Kategorie:Stundenbuch:Lesung/LesehoreAllerheiligen

Aus Vulgata
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01. November
Allerheiligen

V Jubelt dem Herrn, ihr Gerechten.
R Den Frommen kommt es zu, Gott zu loben.

Aus der Offenbarung des Johannes (5,1-14)

Das versiegelte Buch und das Lamm
Und ich sah auf der Rechten dessen, der auf dem Throne saß, eine Buchrolle, innen und auf der Rückseite beschrieben und versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen mächtigen Engel, der mit lauter Stimme rief: »Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen?« Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde war imstande, die Buchrolle zu öffnen und Einblick in sie zu nehmen. Ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, die Buchrolle zu öffnen und Einblick in sie zu nehmen. Da sprach einer der Ältesten zu mir: »Weine nicht! Siehe, es siegte der Löwe aus dem Stamme Juda, der Wurzelspross Davids, um das Buch und seine sieben Siegel zu öffnen.« Und ich sah inmitten des Thrones und der vier Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet. Es hat sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt auf die ganze Erde. Es trat hinzu und nahm die Buchrolle aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß. Und als es das Buch entgegennahm, fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamme; jeder trug eine Harfe und goldene Schalen voll Rauchwerk - das sind die Gebete der Heiligen -, und sie sangen ein neues Lied: »Würdig bist du, [Herr,] das Buch entgegenzunehmen und seine Siegel zu lösen! Denn du wurdest geschlachtet und hast [uns] erkauft mit deinem Blute für Gott, aus jedem Stamm und jeder Sprache, aus jedem Volk und jeder Nation, und hast sie für unseren Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden.« Und ich sah, und hörte die Stimme vieler Engel im Umkreis des Thrones und der Wesen und der Ältesten, und ihre Zahl war zehntausend mal zehntausend und tausend mal tausend, und sie riefen mit lauter Stimme: »Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, die Macht zu empfangen und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre, Verherrlichung und Lobpreis.« Und jedes Geschöpf im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere, samt allem darin und darauf, hörte ich sprechen: »Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme sei der Lobpreis und die Ehre und die Verherrlichung und die Macht in alle Ewigkeit.« Die vier Wesen sprachen: »Amen.« Und die Ältesten fielen nieder [auf ihr Angesicht] und beteten [ihn] an [, der lebt in alle Ewigkeit].

(Quelle: Vulgata nach Hamp Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Wir danken dir, Herr, Gott und Herrscher des Alls, der ist und der war und der sein wird; * du hast deine Herrschaft ergriffen, und die Zeit ist gekommen, deine Knechte und Heiligen zu belohnen.
V. Danken sollen dir, Herr, all deine Werke, deine Frommen dich preisen. * Du hast deine Herrschaft ergriffen, und die Zeit ist gekommen, deine Knechte und Heiligen zu belohnen.


Bernhard von Clairvaux (+ 1153)

Aus einer Predigt zum Fest Allerheiligen

Lasst uns hineilen zu den Brüdern, die uns erwarten

Wozu dient den Heiligen unser Lob, wozu unsere Verherrlichung, wozu dieses ganze Hochfest? Was sollen ihnen irdische Ehren, da doch der Vater im Himmel sie ehrt, wie der wahrhaftige Sohn versprochen hat? Was soll ihnen unser Lobpreis? Die Heiligen brauchen unsere Ehren nicht. Unsere Frömmigkeit gibt ihnen nichts. Offenbar steht es in unserem, nicht in ihrem Interesse, dass wir ihrer gedenken und sie ehren. Ich gestehe, dass mich starkes Verlangen erfasst, wenn ich das bedenke.
Das aber ist das erste Verlangen, das die Gedächtnisfeier der Heiligen in uns erweckt oder verstärkt: dass wir ihre ersehnte Gemeinschaft erlangen und Mitbürger und Zeltgenossen der seligen Geister sein dürfen, dass wir uns unter die Schar der Urväter, die Reihe der Propheten, die Ratsversammlung der Apostel, das große Heer der Märtyrer, die Schar der Bekenner und die Chöre der Jungfrauen mischen dürfen, dass wir, mit allen Heiligen versammelt, an ihrer Freude Anteil gewinnen. Jene Gemeinde der Erstgeborenen1 erwartet uns, und wir denken nicht daran. Die Heiligen verlangen nach uns, aber wir unterschätzen es. Die Gerechten warten auf uns, und wir beachten es nicht.
Brüder, wir wollen endlich aufwachen und aufstehen mit Christus, suchen, was droben ist, und den Sinn darauf richten2. Wir wollen nach ihnen verlangen, die Sehnsucht nach uns haben. Wir wollen hineilen zu denen, die uns erwarten, mit den Wünschen des Herzens wollen wir ihnen entgegeneilen, die nach uns ausschauen. Nicht nur die Gemeinschaft der Heiligen wollen wir uns wünschen, sondern auch ihr Glück. Wir verlangen nach ihrer Gegenwart, wir wollen uns auch mit glühendem Eifer um ihre Herrlichkeit bemühen. Denn das ist kein verderblicher Ehrgeiz, und es ist keineswegs gefährlich, wenn die Herrlichkeit uns bewegt.
Das zweite Verlangen, das durch das Gedächtnis der Heiligen in uns entfacht wird, ist dieses: Wie ihnen, so möge auch uns Christus unser Leben, erscheinen, und wir mit ihm in Herrlichkeit3.
Bis dahin wird unser Haupt uns nicht so vor Augen gestellt, wie es ist, sondern wie es für uns geworden ist, nicht mit Herrlichkeit, sondern mit den Dornen unserer Sünden bekränzt. Das Glied des dornengekrönten Hauptes, schäme sich, üppig zu leben. Denn für dieses Glied ist der Purpur nicht Ehre, sondern Spott. Wenn der Herr kommt und sein Tod nicht mehr verkündigt wird4, dann wird uns bewusst, dass auch wir gestorben sind und dass unser Leben mit ihm in Gott verborgen ist5. Das Haupt wird in Herrlichkeit erscheinen, und mit ihm verherrlicht, werden die Glieder leuchten, wenn er nämlich unseren armseligen Leib verwandelt in die Gestalt des verherrlichten Hauptes, das er selbst ist6.
Nach dieser Herrlichkeit wollen wir mit vollem und zuversichtlichem Eifer streben. Damit es uns gestattet sei, auf sie zu hoffen und nach einer so großen Seligkeit auszuschauen, müssen wir uns auch sehr dringend die Fürsprache der Heiligen wünschen; denn auf ihre Fürbitte wird uns geschenkt werden , was unsere eigene Kraft nicht zu erlangen vermag.


