Ester-Vulgata: Unterschied zwischen den Versionen

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Ester ist die Base und Pflegetochter des Juden Mordekaj (Mardochäus). Sie wurde zur Gemahlin des Perserkönigs Achaschwerosch (Xerxes I. 485-465) erhoben. Durch ihren Einfluss und ihre Stellung rettete sie die Judenschaft des persischen Weltreiches vor einem durch den Minister Haman beabsichtigten Massenmord. Der gestillte Rachedurst der gequälten und unterdrückten Juden führte dann zur Einführung des Purimfestes. An diesen Tagen wird das Buch Ester auch heute noch aus einer Festrolle verlesen. Das Esterbuch gibt uns eine kulturgeschichtlich zuverlässige Darstellung vom Tun und Treiben am persischen Königshof. Ob aber dieses Buch die Absicht hat, uns einen Geschichtsbericht im modernen Sinn des Wortes zu bieten, ist fraglich. Der Erzähler fand ohne Zweifel einen geschichtlichen Kern vor; manche Einzelheiten mögen, wie es in Erzählungen ähnlicher Art oft war und ist, durch die Phantasie ausgeschmückt sein. Auch persönliche Wunschträume nach einer so hervorragenden Stellung der Juden in einem heidnischen Weltreich mögen die Darstellung beeinflusst haben. Immerhin hat auch das Esterbuch uns Christen trotz mancher abstoßenden Dinge, die aus der vorchristlichen Lebensweise heraus verständlich sind, viele ernste Lehren zu bieten. Zu dem hebräischen Esterbuch, das den Gottesnamen vollständig meidet, bietet die griechische Bibel Zusätze, die in der vorliegenden Ausgabe, entsprechend der lateinischen Bibel, am Schluss (ab 10,4) stehen. Teils handelt es sich um Gebetstexte, die der profan erscheinenden Erzählung religiöse Züge verleihen, teils sind es königliche Erlasse, teils Träume und ihre Deutungen, oder es geht um Begebenheiten anderer Art. Diese Zusätze gehören zum kanonischen, inspirierten Text; es ist aber eine andere Frage, ob sie in den eigentlichen Textzusammenhang hineinpassen. Das Esterbuch scheint um 300 v. Chr., als das Perserreich nicht mehr bestand, verfasst zu sein. Man wird der Erzählung am ehesten gerecht, wenn man sie eine freie Geschichte nennt, die eine Lesung zum jüdischen Purimfest darstellt. Um ihres Inhalts willen hat man sich im Judentum gesträubt, Ester in den Kanon der heiligen Schriften aufzunehmen.
Ester ist die Base und Pflegetochter des Juden Mordekaj (Mardochäus). Sie wurde zur Gemahlin des Perserkönigs Achaschwerosch (Xerxes I. 485-465) erhoben. Durch ihren Einfluss und ihre Stellung rettete sie die Judenschaft des persischen Weltreiches vor einem durch den Minister Haman beabsichtigten Massenmord. Der gestillte Rachedurst der gequälten und unterdrückten Juden führte dann zur Einführung des Purimfestes. An diesen Tagen wird das Buch Ester auch heute noch aus einer Festrolle verlesen. Das Esterbuch gibt uns eine kulturgeschichtlich zuverlässige Darstellung vom Tun und Treiben am persischen Königshof. Ob aber dieses Buch die Absicht hat, uns einen Geschichtsbericht im modernen Sinn des Wortes zu bieten, ist fraglich. Der Erzähler fand ohne Zweifel einen geschichtlichen Kern vor; manche Einzelheiten mögen, wie es in Erzählungen ähnlicher Art oft war und ist, durch die Phantasie ausgeschmückt sein. Auch persönliche Wunschträume nach einer so hervorragenden Stellung der Juden in einem heidnischen Weltreich mögen die Darstellung beeinflusst haben. Immerhin hat auch das Esterbuch uns Christen trotz mancher abstoßenden Dinge, die aus der vorchristlichen Lebensweise heraus verständlich sind, viele ernste Lehren zu bieten. Zu dem hebräischen Esterbuch, das den Gottesnamen vollständig meidet, bietet die griechische Bibel Zusätze, die in der vorliegenden Ausgabe, entsprechend der lateinischen Bibel, am Schluss (ab 10,4) stehen. Teils handelt es sich um Gebetstexte, die der profan erscheinenden Erzählung religiöse Züge verleihen, teils sind es königliche Erlasse, teils Träume und ihre Deutungen, oder es geht um Begebenheiten anderer Art. Diese Zusätze gehören zum kanonischen, inspirierten Text; es ist aber eine andere Frage, ob sie in den eigentlichen Textzusammenhang hineinpassen. Das Esterbuch scheint um 300 v. Chr., als das Perserreich nicht mehr bestand, verfasst zu sein. Man wird der Erzählung am ehesten gerecht, wenn man sie eine freie Geschichte nennt, die eine Lesung zum jüdischen Purimfest darstellt. Um ihres Inhalts willen hat man sich im Judentum gesträubt, Ester in den Kanon der heiligen Schriften aufzunehmen.
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Aktuelle Version vom 24. Mai 2024, 07:48 Uhr

