Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Hohel01

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Canticum canticorum Salomonis, Quod Hebraice dicitur Sir Hasirim. Caput I.

Das Hohelied Salomons. Hebräisch: Sir Hasirim. 1 Kap. 1

Das Hohelied (Lied der Lieder, herrliches Lied) ist seinem Namen nach eine an Wert und Schönheit hervorragende, einzigartige Dichtung. Wenngleich das Lied verschiedene Teile hat, bildet es doch eine Einheit. (Orig.)
Das Hohelied ist weder historisch noch typisch, sondern allegorisch zu verstehen. Nicht historisch von der Liebe zwischen Salomon und der ägyptischen Königstochter, denn ein Liebeslied ohne höhere geistige Bedeutung konnte (um von den Widersprüchen, die alsdann in den Text kämen, zu schweigen) keine Aufnahme in den Kanon finden. Mit Recht verwarf und verurteilte deshalb das V. Ökumenische Konzil eine solche Weise der Erklärung. Auch die typische Auslegung ist nicht zulässig, nach der die historische Wahrheit das Bild und der Schatten neutestamentlicher Wahrheiten sein soll, da u.a. nirgends im Neuen Testamente eine darauf hinzielende Andeutung sich findet. Da nun nach dem einmütigen Zeugnis der Synagoge wie der heiligen Väter im Hohenliede ein tiefer geistiger Inhalt verborgen ist, so ist dieser aus dem Texte allegorisch zu entwickeln. Dass der Buchstabe einen tieferen Sinn vermitteln soll, zeigt u.a. schon der Name der Braut Sulamith, der dem Namen Salomon nachgebildet und also etymologisch zu erklären ist. Das Hohelied steht ferner in klarer Analogie zu [Ps 44], der gleichfalls nur allegorisch zu erklären ist. Steht es aber auch fest, dass das Hohelied eine Allegorie bildet, so ist doch die Auffassung des Sinnes bei den verschiedenen Auslegern eine sehr mannigfaltige gewesen. Die jüdischen Erklärer finden im Hohenliede Gottes Verhältnis zur vorchristlichen Synagoge abgebildet, da Jahves Verhältnis desselben von Seiten der Menschen als Ehebruch dargestellt wird. [2Mos 34,15, 3Mos 20,5, Ez 16,15ff, Hos 2,19.20] u.a. Nach christlicher Anschauung aber erscheint im Hohenliede Gottes Liebe zu der erlösten Menschheit und ihrer reichsten Entfaltung. Mit den heiligen Vätern und fast allen katholische Auslegern ist das Hohelied als Lied der Vermählung Christi mit der Kirche des Neuen Testamentes aufzufassen, welche aus der Wurzel der Synagoge [Jes 60,3ff, [Roem 11,16ff]als neues Jerusalem [Gal 4,23.26.27] hervorgegangen ist. – Dem widerspricht in keiner Weise, dass von Origenes, Gregorius von Nyssa und anderen Vätern das Hohelied auch bisweilen auf die Verbindung jeder heiligen Seele mit Christus oder auf die innigste Vereinigung der heiligen Jungfrau mit ihrem göttlichen Sohne gedeutet wird. Nicht als ob das Hohelied eine dreifache Erklärung zuließe, sondern die Vereinigung Christi mit der Kirche ist das Fundament und Abbild der Vereinigung des Heilandes mit seiner reinsten Mutter und der (minder vollkommenen) Verbindung mit jeder gerechten Seele. (Hl. Bernh.)
Doch worin besteht die Allegorie? Die Allegorie ist fortlaufende, bildliche Darstelung und uneigentlicher Ausdruck in der Erzählung. (So ist z.B. [Mt 22,3-13] Allegorie, V. 2, V. 14 gewöhnliche Redeweise.) Worin die Vergleichungspunkte zweischen dem darzustellenden Gegenstande und dem Bilde bestehen, muss aus den Worten der Erzählung selbst zu entnehmen sein. Demgemäß ist nicht alles, was das Bild hat, auch dem Gegenstande selbst zuzuschreiben. (So wird die Kirche als Frau dargestellt, werden bestimmte Zahlen in der Einkleidung angewendet, manche Züge lediglich zur Ausschmückung des Bildes beigegeben u.a.m.)
Da der Verfasser zuerst den eigentlichen Gedanken, den er darstellen wollte, in seinem Geiste bildete, ehe er ihn in das entsprechende Bild kleidete, hat man aus dem Bilde zu der durch dasselbe gleichsam verhüllten Wahrheit durchzudringen, indem das, was über das Ziel der Darstellung bekannt ist, als Wegweiser der Auslegung dient. Vergl. [Ez 16]
Was hatte Salomon als Ziel vor Augen, als er das Hohelied schrieb? Wollte er eine unbekannte Wahrheit offenbaren oder auf Anregung des Heiligen Geistes eine bereits bekannte poetisch darstellen? Aus dem Hohenliede selbst lässt sich nicht nachweisen, dass dem Verfasser neue und unbekannte Dinge von Gott offenbart wurden. Drei Wahrheiten werden insbesondere dargestellt: der messianische Friede, die alle Völker umfassende Ausdehnung der Kirche und die Vermählung Christi mit der Kirche. Dass das Reich des Messias ein Friedensreich sein werde, wusste Salomon, der selbst der Typus des Friedensfürsten war [1Chr 22,9]; vergl. [Hebr 1,5; Ps 71]; die zukünftige Ausbreitung der göttlichen Theokratie auf alle Völker hatten ihn die Psalmen seines Vaters gelehrt [Ps 2, Ps 109, Ps 21, Ps 17], für das Bild der Ehe hatte er Vorbilder im Alten Testamente. [2Mos 34,15ff; 3Mos 20,5ff]
Bei welcher Gelegenheit Salomon das Hohelied verfasste, steht nicht fest. Ob nach seinem Abfalle, als er sich reumütig zu Gott wendete, um sein Volk zu trösten?
Den göttlichen Ursprung und das kanonische Ansehen des Buches zogen (vor dem ersten Jahrhundert) vorübergehend einige wenige Rabbinen in Zweifel, weil sie in demselben die rein irdische Liebe Salomons dargestellt glaubten. Der gleiche Grund bewegte Theodor von Mopfueste, das Buch zu verwerfen, weil es weder eine Prophezeiung enthalte noch Geschichte wie die Königsbücher noch Unterweisung. In seine Fußstapfen treten die modernen Nationalisten. Dem gegenüber genügt es, das Zeugnis Theodorets (geb. 386) anzuführen: „Alle heiligen Väter haben bezeugt, dass dies Buch in geistigem (allegorischem) Sinne zu verstehen ist.“ Kein Schriftsteller des Altertums (außer Theodor von Mopfueste) hat an dem göttlichen Charakter dieses Buches gezweifelt.



