Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Tob06

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Liber Tobiæ Caput VI.

Das Buch Tobias. Kap. 6


2. Raphael beschützt den jüngeren Tobias auf der Reise und ist Veranlassung, dass dieser Sara heimführt. (6,1 – 9,12) A. Auf der Reise ergreift Tobias, der Aufforderung des Engels folgend, einen Fisch, der ihn anfällt, und bewahrt dessen Herz und Leber als Heilmittel. (V. 9) A. Als die Reisenden Ekbatana nahe gekommen, rät der Engel dem Jünglinge, die einzige Tochter des Raguel, eines reichen Verwandten, bei dem sie einkehren werden, zur Frau zu begehren, (V. 13) und belehrt ihn, mit welcher Beschaffenheit des Herzens er die Ehe schließen und wie er durch den Rauch der verbrannten Fischleber den bösen Geist verscheuchen könne.

1. Profectus est autem Tobias, et canis secutus est eum, et mansit prima mansione juxta fluvium Tigris.
2. Et exivit ut lavaret pedes suos, et ecce piscis immanis exivit ad devorandum eum.
3. Quem expavescens Tobias clamavit voce magna, dicens: Domine, invadit me.
4. Et dixit ei Angelus: Apprehende branchiam ejus, et trahe eum ad te. Quod cum fecisset, attraxit eum in siccum, et palpitare cœpit ante pedes ejus.
5. Tunc dixit ei Angelus: Exentera hunc piscem, et cor ejus, et fel, et jecur repone tibi: sunt enim hæc necessaria ad medicamenta utiliter.

6. Quod cum fecisset, assavit carnes ejus, et secum tulerunt in via: cetera salierunt, quæ sufficerent eis, quousque pervenirent in Rages civitatem Medorum.
7. Tunc interrogavit Tobias Angelum, et dixit ei: Obsecro te Azaria frater, ut dicas mihi quod remedium habebunt ista, quæ de pisce servare jussisti?

8. Et respondens Angelus, dixit ei: Cordis ejus particulam si super carbones ponas, fumus ejus extricat omne genus dæmoniorum sive a viro, sive a muliere, ita ut ultra non accedat ad eos.
9. Et fel valet ad ungendos oculos, in quibus fuerit albugo, et sanabuntur.

10. Et dixit ei Tobias: Ubi vis ut maneamus?
11. Respondensque Angelus, ait: Est hic Raguel nomine, vir propinquus de tribu tua, et hic habet filiam nomine Saram, sed neque masculum, neque feminam ullam habet aliam præter eam.

12. Tibi debetur omnis substantia ejus, et oportet eam te accipere conjugem.
13. Pete ergo eam a patre ejus, et dabit tibi eam in uxorem.
14. Tunc respondit Tobias, et dixit: Audio quia tradita est septem viris, et mortui sunt: sed et hoc audivi, quia dæmonium occidit illos.

15. Timeo ergo, ne forte et mihi hæc eveniant: et cum sim unicus parentibus meis, deponam senectutem illorum cum tristitia ad inferos.
16. Tunc Angelus Raphael dixit ei: Audi me, et ostendam tibi qui sunt, quibus prævalere potest dæmonium.

17. Hi namque qui conjugium ita suscipiunt, ut Deum a se, et a sua mente excludant, et suæ libidini ita vacent, sicut equus et mulus, quibus non est intellectus: habet potestatem dæmonium super eos.
18. Tu autem cum acceperis eam ingressus cubiculum, per tres dies continens esto ab ea, et nihil aliud, nisi orationibus vacabis cum ea.
19. Ipsa autem nocte, incenso jecore piscis, fugabitur dæmonium.

20. Secunda vero nocte in copulatione sanctorum patriarcharum admitteris.

21. Tertia autem nocte, benedictionem consequeris, ut filii ex vobis procreentur incolumes.
22. Transacta autem tertia nocte, accipies virginem cum timore Domini, amore filiorum magis quam libidine ductus, ut in semine Abrahæ benedictionem in filiis consequaris.


