Kategorie:Ordenskatechismus:6.Kapitel:II-2-115
115. Welche Fragen kann der Verstand erwägen, wenn der Betrachtungsgegenstand ein Fehler oder ein Laster ist?
Wenn der Betrachtungsgegenstand ein Fehler oder ein Laster ist, kann der Verstand folgende Fragen erwägen:
1. Worin besteht das Wesen dieses Fehlers oder Lasters?
2. Worauf beruht seine Torheit und Abscheulichkeit?
3. Welches sind die Schäden für das zeitliche und ewige Wohl des Menschen?
4. Welches sind seine Quellen und Wurzeln?
5. Welche Personen waren damit behaftet und sind deshalb abschreckende Beispiele?
Beispiel: Freventliches Urteil.
a) Wesen: Freventlich urteilt, wer ohne genügenden Grund etwas Böses vom Nächsten vermutet (Gewissenserforschung, Selbstanklage).
b) Torheit und Abscheulichkeit: Wer hat mich zum Richter über den Nächsten bestellt? Welche Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit! Wollte ich von andern so behandelt werden? (Beschämung, Reue, Bitte um Verzeihung);
c) Schaden: Das freventliche Urteil ist Sünde, entfremdet mich dem Nächsten, bringt Unruhe ins Herz, hindert jede Freude und macht jeden Fortschritt in der Tugend unmöglich (Erforschung, Eingeständnis, Reue, Bitte um Gnade);
d) Quellen und Wurzeln: Eigenliebe, Neid, unbesonnenes Wesen, Stolz, Abneigung (Erforschung, Eingeständnis, Beschämung, Reue);
e) Abschreckende Beispiele: Wenn ich über andere freventliche Urteile höre, wie stößt das mich ab! Wenn ich erfahre, dass über mich selbst freventlich geurteilt wurde, wie weh tut das mir! (Reue);
f) Vorsatz: Über diese Person........will ich mich heute jedes ungünstigen Urteils enthalten.
g) Geistlicher Blumenstrauß: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“
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