I. Zurüstung der Braut. (1,1 – 3,5) Erstes Bild: Der Bräutigam besucht, dem Wunsche der Braut entsprechend, dieselbe und tröstet sie mit süßen Schmeichelworten. [Hohel 2,7]

1.Osculetur me osculo oris sui: quia meliora sunt ubera tua vino,

2. Fragrantia unguentis optimis. Oleum effusum nomen tuum: ideo adolescentulæ dilexerunt te.
3. Trahe me: post te curremus in odorem unguentorum tuorum. Introduxit me rex in cellaria sua: exsultabimus et lætabimur in te, memores uberum tuorum super vinum: recti diligent te.

4. Nigra sum, sed Formosa, filiæ Jerusalem, sicut tabernacula Cedar, sicut pelles Salomonis.
5. Nolite me considerare quod fusca sim, quia decoloravit me sol: filii matris meæ pugnaverunt contra me, posuerunt me custodem in vineis: vineam meam non custodivi.

6. Indica mihi, quem diligit anima mea, ubi pascas, ubi cubas in meridie, ne vagary incipiam post greges sodalium tuorum.
7. Si ignores te o pulcherrima inter mulieres, egredere, et abi post vestigial gregum, et pasce hœdos tuos juxta tabernacula pastorum.
8. Equitatui meo in curribus Pharaonis assimilavi tea mica mea.
9. Pulchræ sunt genæ tuæ sicut turturis: collum tuum sicut monilia.

