Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job36

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Liber Job Caput XXXVI.

Das Buch Job. Kap. 36


III. Vierte Rede. Eliu zeigt genauer, wie das Unglück Heilkraft hat, und bemüht sich, indem er Gottes Gerechtigkeit und Weisheit preist, Job dahin zu bringen, sein Leiden in Geduld und Demut zu tragen und nicht von Gott darüber Rechenschaft zu fordern. (36,1 – 37,24) a. Eliu fehlen die Gründe nicht, durch welche er Gottes Gerechtigkeit und Weisheit gegen Job verteidigen kann. (V. 4) b. Die Leiden haben heilsame Wirkungen, und so werde er auch Gottes Weise, gegen Job zu handeln, erklären (V. 5-21): Gott handelt seiner Vorsehung gemäß und lässt die heimgesuchten Gerechten nicht im Stich. (V. 7) Er führt selbst die Gottlosen oft durch Heimsuchungen zur Erkenntnis ihrer Sünden (V. 10), um dann nach ihrem Verhalten gegen sie zu handeln. (V. 14) Dieselbe Weise hält er gegen die Gerechten ein (V. 15), dieselbe gegen Job, der von seinen Heimsuchungen frei werden wird, wenn er sie in Geduld und Demut trägt und sich nicht zur Sünde fortreißen lässt. (V. 21) c. Um ihn zu dieser Stimmung des Herzens zu führen und von dem unbedachten Urteil über Gottes Handeln abzuwenden, preist Eliu die Weisheit, Gerechtigkeit und Majestät Gottes (36,22 – 37,13): Gott ist so groß, dass niemand seine Wege erforschen oder seine Werke oder sein ewiges Wissen erkennen kann (V. 26), leuchtet doch schon aus den Wettererscheinungen seine Macht und Weisheit hervor, durch die er die Menschen mit Strafen heimsucht und mit Wohltaten überhäuft.

1. Addens quoque Eliu, hæc locutus est:
2. Sustine me paululum, et indicabo tibi, adhuc enim habeo quod pro Deo loquar.
3. Repetam scientiam meam a principio, et operatorem meum probabo justum.

4. Vere enim absque mendacio sermones mei, et perfecta scientia probabitur tibi.
5. Deus potentes non abjicit, cum et ipse sit potens:
6. Sed non salvat impios, et judicium pauperibus tribuit.
7. Non auferet a justo oculos suos et reges in solio collocat in perpetuum, et illi eriguntur.

8. Et si fuerint in catenis, et vinciantur funibus paupertatis:
9. Indicabit eis opera eorum, et scelera eorum, quia violenti fuerunt.
10. Revelabit quoque aurem eorum, ut corripiat: et loquetur, ut revertantur ab iniquitate.
11. Si audierint et observaverint, complebunt dies suos in bono, et annos suos in gloria:
12. Si autem non audierint, transibunt per gladium, et consumentur in stultitia.
13. Simulatores et callidi provocant iram Dei, neque clamabunt cum vincti fuerint.
14. Morietur in tempestate anima eorum, et vita eorum inter effeminatos.
15. Eripiet de angustia sua pauperem, et revelabit in tribulatione aurem ejus.

16. Igitur salvabit te de ore angusto latissime, et non habente fundamentum subter se: requies autem mensæ tuæ erit plena pinguedine.
17. Causa tua quasi impii judicata est, causam judiciumque recipies.

18. Non te ergo superet ira, ut aliquem opprimas: nec multitudo donorum inclinet te.
19. Depone magnitudinem tuam absque tribulatione, et omnes robustos fortitudine.
20. Ne protrahas noctem, ut ascendant populi pro eis.
21. Cave ne declines ad iniquitatem: hanc enim cœpisti sequi post miseriam.

