Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore17.November

Aus Vulgata
Zur Navigation springen Zur Suche springen

17. November
Hl. Gertrud von Helfta, Ordensfrau, Mystikerin


Gertrud von Helfta (+ 1302)

Aus dem Buch „Der Gesandte der göttlichen Liebe“

Du hast Gedanken des Friedens über mich gedacht

Meine Seele preise dich, Herr und Gott. Mein Schöpfer, meine Seele preise dich, und aus meinem innersten Kern sollen dich bekennen deine Hulderweise, mit denen deine unfassbare Güte mich umgeben hat. Wie und wo immer ich kann, sage ich deiner unermesslichen Barmherzigkeit Dank, Ich lobe und verherrliche deine Langmut und deine Geduld. Du hast darüber hinweggesehen, dass ich meine Jahre als Kind und junges Mädchen, als heranwachsende junge Frau fast bis zum Ende meines fünfundzwanzigsten Lebensjahres in blinder Torheit durchlief und, wie es mir jetzt scheint, ohne Gewissensbisse in Gedanken, Worten und Werken alles tat, was mir passte und was mir möglich war. Du tratest nicht dazwischen, nicht durch den natürlichen Abscheu vor dem Bösen oder die Liebe zum Guten, die angeboren sind, noch durch Mahnungen der Mitmenschen von außen. So lebte ich, als wäre ich eine Heidin unter Heiden und hätte nie erkannt, dass du, mein Gott, das Gute belohnst und das Böse bestrafst.
Dabei hattest du mich von Kindheit an, das heißt vom fünften Lebensjahr an, berufen unter deinen ergebensten Freunden am Tisch des heiligen Glaubens zu leben. Liebster Vater, zur Genugtuung bringe ich dir das Leiden deines geliebten Sohnes dar, von der Stunde an, da er in der Krippe auf Stroh gebettet war, bis zu den Nöten, die er als Kind ertragen musste, bis zu den Entbehrungen des Knaben, den Widerwärtigkeiten des Heranwachsenden und den Leiden des jungen Mannes bis zur Stunde, in der er am Kreuz das Haupt neigte und mit lautem Schrei den Geist aufgab. Zum Ausgleich all meiner Nachlässigkeiten, liebster Vater, biete ich dir auch das ganze heilige Leben deines Eingeborenen dar mit all seinen Gedanken, Worten und Werken, von der heilige Stunde an, in der er, von der Höhe seines Thrones gesandt, unsere Erde betrat, bis hin zu jener Stunde, da er deinem väterlichen Angesicht die Herrlichkeit des siegreichen Fleisches vorstellen durfte.
Zum Dank versenke ich mich in den tiefen Abgrund der Demut. Mit deiner hocherhabenen Barmherzigkeit lobe und verehre ich deine liebe Güte, mit der du über mich, die so verirrt dahinlebte, Pläne des Heils hattest und nicht des Unheils1, indem du mich immer wieder mit der Größe deiner Wohltaten erhobst. Darüber hinaus wandtest du mir die unschätzbare Vertrautheit deiner Freundschaft zu und botest mir zur Fülle all meiner Freuden auf verschiedene Weise den edlen Schrein der Gottheit an, dein vergöttlichtes Herz.

(1) Vgl. Jer 29,11.


RESPONSORIUM
R. Mit ewiger Liebe hat der Herr sie geliebt. * Von ihrer Kindheit an hat er sie an sich gezogen. Er hat sie in die Einsamkeit geführt.
V. In Treue und Erbarmen hat er sie für immer sich verlobt. * Von ihrer Kindheit an hat er sie an sich gezogen. Er hat sie in die Einsamkeit geführt.


ORATION

Gott, du Sehnsucht deiner Geschöpfe, es hat dir gefallen, im Herzen der heiligen Gertrud Wohnung zu nehmen. Schenke auch uns auf ihre Fürbitte die Tröstungen deiner Gegenwart, bringe Licht in das Dunkel unseres Herzens und lass uns erfahren, dass du in uns lebst und wirkst. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.