Kategorie:Ordenskatechismus:Anhang:A-VII
VII. Das Verhalten auf den Missionen.
45. (Die Tagesordnung.)
Damit die heiligen Missionen fruchtreich verlaufen, werde ich den Oberen bitten, damit einverstanden zu sein, dass die früher aufgestellte Missionsordnung von allen denen beobachtet werde, die mit mir ziehen wollen. Damit die Punkte der erwähnten Missionsordnung mit größter Genauigkeit beobachtet werden, will ich die hauptsächlichen hierhersetzen, um sie jeden Monat zusammen mit den andern zu lesen und mich immer mehr zu ihrer Beobachtung anzueifern.
Jeden Morgen werde ich sofort nach dem Erwachen meinen Geist wie gewöhnlich auf Gott richten und die oben erwähnten Akte vornehmen. Dann werde ich mich geißeln, die Prim und Terz beten, einen Punkt der Betrachtung lesen und mich eine halbe Stunde dem innerlichen Gebete hingeben. Auf die genannten Übungen und die Betrachtung werde ich zusammen eine Stunde verwenden. Darauf werde ich beichten und mich zur Feier der heiligen Messe anschicken. Wenn ich nicht den Unterricht zu geben brauche, werde ich beichthören. Ich werde mir Mühe geben, mich im Beichtstuhl in der Weise gesammelt zu halten, wie es oben gesagt wurde, um alles mit einer heiligen Vereinigung mit Gott zu tun. Wenn die Stunde des Frühstücks gekommen ist und ich vom Gefährten darauf aufmerksam gemacht worden bin, werde ich mit dem Beichthören aufhören und die Sext und die Non beten. Dann ist Gewissenserforschung wie im Kloster und Gewinnung des Ablasses. Nach dem Frühstück werde ich ein wenig ruhen, die Vesper und Komplet beten und mich ans Studium der Predigt begeben. Während dieses Studiums werde ich von Zeit zu Zeit den Geist zu Gott erheben. Bevor ich die Kanzel besteige, werde ich mich vor der Majestät Gottes auf die Erde niederwerfen, ihn um Hilfe anflehen und meine Worte in die Seite Jesu legen, wie es oben gesagt wurde. Während der Predigt werde ich von Zeit zu Zeit einen innern Blick auf die Güte Gottes richten und ihn bitten, die Herzen zu rühren. Nach der Predigt widme ich mich einige Zeit dem Beichthören, dann bete ich die Matutin, darauf stellen wir alle zusammen eine zweite Gewissenserforschung an wie im Kloster und gewinnen darauf den Ablass.
Diese beiden Gewissenserforschungen dürfen nie unterlassen werden, damit alles auf Gott gerichtet sei und aus reinem Eifer für das Heil der Seelen und zugleich mit großer Reinheit des Gewissens geschehe. Ich werde alle Vorsichtsmaßregeln anwenden, um bei den vorkommenden Arbeiten keine, auch nicht die geringste lässliche Sünde zu begehen. Ich bin dessen ganz gewiss, dass ohne diese ganz sorgfältige Wachsamkeit viele Fehler vorkämen. Daher nehme ich mir mit der Gnade Gottes vor, über mein Herz zu wachen und mich mitten in dem Trubel der Geschäfte nicht zu beunruhigen, sondern in Frieden und in Sanftmut zu verharren. Vor dem Abendessen werde ich ein zweites Mal beichten, damit die Seele durch das kostbarste Blut Jesu gereinigt werde und sich leichter mit Gott vereinigt halte.
46. (Gutes Beispiel.)
Um auf den Missionen Früchte für die Ehre Gottes zu erzielen, nehme ich mir an erster Stelle vor und werde ich mein ganzes Bestreben darauf richten, ein gutes Beispiel zu geben, zumal dies der heilige Vater Franziskus von uns verlangt; er will, dass wir mehr durch Beispiel als durch Worte predigen. Daher soll die Zurückgezogenheit noch viel mehr beobachtet werden als im Kloster. Wir werden uns nicht in der Öffentlichkeit zeigen außer beim Predigen, Messelesen und Beichthören.
Es darf in kein Haus gegangen werden aus Höflichkeitsrücksichten, für gewöhnlich noch nicht einmal zum Besuch der Kranken, es sei denn, dass ein Sterbender besonders darum bäte. Ich werde es den andern überlassen, alle Kranken an einem Tag nach der Mission zu besuchen. Ferner darf niemand mit uns essen, und wir werden nicht in andere Häuser zum Essen gehen, selbst dann nicht, wenn Prälaten und Persönlichkeiten von noch so hohem Rang uns dazu einlüden.
