Kategorie:Das goldene Buch:Rundschreiben-12

Aus Vulgata
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12. Süßigkeit des Kreuzes


Wenn du dagegen leidest, weil und wie Gott es will, so wird das Kreuz zu einem süßen Joch, welches Jesus Christus mit dir tragen wird; es wird deiner Seele Flügel geben, mit denen du dich zum Himmel schwingst; es wird zum Mastbaum des Schiffleins, das dich glücklich und leicht in den Hafen des Heiles bringt. Trage dein Kreuz mit Geduld, so wirst du Licht finden in so mancher geistigen Finsternis; denn was weiß der, welcher durch Versuchung nicht gelitten hat? Trage dein Kreuz mit Freuden, und du wirst mit dem Feuer der göttlichen Liebe entzündet werden; denn niemand lebt ohne Leiden in der reinen Liebe des Heilandes. Man pflückt Rosen nur unter den Dornen; das Kreuz allein bietet der Liebe Gottes Nahrung, wie das Holz dem Feuer. Erinnere dich des schönen Ausspruchs der Nachfolge Christi: „Je mehr du dir Gewalt antust im geduldigen Leiden, desto mehr wirst du in der Liebe Jesu Christi Fortschritte machen.“ Erwarte nichts Großes von jenen verzärtelten und trägen Seelen, die das Kreuz von sich stoßen, wenn es ihnen naht, und nie daran denken, es freiwillig auf sich zu nehmen. Eine solche Seele gleicht einem unbebauten Acker, der nur Unkraut hervorbringt, weil er nicht von weiser Hand gepflügt und umgegraben wird. Sie ist wie ein stehendes, faulendes Wasser, welches weder zum Waschen noch zum Trinken taugt. – Trage dein Kreuz mit Freuden, du wirst eine siegreiche Macht in ihm finden, der keiner deiner Feinde widerstehen kann und du wirst dabei einen Trost verkosten, dessen Süßigkeit mit nichts verglichen werden kann. Ja, meine Brüder, wisset, dass das wahre irdische Paradies darin besteht, etwas für Jesus Christus leiden zu können. Frage alle Heiligen und sie werden dir antworten, dass sie ihrer Seele nie ein kostbareres Mahl bieten konnten, als wenn sie die größten Qualen ertragen durften. „Mögen alle Qualen des Teufels sich über mich ergießen“, sagte der hl. Märtyrer Ignatius. „Leiden oder sterben“, sagte die hl. Theresia. Und „nicht sterben, sondern leiden“, rief die hl. Magdalena von Pazzis aus. „Leiden und um Deinetwillen, o Jesus, verachtet werden“, sagte der hl. Johannes vom Kreuz; und wie viele andere sprachen sich in ähnlicher Weise aus. Ja, der Hl. Geist selbst bezeugt, dass das Kreuz, welches man mit Freuden trägt, für viele die Ursache mannigfacher Wonne ist. Die Freude, die vom Kreuze kommt, ist unvergleichlich größer als das Glück eines Armen, der unversehens mit aller Art von Reichtümern überhäuft wird, oder eines Bauern, den man auf den Thron erhebt, größer als die Freude eines Kaufmannes, der Millionen gewinnt, oder eines Generals, der glorreiche Siege davonträgt, größer als die Freude der Gefangengen, die von ihren Ketten befreit werden. Ja, man stelle sich sonst noch alle möglichen Freuden vor: die Freude einer gekreuzigten Person, die in der rechten Gesinnung leidet, schließt alle anderen Freuden in sich, überragt sie alle.

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