Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job09

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Liber Job Caput IX.

Das Buch Job. Kap. 9


b. Job beginnt in seiner Antwort die irrtümliche Behauptung seiner Freunde unmittelbar zu bekämpfen. (9,1 - 10,22) Er wisse sehr wohl, dass der Mensch vor Gott nicht gerecht ist (V. 13), und er wolle nicht mit Gott, dem mächtigen und gerechten, streiten (V. 21), aber das müsse er abstreiten, dass nur die Gottlosen und diese allezeit durch Unglück heimgesucht werden. (V. 28) und bekennt, dass er vor dem gerechten Gott freilich nicht gerecht sei, doch vor einem menschlichen Gerichte werde er sicher gewinnen.

1. Et respondens Job, ait:
2. Vere scio quod ita sit, et quod non justificetur homo compositus Deo.

3. Si voluerit contendere cum eo, non poterit ei respondere unum pro mille.

4. Sapiens corde est, et fortis robore: quis restitit ei, et pacem habuit?

5. Qui transtulit montes, et nescierunt hi quos subvertit in furore suo.
6. Qui commovet terram de loco suo, et columnæ ejus concutiuntur.
7. Qui præcipit soli, et non oritur: et stellas claudit quasi sub signaculo:

8. Qui extendit cœlos solus, et graditur super fluctus maris.
9. Qui facit Arcturum, et Oriona, et Hyadas, et interiora austri.

10. Qui facit magna, et incomprehensibilia, et mirabilia, quorum non est numerus.
11. Si venerit ad me, non videbo eum: si abierit, non intelligam.
12. Si repente interroget, quis respondebit ei? vel quis dicere potest: Cur ita facis?
13. Deus, cujus iræ nemo resistere potest, et sub quo curvantur qui portant orbem.
14. Quantus ergo sum ego, ut respondeam ei, et loquar verbis meis cum eo?
15. Qui etiam si habuero quippiam justum, non respondebo, sed meum judicem deprecabor.
16. Et cum invocantem exaudierit me, non credo quod audierit vocem meam.

17. In turbine enim conteret me, et multiplicabit vulnera mea etiam sine causa.
18. Non concedit requiescere spiritum meum, et implet me amaritudinibus.
19. Si fortitudo quæritur, robustissimus est: si æquitas judicii, nemo audet pro me testimonium dicere.
20. Si justificare me voluero, os meum condemnabit me: si innocentem ostendero, pravum me comprobabit.

21. Etiam si simplex fuero, hoc ipsum ignorabit anima mea, et tædebit me vitæ meæ.
22. Unum est quod locutus sum, et innocentem et impium ipse consumit.

23. Si flagellat, occidat semel, et non de pœnis innocentium rideat.

24. Terra data est in manus impii, vultum judicum ejus operit: quod si non ille est, quis ergo est?
25. Dies mei velociores fuerunt cursore: fugerunt, et non viderunt bonum.

26. Pertransierunt quasi naves poma portantes, sicut aquila volans ad escam.

27. Cum dixero: Nequaquam ita loquar: commuto faciem meam, et dolore torqueor.

28. Verebar omnia opera mea, sciens quod non parceres delinquenti.
29. Si autem et sic impius sum, quare frustra laboravi?

30. Si lotus fuero quasi aquis nivis, et fulserint velut mundissimæ manus meæ:
31. Tamen sordibus intinges me, et abominabuntur me vestimenta mea.

32. Neque enim viro qui similis mei est, respondebo; nec qui mecum in judicio ex æquo possit audiri.

33. Non est qui utrumque valeat arguere, et ponere manum suam in ambobus.
34. Auferat a me virgam suam, et pavor ejus non me terreat.
35. Loquar et non timebo eum: neque enim possum metuens respondere.


1. Job antwortete und sprach:1
2. Wahrlich! Ich weiß, dass es so ist2 und dass der Mensch, mit Gott verglichen, nicht gerecht ist.3
3. Wenn er auch mit ihm rechten wollte, könnte er ihm nicht eines auf tausend antworten.4
4. Weisen Sinnes5 ist er und gewaltig an Kraft, wer widersetzte sich ihm und hätte Frieden?
5. Er versetzt Berge, und die er umstürzt in seinem Grimme, merken es nicht.6
6. Er bewegt die Erde von ihrer Stätte und ihre Säulen7 erbeben.
7. Er gebietet der Sonne8 und sie geht nicht auf, und er legt die Sterne wie unter Siegel.9
8. Er breitet den Himmel allein aus und schreitet über die Wellen des Meeres dahin.10
9. Er schafft den Bären, den Orion, das Siebengestirn und die verborgenen Sterne des Südens.11
10. Er tut Großes und Unbegreifliches und Wunderbares ohne Zahl.12

