Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Koh08

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Ecclesiastes, Qui ab Hebræis Coheleth appellatur. Caput VIII.

Ekklesiastes oder Prediger. Von den Hebräern Koheleth genannt. Kap. 8


III. Lösung der Fragen. (8,1 – 12,8) 1. Beachte die Zeit des höchsten Königs. (V. 8) 2. Siehst du in der Welt Bosheit, halte an dich. (V. 15) 3. Schränke deine Begierde zu wissen ein. [Koh 9,2]

1. Sapientia hominis lucet in vultu ejus, et potentissimus faciem illius commutabit.
2. Ego os regis observo, et præcepta juramenti Dei.

3. Ne festines recedere a facie ejus, neque permaneas in opere malo: quia omne, quod voluerit, faciet:
4. Et sermo illius potestate plenus est: nec dicere ei quisquam potest: Quare ita facis?
5. Qui custodit præceptum, non experietur quidquam mali. Tempus et responsionem cor sapientis intelligit.
6. Omni negotio tempus est, et opportunitas, et multa hominis afflictio:
7. Quia ignorat præterita, et futura nullo scire potest nuntio.

8. Non est in hominis potestate prohibere spiritum, nec habet potestatem in die mortis, nec sinitur quiescere ingruente bello, neque salvabit impietas impium.

9. Omnia hæc consideravi, et dedi cor meum in cunctis operibus, quæ fiunt sub sole. Interdum dominatur homo homini in malum suum.
10. Vidi impios sepultos: qui etiam cum adhuc viverent, in loco sancto erant, et laudabantur in civitate quasi justorum operum: sed et hoc vanitas est.
11. Etenim quia non profertur cito contra malos sententia, absque timore ullo filii hominum perpetrant mala.
12. Attamen peccator ex eo quod centies facit malum, et per patientiam sustentatur, ego cognovi quod erit bonum timentibus Deum, qui verentur faciem ejus.
13. Non sit bonum impio, nec prolongentur dies ejus, sed quasi umbra transeant qui non timent faciem Domini.

14. Est et alia vanitas, quæ fit super terram: sunt justi, quibus mala proveniunt, quasi opera egerint impiorum: et sunt impii, qui ita securi sunt, quasi justorum facta habeant: sed et hoc vanissimum judico.

15. Laudavi igitur lætitiam quod non esset homini bonum sub sole, nisi quod comederet, et biberet, atque gauderet: et hoc solum secum auferret de labore suo in diebus vitæ suæ, quos dedit ei Deus sub sole.
16. Et apposui cor meum ut scirem sapientiam, et intelligerem distentionem, quæ versatur in terra: est homo, qui diebus et noctibus somnum non capit oculis.
17. Et intellexi quod omnium operum Dei nullam possit homo invenire rationem eorum, quæ fiunt sub sole: et quanto plus laboraverit ad quærendum, tanto minus inveniat: etiam si dixerit sapiens se nosse, non poterit reperire.


