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3,1-18: Der Rat der Noëmi und die Handlungsweise der Rut werden oft
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mißdeutet. Rut selbst bietet keinerlei Angriffsfläche, da sie zum Gehorsam verpflichtet war. Wie kann aber Noëmi gerechtfertigt werden? Sie hatte nach damaliger Rechtsauffassung die Pflicht, ihrem Mann und Sohn mit Hilfe des Lösers Nachkommen zu verschaffen. Noëmi baute ihren Plan darauf, daß der Besitzer die Nächte zur Worfelzeit bei seinem Korn zu verbringen pflegt, um Diebstähle zu verhindern. Man könnte nun fragen, ob der Weg zur Erreichung ihres Zieles richtig war. Wäre es nicht ehrenhafter gewesen, durch eine persönliche Aussprache Boas an seine Lösepflicht zu erinnern? Dazu aber hatte die Ausländerin zu große innere Hemmungen. Wir haben uns unter Boas einen älteren und gereifteren Mann vorzustellen, von dem man wohl erwarten konnte, daß er Rut nicht in Schande bringen würde. Der anscheinend so gefährliche Weg, bei dem sich Rut gleich im Brautstaat vorstellt, führte doch sicherer ans Ziel. Diese Szene ist außerordentlich spannend geschrieben, es fehlt ihr aber alles Sinnliche und Schwüle. Der Platz der Rut ist zu den Füßen des Boas, nicht an seiner Seite. Der Herr selbst führt die heikle Lage einem glücklichen Ende entgegen. - Weitere Kapitel:   
mißdeutet. Rut selbst bietet keinerlei Angriffsfläche, da sie zum Gehorsam verpflichtet war. Wie kann aber Noëmi gerechtfertigt werden? Sie hatte nach damaliger Rechtsauffassung die Pflicht, ihrem Mann und Sohn mit Hilfe des Lösers Nachkommen zu verschaffen. Noëmi baute ihren Plan darauf, daß der Besitzer die Nächte zur Worfelzeit bei seinem Korn zu verbringen pflegt, um Diebstähle zu verhindern. Man könnte nun fragen, ob der Weg zur Erreichung ihres Zieles richtig war. Wäre es nicht ehrenhafter gewesen, durch eine persönliche Aussprache Boas an seine Lösepflicht zu erinnern? Dazu aber hatte die Ausländerin zu große innere Hemmungen. Wir haben uns unter Boas einen älteren und gereifteren Mann vorzustellen, von dem man wohl erwarten konnte, daß er Rut nicht in Schande bringen würde. Der anscheinend so gefährliche Weg, bei dem sich Rut gleich im Brautstaat vorstellt, führte doch sicherer ans Ziel. Diese Szene ist außerordentlich spannend geschrieben, es fehlt ihr aber alles Sinnliche und Schwüle. Der Platz der Rut ist zu den Füßen des Boas, nicht an seiner Seite. Der Herr selbst führt die heikle Lage einem glücklichen Ende entgegen. - Weitere Kapitel:   
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Aktuelle Version vom 10. November 2011, 12:19 Uhr

Das Buch Rut

Kapitel 3

Der entscheidende Schritt

1 Ihre Schwiegermutter Noëmi sprach zu ihr: »Meine Tochter, soll ich dir nicht ein ruhiges Heim suchen, wo es dir gut geht? 2 Und nun: Ist nicht Boas unser Verwandter, mit dessen Mägden du beisammen warst? Nun worfelt er in dieser Nacht auf der Gerstentenne! 3 Wasche und salbe dich und lege deine schönsten Gewänder an; dann gehe hinab zur Tenne! Gib dich aber dem Mann nicht zu erkennen, bis er mit dem Essen und Trinken fertig ist! 4 Wenn er sich dann aber hinlegt, so merke dir den Ort, wo er schläft; komm herzu, decke den Platz zu seinen Füßen auf und lege dich dort hin; dann wird er dir sagen, was du tun sollst.« 5 Sie entgegnete ihr: »Alles, was du sagst, werde ich tun!«

