Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish06

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Liber primus Sapientiæ. Caput VI.

Das Buch der Weisheit Kap. 6


e. Alles dies geht insbesondere die Fürsten an, so muss es ihnen denn insbesondere am Herzen liegen, nach Weisheit zu trachten. (V. 23) II. Salomon wird redend eingeführt und preist die Weisheit. (6,24 – 19,20) Was ist die Weisheit? Welches ihr Ursprung? Welches ihre Geheimnisse?

1. Melior est sapientia quam vires: et vir prudens quam fortis.
2. Audite ergo reges, et intelligite, discite judices finium terræ.

3. Præbete aures vos, qui continetis multitudines, et placetis vobis in turbis nationum:
4. Quoniam data est a Domino potestas vobis, et virtus ab Altissimo, qui interrogabit opera vestra, et cogitationes scrutabitur:

5. Quoniam cum essetis ministri regni illius, non recte judicastis, nec custodistis legem justitiæ, neque secundum voluntatem Dei ambulastis.

6. Horrende et cito apparebit vobis: quoniam judicium durissimum his, qui præsunt, fiet.
7. Exiguo enim conceditur misericordia: potentes autem potenter tormenta patientur.
8. Non enim subtrahet personam cujusquam Deus, nec verebitur magnitudinem cujusquam: quoniam pusillum et magnum ipse fecit, et æqualiter cura est illi de omnibus.
9. Fortioribus autem fortior instat cruciatio.
10. Ad vos ergo reges sunt hi sermones mei, ut discatis sapientiam, et non excidatis.
11. Qui enim custodierint justa juste, justificabuntur: et qui didicerint ista, invenient quid respondeant.

12. Concupiscite ergo sermones meos, diligite illos, et habebitis disciplinam.

13. Clara est, et quæ nunquam marcescit sapientia, et facile videtur ab his qui diligunt eam, et invenitur ab his qui quærunt illam.
14. Præoccupat qui se concupiscunt, ut illis se prior ostendat.
15. Qui de luce vigilaverit ad illam, non laborabit: assidentem enim illam foribus suis inveniet.
16. Cogitare ergo de illa, sensus est consummatus: et qui vigilaverit propter illam, cito securus erit.
17. Quoniam dignos se ipsa circuit quærens, et in viis ostendit se illis hilariter, et in omni providentia occurrit illis.

18. Initium enim illius verissima est disciplinæ concupiscentia.
19. Cura ergo disciplinæ, dilectio est: et dilectio, custodia legum illius est: custoditio autem legum, consummatio incorruptionis est:
20. Incorruptio autem facit esse proximum Deo.
21. Concupiscentia itaque sapientiæ deducit ad regnum perpetuum.
22. Si ergo delectamini sedibus, et sceptris, o reges populi, diligite sapientiam, ut in perpetuum regnetis:

23. Diligite lumen sapientiæ omnes qui præestis populis.
24. Quid est autem sapientia, et quemadmodum facta sit referam: et non abscondam a vobis sacramenta Dei, sed ab initio nativitatis investigabo, et ponam in lucem scientiam illius, et non præteribo veritatem:

25. Neque cum invidia tabescente iter habebo: quoniam talis homo non erit particeps sapientiæ.
26. Multitudo autem sapientium sanitas est orbis terrarum: et rex sapiens stabilimentum populi est.
27. Ergo accipite disciplinam per sermones meos, et proderit vobis.


