Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Weish14

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Liber primus Sapientiæ. Caput XIV.

Das Buch der Weisheit Kap. 14


Torheit der Verehrung selbstgemachter Götzen. (V. 7) Zukünftige Strafen des Götzendienstes. (V. 11) 2. Ursprung der göttlichen Verehrung von Bildern von Menschen. (V. 20) Schaden dieser Verehrung für die Sitten.

1. Iterum alius navigare cogitans, et per feros fluctus iter facere incipiens, ligno portante se, fragilius lignum invocat.

2. Illud enim cupiditas acquirendi excogitavit, et artifex sapientia fabricavit sua.
3. Tua autem, Pater, providentia gubernat: quoniam dedisti et in mari viam, et inter fluctus semitam firmissimam,

4. Ostendens quoniam potens es ex omnibus salvare, etiam si sine arte aliquis adeat mare.
5. Sed ut non essent vacua sapientiæ tuæ opera: propter hoc etiam et exiguo ligno credunt homines animas suas, et transeuntes mare per ratem liberati sunt:
6. Sed et ab initio cum perirent superbi gigantes, spes orbis terrarum ad ratem confugiens, remisit sæculo semen nativitatis, quæ manu tua erat gubernata.

7. Benedictum est enim lignum, per quod fit justitia.
8. Per manus autem quod fit idolum, maledictum est et ipsum, et qui fecit illud: quia ille quidem operatus est: illud autem cum esset fragile, deus cognominatus est.

9. Similiter autem odio sunt Deo impius, et impietas ejus.
10. Etenim quod factum est, cum illo, qui fecit, tormenta patietur.
11. Propter hoc et in idolis nationum non erit respectus: quoniam creaturæ Dei in odium factæ sunt, et in tentationem animabus hominum, et in muscipulam pedibus insipientium.

12. Initium enim fornicationis est exquisitio idolorum: et adinventio illorum corruptio vitæ est.
13. Neque enim erant ab initio, neque erunt in perpetuum.
14. Supervacuitas enim hominum hæc advenit in orbem terrarum: et ideo brevis illorum finis est inventus.
15. Acerbo enim luctu dolens pater, cito sibi rapti filii fecit imaginem: et illum, qui tunc quasi homo mortuus fuerat, nunc tamquam deum colere cœpit, et constituit inter servos suos sacra et sacrificia.

16. Deinde interveniente tempore, convalescente iniqua consuetudine, hic error tamquam lex custoditus est, et tyrannorum imperio colebantur figmenta.

17. Et hos, quos in palam homines honorare non poterant propter hoc quod longe essent, e longinquo figura eorum allata, evidentem imaginem regis, quem honorare volebant, fecerunt: ut illum, qui aberat, tamquam præsentem colerent sua sollicitudine.
18. Provexit autem ad horum culturam et hos, qui ignorabant, artificis eximia diligentia.

19. Ille enim volens placere illi, qui se assumpsit, elaboravit arte sua, ut similitudinem in melius figuraret.

20. Multitudo autem hominum abducta per speciem operis, eum, qui ante tempus tamquam homo honoratus fuerat, nunc deum æstimaverunt.
21. Et hæc fuit vitæ humanæ deceptio: quoniam aut affectui, aut regibus deservientes homines, incommunicabile nomen lapidibus et lignis imposuerunt.

22. Et non suffecerat errasse eos circa Dei scientiam, sed et in magno viventes inscientiæ bello, tot et tam magna mala pacem appellant.

23. Aut enim filios suos sacrificantes, aut obscura sacrificia facientes, aut insaniæ plenas vigilias habentes,

24. Neque vitam, neque nuptias mundas jam custodiunt, sed alius alium per invidiam occidit, aut adulterans contristat:
25. Et omnia commista sunt, sanguis, homicidium, furtum et fictio, corruptio et infidelitas, turbatio et perjurium, tumultus bonorum,

26. Dei immemoratio, animarum inquinatio, nativitatis immutatio, nuptiarum inconstantia, inordinatio mœchiæ et impudicitiæ.
27. Infandorum enim idolorum cultura, omnis mali causa est, et initium et finis.

28. Aut enim dum lætantur, insaniunt: aut certe vaticinantur falsa, aut vivunt injuste, aut pejerant cito.
29. Dum enim confidunt in idolis, quæ sine anima sunt, male jurantes noceri se non sperant.
30. Utraque ergo illis evenient digne, quoniam male senserunt de Deo, attendentes idolis, et juraverunt injuste, in dolo contemnentes justitiam.