11. Wenn er zu mir kommt, so sehe ich ihn nicht; geht er weg, so merke ich es nicht.13
12. Stellt er jählings zur Rede, wer antwortet ihm? Oder wer darf sagen: Warum tust du also?14
13. Er ist Gott, seinem Zorne kann niemand widerstehen, und unter ihm beugen sich, die den Erdkreis tragen.15
14. Wer bin ich aber, dass ich ihm entgegnen sollte und mit meinen Worten mit ihm reden?16
15. Hätte ich auch irgend ein Recht, ich würde nicht Gegenrede wagen, sondern meinen Richter um Gnade anflehen.17
16. Doch, wenn ich ihn anriefe und er mich hörte, glaube ich nicht, dass er auf meine Stimme hört.18
17. Denn er zerschmettert mich im Sturme und mehrt meine Wunden auch ohne Ursache,19
18. er lässt mich nicht zu Atem kommen20 und sättigt mich mit Bitterkeiten.
19. Gilt es Stärke: er ist der Stärkste; gilt es Recht im Gericht, so wagt niemand für mich Zeugnis zu geben.21
20. Wollte ich mich rechtfertigen, so verdammt mich mein eigener Mund; wollte ich zeigen, dass ich unschuldig bin, so überweist er mich als schuldig.22
21. Wäre ich auch lauter, so weiß eben dies meine Seele nicht und überdrüssig werde ich meines Lebens.23
22. Eines ist, was ich sage: Er vernichtet sowohl den Unschuldigen als den Gottlosen.24
23. Wenn er geißelt, töte er auf einmal und lache nicht der Qualen der Unschuldigen!
24. Die Erde ist in die Hände der Gottlosen gegeben, er verhüllt das Antlitz ihrer Richter. Ist er es nicht, wer ist es dann?25
25. Meine Tage eilten schneller dahin als ein Läufer; sie flohen dahin, ohne etwas Gutes zu sehen.26
26. Sie fuhren hin wie Schiffe, die Äpfel tragen, wie ein Adler, der auf den Fraß herabstürzt.27
27. Wenn ich sagen würde: Ich will nicht mehr so reden, so änderte ich wohl meine Miene und würde doch von Schmerz gepeinigt.
28. Ich fürchtete alle meine Werke, wohl wissend, dass du des Sünders nicht schonest.28
29. Wenn ich nun aber auch so noch gottlos bin, wozu habe ich mich da umsonst bemüht?29
30. Wenn ich mich mit Schneewasser wüsche und meine Hände glänzten überrein,
31. so tauchtest du mich dennoch in Schmutz, dass meine Kleider vor mir Abscheu hätten.30
32. Denn nicht einem Menschen, der meinesgleichen ist, würde ich antworten noch einem, der im Gerichte gleichmäßig mit mir verhört werden könnte.31
33. Niemand ist, der beide zurechtweisen32 und seine Hand auf beide legen dürfte.
34. Er nehme seine Rute von mir weg und sein Schrecken quäle mich nicht,
35. dann will ich reden, ohne zu fürchten; denn solange ich in Furcht bin, kann ich nicht Rede stehen.33