10. Murenulas aureas faciemus tibi, vermiculates argento.
11. Dum esset rex in accubitu suo, nardus mea dedit odorem suum.
12. Fasciculus myrrhæ dilectus meus mihi, inter ubera mea commorabitur.

13. Botrus cypri dilectus meus mihi, in vineis Engaddi.

14. Ecce tu pulchra es amica mea, ecce tu pulchra es, oculi tui columbarum.
15. Ecce tu pulcher er dilecte mi, et decorus. Lectulus noster floridus:

16. Tigna domorum nostrarum cedrina, laquearia nostra cypresina.



1.Er küsse mich2 mit dem Kusse seines Mundes;3 den lieblicher als Wein sind deine Brüste,4
2. sie duften nach lieblichen Salben.5 Dein Name6 ist wie ausgegossenes Öl, darum lieben dich die Jungfrauen.7
3. Ziehe mich!8 wir wollen dir nacheilen, dem Dufte deiner Salben nach.9 Der König10 führte mich in sein Gemach;11 wir wollen frohlocken und uns in dir erfreuen, deiner Brüste12 mehr gedenken als des Weines.13 Aufrichtige14 lieben dich!15
4. Schwarz bin ich,16 doch schön,17 ihr Töchter Jerusalems! wie die Gezelte Kedars, wie die decken Salomons.18
5. Sehet mich nicht an,19 dass ich so braun20 bin, denn die Sonne hat mich verfärbt;21 die Söhne meiner Mutter haben wider mich gestritten, sie bestellten mich zur Hüterin in den Weinbergen; meinen Weinberg habe ich nicht gehütet.22
6. Tue mir kund, du, den meine Seele liebt,23 wo du weidest, wo du ruhest am Mittage,24 dass ich nicht25 herumirren muss hinter den Herden deiner Genossen.26
7. Wenn du,27 o schönste unter den Frauen,28 dies nicht weißt, so gehe heraus und folge den Spuren der Herden und weide deine Böcklein neben den Hütten der Hirten.29
8. Mit meinem Gespann an Pharaos Wagen30 vergleiche ich dich, meine Freundin!31
9. Schön sind deine Wangen, gleich der Turteltaube,32 und dein Hals wie ein Halsgeschmeide.33
10. Halskettlein von Gold wollen wir dir machen, mit Silber bunt besetzt.34
11. Während35 der König36 an seiner Tafel weilte,37 gab38 meine Narde ihren Duft.
12. Ein Myrrhenbündel ist mir mein Geliebter, das an meinem Busen verwahrt bleibt.39
13. Eine Cyprustraube40 in den Weinbergen Engaddis41 ist mir mein Geliebter.
14. O siehe, wie schön bist du, meine Freundin! Wie schön bist du, deine Augen sind gleich Taubenaugen.42
15. O siehe, wie schön bist du, mein Geliebter! Und holdselig; voll Blumen ist unser Lager.43
16. Die Balken unserer Häuser sind von Zedernholz, unser Getäfel von Zypressen.44

