Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish08

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Liber primus Sapientiæ. Caput VIII.

Das Buch der Weisheit Kap. 8


c. Genauere Darlegung, warum Salomon Gott um die Weisheit gebeten: Belehrt, dass sie auf das innigste mit Gott verbunden ist (V. 4), andere Güter enthält oder übertrifft (V. 8), besonders den Königen von höchstem Nutzen ist (V. 16), hat er sie begehrt und, da er wusste, dass Gott allein sie geben kann, von ihm erbeten.

1. Attingit ergo a fine usque ad finem fortiter, et disponit omnia suaviter.

2. Hanc amavi, et exquisivi a juventute mea, et quæsivi sponsam mihi eam assumere, et amator factus sum formæ illius.
3. Generositatem illius glorificat, contubernium habens Dei: sed et omnium Dominus dilexit illam:
4. Doctrix enim est disciplinæ Dei, et electrix operum illius.
5. Et si divitiæ appetuntur in vita, quid sapientia locupletius, quæ operatur omnia?
6. Si autem sensus operatur: quis horum, quæ sunt, magis quam illa est artifex?
7. Et si justitiam quis diligit: labores hujus magnas habent virtutes: sobrietatem enim, et prudentiam docet, et justitiam, et virtutem, quibus utilius nihil est in vita hominibus.
8. Et si multitudinem scientiæ desiderat quis, scit præterita, et de futuris æstimat: scit versutias sermonum, et dissolutiones argumentorum: signa et monstra scit antequam fiant, et eventus temporum et sæculorum.

9. Proposui ergo hanc adducere mihi ad convivendum: sciens quoniam mecum communicabit de bonis, et erit allocutio cogitationis et tædii mei.

10. Habebo propter hanc claritatem ad turbas, et honorem apud seniores juvenis:
11. Et acutus inveniar in judicio, et in conspectu potentium admirabilis ero, et facies principum mirabuntur me:

12. Tacentem me sustinebunt, et loquentem me respicient, et sermocinante me plura manus ori suo imponent.

13. Præterea habebo per hanc, immortalitatem: et memoriam æternam his, qui post me futuri sunt, relinquam.
14. Disponam populos: et nationes mihi erunt subditæ.
15. Timebunt me audientes reges horrendi: in multitudine videbor bonus, et in bello fortis.
16. Intrans in domum meam conquiescam cum illa: non enim habet amaritudinem conversatio illius, nec tædium convictus illius, sed lætitiam et gaudium.
17. Hæc cogitans apud me, et commemorans in corde meo: quoniam immortalitas est in cognatione sapientiæ,

18. Et in amicitia illius delectatio bona, et in operibus manuum illius honestas sine defectione, et in certamine loquelæ illius sapientia, et præclaritas in communicatione sermonum ipsius: circuibam quærens, ut mihi illam assumerem.
19. Puer autem eram ingeniosus, et sortitus sum animam bonam.

20. Et cum essem magis bonus, veni ad corpus incoinquinatum.
21. Et ut scivi quoniam aliter non possem esse continens, nisi Deus det, et hoc ipsum erat sapientiæ, scire cujus esset hoc donum: adii Dominum, et deprecatus sum illum, et dixi ex totis præcordiis meis:

1. Sie reicht also mit Kraft von einem Ende zum andern1 und ordnet alles mit Sanftmut.2
2. Sie habe ich geliebt und sie von meiner Jugend an auserwählt und habe sie mir als Braut heimzuführen gesucht und bin ein Liebhaber ihrer Schönheit geworden.3
3. Edlen Ursprung verherrlicht sie, da sie mit Gott Umgang hat,4 und der Herr aller Dinge hat sie lieb;
4. denn5 sie ist eine Lehrmeisterin der Zucht Gottes und Wählerin seiner Werke.6
5. Und wenn Reichtum im Leben wünschenswert ist, was ist reicher als die Weisheit, die alles schafft?
6. Wenn Einsicht etwas wirkt,7 wer ist unter allem, was da ist, eine größere Künstlerin als sie?
7. Und wenn jemand Gerechtigkeit8 lieb hat, so hat ihr Bemühen große Tugenden als Wirkung; denn sie lehrt Mäßigkeit und Klugheit, Gerechtigkeit und Starkmut,9 welche das Nützlichste sind im Menschenleben.10
8. Wenn aber jemand Verlangen trägt, viel zu wissen, so weiß sie das Vergangene und ermisst das Zukünftige, sie versteht künstliche Wendungen der Reden11 und Lösung der Rätsel;12 Zeichen und Wunder weiß sie,13 ehe sie geschehen, und die Ereignisse der Zeiten und Weltalter.
9. Deshalb beschloss ich, sie mir zur Lebensgemeinschaft heimzuführen, wohl wissend, dass sie mich ihrer Güter teilhaftig machen14 und in Sorgen und Trauer mir zusprechen wird.
10. Um ihretwillen werde ich15 Ruhm bei den Menschen erlangen und Ehre bei den Alten schon als Jüngling.
11. Auch werde ich scharfsinnig im Gericht erfunden werden16 und in den Augen der Mächtigen bewundert und die Fürsten werden mich anstaunen.17
12. Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten, und wenn ich rede, auf mich lauschen, und wenn ich länger fortrede, die Hände auf ihren Mund legen.18
13. Überdies werde ich durch sie Unsterblichkeit erlangen und den Nachkommen ein ewiges Andenken hinterlassen.
14. Ich werde Völker beherrschen und Nationen19 werden mir untertan sein.
15. Furchtbare Könige werden mich fürchten, wenn sie mich20 hören; unter dem Volke21 werde ich mich gütig und im Kriege tapfer zeigen.
16. Wenn ich wieder in mein Haus gehe,22 werde ich bei ihr ausruhen;23 denn ihr Umgang hat nichts Bitteres und ihre Gesellschaft nichts Widriges,24 sondern Frohsinn und Freude.
17. Indem ich nun dies25 bei mir bedachte und in meinem Herzen erwog, dass Unsterblichkeit mit der Weisheit verwandt sei26
18. und in ihrer Freundschaft edles Ergötzen, in den Werken ihrer Hände unerschöpflicher Reichtum,27 in ihren Wechselreden Weisheit und in ihrer Unterhaltung28 Ruhm sei, ging ich umher, suchend, wie ich sie in mein Haus aufnehmen könnte.

