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Version vom 15. November 2011, 18:40 Uhr

Das Buch der Richter

Kapitel 16

Stadttore von Gaza

1 Einmal begab sich Simson nach Gaza hinab. Er sah daselbst eine Dirne und ging zu ihr. 2 Die Leute von Gaza erfuhren: Simson ist hierhergekommen! Sie streiften umher und lauerten auf ihn die ganze Nacht im Stadttore. Sie verhielten sich die ganze Nacht über still, indem sie sprachen: »Nur noch bis zum Tagesanbruch, dann wollen wir ihn töten.« 3 Simson aber schlief bis Mitternacht. Dann stand er um Mitternacht auf, ergriff die Flügel des Stadttores samt den beiden Pfosten und hob sie zusammen mit dem Riegel aus. Er nahm sie auf seine Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges, der vor Hebron liegt.

Simson und Dalila

4 Danach verliebte er sich in eine Frau im Tale Sorek. Sie hieß Dalila. 5 Die Fürsten der Philister kamen zu ihr herauf und redeten ihr zu: »Betöre ihn doch und bringe in Erfahrung, worin seine große Kraft besteht, damit wir ihn bezwingen und fesseln können, um ihn zu überwältigen! Wir geben dir dafür ein jeder eintausendeinhundert Silberstücke.« 6 Da sprach Dalila zu Simson: »Sage mir doch, worin deine große Kraft besteht und womit man dich fesseln und überwältigen könnte!« 7 Simson erwiderte ihr darauf: »Wenn man mich mit sieben frischen, noch nassen Sehnen bindet, so werde ich schwach und bin wie jeder andere Mensch.« 8 Da brachten ihr die Philisterfürsten sieben frische, noch nasse Sehnen, und sie band ihn damit. 9 Ein Beobachter war bei ihr in der Kammer. Nun sprach sie zu ihm: »Philister wider dich, Simson!« Er aber zerriß die Sehnen, wie eine Schnur aus Flachs zerreißt, wenn sie Feuer verspürt. Worin seine Kraft lag, wurde nicht offenbar. 10 Da sprach Dalila zu Simson: »Siehe, du hast mich getäuscht und mir Lügen vorgeredet. Nun sage mir doch, womit man dich binden kann!« 11 Er antwortete ihr: »Wenn sie mich mit neuen Stricken fesseln, womit bisher noch keine Arbeit verrichtet worden ist, dann werde ich schwach und wie jeder andere Mensch.« 12 Da nahm Dalila neue Stricke, fesselte ihn damit und sprach zu ihm: »Philister wider dich, Simson!«, während ein Beobachter in der Kammer war. Er aber riß sie von seinen Armen wie einen Faden. 13 Darauf sagte Dalila zu Simson: »Bis jetzt hast du mich getäuscht und mir Lügen erzählt. Sage mir nun, womit man dich binden kann!« Er sprach zu ihr: »Wenn du die sieben Locken meines Hauptes in ein Gewebe einwirkst und mit dem Pflock festmachst, dann bin ich schwach und wie jeder andere Mensch.« 14 Sie schläferte ihn also ein, verwob die sieben Locken seines Hauptes mit dem Gewebe und machte sie mit dem Pflock fest. Dann sprach sie zu ihm: »Philister wider dich, Simson!« Er erwachte vom Schlaf und riß den Webepflock samt dem Gewebe heraus. 15 Sie sprach zu ihm: »Wie kannst du sagen: Ich liebe dich, während dein Herz nicht bei mir ist? Jetzt hast du mich schon dreimal getäuscht und mir nicht erzählt, worin deine große Kraft liegt.« 16 Als sie ihn nun mit ihren Reden die ganze Zeit bedrängte und ihm zusetzte, da wurde es ihm sterbensleid. 17 Er schüttete vor ihr sein ganzes Herz aus und sprach zu ihr: »Kein Schermesser ist über mein Haupt gekommen, denn ich bin ein Gottgeweihter vom Mutterschoße an. Werde ich geschoren, so verläßt mich meine Kraft. Ich werde schwach und bin wie jeder andere Mensch.« 18 Dalila merkte, daß er ihr sein ganzes Herzensgeheimnis mitgeteilt hatte. Sie sandte also hin und ließ die Philisterfürsten rufen mit den Worten: »Diesmal kommt selbst herauf; denn er hat mir sein ganzes Herzensgeheimnis verraten.« Da kamen die Philisterfürsten zu ihr und brachten die Silberstücke gleich mit. 19 Nun ließ sie ihn auf ihren Knien einschlafen, rief einen Mann und ließ die sieben Locken seines Hauptes abscheren. Damit begann sie, ihn zu schwächen, und seine Kraft wich von ihm. 20 Dann sprach sie: »Philister wider dich, Simson!« Er erwachte aus seinem Schlafe und dachte: »Ich werde wie immer davonkommen, ich brauche mich ja nur freizuschütteln.« Er wußte nicht, daß der Herr von ihm gewichen war. 21 Da ergriffen ihn die Philister, stachen ihm die Augen aus und brachten ihn nach Gaza. Sie fesselten ihn mit zwei ehernen Ketten, und er mußte im Gefängnis die Mühlsteine drehen. 22 Sein Haupthaar aber begann wieder zu wachsen, nachdem er geschoren war.

Simsons Tod

23 Die Fürsten der Philister kamen zusammen, um ihrem Gotte Dagon ein großes Opfer darzubringen und fröhlich zu sein. Dabei sprachen sie: »Unser Gott gab den Simson, unseren Feind, in unsere Gewalt!« 24 Als die Leute ihn sahen, rühmten sie ihren Gott und sprachen: »Unser Gott gab in unsere Gewalt unseren Feind, der unser Land verwüstet, der viele von uns umgebracht hat!« 25 Als sie nun in guter Stimmung waren, kamen sie auf den Gedanken: »Ruft doch den Simson herbei, er soll uns belustigen!« Da rief man den Simson aus dem Gefängnis herbei; er mußte ihnen als Spaßmacher dienen, und man stellte ihn zwischen die Säulen. 26 Simson sprach zu dem Knaben, der ihn an seiner Hand hielt: »Laß mich doch, daß ich die Säulen betasten kann, auf denen das Haus ruht, um mich daran zu lehnen!« 27 Der Palast war von Männern und Frauen angefüllt. Dort waren alle Fürsten der Philister beisammen. Auch auf dem Dach waren etwa dreitausend Menschen, Männer und Frauen, die sich den Spaß mit Simson anschauten. 28 Da rief Simson den Herrn an und sprach: »0 Gebieter und Herr, gedenke meiner und gib mir nur noch dieses eine Mal Kraft, o Gott! Ich möchte doch an den Philistern Rache nehmen wenigstens für das eine meiner beiden Augen!« 29 Dann packte Simson die beiden Säulen, auf denen das Haus in der Mitte ruhte, und stemmte sich gegen sie, gegen die eine mit seiner Rechten, gegen die andere mit seiner Linken. 30 Simson sprach: »Ich will sterben mit den Philistern!« Er streckte sich mit voller Kraft; da stürzte der Palast auf die Fürsten und alle Leute, die darin waren. Es waren der Toten, die er bei seinem Sterben umbrachte, mehr als derer, die er in seinem Leben getötet hatte.

Begräbnis

31 Nun kamen seine Brüder und all seine Familienangehörigen herab, holten ihn, brachten ihn hinauf und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grabe seines Vaters Manoach. Er war über Israel zwanzig Jahre lang Richter gewesen.


Fußnote

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