1. Besser ist Weisheit als Kraft und ein kluger Mann besser als ein starker.1 [Koh 9,18]
2. Höret also, ihr Könige! und nehmet Einsicht an, lernet ihr Richter der Erde weitum!
3. Vernehmet es, ihr, die ihr der Völker Menge beherrschet und euren Stolz setzet in die Scharen der Nationen;
4. denn von dem Herrn ward euch die Herrschaft verliehen und die Gewalt vom Allerhöchsten,2 er wird eure Werke untersuchen und eure Gedanken durchforschen. [Roem 13,4.6]
5. Denn obgleich ihr Diener seiner Herrschaft3 waret, habt ihr nicht recht gerichtet und das Gesetz der Gerechtigkeit4 nicht beobachtet und seid nicht nach dem Willen Gottes gewandelt.
6. Schrecklich und schnell wird er euch erscheinen, denn das strengste Gericht ergeht über die Machthaber.5
7. Denn dem Geringen wird Barmherzigkeit zuteil,6 aber die Gewaltigen werden gewaltige Züchtigungen zu erdulden haben.
8. Denn Gott wird niemandes Stand ausnehmen noch irgend jemandes Größe scheuen,7 hat er doch den Kleinen wie den Großen selber geschaffen und sorgt für alle auf gleiche Weise.8 [5Mos 10,17]
9. Den Gewaltigen aber steht eine stärkere Strafe bevor.9
10. An euch also, ihr Könige! ergehen diese meine Reden, dass ihr Weisheit lernet und nicht irre gehet.10
11. Denn diejenigen, welche die Gerechtigkeit11 recht12 wahren, werden gerechtfertigt werden; und die sich darüber haben belehren lassen, werden sich zu verantworten wissen.13
12. So seid denn begierig nach meinen Worten und liebet sie, und ihr werdet die rechte Lebensweise erlangen.14
13. Strahlend und unverwelklich15 ist die Weisheit und leicht wird sie von denen gesehen, welche sie lieben, und von denen gefunden, welche sie suchen.
14. Ja, sie kommt denen zuvor, die nach ihr verlangen,16 um sich ihnen zuerst zu zeigen.17
15. Wer frühzeitig auf sie acht hat, wird keine Mühe haben, denn er wird sie an seiner Tür sitzend finden.
16. Über sie also nachzusinnen ist vollendete Klugheit18 und wer um ihretwillen wacht, wird bald sorgenfrei sein.
17. Denn sie selbst geht umher und sucht die auf, die ihrer würdig sind,19 und erscheint ihnen freundlich auf ihren Wegen20 und begegnet ihnen bei jedem Gedanken.21
18. Denn22 ihr Anfang23 ist ein ganz aufrichtiges Verlangen nach Zucht.24
19. Das Streben nach Zucht ist Liebe und die Liebe ist25 Beobachtung ihrer Gesetze, die Beobachtung ihrer Gesetze aber ist Vollendung der Unvergänglichkeit;26
20. die Unvergänglichkeit aber macht,27 dass man Gott nahe kommt.
21. So führt also das Verlangen nach Weisheit zur ewigen Herrschaft.28
22. Wenn ihr also Freude habt an Thronen und Zeptern, ihr Könige der Völker! so liebet die Weisheit, auf dass ihr ewig herrschet.
23. Liebet das Licht der Weisheit, ihr alle, die ihr über die Völker herrscht!29
24. Was aber die Weisheit ist30 und wie sie geworden,31 will ich verkündigen und will die Geheimnisse Gottes vor euch nicht verbergen,32 sondern vom Anfang ihres Ursprungs an will ich nachforschen und ihre Erkenntnis ins Licht setzen und die Wahrheit nicht verschweigen;33
25. auch will ich nicht mit zehrendem Neide es halten,34 denn ein solcher Mensch hat keine Gemeinschaft mit der Weisheit.
26. Der Weisen große Zahl ist das Heil des Erdkreises und ein weiser König ist die Stütze des Volkes.35
27. Darum nehmet Zucht an durch meine Worte, und es wird euch frommen.