22. Ecce, Deus excelsus in fortitudine sua, et nullus ei similis in legislatoribus.
23. Quis poterit scrutari vias ejus: aut quis potest ei dicere: Operatus es iniquitatem?
24. Memento quod ignores opus ejus, de quo cecinerunt viri.
25. Omnes homines vident eum, unusquisque intuetur procul.
26. Ecce, Deus magnus vincens scientiam nostram: numerus annorum ejus inæstimabilis.
27. Qui aufert stillas pluviæ, et effundit imbres ad instar gurgitum,
28. Qui de nubibus fluunt, quæ prætexunt cuncta desuper.
29. Si voluerit extendere nubes quasi tentorium suum,
30. Et fulgurare lumine suo desuper, cardines quoque maris operiet.

31. Per hæc enim judicat populos, et dat escas multis mortalibus.
32. In manibus abscondit lucem, et præcipit ei ut rursus adveniat.

33. Annuntiat de ea amico suo, quod possessio ejus sit, et ad eam possit ascendere.


1. Weiter fuhr Eliu fort und sprach also:
2. Habe noch ein wenig Geduld mit mir, so will ich es dir zeigen, denn noch habe ich für Gott zu reden.1
3. Vom Ursprunge her2 hole ich meine Weisheit und werde meinen Schöpfer als gerecht erweisen.
4. Denn wahrlich! ohne Trug sind meine Reden und vollkommene Einsicht wird sich dir erproben.3
5. Gott verwirft die Mächtigen nicht, da er auch selbst mächtig ist;4
6. aber die Gottlosen rettet er nicht und den Armen schafft er Recht.5
7. Er wendet von den Gerechten seine Augen nicht ab und setzt sie wie Könige auf ewig auf den Thron und sie werden erhöht.6
8. Und wenn sie in Ketten sind und gefesselt mit Banden der Armut,7
9. so tut er ihnen ihre Werke kund und ihre Laster, weil sie Gewalttat verübt,
10. und öffnet ihr Ohr, sie zu mahnen, und redet zu ihnen, dass sie umkehren von der Bosheit.
11. Wenn sie hören und sich unterwerfen, so werden sie ihre Tage im Glücke vollenden und ihre Jahre8 in Herrlichkeit.
12. Hören sie aber nicht, so werden sie in das Schwert fallen und durch ihre Torheit9 hinsinken.
13. Heuchler und Arglistige fordern den Zorn Gottes heraus;10 sie rufen nicht,11 wenn sie gefesselt sind.12
14. Es stirbt im Ungewitter13 ihre Seele und ihr Leben unter Lustbuben.14
15. Aber den Armen rettet er aus seiner Bedrängnis und erschließt sein Ohr in der Trübsal.15
16. So wird er denn aus dem Rachen der Not, der keinen Boden unter sich hat, dich ins Weite retten und dein Tisch wird friedlich und voll des Fettes sein.16
17. Deine Sache ist abgeurteilt wie die eines Gottlosen, Spruch und Urteil wirst du erhalten.17
18. Soweit übermanne dich also nicht der Zorn, dass du jemanden unterdrückst, noch beuge dich die Menge der Sühnegaben.18
19. Entsage deiner Größe ohne Heimsuchung19 und allen, welche durch die Stärke mächtig sind.
20. Ziehe die Nacht nicht herbei, da in ihr Volk um Volk dahingeht.20
21. Hüte dich, zum Unrecht dich hinzuneigen; denn ihm hast du begonnen nachzugehen, seitdem du im Elende bist.21
22. Siehe, Gott ist erhaben in seiner Macht und keiner ist ihm gleich unter den Gesetzgebern.22
23. Wer könnte seine Wege erforschen23 oder wer kann zu ihm sagen: Du hast Unrecht getan?
24. Bedenke, dass du sein Werk nicht kennst, von dem die Männer gesungen haben.24
25. Alle Menschen sehen ihn,25 ein jeder schaut von ferne.26
26. Siehe, Gott ist groß und ist erhaben über unser Wissen, die Zahl seiner Jahre ist nicht zu schätzen.27
27. Er zieht die Wassertropfen hinauf und gießt Gußregen wie Ströme herab,
28. die aus den Wolken niederfließen, welche alles von oben her bedecken.28
29. Will er die Wolken ausspannen wie sein Gezelt
30. und von oben her das Licht seiner Blitze leuchten lassen, so bedeckt er auch die äußersten Enden des Meeres.29
31. Denn dadurch richtet er die Völker und gibt Speise den vielen Sterblichen.30
32. In seinen Händen verbirgt er das Licht und gebietet ihm, dass es wieder scheine.31
33. Seinem Freunde gibt er Kunde davon, dass es sein eigen ist und dass er zu demselben aufsteigen kann.32


