Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore11.August
11. August
HL. Klara, Jungfrau
Klara von Assisi (+ 1253)
Aus einem Brief an die selige Agnes von Prag“
Achte auf Armut, Demut und Liebe zu Christus!
Glücklich der, dem es gegeben ist, vom heiligen Gastmahl zu trinken und mit dem ganzen Herzen dem anzuhangen, dessen Schönheit die seligen Scharen des Himmels immerfort bewundern, dessen Liebe uns bewegt, dessen Betrachtung uns erquickt, dessen Güte und Süße uns erfüllt, dessen Gedächtnis beglückend aufleuchtet, von dessen Duft die Toten lebendig werden und dessen herrliche Schau die Bürger des himmlischen Jerusalems erfreut. Dieses Jerusalem ist der Glanz der ewigen Herrlichkeit, der Widerschein des ewigen Lichtes, der ungetrübte Spiegel“1. Schau jeden Tag in diesen Spiegel, Königin, Braut Jesu Christi, und erblicke in ihm dauernd dein Angesicht. Schmück dich innen und außen, mit buntgestickten Kleidern2; geziert mit den Tugenden wie mit Blumen und prächtigen Kleidern, wie es der keuschen Tochter und Braut des höchsten Königs zukommt. In diesem Spiegel leuchten stetige Armut, heilige Demut und unaussprechliche Liebe, wie du das über den ganzen Spiegel hin mit Gottes Gnade erkennen kannst. Achte auf den Grund dieses Spiegels: die Armut des Kindes, das in der Krippe liegt und in Windeln gehüllt ist. Welch bewundernswerte Demut, welch erstaunliche Armut! Der König der Engel, der Herr über Himmel und Erde liegt in der Krippe! In der Mitte des Spiegels beachte die Demut, die selige Armut, die zahllosen Mühen und Schmerzen, die unser Herr zur Erlösung der Menschen auf sich nahm. Im Hintergrund des Spiegels schau die unaussprechliche Liebe, die ihn dazu trieb, am Stamm des Kreuzes zu leiden und auf eine Todesart zu sterben, die schimpflicher ist als alle andern. Darum richtete der ans Kreuz geheftete Spiegel, nämlich Christus, an die Vorübergehenden die Worte, auf die wir achten sollen: „Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz.“3 Er ruft es laut, er schreit es hinaus, und wir wollen ihm antworten einmütig mit einer Stimme: „Immer denkt meine Seele daran und ist betrübt in mir.“4. Darum lass sich hinfort noch mehr von der Glut der Liebe entflammen, o Königin, o Braut des himmlischen Königs.
Darüber hinaus betrachte seine unsagbaren Freuden, die ewigen Reichtümer und Ehren, verlange danach in überquellender Sehnsucht und Liebe! Rufe: „Zieh mich hinter dir her, wir eilen dem Duft deiner Salben nach“5, himmlischer Bräutigam! Ich will eilen und nicht nachlassen, bis du mich in die Hütte des Weinbergs führst, bis deine Linke unter meinem Kopf liegt und deine Recht mich umfängt1, bis du mich küsst mit dem beglückenden Kuss deines Mundes!
In dieser Betrachtung denk an deine arme Mutter und wisse, dass ich die frohe Erinnerung an dich unauslöschlich auf die Tafeln meines Herzens geschrieben habe, weil du mir lieber bist als alle.
(1) Weish 7,26. (2) Vgl. Ps 45,15. (3) Klgl 1,12. (4) Klgl 3,10. (5) Hld 1,3 – Vg. (6) Vgl. Hld 2,6.
RESPONSORIUM
R. Mögen auch Fleisch und Herz mir verschmachten, * Gott bleibt mein Fels und mein Anteil auf ewig.
V. Ich sehe alles als Verlust an, um Christus zu gewinnen und in ihm zu sein. * Gott bleibt mein Fels und mein Anteil auf ewig.
ORATION
Barmherziger Gott, aus Liebe zu dir hat die heilige Klara ein Leben der Armut geführt. Hilf uns auf ihre Fürsprache, dass wir unsere Wünsche mäßigen und mit ganzer Hingabe Christus nachfolgen, damit wir im Himmel dich, unser höchstes Gut, schauen dürfen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
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