Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Dan07

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Prophetia Daniel. Caput VII.

Prophezeiung des Daniel Kap. 7


II. Teil. (Kap. 7-12) 1. Erste Weissagung über die vier Reiche. (Kap. 7) a. Das Gesicht von den vier Tieren. (V. 8) b. Gottes Gericht und Reich. (V. 14) c. Deutung und Erklärung des Gesichtes.

1. Anno primo Baltassar regis Babylonis, Daniel somnium vidit: visio autem capitis ejus in cubili suo: et somnium scribens, brevi sermone comprehendit: summatimque perstringens, ait:

2. Videbam in visione mea nocte, et ecce quatuor venti cœli pugnabant in mari magno.

3. Et quatuor bestiæ grandes ascendebant de mari diversæ inter se.

4. Prima quasi leæna, et alas habebat aquilæ: aspiciebam donec evulsæ sunt alæ ejus, et sublata est de terra, et super pedes quasi homo stetit, et cor hominis datum est ei.

5. Et ecce bestia alia similis urso in parte stetit: et tres ordines erant in ore ejus, et in dentibus ejus, et sic dicebant ei: Surge, comede carnes plurimas.


6. Post hæc aspiciebam, et ecce alia quasi pardus, et alas habebat quasi avis, quatuor super se, et quatuor capita erant in bestia, et potestas data est ei.

7. Post hæc aspiciebam in visione noctis, et ecce bestia quarta terribilis, atque mirabilis, et fortis nimis, dentes ferreos habebat magnos, comedens atque comminuens, et reliqua pedibus suis conculcans, dissimilis autem erat ceteris bestiis, quas videram ante eam, et habebat cornua decem.
8. Considerabam cornua, et ecce cornu aliud parvulum ortum est de medio eorum: et tria de cornibus primis evulsa sunt a facie ejus: et ecce oculi, quasi oculi hominis erant in cornu isto, et os loquens ingentia.

9. Aspiciebam donec throni positi sunt, et antiquus dierum sedit: vestimentum ejus candidum quasi nix, et capilli capitis ejus quasi lana munda, thronus ejus flammæ ignis: rotæ ejus ignis accensus.
10. Fluvius igneus, rapidusque egrediebatur a facie ejus: millia millium ministrabant ei, et decies millies centena millia assistebant ei: judicium sedit, et libri aperti sunt.

11. Aspiciebam propter vocem sermonum grandium, quos cornu illud loquebatur: et vidi quoniam interfecta esset bestia, et perisset corpus ejus, et traditum esset ad comburendum igni:
12. Aliarum quoque bestiarum ablata esset potestas, et tempora vitæ constituta essent eis usque ad tempus, et tempus.
13. Aspiciebam ergo in visione noctis, et ecce cum nubibus cœli quasi filius hominis veniebat, et usque ad antiquum dierum pervenit: et in conspectu ejus obtulerunt eum.
14. Et dedit ei potestatem, et honorem, et regnum: et omnes populi, tribus, et linguæ ipsi servient: potestas ejus, potestas æterna, quæ non auferetur: et regnum ejus, quod non corrumpetur.

15. Horruit spiritus meus, ego Daniel territus sum in his, et visiones capitis mei conturbaverunt me:
16. Accessi ad unum de assistentibus, et veritatem quærebam ab eo de omnibus his. Qui dixit mihi interpretationem sermonum, et docuit me:
17. Hæ quatuor bestiæ magnæ: quatuor sunt regna, quæ consurgent de terra.
18. Suscipient autem regnum sancti Dei altissimi: et obtinebunt regnum usque in sæculum, et sæculum sæculorum.

19. Post hoc volui diligenter discere de bestia quarta, quæ erat dissimilis valde ab omnibus, et terribilis nimis: dentes et ungues ejus ferrei: comedebat, et comminuebat, et reliqua pedibus suis conculcabat:

20. Et de cornibus decem, quæ habebat in capite: et de alio, quod ortum fuerat, ante quod ceciderant tria cornua: et de cornu illo, quod habebat oculos, et os loquens grandia, et majus erat ceteris.

21. Aspiciebam, et ecce cornu illud faciebat bellum adversus sanctos, et prævalebat eis,
22. Donec venit antiquus dierum, et judicium dedit sanctis Excelsi, et tempus advenit, et regnum obtinuerunt sancti.
23. Et sic ait: Bestia quarta, regnum quartum erit in terra, quod majus erit omnibus regnis, et devorabit universam terram, et conculcabit, et comminuet eam.
24. Porro cornua decem ipsius regni, decem reges erunt: et alius consurget post eos, et ipse potentior erit prioribus, et tres reges humiliabit.

