Kategorie:Stundenbuch:Lesung/LesehoreKarwoche-Mittwoch

Aus Vulgata
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V. Wenn ich von der Erde erhöht bin.
R. Werde ich alle an mich ziehen.


JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG

Aus den Klageliedern. 2,1-9


Zweites Lied: Der Zorn Gottes gegen Jerusalem

Weh, mit seinem Zorn umwölkt der Herr die Tochter Zion. Er schleudert vom Himmel zur Erde die Pracht Israels. Nicht dachte er an den Schemel seiner Füße am Tag seines Zornes. Schonungslos hat der Herr vernichtet alle Fluren Jakobs, niedergerissen in seinem Grimm die Bollwerke der Tochter Juda, zu Boden gestreckt, entweiht, das Königtum und seine Fürsten. Abgehauen hat er in Zornesglut jedes Horn in Israel. Er zog seine Rechte zurück angesichts des Feindes und brannte in Jakob wie flammendes Feuer, ringsum alles verzehrend. Er spannte den Bogen wie ein Feind, stand da, erhoben die Rechte. Wie ein Gegner erschlug er alles, was das Auge erfreut. Im Zelt der Tochter Zion goß er seinen Zorn aus wie Feuer. Wie ein Feind ist geworden der Herr, Israel hat er vernichtet. Vernichtet hat er alle Paläste, zerstört seine Burgen. Auf die Tochter Juda hat er gehäuft Jammer über Jammer. Er zertrat seine Wohnstatt wie einen Garten, zerstörte seinen Festort. Vergessen ließ der Herr auf Zion Festtag und Sabbat. In glühendem Zorn verwarf er König und Priester. Seinen Altar hat der Herr verschmäht, entweiht sein Heiligtum, überliefert in die Hand des Feindes die Mauern von Zions Palästen.
Man lärmte im Haus des Herrn wie an einem Festtag. Zu schleifen plante der Herr die Mauer der Tochter Zion. Er spannte die Meßschnur und zog nicht zurück die Hand vom Vertilgen. Trauern ließ er Wall und Mauer; miteinander sanken sie nieder. In den Boden sanken ihre Tore, ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern, keine Weisung ist da.


RESPONSORIUM
R. Jerusalem, du , tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind. * Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, doch du hast nicht gewollt.
V. Du hast deinen Nacken versteift und auf meine Worte nicht gehört. * Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, doch du hast nicht gewollt.


ZWEITE LESUNG

John Henry Kardinal Newman (+ 1890)

Aus dem „Mysterium der Dreieinigkeit und der Menschwerdung Gottes".


Er entäußerte sich und wurde den Menschen gleich.
Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz

„Als sie zum Ort kamen, der Schädelhöhe heißt, kreuzigten sie ihn“ (1) - zwischen zwei Verbrechern, und selbst dann hörten sie nicht auf, ihn zu verspotten und zu verhöhnen, sondern sie alle, Hoherpriester und Volk, gafften ihn an und hießen ihn, herabzusteigen vom Kreuze. Nun bitte ich euch zu erwägen, daß dieses Gesicht, so erbarmungslos geschlagen, das Gesiсht Gottes selber war; die Schläfen blutig von den Dornen, der heilige Leib ausgesetzt den Zuschauern und zerfleischt von den Geißeln, die Hände genagelt an das Kreuz, und später die Seite durchbohrt vom Speer: es waren der Leib und das heilige Fleisch und die Hände und die Schläfen und die Seite und die Füße Gottes selber, auf die die wutentfesselte Menge blickte. Das ist ein so furchtbarer Gedanke, daß, wenn der Geist ihn zum erstenmal faßt, es sicherlich schwierig sein wird, an etwas anderes zu denken; so daß, wenn wir daran denken, wir Gott bitten müssen, uns zu mäßigen und uns Kraft zu geben, richtig darüber zu denken, damit es nicht zuviel für uns werde.
Wenn wir also bedenken, daß der allmächtige Gott selber, Gott der Sohn, der Dulder war, werden wir besser als bislang die Beschreibung verstehen, die die Evangelisten von ihm gegeben haben; wir werden den Sinn seines Benehmens verstehen, sein Schweigen und die Worte, die er gebrauchte, wenn er sprach, und des Pilatus Schauern vor ihm... Erwäget die Worte des geliebten Jüngers in der Vorwegnahme seiner Wiederkunft am Ende der Welt. „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben; und alle Völker der Erde werden seinetwegen jammern und klagen. Ja, Amen.“ (2) Ja wir alle zu Wohl oder Weh werden eines Tages sehen jenes heilige Antlitz, welches Menschen geschlagen und entehrt haben; wir werden sehen jene Hände, die an das Kreuz genagelt wurden; jene Seite, die durchbohrt wurde. Wir werden all dieses sehen; und es wird der Anblick des lebendigen Gottes sein.

