Kategorie:Nachfolge Christi:1-13

Aus Vulgata
Version vom 4. Juni 2015, 14:15 Uhr von Sr.theresia (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „'''(13) Von dem Widerstande gegen die Versuchungen.''' 1. Solange wir in dieser Welt leben, können wir von Trübsalen und Versuchungen nicht frei sein. Desw…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

(13) Von dem Widerstande gegen die Versuchungen.


1. Solange wir in dieser Welt leben, können wir von Trübsalen und Versuchungen nicht frei sein. Deswegen steht in dem Buch Job geschrieben: „Das Leben des Menschen auf Erden ist ein beständiger Streit.“ Daher sollte ein jeder wegen seiner Versuchungen in Sorgen sein, wachen und beten, damit der böse Feind keine Gelegenheit finde, ihn zu betrügen, denn er schläft niemals, sondern geht immer umher und suchet, wen er verschlinge. Niemand ist in der Vollkommenheit und Heiligkeit so weit gekommen, dass er nicht bisweilen Versuchungen empfindet, ja gänzlich können wir davon niemals befreit sein.
2. Die Versuchungen sind dem Menschen oft sehr nützlich, obwohl sie lästig und beschwerlich sind, denn in den Versuchungen wird er gedemütigt, gereinigt und belehrt. Alle Heiligen sind durch Trübsale und Versuchungen gewandelt und auf diesem Wege in der Tugend vorwärts geschritten. Diejenigen aber, welche die Versuchungen nicht aushalten mochten, wurden verworfen und verließen den Weg der Tugend. Es ist kein Stand so heilig, kein Ort so geheim, wo nicht Versuchungen und Widerwärtigkeiten sind.
3. Solange der Mensch lebt, ist er vor Versuchungen niemals ganz sicher, weil die Quelle und die Ursache der Versuchungen in uns ist, seitdem wir in der Begierlichkeit geboren worden sind. Weicht eine Versuchung oder eine Trübsal, so kommt gleich eine andere nach; und wir werden allzeit etwas zu leiden haben. Denn wir haben unsere ursprüngliche Glückseligkeit verloren. Viele wollen die Versuchungen fliehen und fallen in noch schwerere. Durch die Flucht allein können wir nicht überwinden, sondern durch Geduld und durch wahre Demut werden wir stärker als alle Feinde.
4. Wer nur äußerlich dem Übel abhelfen will und die Wurzel nicht ausreißt, der wird wenig ausrichten; die Versuchungen werden sogar geschwinder wieder zurückkommen, und es wird mit ihm nur schlimmer werden. Nach und nach, durch Geduld und Langmut, wirst du mit dem Beistande Gottes besser überwinden, als mit einiger Strenge und Ungestümigkeit. Zur Zeit der Versuchung beratschlage dich öfters mit anderen; und gehe mit Leuten, welche versucht werden, nicht hart um, sondern bemühe dich, ihnen Trost beizubringen, ebenso wie du wolltest, dass man in gleichen Umständen mit dir verfahren sollte.
5. Der Anfang aller sündhaften Versuchungen ist Unbeständigkeit des Gemüts und Mangel an Vertrauen auf Gott. Denn gleich wie ein Schiff ohne Steuerruder von den Wellen hin- und hergeworfen wird, ebenso wird ein träger Mensch, welcher seinem Vorsatz nicht getreu bleibt, auf verschiedene Arten versucht. Das Eisen wird durch Feuer und der gerechte Mensch durch Versuchung geprüft. Wir wissen oft nicht, was wir vermögen, aber die Versuchung zeigt uns, was wir sind. Übrigens muss man vorzüglich im Anfange der Versuchung wachen, weil der Feind leichter dann überwunden wird, wenn man ihm keinen Eingang in´s Herz gestattet, sondern sich ihm gleich, sobald er anklopft und da er noch außer der Türe ist, widersetzt. Daher sagt ein alter Dichter: Gleich im Anfang musst du eilen; Die Arznei kommt sonst zu spat, Wenn das Übel durch Verweilen Schon um sich gefressen hat. Denn zuerst stellt sich im Gemüte ein bloßer Gedanke ein, dann entsteht eine heftige Einbildung; darauf folgt die böse Lust und endlich sündhafte Bewegung und Einwilligung. Und so dringt sich der boshafte Feind nach und nach gänzlich ein, wenn man ihm nicht gleich anfangs Widerstand leistet. Und je länger der Mensch aus Trägheit nicht widersteht, desto mehr nehmen seine Kräfte täglich ab und desto mächtiger wird der Feind wider ihn.
6. Einige haben schwere Versuchungen zu leiden im Anfange ihrer Bekehrung, andere aber am Ende. Einige werden fast ihre ganze Lebenszeit hart geplagt; dagegen werden einige niemals hart versucht, wie es nämlich Gott gemäß Seiner Weisheit und Billigkeit anordnet, indem Er auf den Zustand und auf die Verdienste der Menschen sieht und alles zum Heile Seiner Auserwählten vorher bestimmt.
7. Wir müssen deswegen den Mut nicht sinken lassen, wenn wir versucht werden, sondern desto eifriger Gott bitten, dass Er sich würdige, uns in allen Trübsalen Hilfe zu leisten. Er wird auch, nach dem Ausspruche des hl. Paulus, die Versuchungen so mäßigen, dass wir dieselben ertragen können. Demütigen wir uns also unter der mächtigen Hand Gottes von ganzem Herzen in allen Versuchungen und Trübsalen, denn Er wird die im Geiste Demütigen erretten und erhöhen. 8. Die Versuchungen und Trübsale zeigen, was für einen Fortgang der Mensch in der Tugend gemacht hat; er hat da auch ein größeres Verdienst, und seine Tugend erscheint in einem helleren Lichte. Es ist nichts Großes, dass ein Mensch andächtig und eifrig ist, wenn er keine Beschwerde empfindet; aber wenn er zur Zeit der Widerwärtigkeit geduldig aushält, so kann man hoffen, er werde einen großen Fortgang machen. Einige werden vor heftigen Versuchungen bewahrt, aber oft in täglichen und leichten überwunden, damit sie gedemütigt werden und sich in heftigen Anfällen niemals auf sich selbst verlassen, wenn sie ihre Schwachheit bei so leichten Gelegenheiten erfahren.

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.