DAS BUCH ESTER

Ester ist die Base und Pflegetochter des Juden Mordekaj (Mardochäus). Sie wurde zur Gemahlin des Perserkönigs Achaschwerosch (Xerxes I. 485-465) erhoben. Durch ihren Einfluss und ihre Stellung rettete sie die Judenschaft des persischen Weltreiches vor einem durch den Minister Haman beabsichtigten Massenmord. Der gestillte Rachedurst der gequälten und unterdrückten Juden führte dann zur Einführung des Purimfestes. An diesen Tagen wird das Buch Ester auch heute noch aus einer Festrolle verlesen. Das Esterbuch gibt uns eine kulturgeschichtlich zuverlässige Darstellung vom Tun und Treiben am persischen Königshof. Ob aber dieses Buch die Absicht hat, uns einen Geschichtsbericht im modernen Sinn des Wortes zu bieten, ist fraglich. Der Erzähler fand ohne Zweifel einen geschichtlichen Kern vor; manche Einzelheiten mögen, wie es in Erzählungen ähnlicher Art oft war und ist, durch die Phantasie ausgeschmückt sein. Auch persönliche Wunschträume nach einer so hervorragenden Stellung der Juden in einem heidnischen Weltreich mögen die Darstellung beeinflusst haben. Immerhin hat auch das Esterbuch uns Christen trotz mancher abstoßenden Dinge, die aus der vorchristlichen Lebensweise heraus verständlich sind, viele ernste Lehren zu bieten. Zu dem hebräischen Esterbuch, das den Gottesnamen vollständig meidet, bietet die griechische Bibel Zusätze, die in der vorliegenden Ausgabe, entsprechend der lateinischen Bibel, am Schluss (ab 10,4) stehen. Teils handelt es sich um Gebetstexte, die der profan erscheinenden Erzählung religiöse Züge verleihen, teils sind es königliche Erlasse, teils Träume und ihre Deutungen, oder es geht um Begebenheiten anderer Art. Diese Zusätze gehören zum kanonischen, inspirierten Text; es ist aber eine andere Frage, ob sie in den eigentlichen Textzusammenhang hineinpassen. Das Esterbuch scheint um 300 v. Chr., als das Perserreich nicht mehr bestand, verfasst zu sein. Man wird der Erzählung am ehesten gerecht, wenn man sie eine freie Geschichte nennt, die eine Lesung zum jüdischen Purimfest darstellt. Um ihres Inhalts willen hat man sich im Judentum gesträubt, Ester in den Kanon der heiligen Schriften aufzunehmen.

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