1. Vgl. Lk.23,33. 2. Offb.1,7.


RESPONSORIUM
R. Christus wird kommen auf den Wolken. * Es wird der Anblick des lebendigen Gottes sein.
V. Jedes Auge wird ihn schauen. * Es wird der Anblick des lebendigen Gottes sein.


JAHRESREIHE II:

ERSTE LESUNG
Aus dem Buch Jeremia. 11,18-20; 12,1-13

Mordpläne gegen Jeremia

Der Herr ließ es mich wissen, und so wußte ich es; damals ließest du mich ihr Treiben durchschauen. Ich selbst war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und ahnte nicht, daß sie gegen mich Böses planten: Wir wollen den Baum im Saft verderben; wir wollen ihn ausrotten aus dem Land der Lebenden, so daß man seinen Namen nicht mehr erwähnt. Aber der Herr der Heere richtet gerecht, er prüft Herz und Nieren. Ich werde sehen, wie du Rache an ihnen nimmst; denn dir habe ich meine Sache anvertraut.

Der Prophet in seelischer Not

Du bleibst im Recht, Herr, wenn ich mit dir streite; dennoch muß ich mit dir rechten. Warum haben die Frevler Erfolg, weshalb können alle Abtrünnigen sorglos sein? Du hast sie eingepflanzt, und sie schlagen Wurzel, sie wachsen heran und bringen auch Frucht. Nur ihrem Mund bist du nah, ihrem Herzen aber fern. Du jedoch, Herr, kennst und durchschaust mich; du hast mein Herz erprobt und weißt, daß es an dir hängt. Raff sie weg wie Schafe zum Schlachten, sondere sie aus für den Tag des Mordens! Wie lang noch soll das Land vertrocknen, das Grün auf allen Feldern verdorren? Weil seine Bewohner Böses tun, schwinden Vieh und Vögel dahin. Denn sie denken: Er sieht unsre Zukunft nicht. Wenn schon der Wettlauf mit Fußgängern dich ermüdet, wie willst du mit Pferden um die Wette laufen? Wenn du nur im friedlichen Land dich sicher fühlst, wie wirst du dich verhalten im Dickicht des Jordans? Selbst deine Brüder und das Haus deines Vaters handeln treulos an dir; auch sie schreien laut hinter dir her. Trau ihnen nicht, selbst wenn sie freundlich mit dir reden.

Klage Gottes über sein Land

Ich verlasse mein Haus, ich verstoße mein Erbteil. Meinen Herzensliebling gebe ich preis in die Hand seiner Feinde. Mein Erbteil wandte sich gegen mich wie ein Löwe im Wald. Es erhob gegen mich seine Stimme; deshalb bin ich ihm feind. Ist mir mein Erbteil zur Höhle einer Hyäne geworden, daß Raubvögel es umlagern? Auf, sammelt euch, alle Tiere des Feldes, kommt zum Fraß! Hirten in großer Zahl haben meinen Weinberg verwüstet, mein Feld zertreten, mein prächtiges Feld zur öden Wüste gemacht. Man verwandelte es in dürres Ödland, verwüstet liegt es vor mir. Das ganze Land ist verödet, doch keiner nimmt sich das zu Herzen. Über alle Hügel der Steppe drangen Verderber ein; denn das Schwert des Herrn frißt von einem Ende des Landes zum andern. Kein Mensch bleibt unversehrt. Sie haben Weizen gesät und Dornen geerntet, sie haben sich abgemüht, doch ohne Ertrag. Enttäuscht sind sie von ihrer Ernte; (sie ist vernichtet) durch den glühenden Zorn des Herrn.


