Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore3.September

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03. September
Hl. Gregor der Große, Papst, Kirchenlehrer


Gregor der Große (+ 604)

Aus einer Auslegung zum Buch Ezechiel


Aus Liebe zu Christus schone ich ´mich nicht in der Erklärung seiner Worte

„Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter.“1 Es ist bemerkenswert, dass der Herr, einen Mann, den er zum Predigen sendet, ´Wächter´ nennt. Der Wächter steht immer erhöht, um zu sehen, was von weitem kommt. Wer daher zum Wächter für sein Volk bestellt wird, muss durch seine Lebensführung hoch stehen, damit er durch Voraussicht nützen kann.

Wie hart ist für mich, was ich da sage: Im Sprechen treffe ich mich selbst; denn meine Zunge ist der Predigt nicht so gewachsen, wie sie es müsste, und soweit sie ihr gewachsen ist, bleibt das Leben hinter dem zurück, was die Zunge predigt.

Ich weigere mich nicht, meine Schuld zu bekennen. Ich sehe meine Stumpfheit und Nachlässigkeit. Vielleicht erwirkt mir meine Einsicht in die Schuld bei dem gütigen Richter Vergebung. Als Mönch im Kloster hatte ich die Möglichkeit die Zunge von allem überflüssigen Reden fernzuhalten und das immerwährende Gebet des Herzens fast ununterbrochen zu üben. Seitdem ist aber die Schultern unter die Last des Hirtenamtes beugen muss, kann sich mein Geist nicht mehr völlig gesammelt auf sich selbst besinnen, weil er sich teilen und auf vieles richten muss.

Bald muss ich mich um die Angelegenheit der Kirche, bald die der Klöster kümmern, oft über das Leben und das Tun einzelner Menschen nachdenken. Bald muss ich geschäftliche Dinge der Bürger über mich ergehen lassen, bald stöhne ich über die andringende Kriegsmacht der Barbaren und muss die Wölfe fürchten, die der mir anvertrauten Herde nachstellen. Bald muss ich mich um das Vermögen sorgen, damit die Mittel nicht ausgehen für die, denen es nach der Regel geschuldet wird. Dann wieder muss ich mit Gleichmut gewisse Räuber dulden oder ihnen begegnen mit dem Bemühen, die Liebe zu wahren.

Ist aber der Geist gespalten und zerrissen und gezwungen, so viele und wichtige Dinge zu bedenken, wann soll er sich dann auf sich selbst zurückziehen, um sich für die Predigt zu sammeln, wenn er sich dem Dienst der Wortverkündigung nicht entziehen will? Da ich, genötigt durch meine Stellung, oft mit Männern der Welt zusammenkomme, lockere ich manchmal die Zucht der Sprache. Verhalte ich mich nämlich anders, entsprechend der Strenge meines eigenen Urteils, dann fliehen mich – ich weiß es - die Schwächeren, und ich bringe sie niemals zu dem, wohin ich möchte. So kommt es, dass ich oft auch ihre nichtssagenden Reden anhöre. Weil aber auch ich selbst schwach bin, ziehen mich diese unnützen Reden doch auch an, und ich beginne sie gerne zu führen, obwohl ich sie doch anfangs nicht einmal gern hörte. Früher fürchtete ich zu fallen, jetzt macht es mir Vergnügen am Boden zu liegen.

Wer bin ich also und was für ein Wächter bin ich, dass ich nicht auf dem Berg meiner Aufgabe stehe, sondern im Tal der Schwachheit liege? Doch der Schöpfer und Erlöser des Menschengeschlechtes hat die Macht, mir, dem Unwürdigen, die Höhe der Lebensführung und die Wirksamkeit der Predigt zu schenken, da ich mich aus Liebe zu ihm in der Darlegung seiner Worte nicht schone.

(1) Ez 3,17.



RESPONSORIUM
R. Deine Vorschriften sind mein Erbe für immer, sie sind meines Herzens Freude, * mein Herz ist willig, dein Gesetz zu erfüllen.
V. Ich bin dein Knecht, gib mir Einsicht, dass ich verstehe, was du gebietest. * Mein Herz ist willig, dein Gesetz zu erfüllen.


ORATION
Gott, du bist deinem Volk gnädig und leitest es in Liebe. Höre auf die Fürsprache des heiligen Papstes Gregor und schenke allen, die in der Kirche am Amt der Leitung teilhaben, den Geist der Weisheit, damit dein Volk wachse und seinen Hirten zur ewigen Freude werde. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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