1. Die Weisheit des Menschen leuchtet aus seinem Antlitze hervor, aber der Mächtige kann dessen Angesicht ändern.1 [Koh 2,14]
2. Ich merke auf den Mund des Königs und auf die Verbindlichkeit des bei Gott geleisteten Eides.2
3. Eile nicht hinweg von seinem Angesichte3 und beharre nicht in bösem Tun; denn alles, was er will, wird er vollbringen;
4. sein Wort ist voller Macht und niemand kann zu ihm sagen: Warum tust du also?4
5. Wer das Gebot hält, wird nichts Böse erfahren, des Weisen Herz versteht Zeit5 und Entscheidung.6
6. Jedes Geschäft hat seine gelegene Zeit, aber der Mensch hat viele Plage;7
7. denn das Vergangene erkennt er nicht und8 das Zukünftige vermag kein Bote ihm kundzutun.9
8. Es steht nicht in des Menschen Gewalt, den Hauch aufzuhalten und er vermag nicht über den Tag des Todes zu gebieten, auch lässt man ihn nicht ruhen, wenn der Kampf beginnt, noch rettet Gottlosigkeit den Gottlosen.10
9. Dies alle habe ich betrachtet11 und mein Augenmerk auf alles gerichtet, was unter der Sonne geschieht. Zuweilen herrscht ein Mensch über den anderen zu seinem Unglück.
10. Ich sah, wie Gottlose zu Grabe getragen wurden; so lange sie noch lebten, waren sie selbst an heiliger Stätte und wurden in der Stadt gepriesen, als hätten sie gerechte Werke getan;12 aber auch dies ist Eitelkeit.
11. Denn weil das Urteil über die Bösen nicht sogleich gefällt wird, begehen die Menschenkinder Böses ohne alle Furcht.
12. Doch mag auch der Sünder hundertmal Böses tun und mit Langmut ertragen werden, so weiß ich doch, dass es denen gut gehen wird, die Gott fürchten und sein Angesicht scheuen.13
13. Dem Gottlosen möge es nicht gut gehen noch möge er lange leben, sondern wie ein Schatten mögen die vergehen, welche das Angesicht des Herrn nicht fürchten!
14. Auch eine andere14 Eitelkeit ist, die auf Erden vorkommt. Es sind Gerechte, denen Böses widerfährt, als hätten sie die Werke der Gottlosen getan; und es sind Gottlose, die so sicher leben, als hätten sie die Werke der Gerechten getan; aber ich halte auch dies für eitel.
15. Darum lobte ich den Frohsinn, dass für den Menschen nichts besser sei unter der Sonne als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein; denn das allein nimmt er mit sich von all seiner Mühsal in seinen Lebenstagen, die ihm Gott unter der Sonne gegeben.15
16. Und ich bestrebte mich, die Weisheit zu erkennen und das Treiben zu verstehen, das sich auf Erden regt, wo es Menschen gibt, denen Tag und Nacht kein Schlaf in die Augen kommt.16
17. Da lernte ich einsehen, dass der Mensch nicht imstande ist, für alles den richtigen Grund aufzufinden von dem, was unter der Sonne geschieht; und je mehr er sich Mühe gibt, nachzuforschen, desto weniger findet er; mag auch der Weise sagen, er habe es erkannt, so kann er es doch nicht erreichen.17


