Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore3.Januar

Aus Vulgata
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V. Der Sohn Gottes ist gekommen und hat uns Einsicht verliehen.
R. Damit wir den wahren Gott erkennen.



JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG

Aus dem Brief an die Kolosser. 3,5-16


So ertötet denn, was an euren Gliedern noch irdisch ist: Unzucht, Unlauterkeit, Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. Derentwegen kommt das Strafgericht Gottes über die Söhne des Ungehorsams; deren Weg seid ehedem auch ihr gegangen, als ihr in diesen Dingen lebtet. Jetzt aber legt auch ihr dies alles ab: Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung, unehrbares Reden eures Mundes. Belügt nicht einander, die ihr den alten Menschen samt seinen Werken ausgezogen habt und angezogen den neuen, den man in seiner Erneuerung wiedererkennen soll nach dem Bilde dessen, der ihn schuf (1Mos 1,27). Da gilt nicht mehr Hellene und Jude, nicht Beschneidung und Unbeschnittensein, nicht Barbar, Skythe, Knecht, Freier, sondern alles und in allem Christus.
So ziehet denn an als von Gott erwählte Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt und verzeiht einander, falls einer dem andern gegenüber zu klagen hat; wie auch der Herr euch verzieh, so sollt auch ihr es tun. Über all das ziehet die Liebe an, sie ist das zusammenschließende Band der Vollendung. Der Friede Christi herrsche in euren Herzen; für ihn seid ihr ja gerufen in dem einen Leib. Auch dankbar sollt ihr sein. Das Wort Christi wohne in seiner Fülle unter euch: lehret und mahnet einander in Weisheit, und singet voll Dank in euren Herzen Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder! Alles, was ihr tut, in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus, und saget Dank Gott, dem Vater, durch ihn!

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )



RESPONSORIUM
R. Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt ihn als Gewand angelegt, * alle seid ihr einer in Christus, unserm Herrn. V. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau. * Alle seid ihr einer in Christus, unserm Herrn.



ZWEITE LESUNG

Augustinus (+430)

Zum Johannesevangelium.


Das Doppelgebot der Liebe

Immer und überall sollt ihr bedenken, daß man Gott und den Nächsten lieben soll: Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und mit dem ganzen Denken, den Nächsten wie sich selbst (1). Ihr sollt nicht aufhören, darüber nachzudenken und nachzusinnen; das müßt ihr festhalten und tun und verwirklichen. In der Reihenfolge des Doppelgebots steht an erster Stelle die Liebe zu Gott. In der Ordnung des Handelns kommt aber die Nächstenliebe zuerst. Der dir die Liebe in diesen zwei Geboten vorschreibt, wird dir nicht zuerst die Nächstenliebe ans Herz legen und dann erst die Gottesliebe, sondern die Gottesliebe zuerst und dann die Nächstenliebe. Du aber siehst Gott noch nicht; das verdienst du erst, wenn du den Nächsten liebst, den du siehst; indem du den Nächsten liebst, reinigst du dein Auge, um Gott schauen zu können. Einleuchtend sagt Johannes: „Wer seinen Bruder, den er sieht, nicht liebt, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht." (2)
Es wird dir gesagt: Du sollst Gott lieben! Wenn du mir erwiderst: Zeig mir, den ich lieben soll, was soll ich anders antworten, als was Johannes schreibt: „Niemand hat Gott je gesehen" (3) Damit du aber nicht glaubst, es sei dir völlig unmöglich, Gott zu sehen, sagt er: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott." (4) Liebe also den Nächsten; blicke in dein Herz, um zu erkennen, warum du den Nächsten liebst; dort wirst du Gott schauen auf deine Weise. Fang also an, den Nächsten zu lieben: „Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die Obdachlosen in dein Haus auf; wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn. Verachte nicht den Hausgenossen deiner Verwandtschaft." (5) Was wirst du erreichen, wenn du das tust? Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte." (6) Dein Licht ist dein Gott, dein Morgenlicht, dann, nach der Nacht der Welt, wird er dir aufstrahlen, der keinen Aufgang kennt und keinen Untergang: er bleibt allezeit.
Indem du den Nächsten liebst und für deinen Nächsten sorgst, machst du dich auf den Weg. Wohin geht dein Weg, wenn nicht zu Gott dem Herrn, zu ihm, den wir von ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit dem ganzen Denken lieben sollen? Wir sind zwar noch nicht beim Herrn angelangt. Aber wir haben den Nächsten bei uns. Trage den, mit dem du gehst, um zu dem zu gelangen, bei dem du ewig bleiben möchtest.

