Kategorie:Das goldene Buch:Rundschreiben-7

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7. Nur durch das Kreuz können wir in das Reich Gottes eingehen


Schmeichelt ihr euch nicht, liebe Freunde des Kreuzes, Freunde Gottes zu sein oder es werden zu wollen? Entschließet euch also, den Kelch zu trinken, der unbedingt getrunken werden muss, um ein Freund Gottes zu werden: Calicem Domini biberunt et amici Dei facti sunt, „sie haben den Kelch des Herrn getrunken und sind Freunde Gottes geworden.“ Der innigstgeliebte Benjamin hatte den Kelch, und seine Brüder hatten nur den Weizen; der große Liebesjünger Jesu Christi folgte dem Drange seines Herzen, stieg mit auf den Kalvarienberg und trank aus dem Kelch. Potestis bibere calicem? „Könnet ihr den Kelch trinken?“ Gut ist es, die Ehre Gottes zu wünschen; aber sie zu wünschen und zu erbeten, ohne sich zu entschließen, alles aus Liebe zu ihr zu leiden, ist ein törichter und alberner Wunsch: denn nescitis quid petatis, „ihr wisset nicht, um was ihr bittet…“ Oportet per multas tribulationes, man muss es durch viele Trübsale zu erflehen suchen. Oportet, heißt es, man muss, es ist unbedingt notwendig und unerlässlich, durch viele Trübsale und Kreuze ins Himmelreich einzugehen. Mit Recht rühmt ihr euch, Kinder Gottes zu sein; rühmet euch also auch der Geißelstreiche, welche dieser gute Vater euch gegeben hat und in Zukunft noch geben wird, denn er züchtigt alle seine Kinder. Wenn ihr nicht zur Zahl seiner vielgeliebten Kinder gehöret, so gehöret ihr – welches Unglück, welcher Blitzstrahl! – so gehöret ihr nach den Worten des hl. Augustinus – zur Zahl der Verdammten. Wer in dieser Welt nicht seufzt wie ein Pilger und Fremder, wird sich in der anderen Welt auch nicht freuen als ein Himmelsbürger, sagt derselbe hl. Augustinus. Wenn Gott der Vater euch nicht von Zeit zu Zeit einige gute Kreuze schickt, so beweist dies, dass er eurer nicht mehr gedenkt oder gegen euch erzürnt ist. Er betrachtet euch nur noch wie Fremdlinge, die außer seinem Hause und nicht unter seinem Schutze sind, wie Stiefkinder, die an der Erbschaft des Vaters keinen Anteil haben und deswegen auch seine Pflege und Zurechtweisung nicht erfahren.

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