Kategorie:Ordenskatechismus:5.Kapitel:II-1-97
97. Worauf kann sich die Aufmerksamkeit bei mündlichen Gebeten erstrecken?
Die Aufmerksamkeit bei mündlichen Gebeten kann sich erstrecken
1. auf das gute Aussprechen der Worte und Sätze und auf die gute Haltung des Körpers,
2. auf den Sinn der Worte und Sätze,
3. einfach auf Gott und göttliche Dinge, ohne dass man auf den Sinn der einzelnen Worte und Sätze achtet.
Es muss mindestens die erste Art der Aufmerksamkeit vorhanden sein. Sie genügt auch, aber die zweite ist besser; sie ist „das Nächstliegende und Nützlichste, das Leichtere, auch das Bereicherndere und Fruchtbarere“ (Zimmermann). Die dritte Art zu beten ist ebenfalls vorzüglich. Man darf sich also z.B. während des Offiziums betrachtend in das Festgeheimnis des betreffenden Tages oder in das Leiden Christi versenken.
Der Anfänger befleißige sich zunächst der ersten Art der Andacht. Später wähle man die Art, zu der man eine ruhige und feste Neigung verspürt. Man darf auch je nach den Zeiten und den eigenen Bedürfnissen wechseln.
Die junge Ordensperson gewöhne sich von vornherein daran, ihre Gebete möglichst vollkommen zu verrichten. „Es ist im höchsten Grade zu bedauern, dass es in unserer Zeit religiöser Armseligkeit und Lauheit fast nichts gibt, wodurch Gott öfters verunehrt und wenigstens mit lässlichen Sünden beleidigt wird als das mündliche Gebet“ (Neudecker I 201).
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