Fußnote

Kap. 1 (1) Der Sinn des Hebr. ist etwa: Schönstes aller Lieder. (Lied der Lieder, vergl. König der Könige. [Ez 26,7, Offenb 19,16]) Der Name Salomon bezeichnet zunächst den Verfasser des Buches, sodann aber weist er in verhüllter Weise auf die Person des Bräutigams hin. - (2) Die heiligen Väter verwerfen und verurteilen einstimmig jede rein historische Auslegung und halten hier wie im Folgenden die allegorische für die einzig der Wahrheit entsprechende. Damit steht im Einklang, dass nach der Gewohnheit der Hebräer die Braut nicht zuerst reden durfte. Vergl. [Hohel 8,8, Ju 14,7], die Sehnsucht der Braut nach dem Geliebten sine viel stärkere ist im ganzen Gedichte, als die des Bräutigams nach der Braut (weil die Kirche Gottes Hilfe bedarf), dass in V. 1 und 3 unvermittelt von der dritten und in die erste Person übergegangen, während doch die Gegenwart des Bräutigams erst in V. 8 mitgeteilt wird. Weiter ist derjenige, dessen Name wie ausgegossenes Öl ist (V. 2), der Messias (Christus), nicht ein irdischer König, ja bis [Hohel 3,7] würden wir anders ohnedies nicht wissen, von wem die Rede ist. Unerklärlich wäre anderenfalls die Mehrzahl der Personen V. 2, V. 3, die Schwärze der Königsbraut (V. 4), das Weiden des Königs (V. 6) ebenso V. 15, [Hohel 2,5-7] u.a.m. – Im Hohenliede ist nichts gewöhnlich, nichts körperlich, nichts irdisch. (Ambros.) So sind also die Küsse gleichsam Farben, mit denen göttliche Dinge dargestellt werden sollen. (Greg. Nyss.) Gottesliebe erfülle die Seele, so wird der Friede des Herrn [Hohel 8,10] in sie herabsteigen. Vergl. [Joh 20,21-23]. - (3) So beten die auserwählten Seelen des Volkes Gottes, Simeon, Anna, Zacharias, Elisabeth, Johannes, Maria, Joseph, alle, die den Heiland als wahren Hirten kennen und seine Gegenwart ersehnen, jene Synagoge, aus der die Apostel hervorgingen, die Säulen der Kirche, die Kirche selbst bei ihrem Übergange aus dem Alten in den Neuen Bund. (Beda) Vielleicht auch ist die Rede nicht von dem noch erwarteten, sondern von dem schon gesandten, aber zeitweilig abwesenden Messias. Diese Kirche redet ihren göttlichen Freund an (noch Freund, denn erst nach dem Verlöbnis wird sie [Hohel 4,8] und weiterhin Braut genannt), während sie noch Freundin, schöne Taube angeredet wird. – Die Kirche tritt gleichsam mit ihren Begleiterinnen (V. 2-4) auf, sich nach Christus sehnend, ehe sie ihn anredet. Da dieser aber seiner Gottheit nach überall zugegen ist, wird V. 3 die zweite Person in die dritte umgewandelt, ei Zeichen der glühenden Liebe. Daraus folgt nicht, dass Christus plötzlich erscheint (ähnliche Übergänge: [1Mos 49,9, Jes 42,24, Ps 80,17, Rich 5,31, 2Sam 14,20, Mic 1,2, Job 12,4, Job 17,10]). Es ist genug, dass er gleichsam anwesend alles hört, zumal er V. 6 wirklich abwesend ist. Der Bräutigam wird nicht genannt, obwohl die Braut doch von ihren Begleiterinnen verstanden werden will. Die Braut ersehnt die gewohnten Küsse des Gottmenschen. Darum hebr.: Er küsse mich mit seines Mundes Küssen. - (4) Die Übersetzung der Vulg. ist aus der Septuag übernommen. Richtiger: Liebkosungen. (Thom.) – Niemand ist so töricht, wenn er ein Bild sieht, dass er nur die Farbe betrachten sollte, nicht was die Malerei vorstellt: das Körner deckt die Körner, diese suche. So müssen uns diese Worte zur höchsten Wertschätzung und Liebe Gottes