19. Ich war aber ein Jüngling von guten Anlagen und hatte ein gutes Gemüt erhalten.29
20. Und da ich besser war,30 erlangte ich einen unbefleckten Leib.
21. Indem ich aber erkannte, dass ich nicht anders ihrer mächtig31 sein könnte, es würde mir denn von Gott gegeben – und das war schon Weisheit zu wissen, von wem diese Gabe kommt, - so trat ich vor den Herrn und bat ihn und sprach von ganzem Herzen:


Fußnote

Kap. 8 (1) Vom höchsten Himmel bis in die Tiefen der Erde, vom Anfang der Schöpfung bis an ihr Ende, vom höchsten Engel bis zum kleinsten Wurm. (Bernh.) - (2) Die Kraft befähigt, das Ziel zu erreichen, die Sanftmut, solche Mittel zu gebrauchen, die der Natur der mitwirkenden Dinge entsprechen. (Aug.) - (3) Das Bild drückt die intensivste Liebe aus. Es schwebt auch im Folgenden dem Dichter vor. Die Braut besitzt Adel des Geschlechtes (V. 3), Mitgift (V. 5), Einsicht (V. 6), Tugend (V. 7), Erfahrung. (V. 8) - (4) Dessen, der sie liebt. Mit Gott in Gemeinschaft stehend, besitzt sie dessen Adel und teilt ihn ihrem Liebhaber mit. - (5) Grund: Aus Liebeserweisungen Gottes erkennen wir seine Liebe. - (6) Sie wählt aus, was er wirken wird. - (7) Wenn einer von seiner Braut Einsicht verlangt, die etwas wirkt. - (8) Inbegriff aller Tugenden. - (9) Die vier Kardinalstugenden. - (10) Die theologischen Tugenden beziehen sich unmittelbar auf Gott, kommen also hier nicht in Betracht. In diesen vier moralischen Tugenden sind alle anderen enthalten. - (11) Spruchweisheit. - (12) Auch in Rätseln und Gleichnissen vorgelegte Weisheit. Vergl. [1Koe 10,1]. - (13) Erkennt deren Übernatürlichkeit und Ziele, ja weiß sie voraus. - (14) Griech.: Rat erteilend, wodurch ich Güter erlangte, nämlich die in den vorigen Versen genannten. - (15) Er spricht vom Standpunkt seiner Jugend aus, in der diese Güter noch zukünftig waren. Alles dies erwartete er. - (16) Vergl. [1Koe 3,16-28]. Das Rechtsprechen ist eine der vorzüglichsten Pflichten eines Königs. - (17) Im Rate. Doppelübersetzung. - (18) Zeichen des ehrerbietigsten Schweigens. Vergl. [Job 29,9]. - (19) Angrenzende, fremde Völker. - (20) Von mir. - (21) Unter meinem Volke. - (22) Von öffentlichen Versammlungen oder anderen Geschäften. - (23) Die Weisheit ist gleichsam die Ehegattin Salomons. - (24) Wie bisweilen die Lebensgemeinschaft mit anderen. Die Betrachtung der Weisheit selbst wie der Gegenstand der Betrachtung bringen Freude, da letztere über alles Irdische erhaben ist. - (25) Alles von V. 3-16 Gesagte. - (26) Und so auch ihm verwandt werde. - (27) Diese Gemahlin schafft ihm durch ihre Frauenarbeit unendlichen Reichtum, moralische Tugenden (V. 7) wie zeitliche Güter. (V. 5) - (28) Umschreibung des Lebens und Strebens in der Ehe. - (29) Eigenschaften, welcher der sich um die Weisheit Bewerbende ihr entgegenbringen muss: Natürliche Güte und Makellosigkeit des Leibes. - (30) Da ich an sittlichem Werte der Seele zunahm, kam ich zu einem keuschen Leibe (bewahrte ich den Leib unbefleckt). Andere übersetzen das Griechische: Oder vielmehr, weil ich gut war. Also: Ich hatte von Natur eine glückliche Anlage und eine schöne Seele erhalten, nein, besser gesagt, gerade weil die Seele gut war, wurde ihr auch ein entsprechender Leib gegeben und so kam erst die glückliche Anlage zustande. - (31) Teilhaftig – der Weisheit. Vergl. [JSir 6,27]. Die Weisheit steht Salomon immer als Braut vor Augen. Auch das folgende Gebet geht nicht auf die Enthaltsamkeit, sondern auf die Weisheit.

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