Fußnote

Kap. 36 (1) Da Job noch immer keine Antwort gibt, will Eliu die Widerlegung weiterführen und vollenden, verlangt aber vorher Aufmerksamkeit, weil er zugunsten Gottes noch mehr zu sagen habe. - (2) Aus weiteren, aber notwendigen Grundsätzen, ja aus den Werken der Natur und Schöpfung. Hebr.: Von fernher, vom Schöpfer. - (3) Um Job für sich einzunehmen, versichert Eliu, er werde ohne Trug reden, seine Überzeugung aussprechen und nur das sagen, was er mit Bestimmtheit wisse. - (4) Hebr.: Siehe doch, Gott ist mächtig und doch verachtet er nicht, der Mächtige an Einsicht. Der Text der Vulgata ist schwieriger: Gott verwirft die Mächtigen nicht aus Neid oder Furcht, sondern straft an ihnen die Freveltaten. - (5) Die Frevler unterdrückt er, die ungerecht Bedrückten rettet er; also ist Gott gerecht. - (6) Hebr.: Mit den Königen. Gott wendet die Augen seiner Fürsorge nicht von den Gerechten ab. Herrliche Richtigstellung der Worte Jobs, der andeutete, Gott hasse sie. (Beispiel: Joseph in Ägypten. [1Mos 39-42]) Job hatte nicht gewusst, warum auch die Gerechten leiden, Eliu belehrt ihn, dass Gott sie aus der Tiefe der Prüfung zur höchsten Würde erhebt, die Leiden als Vorbereitung sendend, damit die Herrlichkeit ihnen desto sicherer verbleibe. - (7) Die Gerechten. Ihre Leiden sind Züchtigung für die Sünden, in die sie gefallen, Bußpredigt, Erziehungsmittel. - (8) Die Vollzahl der dem menschlichen Leben zugemessenen Jahre. - (9) Durch ihre Sünden, wie die Tugend Wahrheit und Weisheit heißt. Erst wenn Gottes heilsame Absichten vereitelt sind, waltet seine Strafgerechtigkeit. - (10) Besser nach dem Hebr.: hegen Zorn. - (11) Zu Gott. - (12) Mit den Banden des Leidens. - (13) Plötzlich, gewaltsam. Hebr.: In der Jugend. - (14) Ein frühzeitiger Tod der Schande. - (15) Hebr.: Doch den Leidvollen rettet er durch seine Leiden und tut auf durch die Drangsal sein Ohr. - (16) Darum muss Job Mut fassen und sein Herz darauf vorbereiten, Gottes Wohltaten zu empfangen. In die Weite führen: [Ps 4,2, Ps 17,20.37, Ps 117,5, Ps 118,45] Einen Tisch bereiten: [Ps 22,5]. - (17) Weise nicht durch Bitterkeit diese Gnade Gottes zurück, denn urteilst du von Gott wie die heimgesuchten Gottlosen, so ziehst du dir ihre Verdammnis zu. Der Ausspruch ist demnach bedingt. - (18) Also lass dich nicht von der Erbitterung hinreißen, dass du dich selbst (jemanden) dem Untergange nahe bringen solltest, und die Menge der Schmerzen (Gaben), mit denen du jene aus dem Elende sprießenden Güter erkaufen musst, scheine dir nicht zu lästig. Hebr.: Der Zorn verführe dich nicht zum Hohn usw. - (19) Job soll vielmehr bedenken, dass das Leiden noch das einzige Mittel ist, durch das Gott ihn retten kann und will. Willst du nicht auf diesem Wege der Heimsuchung das Glück, so kann