Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps138

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Liber Psalmorum. Psalmus CXXXVIII.

Das Buch der Psalmen. Psalm 138 (139)


1. Gott, der das ganze Weltall umfasst und erfüllt, kennt auch das Tun und Reden, ja die verborgensten Gedanken des Dichters. (V. 12) 2. Kann es anders sein, da ja des Menschen Sein und Leben nach Ursprung, Weg und Ziel in Gottes Händen liegt? (V. 16) 3. Anderseits aber wie schwer ist es, Gottes Gedanken und Wege zu begreifen! Unter dem vielen Unbegreiflichen aber ist besonders eines: Warum dürfen die Frevler scheinbar ungestraft Gott trotzen? Wie es damit sei, der Psalmist gehört Gott an und will mit den Frevlern nichts gemein haben. So seiner Stellung gewiss, fordert er Gott auf, ihn zu prüfen, jedoch die Bitte beifügend, ihn vor verderblichen Wegen zu bewahren und ihn auf rechten zu führen.

1. In finem, Psalmus David.
Domine probasti me, et cognovisti me:
2. Tu cognovisti sessionem meam, et resurrectionem meam.
3. Intellexisti cogitationes meas de longe: semitam meam, et funiculum meum investigasti.
4. Et omnes vias meas prævidisti: quia non est sermo in lingua mea.
5. Ecce Domine tu cognovisti omnia novissima, et antiqua: tu formasti me, et posuisti super me manum tuam.
6. Mirabilis facta est scientia tua ex me: confortata est, et non potero ad eam.

7. Quo ibo a spiritu tuo? et quo a facie tua fugiam?
8. Si ascendero in cœlum, tu illic es: si descendero in infernum, ades.

9. Si sumpsero pennas meas diluculo, et habitavero in extremis maris:

10. Etenim illuc manus tua deducet me: et tenebit me dextera tua.
11. Et dixi: Forsitan tenebræ conculcabunt me: et nox illuminatio mea in deliciis meis.
12. Quia tenebræ non obscurabuntur a te, et nox sicut dies illuminabitur: sicut tenebræ ejus, ita et lumen ejus.
13. Quia tu possedisti renes meos: suscepisti me de utero matris meæ.

14. Confitebor tibi quia terribiliter magnificatus es: mirabilia opera tua, et anima mea cognoscit nimis.
15. Non est occultatum os meum a te, quod fecisti in occulto: et substantia mea in inferioribus terræ.
16. Imperfectum meum viderunt oculi tui, et in libro tuo omnes scribentur: dies formabuntur, et nemo in eis.

17. Mihi autem nimis honorificati sunt amici tui, Deus: nimis confortatus est principatus eorum.
18. Dinumerabo eos, et super arenam multiplicabuntur: exsurrexi, et adhuc sum tecum.
19. Si occideris Deus peccatores: viri sanguinum declinate a me:

20. Quia dicitis in cogitatione: accipient in vanitate civitates tuas.
21. Nonne qui oderunt te Domine, oderam: et super inimicos tuos tabescebam?
22. Perfecto odio oderam illos: et inimici facti sunt mihi.
23. Proba me Deus, et scito cor meum: interroga me, et cognosce semitas meas.

24. Et vide, si via iniquitatis in me est: et deduc me in via æterna.


1. Zum Ende, ein Psalm Davids.1 Herr, du erforschest mich und erkennst mich,2
2. du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen.3
3. Du verstehst meine Gedanken von ferne,4 du durchforschest meinen Pfad und meinen Anteil5
4. und alle meine Wege siehst du voraus;6 denn es ist kein Wort auf meiner Zunge.
5. Siehe, Herr! du weißt alles, das Neue und das Alte;7 du hast mich gebildet und deine Hand auf mich gelegt.8
6. Allzu wunderbar ist dein Wissen für mich; zu hoch ist es, ich vermag nicht es zu erreichen!
7. Wohin soll ich gehen vor deinem Geiste? Und wohin fliehen vor deinem Angesichte?9
8. Stiege ich zum Himmel empor, so bist du da; stiege ich in die Unterwelt hinab, so bist du da!10 [Amos 9,2]
9. Erhöbe ich bei der Morgenröte11 meine Flügel und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres,12
10. so wird auch dort deine Hand mich leiten und deine Rechte mich lenken.
11. Und spräche ich: Vielleicht kann Finsternis mich decken, so wird die Nacht mir Licht bei meiner Freude.13
12. Denn vor dir ist die Finsternis nicht dunkel und die Nacht hell wie der Tag;14 wie ihre Finsternis, so ist sein Licht!15
13. Denn du hast meine Nieren16 in deiner Gewalt;17 du nahmst dich meiner von meiner Mutter Leibe her an.18
14. Ich preise dich, dass du so ehrfurchtgebietend bist;19 deine Werke sind wunderbar und meine Seele erkennt dies wohl.
15. Mein Gebein20 war nicht verborgen vor dir, das du im Verborgenen21 gebildet hast, noch mein Wesen in der Erde tiefem Schoße.22
16. Da ich noch unvollendet war, sahen mich deine Augen und in dein Buch sind alle23 verzeichnet; ihre Tage sind bestimmt, ehe noch jemand in denselben da ist.24
17. Aber bei mir sind deine Freunde, o Gott! hoch geehrt, ihr Vorrang ist überaus mächtig geworden.
18. Wollte ich sie zählen, so sind ihrer mehr als der Sand; stehe ich auf, so bin ich noch bei dir!25
19. O dass du die Sünder töten wolltest, o Gott! ihr Männer des Blutes, weichet von mir!26
20. Denn ihr sagt bei euch: Deine Städte werden sie vergeblich gewinnen!27
21. Sollte ich die nicht hassen, Herr! die dich hassen, und über deine Feinde mich nicht härmen?
22. Mit vollstem Hasse hasse ich sie und als Feinde Gottes gelten sie mir.
23. Prüfe mich, o Gott!28 und erkenne mein Herz, erforsche mich und erkenne meine Pfade
24. und siehe, ob ich auf bösem Wege29 bin, und leite mich auf ewigem Wege!30