25. Et sermones contra Excelsum loquetur, et sanctos Altissimi conteret: et putabit quod possit mutare tempora, et leges, et tradentur in manu ejus usque ad tempus, et tempora, et dimidium temporis.

26. Et judicium sedebit ut auferatur potentia, et conteratur, et dispereat usque in finem.

27. Regnum autem, et potestas, et magnitudo regni, quæ est subter omne cœlum, detur populo sanctorum Altissimi: cujus regnum, regnum sempiternum est, et omnes reges servient ei, et obedient.
28. Hucusque finis verbi. Ego Daniel multum cogitationibus meis conturbabar, et facies mea mutata est in me: verbum autem in corde meo conservavi.



1. Im ersten Jahre Baltassars,1 des Königs von Babylon, hatte Daniel ein Traumgesicht, ein Gesicht seines Hauptes auf seinem Lager, und er schrieb das Traumgesicht auf und fasste es in wenige Worte zusammen2 und sprach es kurz also aus:
2. Ich schaute des Nachts in meinem Traumgesichte, siehe, da brachen die vier Winde des Himmels hervor und kämpften gegen das große Meer.3
3. Und vier gewaltige, voneinander verschiedene Tiere stiegen aus dem Meere4 herauf.
4. Das erste glich einer Löwin und hatte Adlersflügel; ich schaute, bis ihm die Flügel ausgerissen wurden, dann ward es von der Erde aufgerichtet und stand auf seinen Füßen wie ein Mensch und ein Menschenherz ward ihm gegeben.5
5. Und siehe, ein anderes Tier6 glich einem Bären und war nach der einen Seite aufgerichtet,7 drei Rippen waren in seinem Rachen zwischen seinen Zähnen8 und es ward zu ihm gesprochen: Auf und friß viel Fleisch!
6. Darnach schaute ich, siehe, da war ein anderes Tier gleich einem Panther,9 das hatte auf seinem Rücken vier Flügel wie ein Vogel, auch hatte das Tier vier Köpfe, und die Herrschaft ward ihm gegeben.10
7. Hiernach schaute ich in dem Nachtgesicht, siehe, ein viertes Tier, fürchterlich und wunderbar und überaus stark, es hatte große eiserne Zähne, fraß und zermalmte und, was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen; es war auch den anderen Tieren, die ich zuvor gesehen, ungleich und es hatte zehn Hörner.11
8. Als ich nun die Hörner betrachtete, siehe, da wuchs ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, das drei von den ersten Hörnern abstieß; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Maul, welches ungeheuerliche Dinge redete.12
9. Solches sah ich, bis Throne aufgestellt wurden13 und der Hochbetagte sich niedersetzte, sein Kleid war weiß wie Schnee und das Haar seines Hauptes glich reiner Wolle, sein Thron waren Feuerflammen, die Räder des Thrones waren flammendes Feuer.
10. Ein reißender Feuerstrom flutete vor ihm her.14 Tausendmal tausende dienten ihm und zehntausendmal hunderttausende15 standen bereit, ihm zu dienen, und das Gericht16 ließ sich nieder und die Bücher wurden aufgeschlagen.17
11. Ich schaute wegen des Lärmens vermessener Reden, welche dieses Horn führte, und ich sah, dass das Tier getötet und sein Leib vernichtet und dem Feuer zum Verbrennen übergeben ward.18
