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Aktuelle Version vom 15. November 2011, 18:30 Uhr
Das Buch der Richter
Kapitel 8
Eifersucht Ephraims
1 Da meldeten sich die Ephraimiten bei ihm: »Was hast du uns da angetan, uns nicht rufen zu lassen, als du zum Kampf gegen Midian schrittst?« Sie haderten heftig mit ihm. 2 Er entgegnete ihnen: »Was habe ich denn schon geleistet im Vergleich mit euch? Ist nicht die Nachlese Ephraims besser als die Weinernte Abiesers? 3 In eure Gewalt hat doch Gott die Midianiterfürsten Oreb und Seeb gegeben! Was habe ich zu leisten vermocht im Vergleich mit euch?« Da ließ ihr Zorn ihm gegenüber nach, als er dies erklärte.
Im Ostjordanlande
4 Gideon gelangte an den Jordan. Er überschritt ihn mit den dreihundert Mann, die er hatte; sie waren erschöpft, setzten aber die Verfolgung fort. 5 Er forderte daher die Leute von Sukkot auf: »Gebt doch den Leuten in meiner Gefolgschaft Brot, denn sie sind erschöpft, und ich bin ja auf der Verfolgung der Midianiterkönige Sebach und Zalmunna.« 6 Da fragten ihn die Fürsten von Sukkot: »Sind denn Sebach und Zalmunna bereits in deiner Gewalt, daß wir deinem Heere Brot liefern sollen?« 7 Gideon entgegnete: »Gut, wenn der Herr Sebach und Zalmunna in meine Gewalt gibt, dann will ich eure Leiber dreschen mit Steppendornen und Stachelruten!« 8 Von da zog er weiter hinauf nach Penuel und stellte an die dortigen Einwohner dieselbe Forderung. Doch die Leute von Penuel gaben die gleiche Antwort wie die Männer von Sukkot. 9 Da sprach er auch zu den Männern von Penuel: »Wenn ich wohlbehalten wiederkehre, dann reiße ich diese Burg nieder!«
10 Sebach und Zalmunna befanden sich samt ihrem Heerlager in Karkor. Es waren etwa 15000 Mann. Sie waren übriggeblieben vom ganzen Heerlager der Ostleute, die in Stärke von 120000 Mann Schwertbewaffneter eingefallen waren. 11 Gideon zog in der Richtung nach der Karawanenstraße östlich von Nobach und Jogbeha und schlug das Heerlager, während sich das Heerlager selbst in Sicherheit dünkte. 12 Sebach und Zalmunna flohen, er jagte hinter ihnen drein, nahm die beiden Midianiterkönige Sebach und Zalmunna gefangen und scheuchte das Heerlager auseinander. 13 Gideon, der Sohn des Joasch, kehrte von seinem Kriegszuge an der Steige von Cheres um. 14 Da griff er einen jungen Burschen von den Einwohnern Sukkots auf und fragte ihn aus. Er mußte ihm die Fürsten von Sukkot und die Ältesten aufschreiben; es waren siebenundsiebzig Personen. 15 Er kam zu den Bürgern von Sukkot und rief: »Da sind nun Sebach und Zalmunna, um derentwillen ihr mich verhöhnt habt mit den Worten: Sind denn Sebach und Zalmunna schon in deiner Gewalt, daß wir deinen erschöpften Leuten Brot liefern sollen?« 16 Da nahm er die Ältesten von Sukkot und dazu Steppendornen und Stachelruten und zerdrosch damit die Männer von Sukkot. 17 Die Burg von Penuel aber riß er nieder und ließ die Einwohner der Stadt töten.
18 Zu Sebach und Zalmunna sprach er: »Wie waren denn die Männer, die ihr am Tabor erschlagen habt?« Sie erwiderten: »Wie du schauten sie aus, jeder von ihnen war schön wie ein Königssohn.« 19 Da antwortete er: »Es waren meine Brüder, die Söhne meiner Mutter! So wahr der Herr lebt, hättet ihr sie am Leben gelassen, würde ich euch auch nicht erschlagen.« 20 Dann sagte er zu seinem Erstgeborenen Jeter: »Auf, haue sie nieder!« Der Knabe aber zückte sein Schwert nicht, denn er fürchtete sich, da er noch ein Knabe war. 21 Da sprachen Sebach und Zalmunna: »Auf, falle du selbst über uns her, denn deine Kraft ist Manneskraft!« Gideon erhob sich, hieb Sebach und Zalmunna nieder und nahm die kleinen Monde von den Hälsen ihrer Kamele ab.
Erbliche Herrscherwürde
22 Hierauf baten die Israeliten Gideon: »Werde Herrscher über uns, du, dein Sohn und dein Enkel! Du hast uns ja aus der Gewalt der Midianiter gerettet.« 23 Da sprach Gideon zu ihnen: »Ich will nicht über euch herrschen, und auch mein Sohn soll über euch nicht herrschen. Der Herr sei euer Herrscher!«
Mißbrauch eines Orakelgegenstandes
24 Weiter sprach Gideon zu ihnen: »Etwas möchte ich doch von euch erbitten: Gebt mir ein jeder den Ring seines Beutegutes!« Denn jene trugen goldene Ringe, da sie Ismaeliter waren. 25 Sie erwiderten: »Gern wollen wir ihn hergeben!« Sie breiteten einen Umwurf aus, und jeder warf den aus seinem Beutegut stammenden Ring darauf. 26 Das Gewicht der erbetenen goldenen Ringe betrug eintausendsiebenhundert Goldsekel, abgesehen von den Möndchen, Ohrgehängen und Purpurgewändern der midianitischen Könige und außer den Ketten am Hals ihrer Kamele. 27 Gideon ließ daraus einen Ephod anfertigen und in seiner Heimatstadt Ophra aufstellen. Ganz Israel lief diesem dort abgöttisch nach. Er ward für Gideon und seine Hausgemeinschaft zum Fallstrick.
28 Die Midianiter aber wurden von den Israeliten gedemütigt. Sie erhoben ihr Haupt nicht mehr. Das Land hatte unter Gideon vierzig Jahre lang Ruhe.
Gideons Frauen und Söhne
29 Jerubbaal, der Sohn des Joasch, kehrte dann heim und wohnte in seinem Hause. 30 Gideon besaß siebzig leibliche Söhne; denn er hatte viele Frauen. 31 Auch seine Nebenfrau, die er in Sichem hatte, gebar ihm einen Sohn, den er Abimelech nannte. 32 Gideon, der Sohn des Joasch, starb in hohem Alter. Er wurde im Grabe seines Vaters Joasch im abiësritischen Ophra beerdigt.
Nach seinem Tode
33 Als aber Gideon tot war, liefen die Israeliten wieder abgöttisch hinter den Baalen her und wählten sich den Bundesbaal zum Gott. 34 Sie gedachten nicht mehr des Herrn, ihres Gottes, der sie aus der Gewalt all ihrer Feinde im Umkreis befreit hatte. 35 Auch zeigten sie sich nicht dankbar gegen das Haus Jerubbaal-Gideon trotz all des Guten, das er Israel getan hatte.
Fußnote
8,27: Ephod, später priesterliches Amtskleid (2Mos 28,6ff), ist hier noch ein kultischer Orakel-Gegenstand. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 |
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