Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore20.Oktober

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20. Oktober
Hl. Wendelin, Einsiedler


Augustinus (+ 430)

Aus einer Predigt zum ersten Johannesbrief

Steig auf den Berg und schau das Ziel

Ihr habt im Psalm gehört: „Aller Vollendung Ziel und Ende habe ich gesehen.“1 Was hatte der Psalmist geschaut? Hatte er etwa den Gipfel eines hohen und steilen Berges erstiegen und Ausschau gehalten und so den Umkreis der Erde und die Grenzen des ganzen Erdkreises gesehen? Sagte er darum: „Aller Vollendung Ziel und Ende habe ich gesehen“? Wenn das des Lobpreises würdig ist, so wollen wir den Herrn um scharfe leibliche Augen bitten und den höchsten Berg der Erde aufsuchen, um von seinem Gipfel aus aller Vollendung Ziel und Ende zu schauen. Doch du brauchst nicht weit zu gehen. Ich sag dir: Steig auf den Berg und schau das Ziel! Christus ist der Berg: Komm zu Christus, und du siehst von da aus das Ziel jeglicher Vollendung.
Was ist das Ziel? „Gott nahe zu sein ist mein Glück“2 Hast du dich an Gott angeschlossen und bist so den Weg zu Ende gegangen, so wirst du im Vaterland bleiben Merkt auf! Da strebt einer nach Geld: das sei dir nicht das Ziel. Geh daran vorüber wie ein Pilger! Nimm es und geh weiter; denke nicht daran, hier deine Ruhe finden zu wollen. Wenn du es liebst, verstrickt du dich in die Habsucht, und die Habsucht wird dir eine Fußkette sein; du kannst dann nicht mehr weitergehen. Geh also daran vorüber, suche das Ziel! - Du strebst nach körperlicher Gesundheit: Bleibe auch dabei noch nicht stehen. Denn was ist schon diese leibliche Gesundheit, die durch den Tod vernichtet, durch Krankheit geschwächt wird! Armselig, sterblich, vergänglich ist sie. Sei besorgt um sie, damit nicht etwa eine schwache Gesundheit dich an deinen guten Werken behindere; sie ist aber für dich nicht das Ziel, weil sie ja um eines andern willen gesucht wird.
Nur was um seiner selbst willen und ohne seinen anderen Lohn gesucht wird, ist das Ziel. Du suchst Ehrungen; vielleicht strebst du danach, um durch deine Tat das Wohlgefallen Gottes auf dich zu ziehen? Liebe nicht die Ehre als solche, damit du nicht dabei stehen bleibst! Du suchst Lob? Wenn du Gottes Lob suchst, tust du gut, wenn du dein eigenes suchst, handelst du schlecht, dann bleibst du am Wege kleben. Doch du wirst geliebt, wirst gelobst? Freue dich nicht, wenn du um deinetwillen gelobt wirst, werde gelobt im Herrn, so dass du singen kannst: „Im Herrn wird meine Seele gepriesen werden,“3 Wenn all das Deinige in Gott gelobt wird, so brauchst du nicht zu fürchten, dass dein Lob untergeht, weil Gott nicht untergeht Darum geh an all dem vorbei!
Seht, an welchen Werten wir vorübergehen, weil in ihnen das Ziel nicht liegt! Wir greifen sie auf, gleichsam unterwegs: wie in einer Herberge lassen wir uns davon erquicken und gehen weiter. Was also ist das Ziel? „Geliebte; wir sind Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden“, so steht es in diesem Brief. Noch also sind wir auf dem Weg. Noch müssen wir, wohin wir auch kommen, weiterwandern, bis wir ans Ziel gelangen. „Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“4 Das ist das Ziel. Dort ist ewiger Lobpreis, dort ein ewiges Halleluja ohne Aufhören. Dieses Ziel also meinte die Psalmstelle: „Aller Vollendung Ziel habe ich gesehen.“5

(1) Ps 119,96 (Vg.). (2) Ps 73,28 (Vg.). (3) Ps 34,3 (Vg.). (4) 1Joh 3,2. (5) Ps 119,96 (Vg.).


RESPONSORIUM
R. Herr, die Wege des Lebens hast du mir kundgetan. Du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht; * zu deiner Rechten Wonne auf ewig.
V. Du bist es, Herr, der mir mein Erbe gibt. * Zu deiner Rechten Wonne auf ewig.


ORATION

Gott, du Ursprung und Ziel, du hast deinen Knecht, den heiligen Einsiedler Wendelin, auf dem Weg der evangelischen Armut zur Freiheit des Geistes geführt und ihn zu unserem Fürsprecher bestellt. Hilf uns, dass wir in allen Sorgen dieses Lebens stets das eine Notwendige suchen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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