es dir nicht zuteil werden; lege also alle Regungen ab, die stark sind durch die Kraft des Stolzes! Das Hebräische ist dunkel. Etwa: Kann er deinem Rufen um Hilfe anders die rechte Richtung geben als durch die Not und die Nötigung zur Anstrengung aller Kräfte? - (20) Hieraus folgt eine andere Mahnung: Begehre nicht so sehr mit ohnmächtigem Wunsche nach dem Tode. Das Lateinische hat (nach dem Urtexte) den Sinn: Begehre nicht jene Nacht, in welche die Völker in ununterbrochener Folge (Volk um Volk) eingehen. - (21) Überhaupt soll Job sich durch sein Leiden nicht zum Bösen hinreißen lassen. Du hast durch Anmaßung in deiner Klage über Gottes Leitung gesündigt. [Job 33,8.12, Job 34,5ff37] Um Job diese Unterwerfung leichter zu machen, zeigt Eliu weiter, wie erhaben, mächtig, gütig, weise Gott ist. So weckt er Glaube, Liebe und Bewunderung eines solchen Gottes. Und diesem sich zu unterwerfen, sollte Job Bedenken tragen? - (22) Herrschern. - (23) Hebr.: Wer hat ihm seinen Weg vorgeschrieben und wer gesagt usw. - (24) Hebr.: gedenke, dass du sein Tun erhebst, welches die Menschen gepriesen haben. Gottes Tun ist auch das Verhängen der Leiden. - (25) Dieses Wirken Gottes ist allen Menschen wahrnehmbarer und erfüllt sie mit Freude und Bewunderung. - (26) Was bereits von fern in die Augen fällt, kann nicht übersehen werden. - (27) Um Job zur Teilnahme am gemeinsamen Lobe einzuladen, beschreibt Eliu weiter, wie sehr dasselbe Gott gebührt, ist er doch erhaben und ewig. - (28) Hebr.: Denn er zieht des Wassers Tropfen nieder, dass sie infolge seiner Dünste Regen sickern, den die Wolken rieseln lassen, auf viele Menschen niederträufeln. - (29) Die Beschreibung der Regenbildung geht in die des Gewitters über, die noch unbegreiflicher ist als jene. Hebr.: Versteht man vollends die Wolkengruppen, das Krachen seines Gezeltes? Siehe, er breitet um sich her sein Licht und bedeckt die Wurzeln des Meeres. – Die Wolkengruppen heißen Ausbreitung an der Wolke und das Gezelt ist das Gewitterwolkenzelt. Das Licht ist das Leuchten der Blitze, die Wurzeln des Meeres die Wasser, welche, aus der Tiefe des Meeres emporgezogen, sich zu Wolken gestalten. – Vulg.: Vom Himmelsfirmament bis zu den Tiefen des Meeres erscheint seine Majestät, die in der Ausbreitung der Wolken und den Blitzen widerleuchtet. - (30) Blitze und Regen dienen Gottes Weltregierung: Zur Belohnung und zur Strafe (Sündflut, Sodom, Ägypten). - (31) Hebr.: Beide Hände bedeckt er mit Licht und bestellt es als Strafverhängnis. - (32) Das Licht, seinen Besitz, verheißt er seinen Freunden und verkündet ihnen, dass sie nach Finsternis Licht, nach Elend das Glück schauen werden. Das hebräische wird auf verschiedene Weise übersetzt und erklärt.

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