Fußnote

Kap. 9 (1) Job zeigt, dass er mit seinen Klagen und der Versicherung seiner Unschuld keineswegs Gott der Ungerechtigkeit angeklagt habe. Alsdann stellte er den Satz auf, dass Fromme und Gottlose von Unglück heimgesucht werden. Indes ist auch er überzeugt, dass Unglück als Strafe gesandt wird. Da er sich aber von Verbrechen rein weiß, auch andere Fromme in Bedrängnis sieht, kann er sich dies alles nicht anders erklären als dadurch, dass Gott, der überaus Heilige, in jedem Menschen Unvollkommenheit findet und straft. Daraus entsteht die Frage, welche Job wie eine neue Marter peinigt, warum Gott ihn nach Maßgabe einer ganz außergewöhnlichen Strenge straft. (Aug.) - (2) Wie Eliphaz [Job 4,17], Baldad [Job 8,3] gesagt. - (3) Hebr.: Wie wäre ein Mensch, mit Gott verglichen, gerecht! Der Mensch kann wahre, aber von lässlichen Sünden nicht freie Gerechtigkeit besitzen. - (4) Wer im Vergleiche zu einem andern gerecht ist, kann frei mit ihm streiten, denn durch die Wechselrede wird Gerechtigkeit und Wahrheit offenbar. (Thom.) Wenn Gott aber tausend Fehler vorwirft, wird der Mensch sich nicht einmal wegen eines rechtfertigen können… - (5) Weisen Sinnes ist der, der sich von der höchsten Richtschnur der Frömmigkeit leiten lässt. [Jes 11,2] Von Gott gebraucht bezeichnet er nicht allein seine höchste Weisheit, sondern auch jene Heiligkeit. Er erkennt sich ja als die höchste Wahrheit und als das höchste Gut und misst alles nach diesem Maßstabe und führt alles auf jene zurück. Indem Gott sich als unendliches Gut erkennt, sieht er zugleich und verabscheut er die Unvollkommenheiten der Menschen. Da er nun auch überaus mächtig ist, wer möchte sich ihm da mit Erfolg widersetzen? - (6) Indem Job Gottes Macht beschreibt, soll daraus klar werden, wie weit er davon entfernt ist, die Gottesfurcht zu verletzen. Diese Macht erhellt zuerst aus den in der Welt unerschütterlichsten Dingen: Mit solcher Schnelligkeit stürzt er die Berge um, dass sie aus ihrer Lage entfernt sind, ehe sie es noch selbst bemerken. (Erdbeben) - (7) Die untersten Teile, gleichsam die Fundamente. Vergl. [Ps 103,5]. - (8) Auch am Himmel zeigt sich deine Macht. - (9) Indem er sie durch Wolken verdunkelt und gleichsam einschließt. - (10) Weil er der Schöpfer ist. - (11) Schilderung der Macht Gottes. Job nennt die Gestirne, welche jedem sofort auffallen. - (12) Vergl. [Job 5,9]. Job wiederholt, was Eliphaz zuvor gesagt, um allen zu zeigen, wie er in dem Preise der Herrlichkeit Gottes niemandem weiche. Dies zeugt um so mehr von seiner Frömmigkeit, je härter sein Leben ist. (Chrys.) Ist alles dies, was den Augen erscheint, groß und unerforschlich, wie viel mehr also das, was unsichtbar ist? - (13) Was ist der Mensch im Vergleich zu Gott und in seiner Unwissenheit (V. 11) und Schwäche? (V. 12, 13) Wir sind gleichsam blind, dass wir ihn nicht sehen, wenn er vorübergeht, es nicht merken, wenn er vorbeischwebt (hebr.), an uns und um uns tätig ist. - (14) Vulg.: Will er uns richten, wer kann ihm widersprechen oder zur Zufriedenheit antworten? Hebr.: Er rafft hinweg, wer hindert ihn? Usw. - (15) Die Vulgata schildert Gottes Macht. Wer nach dem hl. Hieronymus die Träger des Erdkreises sind, ist schwer zu sagen. Hebr.: Die Helfer der Erhebung, nämlich gegen Gott. - (16) Hebr.: Wie viel weniger möchte ich mit ihm rechten, möchte ich die rechten Worte ihm gegenüber zu finden wissen! – Nie ist es mir in den Sinn gekommen, mit Gott zu streiten, wie ihr meint, obwohl ich mir meiner gerechten Sache bewusst bin. - (17) Dass er mir gnädig sein wolle. Job ist also fern von jeder Anschuldigung gegen Gott, als sei dieser ungerecht. - (18) Hebräisch klarer: Wenn ich auch riefe (zum Rechtsstreite) und er mich hörte (meine Gründe), so glaube ich nicht, dass er mein Wort beachtete (mein Begehren erfüllte). – Ich bin es nicht wert und Gottes Weise, mit den Menschen zu verkehren, wird nicht von unserer Vernunft, sondern von Gottes Urteil bestimmt. - (19) Der Grund, warum Job meint, dass Gott gegen die Menschen auf unerforschliche Weise verfährt, ist sein gegenwärtiges Leiden. Er umgibt mich mit Schmerzen und häuft mir Wunde über Wunde, über das gewöhnliche Maß seiner Gerechtigkeit