Fußnote

Kap. 8 (1) Hebr.: Und seines Antlitzes Härte wird gemildert (durch die Weisheit). - (2) Hebr.: Ich: Eines Königs Geheiß nimm in acht und zwar wegen des Gotteseides. – Der König ist der König der Könige, Gott. (Hier., Greg. Thaum., Chald.) Der Gotteseid verpflichtet dich, den König zu ehren. [2Mos 24,7] - (3) Gegenteil: vor Gott wandeln [1Mos 17,1]. - (4) Die dem Könige gebührende Ehrfurcht stet als Beispiel derjenigen da, die Gott zu zollen ist. - (5) Entfernte, noch zu erwartende Zeit. - (6) Hebr.: Und Gericht. Der Weise weiß, dass er das zukünftige Gericht zu erwarten hat, inzwischen aber geduldig tragen muss, was die göttliche Vorsehung zulässt, aber dass der Böse der Strafe Gottes nicht entgehen wird. - (7) Hebr.: denn für jedes Ding gibt es Zeit und Gericht, den die Erwartung des Gerichtes lastet schwer auf ihm. – Der erste Teil ist erklärend, der zweite diese Erklärung verstärkend, der wahre Grund folgt erst V. 7. - (8) Hebr.: denn, dem ersten denn in 6b untergeordnet. - (9) Denn wie es werden wird, wer kann es ihm ansagen? Wann und wie Gottes Gerechtigkeit sich offenbart, weiß der Gerechte nicht und muss sich mit unsicherer Hoffnung trösten. - (10) Hebr.: Kein Mensch ist des Windes mächtig, den Weg zu hemmen, und keiner gebietend über den Todestag, und keine Entlassung hat statt im Kriege, und nicht errettet der Frevel den, der ihn übt. – Die Hauptsache ist der Schluss des Verses, den drei vergleiche einleiten. Den Gesetzen der Natur und der Vorsehung, wie sie sich an Winden und im natürlichen oder gewaltsamen Tode zeigen, kann niemand Einhalt tun, noch viel weniger Gottes Gerechtigkeit, denn weit mehr ziemt es Gott, die moralische als die natürliche Ordnung aufrecht zu erhalten. - (11) V. 9-15 hebr.: Alles dies habe ich gesehen, indem ich mein Herz auf alles Tun richtete, das geschieht unter der Sonne, eine Zeit ist bestimmt, dass ein Mensch über den anderen herrsche zu dessen Schaden. 10. Und also habe ich gesehen, wie Frevler begraben werden und abtreten zur Ruhe und von heiliger Stätte wegziehen und vergessen werden in der Stadt solche, die recht gehandelt. Auch dies ist Eitelkeit, 11. weil nicht ausgesprochen wird der Richterspruch über das Tun des Bösen eilig, darum wird das Herz der Menschenkinder voll in ihnen Böses tun. 12. Weil der Sünder hundertmal Böses tut und lebt, wenn ich auch weiß, dass es gut gehen wird den Gottesfürchtigen, welche ihn fürchten, 13. nicht gut aber wird ergehen dem Frevler, und dass sie lange leben, dem Schatten gleich, und wer immer sich nicht fürchtet vor Gottes Antlitz. Es ist Eitles, das auf der Erde geschieht, dass es Gerechte gibt, denen es ergeht, als ob sie die taten der Gottlosen vollbrächten, und dass es Gottlose gibt, denen es so ergeht, als handelten sie gerecht. Ich sage, dass auch dies Eitelkeit ist. 15. Und so lobe ich die Freude, dass nichts besser ist für den Menschen unter der Sonne als zu essen und zu trinken und sich zu freuen, und dass dies ihn begleite bei seiner Arbeit die ganze Zeit seines Lebens, die ihm Gott gegeben unter dieser Sonne. - (12) Die Vulgata gibt, wie u.a. der Kommentar des hl. Hieronymus zeigt, den Text nicht treu wieder. - (13) Nach dem Hebr. ist der Sinn: Das längste Leben des Bösen kann nicht lang heißen, wenn es selbst zu nichts nützt und zum ewigen leben führt, wohingegen der fromme in kurzer Zeit vollendet ist. [Weish 4,13] - (14) Dieser Zusatz passt wenig. Es liegt im Texte eine Steigerung. Zuerst hieß es: Böse werden nicht gestraft, jetzt: ja Gott selbst verkehrt die Gerechtigkeit auf Erden, man mag auf die Guten schauen oder auf die Bösen. - (15) Also wahre dir Frieden, werde nicht ungeduldig über das Elend des Lebens, achte auf dich selbst und überlass Gottes Gerechtigkeit alles übrige, denke, dass er sich die Zeit vorbehalten. Die Zeit ist eine doppelte: die des Gerichtes, wo der Gute Lohn, der Böse Strafe erhält [Koh 8,1-8], und die Zeit dieses Lebens, wo der eine über den andern herrscht. (V. 9) – Die Mahnung ergeht an den Weisen, der den Lauf der Welt betrachtend, alles recht in der Welt verkehrt sieht. Vergl. [Koh 10,4]. - (16) Hebr.: 16. Als ich mein Herz darauf richtete, zu erkennen Weisheit und zu sehen die Mühseligkeiten, die auf Erden vorkommen, - denn weder bei Tag noch bei Nacht bekommen sie Schlaf in ihre Augen zu sehen. – 17. Da sah ich alles Werk Gottes, dass der Mensch nicht zu ergründen vermag das Werk, das sich vollzieht unter der Sonne, wie sehr auch der Mensch sich abzumühen sucht; aber es wird doch nicht ergründet, auch wenn der Weise gedachte es zu erkennen, er kann es nicht erkennen. - (17) Gott hält den Menschen in beständiger Unwissenheit und Ohnmacht.

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