12. Auch den anderen Tieren ward die Gewalt entrissen und ihre Lebensfrist ward ihnen auf Zeit und Stunde bestimmt.19
13. Und ich schaute weiter im Nachtgesicht, siehe, da kam in den Wolken des Himmels einer einem Menschensohne ähnlich und gelangte bis zu dem Hochbetagten und ward vor ihm geführt.
14. Dieser gab ihm Macht und Ansehen und Herrschaft und das Reich, dass alle Völker, Geschlechter und Zungen ihm dienen müssen.20 Seine Macht ist eine ewige, die nicht vergeht, und sein Reich wird nicht zerstört werden. [Dan 3,100; Dan 4,31; Mic 4,7; Lk 1,32]
15. Mein Geist erschrak und ich, Daniel, entsetzte mich darüber21 und die Gesichte meines Hauptes erschreckten mich.
16. Ich trat also zu einem von den Dastehenden und fragte ihn um sichere Auskunft über dies alles. Er sagte mir, was die Dinge bedeuten, und belehrte mich:
17. Die vier großen Tiere sind vier Reiche, welche auf Erden erstehen werden.
18. Aber die Heiligen Gottes, des Allerhöchsten, werden die Herrschaft erlangen und das Reich für und für in alle Ewigkeit besitzen.22
19. Darnach begehrte ich, genau über das vierte Tier belehrt zu werden, welches von allen andern sehr verschieden und überaus schrecklich war, das eiserne Zähne und Klauen hatte, das fraß und zermalmte und das, was übrigblieb, mit seinen Füßen zerstampfte,
20. und über die zehn Hörner, welche es auf dem Haupte hatte, und über das andere Horn, welches hervorbrach und vor dem drei Hörner abfielen; über jenes Horn, welches Augen hatte und ein Maul, das ungeheuerliche Dinge redete, das größer war als die anderen Hörner.
21. Ich schaute und siehe, jenes Horn führte Krieg wider die Heiligen und überwältigte sie,
22. bis der Hochbetagte kam und den Heiligen des Allerhöchsten Recht schaffte und die Zeit eintrat und die Heiligen die Herrschaft in Besitz nahmen.
23. Und er sprach also: Das vierte Tier wird ein viertes Reich auf Erden sein, größer als alle anderen Reiche; es wird die ganze Erde fressen, zertreten und zermalmen.23
24. Die zehn Hörner dieses Reiches sind zehn Könige,24 nach ihnen25 wird ein anderer aufstehen, der noch mächtiger sein wird als die früheren,26 und wird drei Könige niederwerfen.
25. Er27 wird Reden gegen den Allerhöchsten ausstoßen und die Heiligen des Allerhöchsten zu Boden treten und darauf sinnen, Zeiten und Gesetze ändern zu können, und sie werden bis auf eine Zeit28 und zwei Zeiten und die Hälfte einer Zeit in seine Hand gegeben sein.
26. Und das Gericht wird sich niederlassen, damit ihm die Gewalt entrissen und er zerschlagen und bis zu Ende vernichtet werde.
27. Dann wird die Herrschaft und die Macht und die Herrlichkeit der Herrschaft29 unter dem ganzen Himmel dem Volke der Heiligen des Allerhöchsten verliehen werden, sein Reich ist ein ewiges Reich und alle Könige werden ihm dienen und gehorchen.
28. Hier war das Ende der Rede.30 Ich, Daniel, ward hierüber in meinen Gedanken sehr bestürzt und mein Aussehen veränderte sich, aber ich bewahrte die Rede in meinem Herzen.