hinaus. - (20) Erklärung zu dem ersten Worte von V. 17. - (21) V. 19-21 bieten die Erklärung zu den letzten Worten von V. 17. - (22) Was er V. 2,3, 14, 15 bereits gesagt. Wird meine Unschuld nach dem Maßstabe der göttlichen Gerechtigkeit geprüft, so muss ich mich selbst als schuldig erklären. Und je mehr ich meine Gerechtigkeit in diesem Streite verteidigen wollte, desto mehr Sünden würde er finden, deren ich schuldig bin, ob ich diese auch nicht bemerkt oder vergessen habe. - (23) Hebr.: ich würde mich nicht kennen – so viel Fehler würde mir Gott zeigen, dass ich mich selbst nicht kennen würde – und würde mein vergangenes leben verabscheuen. Steigerung des V. 20 gesagten. - (24) Auch wenn sein gewissen gutes Zeugnis gibt und wer nach dem gewöhnlichen Urteile der Welt als gerecht gilt, kann von Gott heimgesucht werden. Mithin ist mein Leiden zwar eine Strafe, doch nicht, wie ihr wollt, für schwere Verbrechen, auch keine Ungerechtigkeit von Seiten Gottes, sondern Gott kann, wenn er will, auch den Gerechten heimsuchen. Darum muss ich so viel leiden, während die Gottlosen sich oft des Glückes freuen? So weist Job auf der einen Seite die Anschuldigungen der Freunde zurück, schafft sich aber neue Versuchungen und Leiden. - (25) Was er aus seinem Bewusstsein geschlossen, zeigt er aus der Erfahrung durch zwei Beispiele. Hebr.: Wenn eine Geißel (Plage) plötzlich tötet, er spottet der Leiden der Unschuldigen. (Da er auf ihr Rufen nicht hört.) Länder sind den Frevlern preisgegeben und er verhüllt das Antlitz ihrer Richter (dass sie das rechte nicht sehen wollen); und wenn nicht er, wer ist es, der es tut? - (26) Von den allgemeinen Erwägungen kehrt Job zu seinem Schicksal zurück. Er schildert die Größe seiner Leiden in zwei Zügen. V. 25, V. 26: Sein Leben ist schnell dahingegangen und er hat die erhofften Güter nicht erlangt, und V. 27: er wird jetzt von unaufhörlichen Schmerzen gepeinigt. - (27) Dreifacher Vergleich mit dem, was auf Erden, im Meere, in der Luft durch Schnelligkeit sich auszeichnet. Die vergangenen Güter werden für nichts angesehen oder sind fast aus dem Gedächtnisse getilgt. Statt: Schiffe, die Äpfel tragen, ist mit Neueren wohl zu übersetzen: Aus Papyrusrohr gefertigte. - (28) Sinn der Vulgata: Sobald ich mir vornehme, nicht mehr so zu wehklagen, sondern Mut zu fassen, werde ich von Schmerz gepackt und mein Angesicht verändert sich. Ich fürchtete mich vor den Übeln, die ich leide, sie möchten schlimmer und zahlreicher werden, denn ich weiß, dass ich vor dir nicht unschuldig bin, sondern dass du auch die geringen Übertretungen hart strafest. Vergl. [Job 9,2.3]. Hebr.: Sage ich: Vergessen will ich meine Klage, aufgeben meine Gebärde und heiter blicken (V. 29), so schaudere ich vor allen meinen Schmerzen, ich weiß, dass du mich nicht für rein erklärst. - (29) Es quält ihn, dass er mit Strafen heimgesucht wird, die ihn bei seinen Freunden als einen Gottlosen gelten lassen, und dass Gott nicht auf seine Unschuld schaut, sondern ihn nach Maßgabe der strengen Heiligkeit [Job 9,2.3] als gottlos ansieht. Deshalb ruft er aus: Ich soll schuldig sein! Warum also mich vergeblich abmühen (in Seufzern und Klagen)? Bereits wird jener Maßstab der Heiligkeit für ihn eine Veranlassung zur Ungeduld. Der lateinische Text bietet den gleichen Sinn, wenn man nur das Perfekt nicht in eine entlegene Vergangenheit versetzt, was dem Hebr. widerspräche. - (30) Grund, warum er sich nicht umsonst mühen will: Er wird dennoch nicht rein vor Gott. Dem Schneewasser schrieb man größere Kraft zu, rein zu machen. - (31) Gott ist nicht seinesgleichen, dass er ihm bei der Auseinandersetzung des Streites erwidern könnte, dass sie zusammen ins Gericht träten. Gott ist Richter und Kläger in einer Person, es gibt zwischen ihnen keinen Schiedsrichter, dem beide untergeordnet wären und dessen Ausspruch sie sich zu fügen hätten. - (32) Hebr.: Nicht wäre zwischen uns ein Richter. - (33) Gott möge ihn seinen Leiden, mit denen er ihn peinigt, entrücken und seiner schrecklichen Majestät sich ihm gegenüber entkleiden, denn in meinem Bewusstsein habe ich nichts, weshalb ich mich vor ihm fürchten sollte.

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