entflammen. (Gregor. d. Gr.) - (5) Salben sind Zeichen der Freude und werden bei Gastmählern gebraucht. So ist die Ankunft Christi ein frohes Fest. Kostbare Salben werden auch zur Bezeichnung des Besten gesetzt, wie der Weisheit [JSir 24,20ff], der Süßigkeit der Freundschaft [Ps 132,2, Spr 27,9]. [Ps 44,8.9] heißt es, dass Gott Christus mit der Salbung der Freude gesalbt habe, jener Salbung, welcher der heiligen Menschheit des Herrn von Gott zuteil ward, so sieht die Kirche auch ihren Bräutigam mit himmlischer Gnade, den übernatürlichen Gütern überströmt. - (6) Name ist im Hebr. Sprachgebrauch, was von den Wesen bekannt ist, also: Du duftest ganz von himmlischen Salbungen, du bist der gesalbte, Priester, König, Prophet. Vergl. [Dan 9,24, Ps 2,2]. So wir der Name Christus vorgebildet. Wozu dient der Duft der Salben? Die Kirche zu erfreuen, zu heiligen, zu stärken. - (7) Die keuscheste, reinste Liebe wird ausgegossen in unsern Herzen, darum lieben dich Jungfrauen, alle Jungfrauen, deren Herz recht ist. Alle Gläubigen werden mit dem Namen Jungfrauen bezeichnet. (Ambros.) Das weibliche Geschlecht ist nur in der poetischen Darstellung gewählt wie [Mt 25,1ff]: Es sind dieselben, die [Hohel 1,4, Hohel 6,8] Töchter Jerusalems heißen, und wohl auch mit den Töchtern Sions [Hohel 3,11] gleichbedeutend. Auch auf sie erstreckt sich die Liebe des Bräutigams. Sie sind wohl unvollkommene Kinder der Kirche, die sie erst zur vollkommenen Liebe führt [Hohel 1,4, Hohel 2,7] u.a. sie zu neuen Menschen umgestaltend. (Orig.) Die Trennung der Braut von den Jungfrauen (übrigen Gläubigen) ist poetisch: die Jungfrauen sind die verschiedenen Personen, welche vereint die Kirche darstellen, die Braut die Kirche in ihrer geistigen Würde, durch die sie jenen das innere Leben gibt. Vergl. die Schilderungen des Neuen Testamentes [Mt 13]. - (8) Die Braut bedarf der göttlichen Hilfe, um den Bräutigam nicht allein mit Einsicht und Herz zu umfangen, sondern ihn auch gegenwärtig zu halten und sich mit ihm zu vereinigen. - (9) Passender Zusatz der Vulgata. Die Gnade des Hauptes soll über die Glieder sich verbreiten. Auch die Süßigkeit des Gezogenwerdens wird angedeutet. (Aug.) „Nacheilen“: Auch die Genossinnen sollen mit der Braut nacheilen, von Liebe zu dem Bräutigam glühend. - (10) Dass die dritte Person bei der Nennung des Königs gesetzt ist, hat wohl auch in der größeren Ehrfurcht seinen Grund, welche die dritte Person ausdrückt. Vergl. [2Sam 19,20]. Die Benennung König kennzeichnet einerseits den Bräutigam und lässt anderseits vermuten, welch herrliche Schätze in dessen Kammer sind. - (11) Führte. – Süße Erinnerung an die Vergangenheit. Vielleicht aber ist es besser, das Wort als Wunsch zu fassen. - (12) Hebr.: Liebkosungen. - (13) Ein geistliches Gastmahl soll statthaben, siehe [Hohel 2,4], der König soll die Erhabenheit seiner Schätze zeigen. Hierfür will die Braut mit ihren Genossinnen frohlockend gedenken und feiern. - (14) Hebr.: mit Recht. - (15) Ich und meine Genossinnen. - (16) Die Braut wendet sich an ihre Genossinnen. – Nicht für sich allein, sondern auch für diese erbittet sie ja die Gunst des Bräutigams. Indem sie um diese mit lauter Stimme fleht, will sie wohl die Genossinnen durch eben dies Gebet belehren und auf die Ankunft des Herrn vorbereiten. - (17) Ein Gesicht, dessen Farbe schwarz ist, gilt nicht als schön. Die Braut