Kategorie:Ordenskatechismus:Anhang-Vorbemerkung

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Vorbemerkung des Übersetzers.


Worte, die unmittelbar von einem Heiligen stammen, machen erfahrungsgemäß einen besonders tiefen und nachhaltigen Eindruck auf die gläubige Seele. Deshalb sollen hier am Ende des Katechismus noch zwei kurzgefasste Anleitungen zum vollkommenen Leben aus der Feder eines großen Heiligen neuerer Zeit folgen: die „Vorsätze“ und die „Anleitung für eine gottliebende Seele“ des hl. Leonhard von Porto Maurizio*. Die „Vorsätze“ bieten in erster Linie den Ordensleuten Anregung, die „Anleitung“ richtet sich vor allem an eifrige Christen in der Welt.
Der hl. Leonhard wurde am 20. Dezember 1676 zu Porto Maurizio, einem Seestädtchen in der Nähe von Genua, von frommen Eltern geboren. Mit dreizehn Jahren kam er nach Rom zu einem Onkel, der ihm das Studium ermöglichte. Vom sechzehnten Lebensjahr an besuchte er fünf Jahre lang die Kollegien der Jesuiten und Dominikaner und widmete sich mit großem Fleiß humanistischen, philosophischen und medizinischen Studien. Dabei vergaß er Gott und seine Seele nicht. Unter der Leitung vortrefflicher Seelenführer und im Verein mit gleichgesinnten Freunden lag er eifrig den Werken der Frömmigkeit, der Buße und auch schon des Seeleneifers ob.


Lange Zeit war er über seinen Beruf im Unklaren. Gott erhörte schließlich sein Gebet und führte den jetzt einundzwanzigjährigen Studenten der strengeren Richtung des Franziskanerordens zu, die einige Jahre vorher vom seligen Bruder Bonaventura von Barcelona von Spanien nach Italien verpflanzt worden war.
In den stillen Jahren der Vorbereitung zum Priestertum zeichnete er sich besonders durch Treue im Kleinen, glaubensvollen Gebets- und Opfergeist und glühende Liebe zu Gott und den unsterblichen Seelen aus. Sein inniger Wunsch war, nach der Priesterweihe in die Missionen nach China geschickt zu werden, um dort an der Bekehrung der Heiden zu arbeiten und im Martyrium für Gott sein Blut zu vergießen. Doch Gottes Vorsehung hatte ihn für ein anderes Arbeitsfeld und ein unblutiges Martyrium bestimmt. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer der Philosophie bei seinen jüngeren Mitbrüdern fiel er in eine schwere Krankheit. Durch die Hilfe der allerseligsten Jungfrau Maria fand er wunderbare Heilung. Die Oberen beauftragten ihn nun mit der Abhaltung von Volksmissionen. Dieser mühevollen Arbeit unterzog er sich mehrere Jahrzehnte lang mit heldenmütiger Aufopferung und ungewöhnlichem Erfolg. Viele hundert Städte, Dörfer und Klöster verdankten seinen Missionen und Exerzitien ihre sittliche Umwandlung und die Hebung ihres religiösen Eifers. Nach aufreibenster Tätigkeit im Dienste Gottes und der Seelen starb der Heilige im Jahr 1751, etwa fünfundsiebzig Jahre alt, in dem Kloster zum hl. Bonaventura zu Rom, in dem er vierundfünfzig Jahre zuvor seinen Beruf erhalten hatte. Pius VI. sprach ihn 1796 selig; Pius IX. reihte ihn 1869 in das Verzeichnis der Heiligen ein, und Pius XI. bestellte ihn zum himmlischen Patron der Volksmissionare. Vom hl. Leonhard sind eine Reihe kleinerer aszetischer Schriften und viele Predigten erhalten. Doch das Wertvollste, was wir von ihm besitzen, sind seine „Vorsätze“. Diese gestatten einen Blick in sein innerstes Leben. Wir erfahren durch sie das Geheimnis seiner großen Heiligkeit und seines staunenswerten Erfolges. Da sie alle wesentlichen Punkte des geistlichen Lebens behandeln, stellen sie ein Handbuch der Vollkommenheit, und zwar der höchsten Vollkommenheit, dar. Sie zählen zum Besten, was die aszetische Literatur aufweist, und stehen in einer Reihe mit den Bekenntnissen des hl. Augustin, der „Nachfolge Christi“, dem Exerzitienbüchlein des hl. Ignatius und der „Philothea“ des hl. Franz von Sales. Jedoch muss man im Auge behalten, dass der hl. Leonhard die Vorsätze zunächst nur für sich persönlich aufgestellt hat, dass er damit also keine allgemeinen Richtlinien und Vorschriften geben wollte. Man darf sie deshalb nicht ohne weiteres auf das eigene Leben übertragen. Auch beim hl. Leonhard ist, wie bei vielen anderen Heiligen, manches mehr zu bewundern als nachzuahmen. Das gilt besonders von seinen körperlichen Strengheiten, aber auch von einigen seiner Gebetsübungen. Bei der Anwendung der „Vorsätze“ lasse man sich daher von der christlichen Klugheit und dem Gehorsam gegen den Seelenführer leiten. Man strebe vor allem danach, sich mit dem Geiste des Heiligen zu erfüllen, mit seinem glaubensvollen Gebetsgeist, seiner heldenmütigen Opfergesinnung und seiner glühenden Liebe zu Gott und den Menschen. Dann werden die „Vorsätze“ einen überaus heilsamen Einfluss auf das praktische Leben ausüben und zu großmütigem Streben nach Heiligkeit anspornen.
Die „Anleitung für eine gottliebende Seele“ enthält Ratschläge an eine Person, die mitten im Getriebe der Welt steht und bei aller Sorge für die Familie und trotz vieler zerstreuenden Geschäfte ein tugendhaftes Leben führen möchte. Der hl. Leonhard hat sie im Jahre 1715 für einen bestimmten, uns aber nicht weiter bekannten frommen Kaufmann geschrieben. Das erklärt manche ganz persönlich gehaltenen Bemerkungen.



  • Benedetto Innocenti O.F.M., S. Leonardo da Porto Maurizio O.F.M. Operette e Lettere inedite. Arezzo 1925, Tip. Beucci. S. 3 ff. u. 27 ff.

Wir bieten die Vorsätze des Jahres 1728. Sie sind erst vor einigen Jahren von P. Innocenti gefunden worden und werden hier zum ersten Mal dem deutschen Leserkreis zugänglich gemacht. Die bisher bekannten Vorsätze sind vom Heiligen im Jahre 1745 geschrieben worden. (Vgl. deren Übersetzung in: Joh. Janssen S. V. D., Der seeleneifrige Priester, 2. Aufl. Stehl 1904, Anhang II.) Die beiden Fassungen unterscheiden sich nicht wesentlich, sondern hauptsächlich nur durch Umstellung der einzelnen Punkte.

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