Es darf nie gestattet werden, dass in die Zimmer, in denen wir wohnen, Frauen eintreten, ganz gleich von welchem Rang und Stand sie sind oder unter welchem Vorwand das geschehen soll. Die Zimmer sollen gleichwohl mit frommem Sinn in Ordnung gehalten werden.
Alle sollen auf Brettern schlafen, damit durch die Anwendung von Abtötung und durch das gute Beispiel unsere Worte mehr Kraft haben, die Seelen zu Gott zu bekehren.
47. (Das Verhalten bei Tisch.)
Vor dem Abendessen wird das Tischgebet verrichtet wie im Refektor. Dann setzen sich alle mit Stillschweigen nieder, und es wird, jedoch kurz, ein Abschnitt aus einem frommen Buch vorgelesen. Darauf gibt der Obere das Zeichen, und alle sagen: „Deo gratias.“ Dann soll es erlaubt sein zu sprechen, aber mit leiser Stimme. Die Unterhaltung soll sich erstrecken auf Gewissensfälle oder auf andere Dinge, welche auf die Mission Bezug haben. Niemals darf gestritten oder mit lauter Stimme gesprochen werden, auch nicht in guter Absicht, eben um das schlechte Beispiel zu vermeiden, so dass alle Handlungen der Missionare von den Weltleuten gesehen werden könnten. Bei der frommen Unterhaltung während des Abendessens und nachher werde ich mich sehr in acht nehmen, etwas zu sagen, was den Gefährten Verdruss bereiten könnte. Wenn es auch gestattet ist, manches zu sprechen, was den ermüdeten Geist auffrischt, werde ich doch darauf achten, dass dies nicht geschieht mit Ausgegossenheit oder mit weltlichem Treiben oder auf andere unpassende Weisen, die die Seele zerstreuen. Wenn jemand dagegen fehlte, würde ich ihn mit Liebe darauf aufmerksam machen.
48. (Das Verhalten nach Tisch.)
Nach dem Abendessen wird das Dankgebet verrichtet wie im Kloster. Darauf ist eine kurze Unterhaltung, um über notwendige Dinge, die bei der Mission geordnet werden müssen, oder über einen Gewissensfall zu sprechen.
Darauf wird ein Zeichen mit der Schelle oder sonst ein Zeichen gegeben. Alle müssen dann das strenge Stillschweigen wie im Kloster halten. Ein jeder soll sich auf sein Zimmer zurückziehen, um zu ruhen, und soll sich hüten, durch ein Geräusch die andern zu stören.
49. (Die Abtötung im Essen.)
Die Gefährten, die mit mir auf Mission gehen, müssen sich der Lebensweise anpassen, die bisher beobachtet wurde. Es wird weder Fleisch noch Eier noch Fisch gegessen, es sei denn an den Orten, an denen sich nach entsprechender Bemühung kein Gemüse auffinden lässt. Wenn nämlich dieses durchaus nicht zu haben ist, sollen Milchspeisen oder, auf Meeresinseln, Fische gestattet sein. Was mich betrifft, so nehme ich mir vor, jeden Morgen in aller Strenge zu fasten. Mittags werde ich eine kleine Stärkung nehmen, die in einem Stück Brot und etwas Obst bestehen soll. Den Gefährten werde ich gestatten, an den Tagen, an denen kein Pflichtfasten ist, das für sie Notwendige, etwa eine Suppe oder etwas ähnliches, zu nehmen. Am Abend werden nur drei Sachen gegeben, nämlich zwei Suppen und Salat, der gekocht oder ungekocht auf beide Weisen zubereitet sein kann, damit sich alle sättigen können. Für diese Zeit will ich auch darauf sehen, dass die Menge eher zu groß als zu klein ist.
Wenn eine Suppe von auswärts gebracht wird, kann sie angenommen werden. Die Suppe, die der Bruder gemacht hat, kann dann den Armen gegeben werden, wenn sie von geringerer Güte wäre. In ähnlicher Weise können auch eine Platte Gemüse oder dergleichen Dinge angenommen werden, wenn sie geschickt werden. Aber auf keine Weise dürfen Kuchen, Süßigkeiten, Eingemachtes oder ähnliche feine, mit Zucker zubereitete Sachen angenommen werden, die nicht die gewöhnlichen Speisen der Armen sind, ob sie nun von Nonnen oder von andern Personen gesandt werden. Durch dieses gute Beispiel soll das Volk erbaut und davon überzeugt werden, dass wir nichts anderes suchen als die Ehre Gottes und sein ewiges Heil, und zwar mit Opfer und Entbehrungen.
50. (Auf der Reise.)