erkennt also einen Makel an sich an, der aber ihrer wahren Schönheit keinen Eintrag tut. - (18) Kedar, vergl. [Jer 48,28ff], wird häufig erwähnt. Hier dient das Wort zur Bezeichnung alles dessen, was Jerusalem und Salomon entgegengesetzt ist, wie sonst die Heiden dem auserwählten Volke, die Welt der Kirche, das Menschliche dem Himmlischen. – Die Schönheit bezeichnet mithin etwas Übernatürliches. Die Genossinnen fassen wohl den glühenden Wunsch der Braut nicht, ebensowenig ihr Gespräch mit dem abwesendem Bräutigam und schauen nur auf ihre natürliche Unwürdigkeit. Die Kirche (insbesondere in ihrem Beginn) ist gering von Ansehen, so dass ihr Anblick in denen, die zu Christus gerufen werden (in den „Töchtern Jerusalems“), Verwunderung hervorruft, deshalb weist die Braut auf die ihr verliehenen Vorzüge hin. Wohl bin ich eine Tochter Arabiens, aber von Salomon erwählt, habe ich auch zu Töchtern Jerusalems (im mystischen Sinne wie [Ps 86]) gemacht. Die Zelte Gottes werden erwähnt [Jes 54,2f]. Die Zeltdecken Kedars waren dunkel, bei den Prachtzelten Salomons ist die Schönheit der Vergleichungspunkt. - (19) Wundert euch nicht. - (20) Milderung, vorher: schwarz. - (21) Besser hebr.: dass die Sonne mich so gebräunt hat. - (22) Ihre Brüder haben sie genötigt, viele und fremde Weingärten zu hüten, so hat sie ihren eigenen vernachlässigt. Die beginnende Kirche hat im Alten Testamente nicht die gebührenden Früchte guter Werke und des Heiles getragen, die Synagoge ist von dem ihr zugewiesenen Acker auf fremde berufen worden, die sie mit fruchtloser Arbeit und mit Einbuße an ihrer Schönheit zu pflegen gezwungen ward. Wenige Juden haben vor der Zeit des Messias und zu derselben Früchte des Heiles getragen. Die Wurzel zwar blieb heilig, doch die Zweige liegen gebrochen, inzwischen blüht der eingepflanzte Ölbaum, bis am Ende der Tage die Wurzel selbst neue Zweige und Früchte trägt. Doch der Teil der Synagoge, der eine Braut Christi geworden ist, ist nicht Ursache der Unfruchtbarkeit der Synagoge gewesen, er weist deshalb jede Schuld von sich. – Söhne meiner Mutter: Für solche ziemte es sich am wenigsten, oder: derselben Mutter zwar, doch nicht des gleichen Vaters. – Die Hitze ist Bild jedes Leidens. Vergl. [Offenb 7,16ff] u.a. [Klagel 4,8]. Die Brüder sind die Chaldäer und solche, die nicht wahre Israeliten waren. - (23) Steigender Affekt. - (24) Hebr. lebhafter: Wo weidest du? Wo hältst du am Mittage Rast? - (25) Hebr.: Denn warum sollte ich… - (26) Sie will zu ihm eilen mit ihren Genossinnen, doch sie vermag nicht, wenn er sie nicht zieht. – Der himmlische Salomon wird oft einem Hirten verglichen. Vergl. [Ps 22, Joh 10, Ez 24,23]. Der Dichter beschreibt alle Eigenschaften des Bräutigams: Er ist der Gesalbte, der erhabene König von Jerusalem, der wachsame Hirt, der gleichsam die Braut zeitweise um die Schafe willen verlässt. - (27) Antwort der Genossinnen: Wenn der Bräutigam, wie du meinst, bei den Heiden weilt, wohlan, so gehe aus, suche ihn, folge den Hirten. Sie selbst sind wohl bereit, ihr zu folgen, wie [Hohel 5,17]. - (28) Diese Anrede, vergl. [Hohel 5,9], zeigt, dass die Mahnung der Braut nicht vergeblich war. - (29) Es sind die genossen des Bräutigams. (V. 6) Ausschmückung des Bildes. Deine Böcklein: deine Herde. - (30) Der Bräutigam erscheint sichtbar. Woher er kommt und wie, wird nicht