Kategorie:Das goldene Buch:2Buch-2-6
Diese Andacht verleiht große innere Freiheit
Diese Andacht gibt allen, welche sie treu üben, große innere Freiheit, nämlich die Freiheit der Kinder Gottes. Da man sich durch diese Andacht zum Liebessklaven Christi macht und sich in dieser Eigenschaft ihm ganz weiht, nimmt dieser gute Meister zum Lohn für die Knechtschaft, welche man aus Liebe angenommen hat, von der Seele zunächst jede Angst und knechtische Furcht hinweg, welche nur dazu dient, sie zu beengen, zu beunruhigen und zu verwirren. Sodann erweitert er das Herz durch stetes Vertrauen auf Gott, indem er es zu ihm aufblicken lässt, wie zu seinem Vater, und flößt ihm schließlich zarteste, kindliche Liebe ein.
Ohne mich dabei aufzuhalten, diese Wahrheit durch Gründe zu beweisen, will ich nur kurz erzählen, was ich im Leben der Mutter Agnes von Jesus gelesen habe, einer Nonne aus dem Orden des hl. Dominikus im Kloster zu Langeac in der Auvergne, welche dort i.J. 1634 im Rufe der Heiligkeit gestorben ist. Als sie, erst sieben Jahre alt, große Seelenschmerzen litt, hörte sie eine Stimme, welche zu ihr sagte, wenn sie sich von all diesen Leiden befreien und vor all ihren Feinden schützen wolle, solle sie sich sobald als möglich zu Sklavin Jesu und seiner heiligsten Mutter machen. Nach Hause zurückgekehrt, erweckte sie sofort diesen Akt völliger Hingabe an Jesus und seine heilige Mutter, obwohl sie bis dahin gar nicht wusste, was diese Andacht zu bedeuten habe. Als sie dann eine eiserne Kette fand, legte sie sich diese um ihre Lenden und trug sie bis zu ihrem Tode. Nach diesem feierlichen Entschluss schwanden alle ihre Schmerzen und Ängste, und sie genoss so süßen Frieden und so große Freiheit des Herzens, dass sie sich veranlasst sah, diese Andacht mehreren frommen Personen mitzuteilen, die bald große Fortschritte darin machten. Zu diesen gehörten u.a. auch M. Olier, der Begründer des Seminars St. Sulpice, und mehrere andere Priester und Geistliche desselben Seminars. Eines Tages erschien ihr auch die allerseligste Jungfrau und legte ihr eine goldene Kette um den Hals, um ihre Freude darüber zu bezeugen, dass sie sich zur Sklavin ihres Sohnes und zur ihrigen gemacht hatte. Die heilige Cäcilia, welche die allerseligste Jungfrau hierbei begleitete, sagte ihr: Selig sind die treuen Sklaven der Königin des Himmels, denn sie erfreuen sich der wahren Freiheit: Tibi servire libertas.
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