Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Est02

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Liber Esther. Caput II.

Das Buch Esther Kap. 2


Assuerus will an Stelle Vasthis eine andere Königin setzen. Unter den auserwählten Jungfrauen, welche ihm aus dem ganzen Reiche zugeführt werden, wählt er Edissa, persisch Esther genannt, die Nichte des Mardochäus (V. 8), und macht sie, ohne ihre Herkunft und ihr Vaterland zu kennen, im siebenten Jahre seiner Herrschaft zur Königin. (V. 18) C. Mardochäus weilt, um Esther nahe zu sein, an dem Tore des Palastes und entdeckt so eine Verschwörung von Kämmerern, welche er dem Könige durch Esther entdecken lässt.

1. His ita gestis, postquam regis Assueri indignatio deferbuerat, recordatus est Vasthi, et quæ fecisset, vel quæ passa esset:
2. Dixeruntque pueri regis, ac ministri ejus: Quærantur regi puellæ virgines ac speciosæ,
3. Et mittantur qui considerent per universas provincias puellas speciosas et virgines: et adducant eas ad civitatem Susan, et tradant eas in domum feminarum sub manu Egei eunuchi, qui est præpositus et custos mulierum regiarum: et accipiant mundum muliebrem, et cetera ad usus necessaria.
4. Et quæcumque inter omnes oculis regis placuerit, ipsa regnet pro Vasthi. Placuit sermo regi: et ita, ut suggesserant, jussit fieri.

5. Erat vir Judæus in Susan civitate, vocabulo Mardochæus filius Jair, filii Semei, filii Cis, de stirpe Jemini,

6. Qui translatus fuerat de Jerusalem eo tempore, quo Jechoniam regem Juda Nabuchodonosor rex Babylonis transtulerat,
7. Qui fuit nutritius filiæ fratris sui Edissæ, quæ altero nomine vocabatur Esther: et utrumque parentem amiserat: pulchra nimis, et decora facie. Mortuisque patre ejus ac matre, Mardochæus sibi eam adoptavit in filiam.

8. Cumque percrebruisset regis imperium, et juxta mandatum illius multæ pulchræ virgines adducerentur Susan, et Egeo traderentur eunucho: Esther quoque inter ceteras puellas ei tradita est, ut servaretur in numero feminarum.

9. Quæ placuit ei, et invenit gratiam in conspectu illius. Et præcepit eunucho, ut acceleraret mundum muliebrem, et traderet ei partes suas, et septem puellas speciosissimas de domo regis, et tam ipsam, quam pedissequas ejus ornaret atque excoleret.
10. Quæ noluit indicare ei populum et patriam suam: Mardochæus enim præceperat ei, ut de hac re omnino reticeret:
11. Qui deambulabat quotidie ante vestibulum domus, in qua electæ virgines servabantur, curam agens salutis Esther, et scire volens quid ei accideret.
12. Cum autem venisset tempus singularum per ordinem puellarum, ut intrarent ad regem, expletis omnibus, quæ ad cultum muliebrem pertinebant, mensis duodecimus vertebatur: ita dumtaxat, ut sex mensibus oleo ungerentur myrrhino, et aliis sex quibusdam pigmentis et aromatibus uterentur.
13. Ingredientesque ad regem, quidquid postulassent ad ornatum pertinens, accipiebant: et ut eis placuerat, compositæ de triclinio feminarum ad regis cubiculum transibant.
14. Et quæ intraverat vespere, egrediebatur mane, atque inde in secundas ædes deducebatur, quæ sub manu Susagazi eunuchi erant, qui concubinis regis præsidebat: nec habebat potestatem ad regem ultra redeundi, nisi voluisset rex, et eam venire jussisset ex nomine.


15. Evoluto autem tempore per ordinem, instabat dies, quo Esther filia Abihail fratris Mardochæi, quam sibi adoptaverat in Filiam, deberet intrare ad regem. Quæ non quæsivit muliebrem cultum, sed quæcumque voluit Egeus eunuchus custos virginum, hæc ei ad ornatum dedit. Erat enim Formosa valde, et incredibili pulchritudine, omnium oculis gratiosa et amabilis videbatur.