gesagt. Anfangs war er fern, obwohl er als Gott das Gebet hörte, [Hohel 1,8] zeigt er sich plötzlich, [Hohel 2,7] scheidet er, um [Hohel 2,8] wiederzukehren. So wir die Himmelsgewalt des Bräutigams angedeutet. Die „Wagen Pharaos“ (einer von den Wagen Pharaos) sind wohl ein Zeichen seiner Königsherrlichkeit, wie auf solchen kommt der himmlische Salomon auf Gottes Königswagen wunderbar herbei. Vergl. [Ps 17, Hab 3,8]. Statt „meinem Gespann“ besser: meinem Rosse, denn die eine Braut wird mit einem Rosse verglichen, ist es doch eine hohe Ehre, den wagen Gottes führen zu dürfen. Vergl. [Zach 10,3]. Wenn der Vergleich im einzelnen durchzuführen ist, kann man im Bilde Seele und Leib der Kirche unterschieden sehen und den Wagen als die Menge der Gläubigen (Töchter Jerusalems), das Ross als die Braut und Königin darstellend, als Lenker Christus ansehen. Der Bräutigam erwählt seine Braut, damit sie den Königswagen führe, und gibt ihr die hierzu geforderte Kraft (vergleiche = hebräisch: ich habe dich dazu gemacht). - (31) Das Bild eines Rosses wird allmählich verlassen. - (32) Hebr.: In den Schnüren, dein Hals in den Kettchen. – Einiges von dem Schmucke trägt die Braut bereits, anderes wird sie alsbald aus der Hand des Bräutigams empfangen. (V. 10) - (33) Hebr.: Im Halsgeschmeide. - (34) Gold und Silber umfasst alles Kostbare. Vergl. [4Mos 22,18]. Diese Geschenke, dem Schmucke beigefügt, werden der Freundin, die bald Braut mit vollem Rechte sein wird, verliehen. Gold und Silber sind Symbole verschiedener Gnaden Gottes. Vergl. [Ps 11,7, Ps 18,11] u.a. [Spr 3,14ff] u.a. Der Plural: wir ist entweder Ausdruck der Majestät oder besagt: der Herr und sein Gesalbter [Ps 2,2] oder der Bräutigam mit seinen Genossen. [Hohel 5,1, Hohel 8,13] - (35) Erwiderung der Braut. - (36) Sie redet vom Könige in der dritten Person aus Ehrfurcht (wie in V. 1, V. 3) - (37) Besser von der Gegenwart: weilt. Es ist an ein Gastmahl gedacht, ohne dass, wie [Hohel 5,1], eine ausdrückliche Aufforderung zur Teilnahme an demselben folgt. - (38) Besser: gibt. Die Braut hat ein Gefäß mit wohlriechendem Öle über das Haupt des königlichen Bräutigams ausgegossen, dessen Duft sich kundgibt. Vergl. [Mk 14,3, Joh 12,3]. - (39) Als ob sie die Annehmlichkeit ihrer eigenen Salbe gering achtet, sagt sie, dass ihr von ihrem Bräutigame ein süßerer Geruch entgegenströme. Frauen pflegten Riechfläschchen mit duftendem Inhalte bei sich zu tragen, deshalb vergleicht die Braut den Freund mit einem Säckchen voll duftenden Myrrhenharzes an ihrem Busen. Der Freund ist ganz süß und duftend von Himmelsgaben. - (40) Der zweite teil des Verses bezieht sich unmittelbar auf die verglichene Sache, nicht auf den Bräutigam. Die Cyperblume hat starkduftende, weiße, traubenähnliche Blütenbüschel. - (41) Engaddi war eine herrlich gelegene Stadt im Westen des Toten Meeres. Was die Braut Herrliches kennt, bietet sie auf zum Preise des Geliebten. - (42) Die Kürze der Ausrufe und die Sicherheit der Vergleiche zeigen den gesteigerten Affekt an. Hebr.: deine Augen sind Tauben. - (43) Hebr.: und auch unser Lager ist grün. – Sie befinden sich an anmutigem Orte. - (44) Hebr.: Die Balken unserer Häuser sind Cedern, unser Getäfel Cypressen. Vergl. [Jes 60,13]. Der Bräutigam gewährt Größeres als die Braut zu bieten vermag. (Orig.)

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