Fußnote

Kap. 6 (1) Das im [Weish 5] geschilderte Strafgericht kommt über die Bösen, weil sie die Gerechtigkeit der von Gott beschirmten Guten nicht besitzen. Säßen sie selbst auf Thronen, sie werden vernichtet, während Gott die Weisen (Gerechten) beschützt und belohnt. Darum ist Weisheit (Gerechtigkeit) besser als Macht und Herrschergewalt. - (2) Also dürfen sie dieselbe nicht nach Gutdünken gebrauchen, sondern in der von ihm vorgeschriebenen Weise. - (3) Als solche solltet ihr mithelfen, dass eure Untergebenen in dem euch zugewiesenen Gebiete des irdischen Daseins zum letzten Ziele gefördert wurden. - (4) „Der Gerechtigkeit“ fehlt im griech. Text. - (5) Ihr Stand fordert die höchste Tugend: sie sind Stellvertreter Gottes. - (6) Von dem Geringen, der nur ein Talent erhalten, wird auch nur eines gefordert. - (7) Griech.: Denn der Herr aller wird nicht eines Angesicht scheuen und keine Größe fürchten. – Auch der Mächtige und Große ist ein Geschöpf Gottes und verschwindet vor ihm wie nichts. - (8) Von Seiten Gottes ist der Akt seines Willens in seiner Liebe gegen alles der gleiche, doch insofern ist seine Liebe verschieden, als er dem einen ein größeres Gut bestimmt als dem andern. (Thom.) – Aber inwiefern ist Gottes allgemeine Fürsorge Grund dafür, dass er den Mächtigen nicht scheut im Gerichte? Er hält gleiches Gericht über alle, ist unparteilich, weil er aller Schöpfer ist. So liebt er denn alle als seine Kinder und setzt keinen dem anderen im Gerichte nach ohne Rücksicht auf Verdienst oder Missverdienst. - (9) Weil sie sich gegen Gott erheben in ihrer Würde als seine Stellvertreter. Sie verlangen selbst Gehorsam von den Untertanen, also sollen sie solchen Gott leisten, von dem sie ihr Recht haben. Sie geben Ärgernis, stürzen sich nicht nur selbst ins Verderben, sondern mit sich ihre Familien, Städte und Länder. - (10) In Ausübung eurer königlichen Gewalt. - (11) Alle Tugend. - (12) Den Umständen entsprechend. - (13) Rechtfertigung finden. - (14) Nachdem die Notwendigkeit des Strebens nach Weisheit (Kenntnis und Übung des göttlichen Willens) gezeigt ist, wird die Leichtigkeit der Erwerbung derselben dargelegt. - (15) Nie verblassend in ihrer Schönheit. - (16) Die Weisheit ist eine Gnade Gottes. - (17) Er braucht keine Mühe anzuwenden, sie in der Ferne zu suchen. Nur eines soll der Mensch tun: sie verlangen. - (18) Vergl. [Offenb 3,20]. - (19) Die Weisheit kommt dem Suchenden zuvor, denn schon das Nachdenken über sie ist Weisheit, ein Streben, das auf das Höchste gerichtet ist. - (20) Weitere Erklärung der zuvorkommenden Liebe der Weisheit. - (21) Vergl. [Spr 1,20, Spr 8,1]. - (22) Die Gesinnung der Weisheit ist eine wohlwollende, denn sie führt zur ewigen Herrschaft. (V. 21) Die dazwischenliegenden Glieder sind Ringe der Beweiskette. - (23) Anfang und Grundlage. - (24) Weisheit. - (25) Bewirkt. - (26) Bewirkt die Sicherheit des Heiles. - (27) Besteht darin. - (28) Worin diese besteht, ist [Weish 5,17] und [Weish 3,8] gesagt. - (29) Dies findet sich im heutigen griechischen Texte nicht. - (30) Ihr Wesen wird dem poetischen Charakter des Buches gemäß in ihren Eigenschaften und Wirkungen dargestellt. - (31) Vergl. [Spr 8,23-24]. Wie sie von Gott ausgegangen ist. - (32) Vergl. [Job 28,20ff]. - (33) Die Häufung und Fülle der Ausdrücke ist wohl durch einen bewussten Gegensatz gegen die heidnischen Mysterien hervorgerufen. - (34) Ich will nicht mit der Mitteilung zurückhalten, umso weniger, als sie dadurch nicht in sich vermindert wird. Sie gehört zu den höchsten Gütern des Menschen, die nicht, wie die sinnlichen, durch Mitteilung schwinden. - (35) Grund, die Geheimnisse der Weisheit nicht zu verbergen.


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