Eheversprechen

6 Dann ging sie zur Tenne hinunter und tat ganz so, wie ihre Schwiegermutter ihr aufgetragen hatte. 7 Als Boas gegessen und getrunken hatte und guter Dinge war, kam er, um sich am Rand des Getreidehaufens niederzulegen. Sie näherte sich heimlich, deckte den Platz zu seinen Füßen auf und legte sich hin. 8 Um Mitternacht fuhr der Mann erschreckt auf, beugte sich vor, und siehe, eine Frau lag am Platz zu seinen Füßen. 9 Er sprach: »Wer bist du?« Sie entgegnete: »Ich bin Rut, deine Magd! Spanne den Saum deines Gewandes über deine Magd aus; denn Löser bist du!« 
10 Er entgegnete: »Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! In noch schönerem Lichte zeigst du jetzt deine Liebe als früher, indem du nicht den jungen Männern, ob arm oder reich, nachläufst. 11 Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du sagst, will ich dir tun; denn alle Leute innerhalb des Stadttores wissen, daß du eine wackere Frau bist! 12 Nun, es ist ja nur zu wahr, daß ich lösepflichtig bin; allein es ist noch ein näherer Verwandter als ich da, der ebenfalls lösepflichtig ist. 13 Bleibe in dieser Nacht hier liegen; wenn er dich dann am Morgen lösen will, gut, so mag er es tun! Hat er aber keine Lust, dich zu lösen, dann werde ich, so wahr der Herr lebt, dich lösen; schlafe ruhig bis zum Morgen!« 14 So schlief sie an seinem Fußende bis zum Morgen; doch stand sie bereits auf, noch bevor einer den anderen sehen konnte. Er hatte nämlich gesagt: »Es braucht nicht bekannt zu werden, daß die Frau auf die Tenne gekommen ist!« 15 Dann sprach er: »Gib dein Umschlagtuch her und halte es auf!« Sie tat es, und er maß sechs Maß Gerste hinein und lud sie ihr auf. So kam sie zur Stadt.

Bei der Schwiegermutter

16 Sie kam nun zu ihrer Schwiegermutter. Diese fragte sie: »Wie steht es mit dir, meine Tochter?« Da erzählte sie ihr alles, was der Mann an ihr Gutes getan hatte. 17 Sie sagte: »Diese sechs Maß Gerste hat er mir geschenkt; ›denn‹, so meinte er, ›du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen!‹« 18 Sie sprach darauf: »Warte ab, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache verläuft. Jedenfalls wird der Mann nicht eher ruhen, bis er heute noch die Angelegenheit erledigt hat.«


Fußnote

3,1-18: Der Rat der Noëmi und die Handlungsweise der Rut werden oft mißdeutet. Rut selbst bietet keinerlei Angriffsfläche, da sie zum Gehorsam verpflichtet war. Wie kann aber Noëmi gerechtfertigt werden? Sie hatte nach damaliger Rechtsauffassung die Pflicht, ihrem Mann und Sohn mit Hilfe des Lösers Nachkommen zu verschaffen. Noëmi baute ihren Plan darauf, daß der Besitzer die Nächte zur Worfelzeit bei seinem Korn zu verbringen pflegt, um Diebstähle zu verhindern. Man könnte nun fragen, ob der Weg zur Erreichung ihres Zieles richtig war. Wäre es nicht ehrenhafter gewesen, durch eine persönliche Aussprache Boas an seine Lösepflicht zu erinnern? Dazu aber hatte die Ausländerin zu große innere Hemmungen. Wir haben uns unter Boas einen älteren und gereifteren Mann vorzustellen, von dem man wohl erwarten konnte, daß er Rut nicht in Schande bringen würde. Der anscheinend so gefährliche Weg, bei dem sich Rut gleich im Brautstaat vorstellt, führte doch sicherer ans Ziel. Diese Szene ist außerordentlich spannend geschrieben, es fehlt ihr aber alles Sinnliche und Schwüle. Der Platz der Rut ist zu den Füßen des Boas, nicht an seiner Seite. Der Herr selbst führt die heikle Lage einem glücklichen Ende entgegen. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 04 |

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