Fußnote

Kap. 7 (1) Es war dies wohl das zwölfte des Narbonibus, d.i. das Jahr 542 vor Chr. - (2) Die folgenden Worte sind eine Doppelübersetzung desselben Textes. - (3) Das Meer ist die Erde (Ephr., Chrys., Hier.) oder die Völker. Die Reiche erstehen unter diesen nicht ohne das Walten der göttlichen Vorsehung. Vier Winde stürmen von vier Seiten, von überallher gegen das Meer heran, auf dem ganzen Erdkreis werden die Reiche nicht ohne Gottes Walten erschüttert. (Hieron., Theod.) - (4) Da im Folgenden beschrieben wird, wie ein Tier nach dem anderen emporsteigt, wird hier das gesamte Gesicht in einem Überblicke zusammengefasst. Um den irdischen, grausamen Charakter der Reiche der Welt zu bezeichnen, wird das Sinnbild der Tiere erwählt, während das Reich Gottes unter der Gestalt des in den Wolken erscheinenden Menschensohnes dargestellt wird. - (5) Geflügelte Löwen und Löwinnen erscheinen auf den assyrischen Monumenten häufig. Löwe und Adler sind Könige der Tiere, sie sind das Bild der Stärke Babylons. Doch bald werden der Löwin die Flügel ausgerissen, ihr schneller und erhabener Flug wird gelähmt, der Siegeslauf Babylons wird gehemmt. Das Tier stürzt auf die Erde, doch wird es aufgerichtet und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch und das Herz der schwachen Menschen wird ihm gegeben: das Reich wird schwach und gedemütigt. (Hieron., Chrys.) So kann es nun leicht von dem Bären überwunden werden. - (6) Das Reich der Meder und Perser. Wie [Dan 2,39] das zweite Reich mit einem weniger kostbaren Metall bezeichnet wird, so gibt auch der Bär dem Löwen an Majestät viel nach. - (7) Das Reich war zweigeteilt, ein Teil übertraf den anderen, die Perser waren mächtiger als die Meder. - (8) Der Bär ist gefräßig, nur noch drei Rippen deuten den Raub an, den er verschlungen: Osten, Norden, Süden (Theod.) oder vielmehr das babylonische, lydische und ägyptische Reich, die den Persern zur Beute geworden sind. Vergl. [Dan 8,4]. Ist [Dan 8,20] der Widder der König der Meder und Perser, so sind hier König und Reich als gleich zu nehmen. - (9) Der Panther erhascht seine Beute im Sprunge. Die vier Flügel bezeichnen seine Behendigkeit, die ihm dem Bocke ähnlich macht [Dan 8,8], der gleichfalls vier Hörner hat, Symbole der vier aus dem dritten Reiche entstehenden Reiche. Es ward also ein Reich bezeichnet, das schnelle Ausbreitung hat, aber bald in vier andere aufgelöst wird. Der Bock bezeichnet das Reich der Griechen, Alexanders des Großen [Dan 8,21]; nach dessen Tode bildeten sich vier Reiche, das syrische unter Seleukus Nikator, das ägyptische unter Ptolemäus Lagi, das mazedonische unter Cassander, das thracische unter Lysimachus. (300 v. Chr.) [Dan 8,22] heißt es im Hebr.: vier Reiche werden aus einem Volke erstehen. Da also zwischen beiden Gesichten eine so große Übereinstimmung besteht, ist mit dem Panther auch hier das Reich Alexanders bezeichnet. - (10) Von Gott. - (11) Das römische Weltreich. Die zehn Hörner müssen ebenso wie die vier Hörner verstanden werden, d.i. von zehn Reichen oder zehn Königen, wie V. 24. Diese zehn Reiche erheben sich nach dem vierten, da auch die vier Köpfe V. 6 wie [Dan 8,8.22] zeigt, Reiche nach dem vierten Reiche bedeuten. Während aber jene zehn Reiche bestehen, erhebt sich eine neue Macht unter ihnen. - (12) Die Erklärung gibt der Engel V. 24, V. 25. Die Augen versinnbilden die Weisheit, Klugheit, List, welche den, den das Horn darstellt, vor anderen auszeichnet und durch welche jener viele täuschen wird. (Theod.) Mit dieser Kunst zu verführen ist nach einigen Freundlichkeit und Verstellung unter dem Scheine der Tugend, sowie Anmaßung und Frechheit durch sein Maul gekennzeichnet wird. Wie Schlimmes es gegen alles Göttliche und Menschliche tun wird, beschreibt der Engel V. 25. Berücksichtigen wir zur Erklärung die weitere Offenbarung z.B. [2Thes 2,3-10], so ist klar, dass hier vom Antichrist die Rede ist. Nach [Dan 8,9-12] und [Dan 8,23-26] wird auch aus dem dritten Reiche ein Horn hervorgehen, das ähnlich gegen Göttliches und Menschliches