1. Mt.22,37.39. 2.Joh.4,20. 3.Joh.1,18. 4.Joh.4,16. 5.Jes.58,7 (Vet. Lat.). 6.Jes.58,8.



RESPONSORIUM
R. Gott hat uns zuerst geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt. * Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.
V. Wir haben die Liebe erkannt und an die Liebe geglaubt, die Gott zu uns hat. * Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.



JAHRESREIHE II:

ERSTE LESUNG

Aus dem Hohenlied. 5,2.6-11a.15b - 6,1

Ich schlief, mein Herz aber wachte; horch, mein Geliebter klopft an!« »Tu mir auf, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine fehlerlose! Denn voll von Tau ist mein Haupt, meine Locken von den Tropfen der Nacht!« 
Ich hatte meinem Geliebten geöffnet, doch mein Geliebter war weg, war fort; meine Sinne schwanden, wie er entschwand. Ich suchte nach ihm, aber fand ihn nicht; ich rief nach ihm, doch er gab keine Antwort. Es fanden mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt; sie schlugen und sie verwundeten mich; den Überwurf nahmen mir weg die Wächter der Mauern.
Die Schönheit des Bräutigams
Ich beschwör' euch, Töchter Jerusalems: Wenn meinen Geliebten ihr findet, was wollt ihr ihm melden? Dass ich krank bin vor Liebe!
»Was ist dein Geliebter vor anderen Geliebten, du Schönste unter den Frauen? Was ist dein Geliebter vor anderen Geliebten, dass du uns so beschwörst?« »Mein Geliebter strahlt weißlich und rosa, ist unter Tausenden zu erkennen. Sein Haupt ist gediegenes Gold, seine Locken sind Dattelrispen,
Sein Anblick ist wie der Libanon, auserlesen gleich Zedern. Süßigkeit ist sein Gaumen, seine ganze Person lauter Lust. Das ist mein Geliebter; ja, das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems!
»Wohin ist mein Geliebter gegangen, du Schönste der Frauen? Wohin hat sich dein Geliebter gewandt? Wir wollen mit dir nach ihm suchen!« 


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )



RESPONSORIUM
R. Dein Geliebter ist ausgezeichnet vor Tausenden. * Wir wollen ihn suchen mit dir.
V. Sein Haupt ist reines Gold, seine Gestalt ist wie der Libanon. * Wir wollen ihn suchen mit dir.



ZWEITE LESUNG

Mechtild von Magdeburg (+ um 1294)

Aus der Schrift „Das fließende Licht der Gottheit".


Gottes Atem muß mich in sich ziehen

Dies spricht die Braut Gottes:
Ja, ich frage ihn, Gottes Sohn, wohl, wenn wir
in die Blumen der heiligen Erkenntnis gehen.
Und bitte ihn voll Verlangen,
daß er mir die spielende Flut aufschließe,
die in der Heiligen Dreifaltigkeit fließt,
von der die Seele allein lebt.
Soll ich getröstet werden
nach dem Maß eines edlen Verlangens,
muß mich Gottes Atem in sich ziehen
ohne Beschwerlichkeit.
Denn die spielende Sonne
der lebendigen Gottheit
scheint durch das klare Wasser
der seligen Menschheit,
und die süße Lust des Heiligen Geistes
ist aus ihnen beiden gekommen
und hat mir alles genommen,
was unterhalb der Gottheit wohnt.
Mir schmeckt nichts denn Gott allein;
Ich bin dieser Welt ganz wunderlich tot,
ihren Geschmack
will ich mit Freuden entbehren,
damit Gott wunderbar gepriesen werde.
Denn wenn ich unwürdiger Mensch
mit meinen Kräften Gott nicht loben kann,
sende ich alle Kreaturen zum himmlischen Hof
und heiße sie Gott für mich preisen
mit all ihrer Weisheit,
mit all ihrer Liebe,
mit all ihrer Schönheit,
mit all ihrer Sehnsucht,
wie sie unverletzt von Gott geschaffen waren,
und auch mit all ihren Stimmen,
wie sie nun singen.
Wenn ich dieses große Lob anseh',
dann ist mir nirgends weh.
Ich kann es aber nicht leiden,
daß ein einziger Trost mich berühre,
außer von meinem Viellieben.
Meine irdischen Freunde liebe ich
wie Gefährten der Ewigkeit,
und meine Feinde liebe ich
in heiligem Schmerz nach ihrer Seligkeit.
Gott allein hat an allen Dingen genug,
nur allein die Berührung der Seele wird ihm nie genug.



