet hat und sich immerdar offensichtlich seines Erbteils annimmt. 16 Dann brach man auf Befehl des Anführers sogleich von dort auf und kam mit den Feinden bei dem Dorf Dessau ins Handgemenge. 17 Simon, der Bruder des Judas, war mit Nikanor zusammengestoßen, hatte sich aber wegen des plötzlichen Erscheinens der Feinde langsam zurückziehen müssen. 18 Als aber Nikanor hörte, von welchem Mut die Truppen des Judas beseelt waren und mit welcher Beherztheit sie für das Vaterland kämpften, trug er dennoch einiges Bedenken, im blutigen Kampf die Entscheidung herbeizuführen.

Friedensverhandlungen

19 Daher sandte er den Posidonius, Theodotus und den Mattatias, um Friedensverhandlungen anzubieten und entgegenzunehmen. 20 Man stellte eine längere Untersuchung an, und der Heerführer machte auch den Truppen davon Mitteilung. Als man sich völlig einig war, wurde den Verträgen zugestimmt. 21 Sie vereinbarten einen Tag, an dem beide allein zusammenkommen wollten; von jeder Seite rollte ein Streitwagen heran, und man stellte Sessel auf. 22 Judas aber hatte an günstig gelegenen Stellen Bewaffnete in Bereitschaft gestellt, damit von seiten der Feinde nicht unvermutet ein tückischer Überfall geschehen konnte. Doch führten sie einträchtig die gemeinsame Aussprache.

Des Judas Heirat

23 Nikanor weilte dann in Jerusalem. Er unternahm nichts Unrechtes. Ja, er entließ sogar die ausgehobenen Truppenscharen. 24 Auch Judas hatte er stets in seiner Umgebung. Er war ihm von Herzen zugetan. 25 Er ermunterte ihn zur Heirat und zur Gründung einer Familie. Jener heiratete, war glücklich und freute sich seines Lebens.

Neue Hetze des Alkimus

26 Alkimus sah das gegenseitige Wohlwollen und die abgeschlossenen Verträge. Er nahm diese, begab sich zu Demetrius und erklärte, daß Nikanor gegen den Staat feindliche Pläne hege; so habe er den Reichsfeind Judas zu seinem Nachfolger bestimmt. 27 Der König geriet darüber in heftigen Zorn, und durch die verleumderischen Angaben dieses Erzschurken gereizt, schrieb er dem Nikanor, daß er über die Verträge schwer enttäuscht sei. Er befahl ihm, den Makkabäer gefesselt baldigst nach Antiochien zu schicken. 28 Infolge dieser Mitteilung war Nikanor bestürzt, und es schien ihm untragbar, die Abmachungen aufzuheben, da doch der Mann nichts Böses getan hatte. 29 Weil man aber dem König nicht entgegenhandeln konnte, suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, diesen Auftrag mit List durchzuführen.
30 Der Makkabäer stellte aber fest, daß Nikanor ihm gegenüber unfreundlicher geworden war und bei den gewohnten Zusammenkünften sich mehr Zurückhaltung auferlegte. Er war überzeugt, daß diese Unfreundlichkeit nichts Gutes zu bedeuten habe; deshalb sammelte er eine große Zahl seiner Leute um sich und versteckte sich vor Nikanor. 31 Dieser bemerkte, daß er auf geschickte Art und Weise von dem Manne überlistet worden war. Er begab sich in den höchsten und heiligen Tempel, während die Priester gerade die pflichtgemäßen Opfer darbrachten, und befahl, den Judas auszuliefern. 32 Diese aber sagten unter Eidschwüren aus, sie wüßten nicht, wo der Gesuchte sei. 33 Dennoch erhob er seine rechte Hand gegen den Tempel und tat folgenden Schwur: »Liefert ihr mir nicht den Judas gefesselt aus, dann mache ich dieses Gotteshaus dem Erdboden gleich, reiße den Altar ein und errichte hier ein prachtvolles Heiligtum zu Ehren des Dionysos.« 34 Mit solchen Drohungen ging er fort.

Flehruf der Priester

Die Priester aber hoben ihre Hände zum Himmel empor und riefen zu dem, der allezeit für unser Volk streitet: 35 »Du, o Herr, bist auf nichts angewiesen, und doch gefiel es dir, daß ein Tempel deine Wohnstätte unter uns sei. 36 Und nun, heiliger Herr, der du Ursprung jeglicher Heiligung bist, bewahre immerdar dies soeben gereinigte Haus vor Befleckung!« 

Razis' Selbstmord

37 Einer von den Ältesten Jerusalems mit Namen Razis ward bei Nikanor angezeigt. Er liebte seine Mitbürger und hatte einen sehr guten Ruf. Wegen seiner wohlwollenden Art nannte man ihn »Vater der Juden«. 38 Er trat in den vorhergehenden Jahren, als es die religiöse Vermischung noch nicht gab, für die Entscheidung zum Judentum ein und setzte Leib und Leben mit allem Eifer für das Judentum aufs Spiel. 39 Nikanor aber wollte öffentlich zeigen, wie feindselig er gegen die Juden sei. Er sandte also über fünfhundert Soldaten, um ihn in Haft zu nehmen; 40 denn er glaubte, durch dessen Verhaftung den übrigen einen schweren Schlag versetzen zu können.
41 Die Schar war gerade daran, den Turm zu besetzen, hatte die äußere Türe erbrochen und Feuer herbeischaffen lassen, um die Pforten anzuzünden. Da stieß sich Razis, da er von überall umzingelt war, das Schwert in den Leib. 42 In vornehmer Gesinnung wollte er lieber sterben als in die Gewalt der Schurken geraten und so mißhandelt werden, wie es seines Adels unwürdig gewesen wäre. 43 Er traf sich aber in der Eile des Kampfes nicht tödlich, und da die Scharen bereits durch die Tore eindrangen, lief er mutig auf die Mauer und stürzte sich mannhaft auf die Menge hinab. 44 Schnell war diese zurückgewichen, und es entstand ein Zwischenraum. So fiel er mitten auf den leeren Platz. 45 Er lebte aber immer noch. In rasender Wut stand er auf; das Blut quoll strömend hervor, und seine Wunden schmerzten. Er rannte mitten durch die Kriegerscharen und trat auf einen abschüssigen Felsen. 46 Schon ganz verblutet, riß er sich die Eingeweide heraus, packte sie mit beiden Händen und schleuderte sie unter die Scharen. Dann rief er zu dem, der über Leben und Atem gebietet, er möge ihm dies alles wieder zurückgeben. Auf diese Weise verschied er.


Fußnote

14,41: Die schaurige Erzählung weiß noch nichts von der christlichen Moral, die Selbstmord unter allen Umständen verbietet. Im übrigen liegen hier gewiß mildernde Umstände vor. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 15 |

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