Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore10.Februar

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10. Februar HL. SCHOLASTIKA, JUNGFRAU
Gedenktag
LESEHORE ZWEITE LESUNG

Gregor der Große (+ 604)

Aus den Dialogen über das Leben und die Wunder der italischen Väter.


Die mehr Liebe hatte, vermochte auch mehr

Scholastika, die Schwester des heiligen Benedikt, war von frühester Jugend an dem allmächtigen Gott geweiht. Sie pflegte einmal im Jahr zu ihrem Bruder zu kommen. Der Mann Gottes stieg dann hinunter zu ihr, zu einem Klostergut, nicht weit von der Pforte. Eines Tages kam sie nach ihrer Gewohnheit, und ihr ehrwürdiger Bruder stieg mit seinen Schülern zu ihr hinab. Den ganzen Tag verbrachten sie im Lob Gottes und in heiligen Gesprächen. Als die Nacht hereinbrach, aßen sie miteinander. Als es über ihren frommen Gesprächen spät wurde, bat ihn die heilige Ordensfrau: „Bitte, verlaß mich diese Nacht nicht, laß uns bis Tagesanbruch über die Freuden des Himmels sprechen." Er aber erwiderte: „Schwester, was redest du da? Nein, nein, ich kann nicht außerhalb der Zelle bleiben!"
Als die heilige Ordensfrau das Nein ihres Bruders vernahm, legte sie die Hände mit verschränkten Fingern auf den Tisch und beugte ihren Kopfüber die Hände, um zum allmächtigen Herrn zu beten. Als sie den Kopf wieder vom Tisch erhob, herrschte ein derart gewaltiges Blitzen und Donnern, und ein solcher Regen brach los, daß weder der ehrwürdige Benedikt noch die Brüder, die mit ihm dabei waren, den Fuß über die Schwelle des Ortes setzen konnten, an dem sie beisammen saßen. Da fing der Mann Gottes betrübt an, sich zu beklagen: ,Der allmächtige Gott verzeihe dir, Schwester, was hast du getan?" Da antwortete sie: „Ich habe dich gebeten, und du wolltest nicht auf mich hören. Da bat ich meinen Gott, und er erhörte mich. Geh hinaus, wenn du kannst, verlaß mich und kehre ins Kloster zurück!"
Er aber, der freiwillig nicht bleiben wollte, blieb wider Willen, und so kam es, daß sie die ganze Nacht durchwachten und sich durch Gespräche über das geistliche Leben in gegenseitigem Austausch erquickten.
Kein Wunder, daß die Frau mehr vermochte als er; denn nach dem Wort des Johannes: „Gott ist die Liebe“ (1), war es nur gerecht, daß sie mehr vermochte, weil sie mehr Liebe hatte. Drei Tage später stand der Mann Gottes in seiner Zelle. Als er zum Himmel aufblickte, sah er die Seele seiner Schwester, dem Leib entrückt, in Gestalt einer Taube in das Geheimnis des Himmels eingehen. Da freute er sich über ihre große Herrlichkeit, dankte dem allmächtigen Gott mit Lobeshymnen und schickte Brüder, ihren Leib zum Kloster zu holen und in das Grab zu legen, das er für sich selbst gerichtet hatte. So kam es, daß das Grab ihre Leiber nicht trennte, wie ihr Geist immer in Gott verbunden war.
1. Joh.4,8.



RESPONSORIUM
R. In Gestalt einer Taube sah der Mann Gottes die Seele seiner Schwester in den Himmel eingehen,* und er freute sich über ihre große Herrlichkeit.
V. Er dankte dem allmächtigen Gott mit Lobeshymnen. * Und er freute sich über ihre große Herrlichkeit.



ORATION
Erhabener Gott, wir begehen das Gedächtnis der heiligen Jungfrau Scholastika. Laß uns nach ihrem Beispiel dir stets in aufrichtiger Liebe dienen und gewähre uns in deiner Güte einst einen seligen Heimgang zu dir. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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