Oder:
Theresia vom Kinde Jesus (+1897)

Aus einem Brief an Schwester Marie du Sacre-Coeur.


Meine Berufung ist die Liebe

Als beim Gebet meine Begierden mich ein wahres Martyrium erleiden ließen, schlug ich die Briefe des hl. Paulus auf, um irgendeine Antwort zu suchen. Das 12. und 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes fiel mir in die Hände. Ich las im ersten, daß nicht alle zugleich Apostel, Propheten, Lehrer usw. sein können, daß die Kirche sich aus verschiedenen Gliedern zusammensetzt und daß das Auge nicht zugleich Hand sein kann (1). Die Antwort war klar, stillte aber mein Sehnen nicht und brachte mir keinen Frieden. Wie Magdalena sich immer wieder über das leere Grab beugte und schließlich fand, was sie suchte, so erniedrigte ich mich bis in die Tiefen meines Nichts, und da erhob ich mich so hoch, daß ich mein Ziel erreichte (2). Ohne mich entmutigen zu lassen, setzte ich meine Lesung fort und fand Trost in folgendem Satz: „Strebt eifrig nach den vollkommensten Gaben, aber ich will euch einen noch vorzüglicheren Weg zeigen." (3) Und der Apostel erklärt, wie die vollkommensten Gaben nichts sind ohne die Liebe. Daß die Liebe4 der vortreffliche Weg ist, der mit Sicherheit zu Gott führt. Endlich hatte ich Ruhe gefunden. Den mystischen Leib der Kirche betrachtend, hatte ich mich in keinem der vom hl. Paulus geschilderten Glieder wiedererkannt, oder vielmehr, ich wollte mich in allen wiedererkennen. Die Liebe gab mir den Schlüssel meiner Berufung. Ich begriff, daß wenn die Kirche einen aus verschiedenen Gliedern bestehenden Leib hat, ihr auch das notwendigste, das edelste von allen nicht fehlt; ich begriff, daß die Kirche ein Herz hat und daß dieses Herz von Liebe brennt. Ich erkannte, daß die Liebe allein die Glieder der Kirche in Tätigkeit setzt, und würde die Liebe erlöschen, so würden die Apostel das Evangelium nicht mehr verkünden, die Märtyrer sich weigern, ihr Blut zu vergießen. Ich begriff, daß die Liebe alle Berufungen in sich schließt, daß die Liebe alles ist, daß sie alle Zeiten und Orte umspannt. Mit einem Wort, daß sie ewig ist! Da rief ich im Übermaß meiner überschäumenden Freude: O Jesus, meine Liebe, endlich habe ich meine Berufung gefunden, meine Berufung ist die Liebe!
Ja, ich habe meinen Platz in der Kirche gefunden, und diesen Platz, mein Gott, den hast du mir geschenkt; im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich die Liebe sein, so werde ich alles sein.

1. Vgl. 1.Kor.12, 29.12.21. 2.Hl. Johannes vom Kreuz, Gedichte, Zweiter Gesang über eine Ekstase. 3.1.Kor. 12,31. 4.Charite - die christliche Gottes- und Nächstenliebe.



RESPONSORIUM
R. Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und übt die Liebe, * weil auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, das Gott gefällt.
V. Die Liebe Christi drängt uns, wenn wir erklären: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben. * Weil auch «Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, das Gott gefällt.


Am Sonntag: Te Deum



ORATION
Allmächtiger Gott, dein Sohn ist durch die Geburt aus der Jungfrau uns in allem gleich geworden, außer der Sünde. Gib, daß wir in unserem Denken und Tun den alten Menschen ablegen und als neue Menschen ein neues Leben beginnen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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