Fußnote

Psalm. 138 (1) Der Inhalt des Psalmes steht damit nicht in Widerspruch. Indes schrieb man den Psalm schon früh der exilischen oder nachexilischen Zeit zu. - (2) Vergl. [Jer 17,10]. - (3) Das, was ich beim Ruhen und bei der Arbeit (Aufstehen zur Arbeit) denke und rede. - (4) Von deinen Höhen herab, wie weit auch der Himmel entfernt ist von der Erde. - (5) Hebr.: mein Gehen und mein Liegen prüfest du. Vulg.: Meinen sittlichen Wandel und meinen Wandel nach Maßgabe deiner Gebote durchforschest du. - (6) Ergänze: das du nicht voraussähest. - (7) Die Satzverbindung ist im Hebräischen: denn es ist kein Wort auf meiner Zunge, siehe, Herr, du kennst es ganz. Hinten und vorn schließest du mich ein (ich bin ganz in deiner Macht) und legst deine Hand auf mich. - (8) Symbol der beherrschenden Macht Gottes. [Job 13,21] – Eigentlich: von mir weg, über meine Fassungskraft hinaus. - (9) Der Geist ist hier das Wesen Gottes, zu dem seine Allgegenwart gehört; Angesicht: die Weise wie Gott sich dem Menschen zuwendet, dem Gerechten gnädig, dem Sünder im Zorne. - (10) Im höchsten Himmel, in den tiefsten Tiefen der Unterwelt bist du gegenwärtig. - (11) Von wo sie erscheint, im Osten. - (12) Das Meer ist für den Israeliten der Westen, das äußerste Ende des Meeres der äußerste Westen. Hebr.: Erhöbe ich Flügel der Morgenröte – würde ich auch so schnell aufsteigen wie sie, um mich vom äußersten Osten in den äußersten Westen zu begeben; keine Schnelligkeit und keine Entfernung könnte mich dir entziehen. - (13) Wollte ich hoffen, die Nacht könne mich vor Gott verbergen, ich würde mich getäuscht sehen. Auch die Nacht ließe Licht auf mich fallen, wenn ich hoffte, ungesehen Lüsten frönen zu können. – Hebr.: Finsternis umhülle mich und Nacht sei um mich her das Licht! - (14) Hebr.: So wäre auch die Finsternis für dich nicht finster und die Nacht würde hell sein wie der Tag. Finsternis und Licht sind gleich. (Der letzte Satz ist wohl eine Glosse.) - (15) Wie der Finsternis der Tag, so das Licht des Tages. - (16) Den Sitz meiner Gefühle, mein Innerstes. - (17) Durch dein Wissen: du kennst mich durch und durch. - (18) Denn du hast meine Nieren geschaffen, mich umschirmt (nach anderen: mich gewoben) im Mutterleibe. - (19) Hebr.: Ich preise dich, dass ich erstaunlich wunderbar bereitet bin. - (20) Die Anfänge meines Leibeslebens. - (21) Im Mutterschoße. - (22) Im Mutterschoße, in dem es so dunkel ist wie in den Tiefen der Erde. - (23) Alle Menschen, die ins Dasein kommen, sind bereits in das Buch [2Mos 32,33] Gottes eingetragen, mit dem, was sie einst sein und was sie tun werden. - (24) Hebr.: Meinen Knäuel (mich als werdendes Gebilde) sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle (die Tage, ehe noch jemand wirklich lebte) geschrieben, die Tage, die vorherbestimmt wurden, und keiner derselben war noch da. - (25) Hebr.: Für mich aber – wie schwer sind deine Gedanken, o Gott, wie sind gewaltig ihre Summen! Wollte ich sie zählen, zahlreicher sind sie als der Sand; ich wache auf und noch bin ich bei dir. – Schläft der Sänger am Abend über dem Zählen ein und setzt er es fort im Traumleben der Nacht, so ist er am Morgen erwachend noch bei Gott, ist nicht fertig mit Gottes Werken. – Dieser Text allein passt in den Zusammenhang, nicht der der Septuaginta. - (26) Wunsch, der dem Eifer um Gottes Ehre und der Liebe zur Gerechtigkeit entspringt. Der Dichter weist jede Gemeinschaft ab, die Teilnahme am Bösen bezweckt. - (27) Hebr.: Es lehnen sich in Bosheit wider dich auf, erheben sich in Arglist (deine Feinde?) Vulg.: Die Gottlosen denken bei sich: Mag Gott den Frommen im Augenblick die Städte Palästinas geben, es ist doch umsonst, wir obliegen dennoch. - (28) Dass ich dir gehöre. - (29) Hebr.: auf dem Wege der Pein, - dem Wege des Bösen, auf dem das Glück des Menschen keinen Bestand hat. - (30) Dem Wege, der ewig dauert [Ps 1,6] zu Gott, ins ewige leben führt. – Insofern David der Typus des Heilandes ist, kann man den Psalm als indirekt messianisch ansehen.

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