Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore28.September-Lioba
28. September
Hl. Lioba, Äbtissin
Rudolf von Fulda (+ 865)
Aus dem Leben der Äbtissin Lioba
Eine Frau von großen Tugenden
Bonifatius gab den Klöstern die Regel, nach der sie ihr Leben ausrichten sollten, und bestellte für sie treue Hüter. Den Mönchen gab er Sturmius zum Abt, für die Jungfrauen bestimmte er die Jungfrau Lioba zur geistlichen Mutter und wies ihr das Kloster Tauberbischofsheim zu, wo eine nicht geringe Anzahl von Dienerinnen Gottes lebte. Diese wurden nach dem Vorbild ihrer heiligen Meisterin Lioba durch das Studium der christlichen Lehre gebildet. Sie machten durch diese Unterweisung solche Fortschritte, dass mehrere von ihnen später selbst Meisterinnen wurden. So kam es, dass es in jenen Gebieten keine oder kaum Frauenklöster gab, die sich nicht um Lehrerinnen aus der Zahl ihrer Schülerinnen bemüht hätten.
Lioba war eine Frau von großen Tugenden und stand so fest zu ihrer einmal übernommenen Lebensaufgabe, dass sie nicht an ihre Heimat und Verwandtschaft dachte, sondern allen Eifer auf das begonnene Werk verwandte. Sie erwies sich untadelig vor Gott und war all ihren Untergebenen ein Vorbild an Heiligkeit in Wort und Tat. Ihr Aussehen war wie das eines Engels, ihr Wort erfreute das Herz, ihr Verstand war klar, ihre Klugheit groß, ihr Glaube katholisch, ihre Hoffnung ausdauernd, ihre Liebe sich selbst verströmend. Niemals hat jemand einen Fluch aus ihrem Mund gehört, niemals ging die Sonne über ihren Zorn unter1, Speise und Trank bot sie zwar anderen mit größter Zuvorkommenheit an, nahm sie aber für sich nur mit äußerster Mäßigung. Der Schriftlesung oblag sie mit solchem Eifer, dass sie das heilige Buch nicht aus der Hand legte außer beim Beten, Essen und Schlafen. Mit scharfem Verstand studierte sie die Bücher des Alten und Neuen Testamentes und prägte die göttlichen Gebote ihrem Gedächtnis ein. Darüber hinaus fügte sie der reichen Fülle ihres Wissens noch die Sprüche der Kirchenväter, die Beschlüsse der Konzilien und die Bestimmungen der ganzen kirchlichen Rechtsordnung hinzu.
Alles, was sie tat und bestimmte, war reiflich überlegt; bei allem was sie tat, bedachte sie zuvor den Ausgang, um nicht etwas später bereuen zu müssen, was, unüberlegt begonnen nicht vollendet werden konnte.
Da sie sich bewusst war, dass zu eifrigem Beten und fleißigem Lesen geistige Spannkraft nötig ist, pflegte sie im Wachen wie auch im übrigen Tugendstreben immer Maß zu halten.
Besonders sorgfältig pflegte Lioba die Gastfreundschaft: Allen, ohne Unterschiede der Person, öffnete sie ihr Haus und bereitete ihnen, wie eine sorgende Mutter, das Mahl, während sie selbst fastete. Auch wusch sie allen mit eigenen Händen die Füße, um die Anordnung des Herrn dienend zu befolgen.
(1) Vgl. Eph 4,26.
RESPONSORIUM
R. Seid einander in Liebe verbunden, in Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst. * Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.
V. Nehmt euch der Schwachen an, seid geduldig mit allen; bemüht euch immer, einander und allen Gutes zu tun. * Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.
ORATION
Allmächtiger Gott, du hast die heilige Äbtissin Lioba dazu berufen, am Missionswerk des heiligen Bonifatius mitzuwirken. Gib auch unserer Zeit Männer und Frauen, die durch ihr Gebet und ihre Arbeit in unserem Volk den Glauben lebendig erhalten. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
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