31. Non enim juratorum virtus, sed peccantium pœna perambulat semper injustorum prævaricationem.


1. Wieder ein anderer denkt eine Seefahrt zu unternehmen und im Begriff, die Reise durch die wilden Fluten anzutreten, ruft er ein Holzstück an, gebrechlicher als das ist, welches ihn trägt.
2. Denn dieses Holz hat die Gier nach Erwerb erdacht und der Künstler mit seiner Geschicklichkeit hergestellt;1
3. deine Vorsehung aber, o Vater!2 leitet es; denn auch im Meere hast du einen Weg bereitet und einen gar sicheren Pfad mitten durch die Fluten,3 [2Mos 14,22]
4. zum Beweis, dass du mächtig bist, aus allem zu erretten, auch wenn jemand sich ohne Kunst auf das Meer wagt.
5. Und damit die Werke deiner Weisheit nicht wirkungslos seien,4 deshalb vertrauen die Menschen sogar einem geringfügigen Holze ihr Leben an und kommen glücklich im leichtgezimmerten Fahrzeuge über das Meer.
6. Ja, auch als vor alters die hochmütigen Riesen umkamen,5 flüchtete die Hoffnung des Erdkreises6 auf ein Floß,7 welches deine Hand leitete, und hinterließ der Welt einen Samen der Nachkommenschaft. [1Mos 6,4, 1Mos 7,7]
7. Denn gesegnet ist das Holz, durch welches Gerechtigkeit8 gewirkt wird.
8. Aber ein von Menschenhänden gemachtes Götzenbild ist verflucht, es selbst und der es gemacht hat; weil er es gefertigt, jenes, weil es, wiewohl etwas Zerbrechliches, Gott genannt ward. [Ps 113,4, Baru 6,3]
9. Beide sind Gott gleich verhasst, der Gottlose und seine Gottlosigkeit.9
10. Denn10 das Gebilde wird mit dem Bildner zugleich der Strafe verfallen.11
11. Darum werden auch die Götzen der Heiden keine Nachsicht finden,12 weil sie aus Gottes Geschöpfen zum Abscheu geworden sind, zur Verführung für die Seelen der Menschen und zur Falle den Füßen der Toren;
12. denn der Anfang der Buhlerei13 ist das Ersinnen von Götzenbildern und ihre Einführung ist Entartung des Lebens.
13. Denn sie waren nicht von Anbeginn14 noch werden sie ewig bleiben.
14. Durch menschlichen Irrwahn15 sind sie in die Welt gekommen und darum ward ein schnelles Ende für sie beschlossen.16
15. Denn17 von herber Trauer gebeugt machte ein Vater sich das Bild eines ihm schnell entrissenen Sohnes und fing nun an, denjenigen, der unlängst als Mensch gestorben war, als einen Gott zu verehren und ordnete unter seinen Untergebenen heiligen Dienst und Opfer18 an.
16. Als dann im Laufe der Zeit die gottlose Gewohnheit überhandnahm, wurde dieser Irrwahn wie ein Gesetz beobachtet und auf der Gewalthaber Geheiß wurden Menschengebilde verehrt.
17. Auch von denjenigen, welche die Menschen nicht gegenwärtig verehren konnten, weil sie zu weit weg wohnten, ließ man sich die Gestalt von fernher bringen und sie machten sich ein sichtbares Bild des Königs, den sie ehren wollten, auf dass sie ihn, den Abwesenden, ebenso eifrig verehrten,19 wie wenn er gegenwärtig wäre.
18. Zur Förderung der Verehrung derselben aber trieb jene, welche nicht daran dachten, auch des Künstlers außerordentliche Sorgfalt.
19. Denn um jenem zu gefallen, der ihn in Dienst genommen hatte, wandte er alle seine Kunst an, die Ähnlichkeit zur höchsten Vollendung zu bringen.20
20. Der große Haufe aber, hingerissen durch die Schönheit des Werkes, hielt den, der kurz vorher nur als Mensch geehrt wurde, nun für einen Gott.
21. Das wurde die Ursache zur Täuschung für das menschliche Leben,21 dass die Menschen entweder ihrer Neigung folgend oder ihren Königen zu Gefallen, den unmittelbaren Namen22 Steinen und Holz beilegten.
22. Und nicht genug, dass sie in der Erkenntnis Gottes geirrt haben, nennen sie sogar soviele und so große Übel Frieden, während doch ihr Leben ein großer Kampf der Unwissenheit ist.23
23. Denn da sie entweder ihre Söhne opfern oder sonst unheimliche Opfer darbringen oder Nachtwachen voll Aberwitzes halten,24 [5Mos 18,10, Jer 7,6]
24. bewahren sie weder Leben noch Ehe rein, sondern einer töten den andern aus Neid oder betrübt ihn durch Ehebruch

25. und alles findet sich in buntem Gemisch durcheinander: Blut, Mord, Diebstahl und Trug, Verderbtheit, Treulosigkeit, Aufruhr, Meineid, Beunruhigung der Guten,
26. Gottvergessenheit,25 Befleckung der Seelen, Geschlechtsverwechslung, Unbeständigkeit der Ehen, Unordnung des Ehebruchs und der Unzucht.
27. Denn die Verehrung der unseligen Götzen ist alles Übels Ursache, Anfang und Ende.
28. Sie rasen, wenn sie sich ergötzen, oder weissagen doch Lügen oder leben ungerecht oder schwören unbedenklich Meineide.26
29. Denn da sie auf leblose Götzen vertrauen, befürchten sie nicht Schaden zu leiden, wenn sie falsch schwören.27
30. Darum wird sie für beides28 die gerechte Strafe treffen, weil sie übel von Gott dachten, indem sie Götzen anhingen und falsch schworen, in Trug die Gerechtigkeit verachtend.29
31. Denn nicht die Macht derjenigen, bei denen man schwört, sondern die den Sündern bestimmte Strafe wird stets über die Übertretung der Ungerechten kommen.30


