Tobit
DAS BUCH TOBIAS
Das Ziel es Buches Tobias ist es, die Wahrheit darzustellen, dass dem Gerechten alle Dinge, auch zeitliche Leiden, zum Besten gereichen. Die wunderbaren Schicksale des Tobias werden in ihrer geschichtlichen Wahrheit berichtet mit allen Umständen von Genealogie, Chronologie und Geographie, welche dieselben umgeben. Welche Überzeugungskraft hätte auch eine nur erdichtete Erzählung haben können? Während die Wahrheit, welche im Buche Job vor Augen gestellt wird, weniger aus den Schicksalen des frommen Dulders als aus den dichterischen Gesprächen, welche geführt werden, hervorgeht, beruht in diesem Buche die ganze Kraft des Beweises auf der Wahrheit der Erzählung selbst.
Das Buch Tobias ist mit Benutzung der Aufzeichnungen der beiden Tobias ursprünglich hebräisch geschrieben. Da es in die Septuaginta aufgenommen war, wurde es von den älteren Juden bis zur Zeit Jesu als kanonisch angesehen. Die ältesten heiligen Väter (Polyk., Iren., Clem., Alex., Origen.) führen es mit der ausdrücklichen Bezeichnung als heilige Schrift an.
Die lateinische Übersetzung des hl. Hieronymus hat als nächstes Vorbild eine chaldäische Übertragung gehabt. Den chaldäischen Text hat der hl. Hieronymus indes nicht Wort für Wort wiedergegeben, sondern bald zusammenziehend und Überflüssiges streichend, bald den Sinn frei wiedergebend. Der griechische Text der Septuag. bietet in seinen verschiedenen Rezensionen die größten Abweichungen im Ausdruck wie in der Ausführlichkeit der Darstellung. Nach einer dieser Rezensionen ist die Itala gearbeitet. Da die Authentizität der Vulgata sich auf dieselbe Tatsache stützt wie die der Itala, den allgemeinen Gebrauch in der lateinischen Kirche, so kommt der durch sechs Jahrhunderte gebrauchten Itala (und dem ihr zugrunde liegenden Codex sinaiticus) gleichfalls Authentizität zu. Da ferner die Peschito mit ihrer griechischen Vorlage (Gr. C.) in der mit Rom verbundenen syrischen Kirche in Gebrauch ist und das höchste Ansehen genießt, ein anderer Text (Gr. A.) seit dem vierten Jahrhundert bei den katholischen Armeniern in Gebrauch ist, so kommt auch diesen ein hohes Ansehen zu. In historischen und geographischen Angaben ist die Itala am ausführlichsten, während die Vulgata die meisten Erwägungen enthält, welche sich auf Glauben und Sitten beziehen.