wütet: Antiochus Epiphanes. Das [Dan 7] beschriebene vierte Tier ist nicht mit dem Bock [Dan 8] gleichzustellen, zumal da beide Hörner einen verschiedenen Ursprung haben. Das [Dan 7,8] beschriebene erhebt sich unter zehn anderen, das [Dan 8,9] dargestellte geht aus einem der vier hervor, ferner das, was beide Hörner vollbringen, ist verschieden ([Dan 7,8.23] reißt das eine Horn die drei anderen aus, nicht so das [Dan 8] Beschriebene. Was [Dan 7,24.25] gesagt wird, ist verschieden von dem [Dan 8,9-11] und [Dan 8,23-25] Berichteten. Eine andere Zeit wird beiden Hörnern für die Übung ihrer Zorneswut gewährt: [Dan 7,25] und [Dan 8,14]. Endlich wird bei dem Untergange des ersten Hornes ein feierliches Gericht gehalten [Dan 7,9-11.26], nicht so bei dem Untergange des anderen [Dan 8,25].), so bedeuten die beiden Hörner zwei voneinander verschiedene Feinde Gottes. Die Ähnlichkeit, welche zwischen beiden besteht, macht Antiochus zum Typus des Antichristen. Dass dem Seher der Antichrist alsbald nach dem vierten Reiche gezeigt wird, ist ein Anzeichen dafür, dass die Regeln des göttlichen Handelns ohne Rücksicht auf Zeitunterschiede dargestellt werden. Wann das Messianische Reich seinen Ursprung haben und wie es von kleinen Anfängen zum höchsten Wachstum gelangen und alle feindliche Macht besiegen wird, hat der Prophet [Dan 2,44.45] gezeigt. Hier geht er von demselben vierten Reiche alsbald auf eine aus den letzten Perioden desselben Messianischen reiches über. - (13) Der Wichtigkeit der Sache halber wird nicht ein Thron aufgestellt, sondern mehrere. Wenn der Richter viele Ratgeber um sich hat, erscheint sein Ansehen größer und seine Erhabenheit heiliger. Vergl. [Mt 19,28; Offenb 4,4]. Gott, der von Ewigkeit her lebt, heißt der Hochbetagte, der ewige Richter; die Gestalt des Greises weist auf die reife des Urteils. - (14) Gottes Herrlichkeit, Majestät und Heiligkeit wird durch das Licht bedeutet, vergl. [Ps 103,2], seine richterliche Hoheit durch das Feuer. [5Mos 4,24; Ps 88,47; Ps 96] Die Flammen verzehren den Sünder, der in Gottes Hände fällt. (Hier.) Der Thron Gottes ruht auf Rädern, wie bei Ezechiel auf Cherubinen: Gott herrscht über den ganzen Erdkreis und ist überall gegenwärtig. Auch der reißende Feuerstrom, der von ihm ausgeht, ist ein Bild seiner göttlichen Majestät, die mit ihrem Lichte alles durchstrahlt und läutert und die Sünder verzehrt. Endlich dienen auch die unzähligen Engelheere, die an seinem Throne stehen, auf seinen Wink zum Dienste bereit zu seiner Verherrlichung. Umso passender aber stehen sie hier bei dem Throne Gottes, des Richters, da es sich um die Verteidigung des Reiches Gottes gegen die Feindesmacht und die Niederwerfung und Verdammung dieser letzteren handelt. Vergl. [Dan 10,13.20; Dan 11,1; Dan 12,1; Tob 8,3; Hebr 1,14]. Sie sollen Zeugen sein, wie Gottes Sache triumphiert und der Feind, gegen den sie gestritten, unterliegt. - (15) Diese Zahl ist nicht eine abgeschlossene, sondern eine größere lässt sich nicht ausdrücken. (Hier.) - (16) Die Richter, Gott und die höchsten Engel. - (17) Dinge und Taten sind so zahlreich und umfassen einen so langen Zeitraum, dass sie zur besseren Erinnerung in Bücher eingetragen und so zum Gerichte bewahrt werden müssen. So wird hier zugleich angedeutet, dass bis zur Ankunft des Antichrist noch viel Zeit vergehen wird. - (18) Während Daniel die Richter betrachtet, sieht er plötzlich, dass jenes schreckliche Tier schon getötet, sein Leib ins Feuer geworfen und alle Gott feindliche Macht vernichtet ist. - (19) Einem jeden von ihnen ward auf Zeit und Stunde bestimmt, wie lange sie am Leben bleiben sollten – und gegen Gott kämpfen. Da es sich nur darum handelt, Gottes Verfahren im Allgemeinen darzustellen, verkündet er auch den Untergang der drei anderen Tiere, welche doch von dem vierten oder durch dasselbe vernichtet wurden. Der plötzliche Fall des Tieres und die mühelose Überantwortung desselben in das Feuer, durch die Gegenwart des göttlichen Richters allein, sind ein herrlicher Erweis der göttlichen