16. Ducta est itaque ad cubiculum regis Assueri mense decimo, qui vocatur Tebeth, septimo anno regni ejus.

17. Et adamavit eam rex plus quam omnes mulieres, habuitque gratiam et misericordiam coram eo super omnes mulieres, et posuit diadema regni in capite ejus, fecitque eam regnare in loco Vasthi.
18. Et jussit convivium præparari permagnificum cunctis principibus, et servis suis pro conjunctione, et nuptiis Esther. Et dedit requiem universis provinciis, ac dona largitus est juxta magnificentiam principalem.
19. Cumque secundo quærerentur virgines et congregarentur, Mardochæus manebat ad januam regis:
20. Necdum prodiderat Esther patriam, et populum suum, juxta mandatum ejus. Quidquid enim ille præcipiebat, observabat Esther: et ita cuncta faciebat ut eo tempore solita erat, quo eam parvulam nutriebat.
21. Eo igitur tempore, quo Mardochæus ad regis januam morabatur, irati sunt Bagathan, et Thares duo eunuchi regis, qui janitores erant, et in primo palatii limine præsidebant: volueruntque insurgere in regem, et occidere eum.

22. Quod Mardochæum non latuit, statimque nuntiavit reginæ Esther: et illa regi ex nomine Mardochæi, qui ad se rem detulerat.

23. Quæsitum est, et inventum: et appensus est uterque eorum in patibulo. Mandatumque est historiis, et annalibus traditum coram rege.


1. Als sich nach diesen Begebenheiten1 der Zorn des Königs Assuerus gelegt hatte, gedachte er der Vasthi und dessen, was sie getan und was über sie gekommen war.
2. Da sprachen die Höflinge des Königs und seine Diener: Man suche dem Könige schöne Jungfrauen
3. und sende Leute aus, die in allen Ländern schöne Jungfrauen2 suchen und sie in die Stadt Susan führen und in das Frauenhaus bringen unter die Obhut des Egeus,3 des Kämmerers, welcher der Vorgesetzte und Hüter der königlichen Frauen ist; und sie mögen Frauenschmuck erhalten und was sonst zu ihrem Gebrauche vonnöten ist.
4. Welche dann unter allen den Augen des Königs gefällt, diese werde Königin an Vasthis Stelle. Dieser Vorschlag gefiel dem Könige und er befahl zu tun, wie sie geraten hatten.
5. Nun war ein Jude in der Stadt Susan, mit Namen Mardochäus,4 der Sohn Jairs, des Sohnes Semeis, des Sohnes Kis, vom Stamme Benjamin,5
6. welcher von Jerusalem zu der Zeit weggeführt war, als Nabuchodonosor, der König von Babylon, Jechonias, den König von Juda, wegführte. [2Koe 24,15, Est 11,4]
7. Dieser war der Nährvater seiner Bruderstochter Edissa,6 welche mit anderem Namen Esther7 hieß und beide Eltern verloren hatte. Sie war sehr schön und anmutig. Nachdem also ihr Vater und ihre Mutter gestorben waren, hatte Mardochäus sie als seine Tochter angenommen.
8. Als nun der Erlass des Königs kundgeworden war und nach seinem Befehle viele schöne Jungfrauen nach Susan gebracht und dem Kämmerlinge Egeus übergeben wurden, ward ihm unter den übrigen Mädchen auch Esther übergeben, um unter der Zahl der Frauen bewahrt zu werden.
9. Sie gefiel ihm und fand Gnade vor seinen Augen.8 Daher befahl er einem Kämmerlinge, den Frauenschmuck zu beschleunigen und ihr ihren Teil zu geben, dazu sieben der schönsten Mädchen aus dem Hause des Königs und sie wie ihre Dienerinnen zu schmücken und auszustatten.
10. Sie aber wollte ihm ihr Volk und Vaterland nicht kundgeben,9 denn Mardochäus hatte ihr befohlen, gänzlich von dieser Sache zu schweigen.
11. Täglich ging er vor dem Vorhofe des Hauses, in dem die auserlesenen Jungfrauen verwahrt wurden, auf und ab,10 besorgt um das Wohl Esthers und begierig zu erfahren, wie es ihr gehe.
12. Bis aber die Zeit für ein jedes Mädchen der Reihe nach kam, zum Könige zu gehen, vergingen, ehe alles geschehen war, was zur Pflege der Frauen gehörte, zwölf Monate; sechs Monate nämlich wurden sie mit Myrrhenöl gesalbt und andere sechs Monate gebrauchten sie allerlei Salben und Spezereien.
13. Wenn sie dann zu dem Könige gingen, erhielten sie, was sie als zum Schmucke gehörig verlangten; und wie sie geschmückt sein wollten, so gingen sie aus dem Frauensaal in das Gemach des Königs.
14. Die, welche am Abend hineingegangen war, kam am Morgen heraus und wurde von da in ein zweites Haus geführt, das unter der Obhut des Kämmerers Susagazi war, welcher über die Nebenfrauen des Königs die Aufsicht führte; sie durften alsdann nicht wieder zu dem Könige kommen, es sei denn, dass der König es wollte und sie ausdrücklich kommen hieß.
15. Als nun die Reihenfolge um war, kam auch der Tag heran, an welchem Esther, die Tochter Abihails, des Bruders des Mardochäus, welche dieser als Tochter angenommen hatte, zum König gehen sollte. Sie verlangte keinen Frauenschmuck, sondern was der Kämmerling Egeus, der Hüter der Jungfrauen, wollte, gab er ihr zum Schmuck.11 Sie war nämlich sehr wohlgestaltet und unglaublich schön, holdselig und anmutig in aller Augen.
16. So ward sie denn in das Gemach des Königs Assuerus geführt im zehnten Monate, welcher Tebeth12 heißt, im siebenten Jahre seiner Herrschaft.
17. Der König gewann sie lieber als alle anderen Frauen, sie fand Gnade und Gunst bei ihm mehr als alle anderen Frauen und er setzte die Königskrone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Vasthis Statt.
18. Sodann ließ er ein prächtiges Gastmahl für alle seine Fürsten und Diener zurichten, zur Feier seiner Verbindung und Hochzeit mit Esther. Auch gewährte er allen Ländern Nachlass13 und verteilte mit fürstlicher Freigebigkeit Geschenke.
19. Als nun ein zweites Mal Jungfrauen gesucht und zusammengebracht wurden,14 blieb Mardochäus an der Pforte des Königs.15
20. Esther aber hatte ihr Vaterland und Volk noch nicht kundgegeben, wie es ihr befohlen war; denn sie beobachtete alles, was er befahl, und tat alles so, wie sie zu jener Zeit gewohnt war, da er sie noch als Kind aufzog.16
21. Zur Zeit also, da Mardochäus an der Pforte des Königs weilte, wurden Bagathan und Thares, zwei Kämmerer des Königs, welche Türhüter waren und die erste Schwelle des Palastes beaufsichtigten,17 erbittert und wollten sich wider den König erheben und ihn ermorden.
22. Dies blieb Mardochäus nicht verborgen und er teilte es alsbald der Königin Esther mit und diese dem Könige im Namen des Mardochäus, der ihr die Sache hinterbracht hatte.
23. Als man nun nachforschte und es richtig befand, wurden beide an den Galgen gehängt,18 das Ereignis aber ward in die Jahrbücher vor dem Könige19 eingetragen.