(1) Vgl. Hebr 12,23. (2) Vgl. Kol 3,1.2. (3) Vgl. Kol 3,4. (4) Vgl. 1 Kor 11,26. (5) Vgl. Kol 3,3. (6) Vgl. Phil 3,23.


RESPONSORIUM
R. Ihr, meine Heiligen, musstet auf der Erde kämpfen. * Ich will euch den Lohn geben für euer Mühen.
V. Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, und empfanget das Reich. * Ich will euch den Lohn geben für euer Mühen.


Oder
Romano Guardini (+ 1968)

Aus der „Vorschule des Betens“.

In den Heiligen strahlt die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes

Die im Namen Christi sterben, gehen nicht ins Wesenlose, sondern in die Fülle heiliger Wirklichkeit ein. Das unwillkürliche Gefühl meint, die Toten würden schattenhaft, wendet sich von ihnen ab und sucht das warme Licht der irdischen Sonne; oder es glaubt, sie bekämen eine unheimliche, zerstörende Macht, und sucht sich davor zu schützen. Diese Empfindungen werden aber im Glauben überwunden. Er sagt uns, dass die in der Gnade Heimgegangenen zur „Herrlichkeit der Kinder Gottes“ und zur reinen Vollendung ihres Wesens im ewigen Lichte gelangen. Liegt es da nicht nahe, jene Menschen, die schon auf Erden Zeugen göttlicher Liebe und Macht gewesen sind, auch in ihrer Erfüllung aufzusuchen? So ist es denn auch geschehen, und wir finden von den frühesten christlichen Zeiten an eine lebendige Beziehung der Glaubenden zu jenen, die sich auf Erden in besonderer Weise als Freunde Gottes erwiesen haben, den Heiligen. Und zwar ist diese Beziehung sehr mannigfaltig.
Auf den ersten Blick scheint sie ganz in der Bitte um Hilfe zu bestehen, und diese Bitte hat recht, denn die Not des Daseins ist groß. In ihr die Liebe derer zu suchen, die ganz in Gottes Gemeinschaft eingegangen, mit seinem Willen eins und seiner Gnade voll sind, bedeutet nichts anders als die Verbundenheit des gläubigen Daseins.
Neben der Bitte tritt aber auch das Lob hervor: die Freude an dem frommen und edlen Leben der Heiligen; an der göttlichen Führung, die darin deutlich wird, an ihren Überwindungen und Taten. Sie sind Zeugen der Erlösung.
Die neue Schöpfung, die immerfort aus Christi Tat hervorgeht, ist verhüllt; alles widerspricht ihr, und der Glaube hat Mühe, sich der einstigen Vollendung gewiss zu halten. In den Heiligen strahlt „die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“3. auf und hilft der Hoffnung. Die Heiligen können auch eine besondere Bedeutung für die Weise erhalten, wie der einzelne sein Leben führt. Sie öffnen den Reichtum Christi. Dieser ist „das Licht“, einfach und alleinbegreifend zugleich; die Heiligen aber sind wie Prismen, welche seine Unbegreiflichkeit aufbrechen und bald diese, bald jene Farbe daraus erstrahlen lassen. So können sie dem Glaubenden helfen, sich selber besser aus Christus heraus zu verstehen und den Weg zu finden, den er gehen soll. Was aber im Tiefsten zu den Heiligen treibt, ist doch wohl einfach der Wunsch, bei ihnen zu sein, mit ihnen umzugehen, Anteil an ihnen zu haben. Es ist die Liebe, welche die Gemeinschaft derer sucht, die ganz in der Liebe gelebt haben und nun in ihr vollendet sind.

(1) Röm 8,21.


RESPONSORIUM
R. Preist unsern Gott, all seine Knechte und alle, die ihn fürchten, klein und groß; * der Herr ist König geworden, Gott, der Herrscher des Alls.
V. Jubelt dem Herrn, ihr Gerechten, den Frommen kommt es zu, Gott zu loben. * Der Herr ist König geworden, Gott, der Herrscher des Alls.


ORATION

Allmächtiger, ewiger Gott, du schenkst uns die Freude, am heutigen Fest die Verdienste aller deiner Heiligen zu feiern. Erfülle auf die Bitten so vieler Fürsprecher unsere Hoffnung und schenke uns dein Erbarmen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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