RESPONSORIUM
R. Meine Seele ist betrübt bis in den Tod. Bleibt hier und wacht nÄt mir. Bald werdet ihr die Menge sehen, die mich umringen wird. * Ihr werdet fliehen, doch ich will hingehen, um mich zu opfern für euch.
V. Seht, die Stunde naht, da der Menschensohn in die Hände der Sünder überliefert wird. * Ihr werdet fliehen, doch ich will hingehen, um mich zu opfern für euch.


ZWEITE LESUNG

Romano Guardini (+ 1968)

Aus dem Buch „Der Herr".

Der Sinn der Herrenworte beim Abendmahl

Um den Sinn der Worte (der Herrenworte beim Letzten Abendmahl) haben fast zwei Jahrtausende gebetet und gedacht und gekämpft. Sie sind zum Zeichen einer Gemeinschaft geworden, heiliger und inniger als irgendwelche sonst; aber auch zum Zeichen einer tiefgehenden Trennung. Wenn wir also fragen, was sie bedeuten, wollen wir uns zuerst klarwerden, wie wir sie nehmen wollen. Die Antwort kann nur lauten: ganz schlicht, so wie sie dastehen. Der Text meint genau das, was er sagt. Jeder Versuch, ihn „geistig" zu verstehen, ist Ungehorsam und führt in den Unglauben. Wir haben nicht von uns aus zu bestimmen, was er heißen könnte, damit er „reiner Christlichkeit" entspreche, sondern ihn mit verehrender Sorgfalt zu nehmen, wie er lautet, und von ihm zu erfahren, was christlich rein ist. Als Jesus sprach und tat, wie hier berichtet wird, wußte er, daß es um etwas von göttlicher Bedeutung ging. Er wollte also verstanden sein und sprach so, wie er verstanden sein wollte. Das Mahl, das sie zusammen halten, ist eine Kultfeier. Sie enthält die Sühnehandlung von damals in Ägypten, als ein Lebendiges getötet wurde und sein Blut zum Zeichen für die Bewahrung des Volkes vor dem Verderben diente. In diese Stimmung hinein vollzieht Jesus seine Handlung: nimmt das Brot, dankt, preist Gott für die sich darin verwirklichende Gnade, segnet es, wie er vorher das Mahl gesegnet hat, bricht es, wie er vorher die Speise geteilt hat, gibt es den Seinen, wie er auch sonst als Hausvater im Lauf des Mahles den Teilnehmenden zum Zeichen der Verbundenheit Speisebissen gereicht hat: „Nehmet hin und esset. Dies ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Auf dem Tisch hat der dahingegebene Leib des Lammes gelegen, die Speisen des Alten Bundes. Sie können gar nicht anders, als das, was er sagt, in derselben Richtung zu verstehen, nämlich wirklich. Kulthaft geheimnisvoll wirklich, aber wirklich. Und wie er vorher den Becher des Alten Bundes gesegnet und gereicht hat, in welchem der Wein an das beim Opfer gesprengte Blut erinnerte, so spricht er jetzt: „Trinket alle daraus. Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.“ Der alte war im Blut des Lammes, im Blut des Opfers am Sinai, der neue ist in seinem Blut.


RESPONSORIUM
R. Du heiliges Mahl, in dem Christus genossen und das Gedächtnis seines Leidens begangen wird! * Der Geist wird erfüllt mit Gnade, geschenkt wird uns das Unterpfand künftiger Herrlichkeit.
V. Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. * Der Geist wird erfüllt mit Gnade, geschenkt wird uns das Unterpfand künftiger Herrlichkeit.


ORATION
Heiliger Gott, du hast deinen Sohn der Schmach des Kreuzes unterworfen, um uns der Gewalt des Bösen zta entreißen. Gib uns die Gnade, daß auch wir deinem Willen gehorchen und einst in Herrlichkeit auferstehen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

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