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Version vom 19. November 2011, 18:29 Uhr
Zweites Buch Samuel
Kapitel 6
Schicksale der Bundeslade
1 Nochmals versammelte David alle Auserlesenen in Israel, 30000 an der Zahl. 2 Dann machte er sich auf den Weg und zog mit dem ganzen Volke nach Baala in Juda, um von dort die Lade Gottes zu holen, die nach dem Namen des Herrn der Heerscharen benannt ist, der auf den Kerubim thront. 3 Man stellte die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und holte sie weg aus dem Haus Abinadabs, das auf dem Hügel stand. Ussa und Achjo, die Söhne Abinadabs, lenkten den Wagen, 4 beladen mit der Lade Gottes, wobei Achjo der Lade vorausging. 5 David und das ganze Haus Israel tanzten vor dem Herrn unter dem Spiel von Klappern aus Zypressenholz, von Zithern, Harfen, Pauken, Schellen und Zimbeln. 6 Als sie aber zur Tenne Kidons kamen, griff Ussa nach der Lade Gottes und faßte sie an; denn die Rinder waren durchgegangen. 7 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Ussa. Gott schlug ihn dort wegen der Unehrerbietigkeit. Er starb daselbst bei der Lade Gottes. 8 David wurde tief erschüttert darüber, daß der Herr Ussa so weggerissen hat. Man nennt daher heute noch diesen Ort Perez-Ussa (»Wegriß Ussas«).
9 Damals geriet David in Furcht vor dem Herrn und dachte: »Wie soll da die Lade des Herrn zu mir kommen?« 10 David verzichtete also darauf, die Lade des Herrn zu sich in die Davidsstadt zu schaffen, und er brachte sie in das Haus des Obed-Edom aus Gat. 11 So weilte die Lade des Herrn drei Monate lang im Haus des Obed-Edom. Der Herr aber segnete Obed-Edom und sein ganzes Haus.
Der Tanz vor der Lade
12 Dem König David ward berichtet: »Der Herr hat das Haus des Obed-Edom und all sein Eigentum um der Lade Gottes willen gesegnet!« David zog also hin und holte frohen Herzens die Lade Gottes aus dem Hause des Obed-Edom in die Davidsstadt hinauf. 13 Als aber die Träger der Lade des Herrn die ersten sechs Schritte getan hatten, opferte er ein Rind und einen Büffel. 14 David drehte sich im Tanz mit aller Kraft vor dem Herrn, mit einem Schulterkleid aus Linnen umgürtet. 15 So brachten David und das ganze Haus Israel die Lade des Herrn unter Jubel und Posaunenklang hinauf. 16 Während die Lade in die Davidsstadt einzog, blickte Michal, die Tochter Sauls, durch das Fenster. Sie sah, wie der König David vor dem Herrn hüpfte und sich im Tanz drehte, und hegte Verachtung für ihn in ihrem Herzen. 17 Man brachte die Lade des Herrn hinein und stellte sie an den für sie bestimmten Platz in der Mitte des Zeltes, das David dafür errichtet hatte. David brachte Brand- und Friedopfer vor dem Herrn dar. 18 Als er die Brand- und Friedopfer vollzogen hatte, segnete er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen. 19 Er verteilte dem ganzen Volk, der ganzen Menge Israels, Männern und Frauen, jedem ein Ringbrot, einen Dattelkuchen und einen Rosinenkuchen. Dann gingen alle weg, ein jeder in sein Haus.
Michals Vorwürfe
20 David kehrte heim, um seinem Haus den Segensgruß zu entbieten. Da trat ihm Michal, die Tochter Sauls, entgegen. Sie sprach: »Wie würdevoll hat sich doch heute der König von Israel aufgeführt, da er sich heute vor den Dienstmägden seiner Untertanen entblößte, wie sich sonst höchstens einer vom Gesindel bloßstellt!« 21 David gab jedoch Michal zur Antwort: »Vor dem Herrn, der mich vor deinem Vater und seinem ganzen Hause bevorzugt und mich zum Fürsten über das Volk des Herrn, über Israel, bestellt hat, will ich tanzend spielen! 22 Ja, noch mehr als diesmal will ich mich erniedrigen und vor mir selbst ganz gering werden! Vor den Dienstmägden aber, von denen du sprichst, werde ich Ansehen genießen.« 23 Michal aber, die Tochter Sauls, blieb kinderlos bis zu ihrem Tode.
Fußnote
6,1-23: Der politische Mittelpunkt eines Landes war im Altertum auch der religiöse. Über Jerusalem gelang es zwei rivalisierende Hohepriester zu versöhnen. Ebjatar, der Sohn Achimelechs, war nach der Ermordung seines Vaters zu David geflüchtet (1Sam 22,11-23). Saul stellte Zadok zum Hohenpriester auf, den David übernehmen mußte. Die Aussöhnung gelang dadurch, daß sich Ebjatar freiwillig unterordnete. Zadoks Geschlecht behielt die Würde bis 175 v. Chr. • 2: Baala ist der alte Name für Kirjat-Jearim; vgl. Jos 15,9; 1Sam 7,1. • 6f: Die hl. Lade durfte nicht berührt werden (4Mos 4,15). Daß sogar ein gutgemeintes Vorgehen so hart bestraft wurde, ist uns heute kaum begreiflich, nicht aber der alttestamentlichen Denkweise, die in solchen Fällen nur den äußeren Tatbestand berücksichtigte. Vielleicht lag in Wirklichkeit nur ein Unglücksfall vor. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 |
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