Kategorie:Nachfolge Christi:3-16
(16) Den wahren Trost muss man allein in Gott suchen.
1. Was ich immer zu meinem Troste verlangen oder erdenken kann, das erwarte ich nicht hier, sondern in Zukunft. Wenn ich alle Tröstungen dieser Welt allein hätte und alle ihre Freuden genießen könnte, so ist des doch gewiss, dass sie nicht lange dauern würden. Deswegen kannst du, meine Seele, nicht ganz getröstet werden oder eine vollkommene Freude genießen, außer in Gott, welcher die Armen tröstet und die Demütigen aufnimmt. Warte nur eine kurze Zeit, meine Seele, warte auf die göttliche Verheißung, und du wirst im Himmel Überfluss an allem Guten haben. Wenn du allzu unordentlich nach diesem Vergänglichen trachtest, wirst du das Ewige und Himmlische verlieren. Wir dürfen zwar die zeitlichen Güter gebrauchen, aber unsere Begierde muss nach dem Ewigen gerichtet sein. Kein zeitliches Gut kann dich ganz ersättigen, weil du nicht erschaffen bist um diese Güter zu genießen.
2. Wenn du auch alle erschaffenen Güter hättest, so könntest du doch nicht glückselig und völlig zufrieden sein, sondern deine ganze Glückseligkeit und vollkommene Zufriedenheit besteht in Gott, welcher alles erschaffen hat. Dies ist aber nicht jene Glückseligkeit, welche man hier sieht und welche von den törichten Liebhabern der Welt gepriesen wird, sondern es ist eine Glückseligkeit, welche die wahren Gläubigen erwarten, und von welcher jene bisweilen einen Vorgeschmack haben, die nach dem Geiste leben, eines reinen Herzens sind und deren Wandel im Himmel ist. Aller menschliche Trost ist eitel und dauert nur kurze Zeit; aber der Trost, welchen man in seinem Innern von der Wahrheit empfängt, ist wahrhaft und bringt wahre Zufriedenheit. Eine andächtige Seele trägt Jesus, ihren Tröster, überall mit sich und sagt zu ihm: „Jesus, mein Herr, stehe mir überall und immer bei. Dies soll mein Trost sein, dass ich gerne alles menschlichen Trostes beraubt sein will. Und wenn auch Du mich nicht tröstest, so soll mir Dein Wille und diese gerechte Prüfung mein größter Trost sein. Denn Dein Zorn ist ja nicht unerbittlich, und Du wirst nicht immer drohen.“
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