Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job11

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Liber Job Caput XI.

Das Buch Job. Kap. 11


C. Sophar und Job. (11,1 – 14,22) a. Erzürnte Beschuldigung Sophars. (11,1-20) Durch Jobs Worte gereizt, tadelt Sophar nicht nur dessen angebliche Geschwätzigkeit, sondern beschuldigt ihn auch der Anmaßung, weil er behauptet, gerecht zu sein, während er doch weniger duldet, als er verdient hat. (V. 6) Um diese Anschuldigung einigermaßen zu beweisen, feiert er Gottes Weisheit und Wissenschaft, die alles durchdringt (V. 12), und fordert Job auf, Busse zu tun, ihm in diesem Falle Glück verheißend, während der Böse untergeht.

1. Respondens autem Sophar Naamathites, dixit:
2. Numquid qui multa loquitur, non et audiet? aut vir verbosus justificabitur?
3. Tibi soli tacebunt homines? et cum ceteros irriseris, a nullo confutaberis?

4. Dixisti enim: Purus est sermo meus, et mundus sum in conspectu tuo.
5. Atque utinam Deus loqueretur tecum, et aperiret labia sua tibi,
6. Ut ostenderet tibi secreta sapientiæ, et quod multiplex esset lex ejus, et intelligeres quod multo minora exigaris ab eo, quam meretur iniquitas tua.

7. Forsitan vestigia Dei comprehendes, et usque ad perfectum Omnipotentem reperies?
8. Excelsior cœlo est, et quid facies? profundior inferno, et unde cognosces?

9. Longior terra mensura ejus, et latior mari.
10. Si subverterit omnia, vel in unum coarctaverit, quis contradicet ei?

11. Ipse enim novit hominum vanitatem, et videns iniquitatem, nonne considerat?
12. Vir vanus in superbiam erigitur, et tamquam pullum onagri se liberum natum putat.
13. Tu autem firmasti cor tuum, et expandisti ad eum manus tuas.
14. Si iniquitatem, quæ est in manu tua, abstuleris a te, et non manserit in tabernaculo tuo injustitia:
15. Tunc levare poteris faciem tuam absque macula, et eris stabilis, et non timebis.
16. Miseriæ quoque oblivisceris, et quasi aquarum quæ præterierunt recordaberis.
17. Et quasi meridianus fulgor consurget tibi ad vesperam: et cum te consumptum putaveris, orieris ut lucifer.

18. Et habebis fiduciam, proposita tibi spe, et defossus securus dormies.

19. Requiesces, et non erit qui te exterreat: et deprecabuntur faciem tuam plurimi.
20. Oculi autem impiorum deficient, et effugium peribit ab eis, et spes illorum abominatio animæ.


1. Da antwortete Sophar, der Naamathiter, und sprach:1
2. Soll nicht, wer viel redet, auch hören, oder soll der wortreiche Mann Recht behalten?2
3. Sollen die Leute vor dir allein schweigen?3 Und sollst du, während du der übrigen4 spottest, von keinem widerlegt werden?
4. Denn du hast gesagt: Meine Rede5 ist lauter und ich bin rein vor deinen Augen!
5. O möchte doch Gott mit dir reden und er seine Lippen gegen dich auftun,6
6. das er dir die Geheimnisse seiner Weisheit zeigte und dass sein Gesetz vielfach ist,7 und du erkennen möchtest, dass er weit weniger von dir fordert, als deine Schuld verdient.
7. Wirst du etwa die Spuren Gottes8 fassen und bis auf den tiefen Grund den Allmächtigen erforschen?
8. Er ist erhabener als der Himmel, was willst du tun? Tiefer als die Unterwelt, woher willst du ihn erkennen?
9. Sein Maß ist weiter als die Erde und breiter als das Meer.9
10. Wenn er alles umstürzte oder in einen Klumpen zusammenpresste, wer könnte ihm widersprechen?10
11. Denn er kennt die Eitelkeit der Menschen, und wenn er die Bosheit sieht, achtet er etwa nicht darauf?
12. Der eitle Mann erhebt sich in Hochmut und dünkt sich freigeboren wie das Füllen des wilden Esels.11
13. Du aber hast dein Herz gefestigt und deine Hände zu ihm ausgebreitet.12
14. Wenn du den Frevel, der in deiner Hand ist, von dir entfernst und kein Unrecht in deinem Zelte bleibt,
15. Dann magst du dein Angesicht erheben, frei von Makel, und unerschütterlich dastehen und darfst dich nicht fürchten.13
16. Dann wirst du auch des Elends vergessen und desselben gedenken, wie der Wasser, die vorübergeflossen sind.
17. Und wie Mittagsglanz wird es dir am Abend aufgehen und wenn du meinst, es sei aus mit dir, wirst du aufsteigen wie ein Morgenstern14
18. und du wirst Zuversicht hegen; denn dir ist Hoffnung gegeben und wie von einem Walle geschützt, wirst du sicher ruhen.15
19. Du wirst Ruhe genießen und niemand wird dich aufscheuchen16 und gar viele werden dein Angesicht anflehen. [3Mos 26,6]
20. Aber der Gottlosen Augen werden verschmachten und die Zuflucht ihnen schwinden und ihre Hoffnung ist das, was die Seele sonst verabscheut.17