Wenn wir auf Missionen gehen, darf auf die Reise nichts zum Essen mitgenommen werden, weder zur Nahrung noch zu sonst einem Zweck. Ausgenommen sind die Reisen auf Flüssen oder auf dem Meere. Und dann soll Sparsamkeit und Armut herrschen. Es sollen nicht mehr als drei Portionen verabreicht werden oder höchstens noch etwas Salat.
Wir müssen immer darauf schauen, dass wir bei den Seeleuten oder Schiffern nicht Anstoß erregen, besonders nicht durch Reden. Wir müssen darin die größte Vorsicht walten lassen.
Was mich betrifft, so werde ich auf Reisen meine oben erwähnte Abtötung beibehalten, ebenso an den Tagen nach dem päpstlichen Segen, an denen es den Gefährten erlaubt sein soll, Fleisch oder Fisch zu essen, je nach den Zeiten. Ich werde mich davon wie gewöhnlich enthalten, um nicht die Lebensweise zu ändern, die mit dem heiligen Gehorsam in Einklang steht.
51. (Die Übung der Armut.)
Auf den Missionen werden wir nichts annehmen, außer das zum Lebensunterhalt Notwendige. Dieses werden wir bei den Armen erbetteln. Wir werden nur das rein Notwendige erbitten. Wenn uns aber Brot, Gemüse und ähnliches in größerer Menge gebracht wird, als nötig ist, so kann es zur Verteilung unter die Armen angenommen werden. Wir werden das dem Volke sagen, damit es mit gutem Beispiel geschieht. Etwas anderes darf nicht angenommen werden, von wem es auch sei, noch nicht einmal Andachtsgegenstände (es sei denn die Büchlein und andere gedruckte Zettel, die verteilt zu werden pflegen), damit so ein zuverlässiger Beweis gegeben werde, dass wir nichts anderes suchen als das Heil der Seelen.
52. (Die Übung des Gehorsams.)
Nach der für die Missionen früher aufgestellten Ordnung muss der Guardian einen Vorsteher erwählen, der alles wie ein Oberer leitet. Ich werde mich immer bemühen, dass ein anderer dieses Amt erhält. Ihm werde ich mich in allem unterwerfen, um ruhiger und friedlicher zu leben.
53. (Das Verhalten gegenüber den Weltleuten.)
Große Mühe werde ich mir geben, mich im Verkehr mit den Weltleuten zur Zeit der Mission leutselig und liebevoll zu zeigen, um sie für Gott zu gewinnen. Ich werde sehr höflich sein, besonders gegen die Priester. Ich werde mich vor ihnen verdemütigen, ihnen die geweihten Hände küssen und mich in allem ihrer Art anbequemen, damit sie der Mission wohlwollend gegenüberstehen und das Gute nicht stören.
Aus diesem Grund werde ich darauf sehen, dass zur Zeit der Mission keine Unordnungen vorkommen und keine Dinge, die wenig erbauen. Ich werde nicht gestatten, dass die Gefährten Verpflichtungen auf sich nehmen, zum Abschluss von Ehen oder Verträgen mitzuwirken, Geschäfte zu ordnen, Dienstmädchen in Stellung zu bringen oder andere Sachen zu betreiben, die Geschäftigkeit oder schlechten Eindruck verursachen oder wenig Frucht hervorrufen, weil dies dem höheren Gut der Mission Eintrag täte.
Bezüglich des Verkehrs mit Frauen werde ich die Gefährten ermahnen, zurückhaltend zu sein, nicht an abgelegenen Orten mit ihnen zu reden noch ihre Wohnungen zu betreten, außer wenn eine Frau sehr schwer krank ist; in diesem Falle sollen sie immer in Begleitung eines guten Priesters gehen. Auch im Beichtstuhl muss darauf geachtet werden, dass man nicht nur Frauen hört, sondern auf der einen Seite die Männer und auf der andern die Frauen. Diese darf man nicht häufig kommen lassen, besonders nicht, wenn sie jung sind; man muss sich ihrer sofort entledigen, wenn es sich nicht um eine notwendige Sache handelt. Ich werde nicht zulassen, dass vom Beichtvater Andachtsgegenstände ausgeteilt werden, weil dies aus sehr vielen Gründen sich nicht passt.
Nach der Mission werde ich keinen Briefwechsel unterhalten, weder mit Frauen noch mit Nonnen, es sei denn, um auf einen bestimmten Fall zu antworten; ich werde dann jedoch den Briefwechsel sofort abbrechen.
Ich werde auf den Laienbruder Acht geben, dass er sich in allem bescheiden, liebevoll und erbaulich beträgt. Das übrige wird der Missionsordnung entsprechend getan, damit alles in guter Ordnung und nach Gottes Wohlgefallen vor sich geht.
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