Kategorie:Nachfolge Christi:Vorwort

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Das Buch von der Nachfolge Christi hat bei den Gläubigen so allgemeinen Beifall erhalten, dass außer der Heiligen Schrift vielleicht kein anderes zu finden ist, welches sich so weit verbreitet hätte und in der katholischen Kirche so allgemein bekannt geworden wäre. Die gelehrtesten und heiligsten Männer haben sie allzeit hochgeschätzt, und Leute aus allen Ständen mit Nutzen und Vergnügen gelesen. Der hl. Carolus Borromäus und der hl. Papst Pius V. ließen dasselbe nie von sich; sie nahmen es mit auf ihre Reisen und sahen es als einen Gefährten ihres Lebens an. Aus diesem Buche schöpfte der hl. Phillippus Nerius jene Heiligkeit, zu welcher er gelangt ist. Der hl. Ignatius von Loyola las, nach dem Zeugnisse des Gonzalez, täglich zwei Kapitel, eines nach der Ordnung, in welcher sie aufeinanderfolgen; das andere, wie es ihm bei der Öffnung des Buches ungefähr auffiel. Er tat dies nicht ohne besonderen Nutzen; und damit auch andere einen gleichen daraus ziehen möchten, unterließ er nicht, dasselbe nachdrücklich zu empfehlen. Die Hochschätzung ist ohne Zweifel auf den inneren Wert des Werkes selbst gegründet; denn die Lehre, welche darin vorgetragen wird, ist die reine Lehre Jesu Christi, welche Er uns in Seinem heiligen Evangelium hinterlassen hat. Nichts wird darin öfter und nachdrücklicher empfohlen, als die bösen Neigungen zu bezähmen, sich selbst zu verleugnen, das Zeitliche zu verachten, das Kreuz zu lieben, andere geduldig zu ertragen, die Unbilden gern zu verzeihen, nach dem inneren Frieden und nach der Reinheit des Herzens zu trachten; mit einem Worte, Christus nachzufolgen und sich eifrigst zu bestreben, jene Glückseligkeit zu erreichen, welche für uns bestimmt ist. Obwohl nun diese Lehren der verderbten Natur nicht angenehm sein können, so sind sie doch auf eine solche Art vorgetragen, dass man sie nicht ungern anhören wird. Dieses Buch ist für jedermann; für Junge und Alte; für Gelehrte und Ungelehrte; für Sünder und Gerechte; für jene, welche den Tugendweg erst angetreten haben, und auch für jene, welche schon zur christlichen Vollkommenheit gelangt sind. Alle werden daraus einen desto größeren Nutzen schöpfen, je weiter sie auf dem Wege der Tugend und Vollkommenheit fortschreiten. Sie werden hier eine unversiegliche Quelle antreffen; nachdem sie lange geschöpft haben, wird ihnen stets noch genug zu schöpfen übrig sein. Der eben so gottselige als gelehrte Kardinal Bellarmin sagte von sich selbst: „Ich habe diese Büchlein von Jugend auf bis in mein hohes Alter sehr oft gelesen und wieder gelesen, und es ist mir doch allzeit neu vorgekommen; auch jetzt find ich mein größtes Vergnügen daran.“ Der hl. Ignatius von Loyola, welchen wir schon oben angeführt haben, fand allzeit das darin, was gerade für den Zustand seiner Seele passend war; und eben dieses wird jeder andächtige Leser immer erfahren; besonders werden bedrängte Seelen vorzüglich darin Hilfe finden. Es braucht oft nicht mehr, als dieses Büchlein zu öffnen, um in der Traurigkeit Trost, in Zweifeln Rat, in der Anfechtung Stärke zu finden.


Wenn aber schon das nämliche Kapitel nach den Bedürfnissen des Lesers bald unterrichtet, bald tröstet, bald vom Bösen abschreckt, bald zum Guten antreibt, so wird es doch keineswegs unnütz sein, wenn man sich mit diesem Büchlein wohl bekannt macht und vorzüglich jene Kapitel merkt, welche für diese oder jene Umstände besonders tauglich sein möchten. Das dritte Buch ist größtenteils gesprächsweise verfasst. Gott redet da mit dem Menschen und unterweist ihn, muntert ihn auf, tröstet ihn liebreich und stärkt ihn mit der Hoffnung der künftigen Glückseligkeit; und der Mensch redet wieder mit Gott; er trät Ihm seine Armseligkeiten vor, bittet Ihn um Licht und Stärke, überlässt sich Seinen heiligsten Anordnungen und wirft sich Ihm mit völligem Vertrauen in die Arme. Es ist notwendig, dass der Leser dieses bemerke und auf den Unterschied der Redenden acht gebe, weil ihm sonst die Sache oft unverständlich sein würde. Das ganze vierte Buch handelt von dem heiligsten Altarsakrament, um uns diese hohe Geheimnis besser vor Augen zu stellen, unsern Glauben zu beleben, uns zum Vertrauen zu ermuntern, die Liebe in uns zu entzünden, und uns zum würdigen Empfang desselben vorzubereiten. Zu diesem Ende wird in mehreren Kapiteln die Vortrefflichkeit dieses heiligsten Sakramentes erwogen, und die Liebe des göttlichen Erlösers, welcher in demselben verborgen ist, zu Gemüte geführt. Der gütige Gott wolle Sich würdigen, dieses Werk zu segnen, damit es zum Heil der Seelen und zu Seiner Ehre etwas beitrage.

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