Allmacht. - (20) Nachdem gezeigt ist, wie der Vater die Feinde des Messias [Ps 109,2; Hebr 10,12.13] zu seinen Füßen legt, folgt nun die Herrlichkeit des Messias. – Nur dem Messias werden außer Jahve die Völker zum Erbe gegeben, ihm allein wird die Herrschaft über den Erdkreis zugeschrieben. [1Mos 49,10; Ps 2,6; Ps 44,5ff; Ps 71,1ff; Jes 11,10; Jes 49,6; Jes 53,11.12; Jer 23,5; Jer 30,21; Ez 24,23; Mic 5,4] u.a. Hier wird er als Menschensohn dargestellt, in der menschlichen Natur, die er später annehmen soll. Aus dieser Stelle ist die in den Evangelien häufig wiederkehrende Bezeichnung des Heilandes als Menschensohn genommen, die ihn also als Messias kennzeichnet. Er kommt in den Wolken des Himmels, d.i. so wie Gott die Israeliten in Ägypten beschützt hat, wie er auf den Sinai herabstieg, in der Stiftshütte seine Gegenwart offenbarte, sich im Tempel kundgab, in den Psalmen als Herr und Richter der Erde beschrieben wird. Von dieser Stelle entlehnt der Herr die Antwort, welche er Kaiphas gab [Mt 26,64], auf gleiche Weise sagte er sein Erscheinen zum Gerichte voraus [Mt 24,30; Mk 13,26] An dieser Stelle wird nicht sein Erscheinen zum Gerichte beschrieben, sondern wie er im Geleit der Engel zu Gott dem Vater geführt wird, der ihm, nachdem alle seine Feinde besiegt sind, das Reich übergibt. Zwar herrscht Christus auch, bevor ihm die Feinde unterworfen werden, aber noch wollen viele nicht, dass er über sie herrsche. Diese glorreiche Herrschaft des Heilandes schaute auch der heilige Johannes. [Offenb 19,13ff] - (21) Wörtlich: Mein, Daniels Geist wurde betrübt in seiner Scheide. (Der Körper ist gleichsam die Scheide, in der die Seele sich wie ein Schwert befindet,) - (22) Im Gesichte empfing der Menschensohn die Herrschaft, in der Erklärung werden die Heiligen des Allerhöchsten, das heilige Volk Gottes, das Volk des Messias, eingesetzt, weil der Messiaskönig nicht ohne die begriffen wird, deren Retter und König er ist. Ihm gibt Gott die Herrschaft und von ihm empfangen die Heiligen das Reich, d.i. Herrlichkeit und Seligkeit. Auch die Diener Christi werden auf einer Herrschaft und Herrlichkeit teilnehmen, denn dazu auch ist ja Christus zum Vater aufgestiegen, und die Herrlichkeit der Erlösung zeigt sich darin, dass er der Erstgeborene ist unter vielen Brüdern. [Roem 8,29; 2Thes 1,10] - (23) Das römische Reich. V. 24 geht nach prophetischer Weise alsbald auf eine entfernte Zeit, die Zeit des Antichrist über. - (24) Die Zeit der zehn Könige ist bereits die Zeit des Antichrist, denn dieser erscheint als ein Horn zwischen den zehn anderen. Dies gilt umso mehr, als er drei von jenen Königen der Herrschaft berauben wird. - (25) Also nicht alsbald. Das vierte Tier und das vierte Reich sind Repräsentanten aller Feinde Gottes, unter denen zuletzt der Antichrist erscheint. - (26) Text: das von allen anderen Reichen verschieden ist. - (27) Wenn man [2Thes 2,3-10] berücksichtigt, ist klar, dass Daniel einen einzelnen Menschen hier im Auge hat und demnach in V. 24 Könige, nicht Reiche zu verstehen sind, obwohl diese sonst füreinander eingesetzt werden. Es werden also, wenn der Antichrist sich erhebt, zehn Könige sein. Drei wird der Antichrist unterdrücken. Alsdann wird er Lästerungen gegen Gott ausstoßen, die Gläubigen verfolgen, die Gottes Dienst geweihten Tage zu unterdrücken, alle Frömmigkeit und von Gott gesetzte Ordnung zu vernichten suchen. - (28) Ein Jahr. (Ephr., Hip., Hier., Theod.) Andere fassen die Zahl als eine unbestimmte Dauer symbolisch: eine von Gott begrenzte Zeit. Anders aber die Zahl zehn, welche von niemand als unbestimmt oder symbolisch gefasst wird, da drei davon besonders bezeichnet werden als vom Antichrist überwunden. Ebenso sind die vier Tiere, die drei Rippen (V. 5), die vier Köpfe des Panthers als eigentliche Zahlen zu fassen. - (29) Text: er reiche. Alle Reiche und Herrschaften werden dem Gottesreiche alsdann unterworfen, es wird ein Hirt und eine Herde sein. - (30) Des Gesichtes und der Erklärung.

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