1. Tobias aber reiste fort und sein Hund1 folgte ihm nach. Die erste Nacht blieb2 er am Flusse Tigris.3
2. Als er nun ausging, seine Füße zu waschen,4 siehe, da kam ein ungeheurer Fisch5 hervor, um ihn zu verschlingen.
3. Da erschrak Tobias vor ihm und rief mit lauter Stimme und sprach: Herr! er fällt mich an.
4. Der Engel sprach zu ihm: Ergreife ihn bei den Kiemen und ziehe ihn an dich! Er tat dies und zog ihn auf das Trockene und der Fisch begann vor seinen Füßen zu zappeln.6
5. Da sprach der Engel zu ihm: Weide diesen Fisch aus und lege sein Herz, seine Galle und seine Leber für dich zurück; denn diese sind notwendig zu nützlichen Heilmitteln.
6. Als er dies getan hatte, briet er das Fleisch desselben und sie nahmen es mit sich auf den Weg;7 das übrige salzten sie ein, damit es ihnen hinreichte, bis sie nach Rages, der Stadt der Meder, kämen.
7. Hierauf8 fragte Tobias den Engel und sprach zu ihm: Ich bitte dich, Bruder Azarias! mir zu sagen, welche Heilkraft das besitzen soll, was du von dem Fische aufzubewahren befohlen hast?
8. Der Engel antwortete und sprach zu ihm: Wenn du ein Stücklein von seinem Herzen auf Kohlen legst, so vertreibt der Rauch davon alle Art von bösen Geistern, sowohl von Mann, wie von Weib, so dass sie diesen ferner nicht mehr nahen.
9. Und die Galle ist gut, die Augen damit zu salben, auf denen weiße Flecken sind; alsdann werden sie geheilt.9
10. Tobias sprach zu ihm:10 Wo willst du, dass wir bleiben?
11. Der Engel antwortete und sprach: Es ist hier ein Mann, mit Namen Raguel, ein Verwandter aus deinem Stamme; dieser hat nur eine Tochter, namens Sara, und sonst keinen Sohn, noch eine andere Tochter11 außer ihr.
12. Dir kommt ihr ganzes Vermögen zu und du musst sie zur Frau nehmen.
13. Halte also bei ihrem Vater um sie an, und er wird sie dir zur Frau geben.
14. Hierauf antwortete Tobias und sprach: Ich höre,12 dass sie sieben Männern gegeben worden ist und dass diese gestorben sind; aber ich habe auch gehört, dass ein böser Geist sie getötet hat.
15. Ich fürchte also,13 dass es mir auch so ergehen möchte und ich, da ich das einzige Kind meiner Eltern bin, ihr Alter vor Gram unter die Erde bringe.14
16. Da sprach der Engel Raphael zu ihm: Höre mich, und ich will dir zeigen, welche die sind, die der böse Geist überwältigen kann.15
17. Die nämlich, welche so in den Ehestand treten, dass sie Gott von sich und von ihren Gedanken ausschließen und ihrer Lust so ergeben sind wie Pferd und Maulesel,16 die keinen Verstand haben, über diese hat der böse Geist Gewalt.17
18. Wenn du sie aber erhalten hast und in das Schlafgemach gegangen bist, so enthalte dich drei Tage lang von ihr und liege mit ihr einzig dem Gebete ob.18
19. In derselben Nacht aber zünde die Leber des Fisches an, und der böse Geist wird vertrieben werden.
20. In der zweiten Nacht aber wirst du in die Gemeinschaft der heiligen Patriarchen zugelassen werden.
21. Und in der dritten Nacht wirst du den Segen erlangen, dass von euch Kinder ohne Gebrechen erzeugt werden.
22. Nach Verlauf der dritten Nacht aber nimm die Jungfrau in der Furcht des Herrn zu dir, mehr durch das Verlangen nach Kindern als von Wollust bewogen,19 damit du in Abrahams Samen Segen an Kindern erhaltest.20


