Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore05.Dezember

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05. Dezember
Hl. Anno, Bischof


Augustinus (+ 430)

Aus den Predigten über das Johannesevangelium

Das Leben – ein Streit

Wenn wir den irdischen Weg zurückgelegt haben und in das Vaterland gekommen sind, wer wird sich dann mehr freuen als wir, wer wird seliger sein als wir? Weil es ja nichts Friedlicheres geben wird; denn nichts wird sich mehr gegen den Menschen auflehnen. Jetzt aber, Brüder, leben wir nur schwer ohne Streit. Zur Eintracht sind wir zwar berufen, wir sollen Frieden halten untereinander; danach sollen wir streben und mit allen Kräften darauf hinarbeiten, dass wir einst zum vollendeten Frieden kommen; jetzt aber streiten wir häufig mit denen, für die wir sorgen wollen. Da verläuft sich einer, du willst ihn auf den rechten Weg führen; er aber setzt dir Widerstand entgegen, und du streitest. Du weisest auch deinen dir nahestehenden Bruder zurecht, er weilt bei dir im Hause, sucht aber verkehrte Wege; du bist in Sorge, wie du ihn besserst, damit du über ihn dem Herrn gute Rechenschaft ablegen kannst. Wie viele unvermeidliche Streitigkeiten auf allen Seiten!
Sehr häufig sagt ein Mensch im Überdruss bei sich selbst: Warum soll ich die Widersacher ertragen, die Gutes mit Bösem vergelten? Ich möchte ihnen helfen, sie aber wollen zugrunde gehen. Ich verzehre mein Leben mit Streiten, ich habe keinen Frieden. Ich mache mir zudem noch jene zu Feinden, die ich zu Freunden haben müsste, wenn sie nur auf die wohlwollende Gesinnung ihres Helfers Rücksicht nehmen würden. Warum soll ich das alles erleiden? Ich will mich auf mich zurückziehen, bei mir selber Einkehr halten und meinen Gott anrufen.
Ziehst du dich aber auf dich selbst zurück, findest du auch da Streit. Was für einen Streit, sagst du, finde ich da? Das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begehren des Geistes aber gegen das Fleisch1. Siehe, du selbst bist es, du bist allein, siehe, du bist bei dir selbst eingekehrt, siehe, du hast es mit keinem anderen zu tun; aber du siehst ein anderes Gesetz in deinen Gliedern, das mit dem Gesetz deiner Vernunft im Streit liegt und dich gefangenhält im Gesetz der Sünde, von dem deine Glieder beherrscht werden2. Rufe also aus deinem inneren Streit zu Gott, damit er dir Frieden gibt: „Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich aus diesem dem Tod verfallenen Leib erretten? Die Gnade Gottes durch Jesus Christus, unsern Herrn!“3 Denn er sagt: „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“4 Wenn der ganze Streit zu Ende ist, wird die Unsterblichkeit folgen, denn der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod5. Was für ein Friede wird dann sein? Dieses Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit6. Damit wir dorthin kommen, lasst uns, weil das gesagte dann Wirklichkeit sein wird, jetzt voll Hoffnung dem nachfolgen, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt.“7

(1) Gal 5,17. (2) Röm 7,23. (3) Röm 7,24. (4) Joh 8,12. (5) 1Kor 15,26. (6) 1Kor 15,53. (7) Joh 8,12.


RESPONSORIUM
R. Ihr seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt. * Denn der Geist Gottes wohnt in euch.
V. Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn. * Denn der Geist Gottes wohnt in euch.


ORATION

Allmächtiger Gott, erhöre unser Gebet am Gedenktag des heiligen Bischofs Anno, der allen, für die er Verantwortung trug, ein Helfer und ein leuchtendes Vorbild war. Gib, dass auch wir seine Fürsprache und seine Hilfe erfahren. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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