Fußnote

Kap. 14 (1) Ursachen, weshalb das Schiff fester gemacht ist: weil man durch die Fahrt desselben möglichst große Schätze sammeln will, sodann weil Gottes Hand das Schiff lenkt, da hier der Mensch seine Kräfte den Absichten Gottes entsprechend entwickelt. Das Götzenbild aber ist ohne Kunst und Anstrengung und ohne so ernsten Zweck verfertigt und ist ein Abscheu vor Gott. - (2) Vergl. [Weish 11,11]. - (3) Anspielung auf den Durchzug der Israeliten durch das rote Meer. - (4) Griech.: Aber du willst nicht, dass die Werke deiner Weisheit wirkungslos seien usw. Antwort auf den möglichen Einwand: Warum führt Gott nicht ohne Schiffe und Kunst über das Meer? Gott will, dass die Fähigkeiten, welche er in die Dinge gelegt, entwickelt werden. Seine Vorsehung zeigt sich wirksamer, wenn sie untergeordnete Ursachen wirken lässt, als wenn sie selbst stets eingreift. - (5) [1Mos 6,4] - (6) Noe mit seiner Familie. - (7) Die Arche war gegenüber der Sündflut, was ein gewöhnliches Floß den Wogen des Meeres gegenüber. - (8) Gute, Gottes Willen entsprechende Zwecke. Vergl. [1Tim 4,4]. Wenn aber jedes Holz gesegnet ist, durch das Gerechtigkeit geschieht, so umso mehr das Kreuzholz Christi, welches das Kreuz der Gerechtigkeit im vorzüglichsten Sinne geworden ist. - (9) Das gottlose Werk: die Menschen, soweit sie gottlos handeln. (Hieron.) - (10) Erkenntnisgrund. Wir erkennen Gottes Hass aus der Strafe. - (11) Die leblosen Wesen werden nicht so gestraft wie die Menschen und die bösen Geister, in dem, was jene trifft. Die Strafe des Götzendienstes ist Tod, Untergang an Leib und Seele, das Götzenbild wird zur Strafe für den Menschen (und auch für den bösen Geist, [1Kor 10,20]) vernichtet. - (12) Griech.: Deshalb wird auch über die Götzen der Heiden Gericht gehalten werden. Vergl. [Jer 10,16]. - (13) Abgötterei (Raban, Bonavent.) d.i. vollendeter Abfall von Gott und Versunkensein in alle Laster. Die abgöttische Gesinnung ist zunächst nur dem eigen, der die Götzenbilder verfertigt, doch werden diese anderen ein Grund der Abgötterei. - (14) Sondern wahre Gottesverehrung. - (15) Der aber verschuldet ist (V. 8-10) und somit strafwürdig. - (16) Auf Wahn gegründet, tragen sie den Keim des Unterganges in sich. So ist ihr Bestehen kurz im Vergleich zur Dauer der Welt, ja noch mehr zur ewigen Dauer der Wahrheit. - (17) Beweis des Verfassers, dass Menschenwahn die Götzenbilder eingeführt hat und sie nicht ursprünglich sind, aus Beispielen seiner Zeit. - (18) Eigentlich bedeutet das griechische Wort jede Feierlichkeit und religiösen Brauch. - (19) Griech.: zu schmeicheln. - (20) Möglichst zu idealisieren. - (21) Für die Lebenden und ihre Sittlichkeit. - (22) Den Namen Gottes, die richtige Vorstellung von Gott. - (23) Es war praktische Unwissenheit, die die Menschen mit sich im eigenen Innern und mit den Nebenmenschen in beständigen Kampf verwickelte, in dem kein Recht mehr heilig gehalten, keine Sitte mehr geachtet ward. - (24) Griech.: Denn entweder kindermörderische Feste oder geheime Mysterien oder wahnsinnige, absonderliche Bräuche, Festlichkeiten feiernd. – Der Gebrauch der Kinderopfer erhielt sich bis unter den Prokonsul Tiberius im zweiten Jahrhundert v. Chr. in Afrika. - (25) Griech.: Undankbarkeit. - (26) Bestätigung des V. 23-27 Gesagten durch die Erfahrung des Lebens. - (27) Der letzte Grund, weshalb sie falsch schwören, liegt in ihrem Götzendienst, der ihnen die Vorstellung einer göttlichen strafenden Macht abgestumpft hat. Da sie aber doch beim Eide an die Gottheit denken und sich so verfehlen (nicht gegen die Götzen, aber gegen den wahren Gott), so sind sie straffällig. - (28) Für ihren Götzendienst und ihren Meineid. - (29) Griech.: mit Hinterlist schwörend in Verachtung der Heiligkeit (des Eides). - (30) Die Meineidigen werden gestraft wegen der Bosheit ihres dem Gewissen widerstehenden Herzens.


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