Kategorie:Das goldene Buch:2Buch-2-1
Erster Beweggrund – Die Vorzüglichkeit dieser Hingabe
Wenn es auf Erden keine erhabenere Beschäftigung gibt, als den Dienst Gottes, und wenn der geringste Diener Gottes, reicher, mächtiger und vornehmer ist als alle Könige und Kaiser der Erde, falls diese keine Diener Gottes sind, wie groß muss dann der Reichtum, die Macht und die Würde des treuen und vollkommenen Dieners Gottes sein, der sich seinem Dienste ganz, ohne Rückhalt und mit allen Kräften weiht! Ein beneidenswerter, glücklicher Diener Gottes ist derjenige, der sich ganz und gar dem Dienste Jesu, dieses Königs der Könige, durch die Hände seiner heiligen Mutter hingegeben und nichts für sich selbst zurückbehalten hat: mit allem Gold der Erde und allen Schönheiten des Himmels ist er nicht zu bezahlen. Die zahlreichen Kongregationen, Vereine und Bruderschaften, welche zur Ehre unseres Herrn und seiner heiligen Mutter errichtet sind und so viel Gutes in der Christenheit vollbringen, verlangen nicht, dass man alles ohne Rückhalt gibt. Sie schreiben ihren Mitgliedern nur gewisse Werke und Übungen vor, durch die sie ihren Verpflichtungen genügen. Sie lassen ihnen Freiheit in allen ihren anderen Handlungen wie in der Benützung ihrer übrigen Lebenszeit. Die Andacht aber bewirkt, dass man Jesus und Maria alle seine Gedanken, Worte, Werke und Leiden und alle Zeit seines Lebens ohne Rückhalt schenkt. Mag man wachen oder schlafen, trinken oder essen, mag man die größten Handlungen oder die kleinsten verrichten, kurz alles, was man tut, auch wenn man nicht daran denkt, gehört Jesus und Maria kraft der vollkommenen Hingabe, wofern man sie nicht ausdrücklich widerrufen hat. Welch ein Trost! – Doch damit nicht genug! Wie schon erwähnt, gibt es keine andere Übung als diese, durch welche man sich so leicht einer gewissen Selbstsucht entäußert, die sich unbemerkt in die besten Handlungen einschleicht; und unser guter Jesus schenkt diese große Gnade zur Belohnung für die heroische und uneigennützige Tat, die man vollbringt, indem man ihm durch die Hände seiner heiligen Mutter den ganzen Wert seiner guten Handlungen überlässt. Wenn er schon in dieser Welt ein Hundertfaches denen gibt, welche um seiner Liebe willen die äußeren, zeitlichen und vergänglichen Güter verlassen, was wird dann das Hundertfache sein, das er demjenigen geben wird, der ihm seine inneren und geistigen Güter geopfert hat! Jesus, unser großer Freund, hat sich uns ohne Rückhalt geschenkt, Leib und Seele, Tugenden, Gnaden und Verdienste: Se toto totum me comparavit, sagt der hl. Bernhard: „Er hat mich ganz erworben, indem er sich ganz für mich hingab.“ Ist es da nicht Sache der Gerechtigkeit und der Dankbarkeit, dass wir ihm alles geben, was wir ihm geben können? Er war zuerst freigebig uns gegenüber; seien wir es auch ihm gegenüber und wir werden ihn in unserem Leben, in unserer Todesstunde und in der ganzen Ewigkeit noch viel freigebiger finden: Cum liberali liberalis erit.
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