Fußnote

Kap. 2 (1) Kaum lange nach der Verstoßung Vasthis. - (2) Hebr.: alle schönen Jungfrauen: zahlreiche. - (3) Hebr.: Hege, V. 8, V. 15 Hegai. - (4) Der Name wird gewöhnlich von Merodach abgeleitet: dem Merdach (babylonischer Gott) angehörig. - (5) Wenn Jair sein Vater war, so doch Senai und Kis nur namhafte Vorfahren. Er stammte aus einer nach Babylon weggeführten Familie. - (6) Myrte. - (7) Pers. stara Stern, Glück. Ihr Vater war der Bruder (nach dem Hebr. Oheim) des Mardochäus. (V. 15) - (8) Das Folgende lautet im Hebr.: daher beeilte er sich, sie vorzubereiten, ihr die geeigneten Anteile (Kost) zu reichen und ihr die sieben ihr zukommenden Dienerinnen aus dem königlichen Palaste zu verschaffen, und er versetzte sie und ihre Dienerinnen in die besten Gemächer des Frauenhauses. - (9) Dass sie eine Jüdin, nicht dass sie die Tochter eines nichtpersischen Volkes sei. - (10) Die jüdischen Ausleger nehmen an, er habe ein Hofamt bekleidet. [Est 3,2ff] - (11) Sie kannte sein Wohlwollen (V. 9) und bewies ihre Bescheidenheit. - (12) Auf Keilinschriften Tebetu. Die vier Jahre zwischen der Verstoßung der Vasthi und Esthers Erhebung sind wohl durch den Krieg gegen Griechenland ausgefüllt. - (13) Nach der Vulg. Nachlass von Frohnden dem Hebr. und der Septuag entspricht mehr Steuernachlass. - (14) Es ist eine zweite Auswahl von Jungfrauen gemeint. - (15) Besser: Mardochäus weilt gerade an der Pforte des Königs. - (16) So war also Mardochäus nicht als Pflegevater der Königin bekannt. Die beiden Verschworenen achten nicht auf ihn als auf einen Mann aus dem Volke. - (17) Die obersten Türhüter. - (18) Hebr.: an ein Holz gehängt, d.i. gepfählt oder gekreuzigt. - (19) Das dem Könige immer zur Hand sein musste. - Weitere Kapitel: 01 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 |

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