Fußnote

Kap. 6 (1) Der Hund war wohl hier ein edleres Tier und nicht so verachtet wie in Palästina. - (2) Unter einem Zelte oder in der Karawanserei. - (3) Entweder ist einer der Nebenflüsse des Tigris gemeint, welche den gleichen Namen führten, oder das Heim des Tobias lag auf dem linken Ufer des Flusses, auf dem ein Teil von Ninive lag. - (4) Das waschen der Füße war im Oriente ein häufiges. Vielleicht auch ist allgemeiner ein erfrischendes Bad zu verstehen. Dass der Engel desselben nicht bedarf, ist ein Zug, der wiederum dessen übermenschliches Wesen durchscheinen lässt. Wie wenig ihn Tobias bereits für einen Lohndiener ansieht, zeigt der Ruf: Herr! - (5) Nach der Itala und Griech. B. schnappte der Fisch nach dem Fuße des Tobias, nach dem Chald. verschlang er das Brot, welches Tobias mitgebracht. Der Fisch war nach einigen ein Hecht, nach anderen ein Meerfisch, der in den Tigris gelangt war (indes alsdann kein Haifisch oder Pottfisch, da auf solche die Beschreibung nicht passt). Der Fisch wird beschrieben, nicht wie er an sich war, sondern wie er Tobias erschien. - (6) Das Ereignis war hinreichend, Tobias dazu zu führen, in Azarias etwas Übermenschliches zu vermuten; insbesondere da der Engel wiederum die Heilung des Vaters voraussagt. Um indes bis zum Ende unerkannt zu bleiben, gibt der Engel ein Mittel an, welches nach dem Volksglauben die von ihm verheißene Heilung herbeizuführen vermochte. - (7) Itala: Zur Zehrung (in victu). - (8) Nach dem Griech. am Tage nach der Ankunft bei Raguel. - (9) Der Engel erklärt (nach der Vulg.) die Bedeutung des Herzens (V. 8) und der Galle (V. 9) mit Übergehung der Leber. Dagegen wird V. 19 der Leber zugeschrieben, was hier dem Herzen. Die anderen Texte verbinden beides. Der Engel wir also sowohl das eine wie das andere als anwendbar erklärt haben. Die Wirkung wird nicht der natürlichen Kraft zugeschrieben, sondern der Körper soll das Werkzeug der göttlichen Allmacht auf den Geist wirken (ähnlich wie auch das Feuer der Hölle die bösen Geister quält, die sichtbaren Sakramente unsichtbare Gnaden wirken). Der Galle legte man im Altertum die ihr zugeschriebene Kraft bei und so verhüllt der Engel am besten sein Wesen. Dass der Fisch, der Tobias verschlingen wollte, durch die Fügung Gottes das Mittel ward, um Sara und Tobias Vater mit den größten Wohltaten zu überhäufen, ist ein Ausdruck des Gedankens, welcher dem ganzen Buche zugrunde liegt: denen, die Gott lieben, muss die Bitterkeit der Galle, das von Gott gesandte körperliche Leiden, zum Guten dienen, indem es ihnen die Augen des Geistes öffnet. - (10) Bei der Annäherung an Ekbatana, 700 Kilometer von Ninive. Vergl. V. 11. - (11) Der Ausdruck schließt alle näheren Verwandten ein. Daraus erwächst für Tobias Pflicht und Recht, sie zu heiraten. - (12) Die Juden hatten wohl die Kunde von diesen wunderbaren Begebnissen verbreitet. Ob die Zahl 7 nur für die Mehrzahl überhaupt steht? Der Engel belehrt ihn über die Familienverhältnisse, welche Tobias als entferntem Verwandten weniger bekannt waren. - (13) Schluss aus dem gesagten. Nach den griech. Texten und der Itala sagten die Leute, der Teufel liebe sie. - (14) Tobias beschränkt sich in seinem Einspruche auf das dringendste, die Erhaltung seines Lebens für seine Eltern. In Bezug auf die Ehe konnte er sich umso mehr auf das Ansehen seines Führers verlassen, als dessen Rat mit den Vorschlägen seines Vaters sich in Einklang befand. Da der Engel zudem die nächste Zukunft kannte, vermochte er auch hierin einen Rat zu geben, dessen ein bloßer Mensch unfähig war. - (15) Die Sünde der Leidenschaft ist in der Ehe meistens als eine lässliche anzusehen, dennoch konnte Gott den Tod als Strafe verhängen, wie die Beispiele Ozas und anderer zeigen. Indes werden jene Menschen durch die Zusätze als solche charakterisiert, welche soweit von Gott entfernt und in die Lust versunken waren, dass sie zu jeder Sünde bereit waren. - (16) [Ps 31,9] Tierischer Unverstand, der sich nicht durch die Vernunft leiten lässt und der sinnlichen Leidenschaft folgt, als deren Typus Esel und Pferde erscheinen. [Jer 5,8, Ez 23,20] - (17) Soweit Gott dem Teufel Gewalt einräumt. Diese beschränkt sich auf Versuchungen und physische Schädigung. – Was die Vulgata V. 16, V. 17 über die Ursachen hat, fehlt in den übrigen Texten, ebenso wie der Bericht über die Enthaltsamkeit. V. 18, V. 20, V. 21. - (18) Eben dies wünscht das Tridentiner Konzil. (Sitz 24. Von der Verbess. Kap. 1 Von der Ehe) Raphael rät drei Nächte Enthaltsamkeit an, damit, abgesehen von der mystischen Bedeutung dieser Zahl und der Dauer des Gebetes und der Enthaltsamkeit, die drei Früchte durch die Verteilung auf drei Tage mehr auseinandergelegt werden. In der ersten Nacht wird der böse Geist vertrieben, in der zweiten erhält die Verbindung eine höhere Weihe, da sie nun der Ehe das Patriarchen gleichzuachten ist, in der dritten wird ihr Kindersegen zuteil. - (19) Was Tobias [Tob 8,9] sagt, überragt die Pflicht, welche der Engel ihm hier auflegt. - (20) Dass du unter den Nachkommen Abrahams reichen Kindersegen erhaltest. Oder: Du wirst Segen an Kindern, den Nachkommen Abrahams, haben; deine Nachkommenschaft wird ein starkes Glied der Abraham verheißenen Nachkommen sein.

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