Fußnote

Kap. 11 (1) Sophar spricht im Zorne harte Worte gegen Job, ihm so eine neue Prüfung bereitend. So schildert der h. Verfasser nicht nur das Verhalten der Freunde in lebendigen Farben, sondern steigert auch zugleich fortwährend Jobs Kette der Leiden. - (2) Was du gesagt, sind Worte ohne Gehalt. Du meinst wohl, du brauchest nur zu reden, um als frei von Schuld zu gelten? - (3) Hebr.: Soll dein Geschwätz die Leute zum Schweigen bringen, so dass du höhnst, ohne dass dich jemand beschämt, und sagst: Lauter usw. - (4) „Der übrigen“ ist Zusatz des hl. Hieronymus. Die Freunde sind alsdann hier als Verteidiger Gottes gefasst, auf welche der Hohn Jobs gegen Gott zurückfällt. - (5) Was ich von Gottes Vorsehung, dem Leiden der Gerechten und dem Glücke der Gottlosen sage. Zu dieser Theorie kam ein tadelloses Leben, das nach der Richtschnur des Wahren und Guten eingerichtet war, dafür ist Gott Richter und Zeuge. [Job 10,7] In seinem Eifer übersieht Sophar, dass Job keineswegs alle Flecken geleugnet. [Job 9,2.31] - (6) Dich der Sünde überführend. - (7) Richtiger: dass die Geheimnisse seiner Weisheit das doppelte sind an wahrem Wissen. - (8) Meinst du die Wege, die Gottes Vorsehung wandelt, ergründen zu können? Wirst du mit erschöpfender Erkenntnis den Allmächtigen erfassen? Du beleidigst, indem du deine Unschuld beteuerst, Gottes Weisheit, die da leicht Sünde findet, wo der Mensch nichts bemerkt. - (9) Vier Ausdehnungen hat das göttliche Wissen gleichsam und ist größer als alles, was dem Menschen unmessbar erscheint. Wie also kannst du meinen, Gottes Weisheit erfassen zu können? - (10) Auch die göttliche Macht, die sich im Strafen so schrecklich zeigt, sollte Job Schweigen auferlegen. Hebr.: Wenn er vorübergeht und einen fesselt (aus den übrigen einen herausgreift, der nicht als Frevler gegolten) und zu Gericht ruft, wer will ihm wehren? – Was du von Gottes Wirksamkeit gesagt, dient gerade zum Beweise, dass du nicht unschuldig bist. Wolltest du ihn etwa durch die Versicherung deiner Unschuld zu anderem Vorgehen zwingen? - (11) Gott kennt auch die verborgene Bosheit und kann nicht mit Gleichmut auf dieselbe schauen. So hat er denn durch die furchtbare Strafe gezeigt, welche Frevel in deinem Herzen verborgen waren. Willst du also, als Mensch ohnehin schon töricht und unwissend, vollends alle Besinnung verlieren und zum unvernünftigen Tiere werden, dich den göttlichen Fügungen nicht unterwerfend? - (12) Im Hebr. ist V. 13, 14 Vordersatz und enthält die Bedingungen: Wenn du aber erhebst und deine Hände zu ihm ausbreitest, hinweg aus deiner Hand den Frevel schaffest und Unrecht nicht in deinem Zelte wohnen lässest, ja, dann kannst du dein Antlitz ohne Makel erheben usw. Die Worte „hinweg“ bis „lässest“ deuten an, dass Job die Aufrichtigkeit seines Gebetes durch die Tat beweisen müsse. Hiernach ist die Vulgata zu erklären: Du aber hast in deinem Unglücke außer deinen Klagen auch noch darauf dein Herz gerichtet, deine Hände flehend zu Gott auszustrecken. - (13) Unerschütterlich im Glücke und ohne Furcht, Gott möchte dich desselben berauben. - (14) Hebr.: Und heller als der Mittag steigt ein Leben auf; dunkelt es, so wird es wie der Morgen sein. - (15) Hebr.: Wirst, spähst du umher, getrost dich niederlegen. Oder nah der Sept.: Beschämt dich deine Hoffnung und Erwartung auch einmal, deine sichere Ruhe wir doch bleiben. - (16) Friede und Ruhe zu genießen gehört zum höchsten Glücke. [3Mos 26,6] - (17) Er schließt (wie Baldad [Job 8,22]) mit großer Kunst mit einem Gegenbilde. Die Augen der Gottlosen werden in eitler Erwartung vergehen und damit jede Möglichkeit, etwas zu genießen; und was sie Böses erdulden oder fürchten, vermögen sie nicht abzuwenden. Hebr.: und ihre Hoffnung ist Aushauchen der Seele: Der Tod selbst wird ihnen Gegenstand der Hoffnung. – Was Sophar von Gottes Weisheit und Gerechtigkeit gesagt hat, ist sehr schön. Da aber seine Rede immer zur Voraussetzung hat, dass Glück und Unglück stets genau der Frömmigkeit entsprechen, müssen auch die wahren Worte Job peinigen, da sie dazu dienen sollen, seine Schuld zu beweisen. Auch die Verheißung zukünftigen Glückes beruht auf der falschen Voraussetzung, mithin kann die an Job gerichtete Mahnung, Gott zu beschwichtigen, jenen nur verletzen. Dazu wird Job fortwährend von leiblichen Schmerzen gequält.

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