Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Gal04

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Epistola beati Pauli Apostoli ad Galatas.

Der Brief des heiligen Apostels Paulus an die Galater Kap. 4


Die Zeit des Gesetzes, die Zeit der Unmündigkeit und der Knechtschaft, hat durch die Ankunft Christi ihr Ende erreicht. (V. 7) d. Ermahnung (V. 20): Die Galater möchten nicht zu dem Stande der Knechtschaft zurückkehren (V. 11), sondern ihrer früheren Liebe gegen den Apostel eingedenk ihm nachfolgen. (V. 16) und sich vor den falschen Aposteln hüten. (V. 20) 3. Die Unnützlichkeit des Gesetzes wird aus dem vorbildlichen Sinne der Geschichte der beiden Söhne Abrahams nachgewiesen.

1. Dico autem: Quanto tempore heres parvulus est, nihil differt a servo, cum sit dominus omnium:
2. Sed sub tutoribus, et actoribus est usque ad præfinitum tempus a patre:

3. Ita et nos cum essemus parvuli, sub elementis mundi eramus servientes.
4. At ubi venit plenitudo temporis, misit Deus Filium suum factum ex muliere, factum sub lege,
5. Ut eos, qui sub lege erant, redimeret, ut adoptionem filiorum reciperemus.

6. Quoniam autem estis filii, misit Deus Spiritum Filii sui in corda vestra clamantem: Abba, Pater.
7. Itaque jam non est servus, sed filius: Quod si filius: et heres per Deum.

8. Sed tunc quidem ignorantes Deum, iis qui natura non sunt dii, serviebatis.

9. Nunc autem cum cognoveritis Deum immo cogniti sitis a Deo: quomodo convertimini iterum ad infirma, et egena elementa, quibus denuo servire vultis?

10. Dies observatis, et menses, et tempora, et annos.
11. Timeo vos, ne forte sine causa laboraverim in vobis.

12. Estote sicut ego, quia et ego sicut vos: fratres obsecro vos: Nihil me læsistis.
13. Scitis autem quia per infirmitatem carnis evangelizavi vobis jampridem: et tentationem vestram in carne mea

14. Non sprevistis, neque respuistis: sed sicut Angelum Dei excepistis me, sicut Christum Jesum.

15. Ubi est ergo beatitudo vestra? Testimonium enim perhibeo vobis, quia, si fieri posset, oculos vestros eruissetis, et dedissetis mihi.
16. Ergo inimicus vobis factus sum, verum dicens vobis?
17. Æmulantur vos non bene: sed excludere vos volunt, ut illos æmulemini.

18. Bonum autem æmulamini in bono semper: et non tantum cum præsens sum apud vos.
19. Filioli mei, quos iterum parturio, donec formetur Christus in vobis.

20. Vellem autem esse apud vos modo, et mutare vocem meam: quoniam confundor in vobis.
21. Dicite mihi qui sub lege vultis esse: legem non legistis?
22. Scriptum est enim: Quoniam Abraham duos filios habuit: unum de ancilla, et unum de libera.
23. Sed qui de ancilla, secundum carnem natus est: qui autem de libera, per repromissionem:
24. Quæ sunt per allegoriam dicta. Hæc enim sunt duo testamenta. Unum quidem in monte Sina, in servitutem generans: quæ est Agar:
25. Sina enim mons est in Arabia, qui conjunctus est ei, quæ nunc est Jerusalem, et servit cum filiis suis.
26. Illa autem, quæ sursum est Jerusalem, libera est, quæ est mater nostra.
27. Scriptum est enim: Lætare sterilis, quæ non paris: erumpe, et clama, quæ non parturis: quia multi filii desertæ, magis quam ejus, quæ habet virum.

28. Nos autem, fratres, secundum Isaac promissionis filii sumus.

29. Sed quomodo tunc is, qui secundum carnem natus fuerat, persequebatur eum, qui secundum spiritum: ita et nunc.
30. Sed quid dicit Scriptura? Ejice ancillam, et filium ejus: non enim heres erit filius ancillæ cum filio liberæ.

31. Itaque, fratres, non sumus ancillæ filii, sed liberæ: qua libertate Christus nos liberavit.

1. Ich sage aber:1 So lange der Erbe2 unmündig ist, unterscheidet er sich nicht von dem Knechte, obwohl er Herr von allem ist;
2. sondern er steht unter Vormündern und Sachwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit.
3. So waren auch wir,3 als wir unmündig waren, den Anfangsgründen der Welt dienstbar.4
4. Als aber die Fülle der Zeit kam,5 sandte Gott seinen Sohn, gebildet aus einem Weibe,6 unter das Gesetz gestellt,7
5. damit er die, welche unter dem Gesetze standen, erlöste, damit wir an Kindes Statt angenommen würden.8
6. Weil ihr aber Kinder seid, so sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der da ruft: Abba, Vater!9
7. So ist er denn10 nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, auch Erbe durch Gott.
8. Damals freilich dientet ihr, weil ihr Gott nicht kanntet, Göttern, die in Wirklichkeit keine sind;
9. jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, oder vielmehr von Gott erkannt seid,11 wie wendet ihr euch wieder zu den schwachen und dürftigen Anfangsgründen, denen ihr von neuem dienen wollet?12
10. Ihr beobachtet Tage, und Monate, und Zeiten, und Jahre.13
11. Ich bin um euch in Sorge, ich möchte vielleicht vergeblich unter euch gearbeitet haben.14
12. Seid wie ich;15 denn auch ich bin wie ihr.16 Brüder! ich bitte euch, in nichts habt ihr mich gekränkt.17
13. Ihr wisset aber, dass ich in Schwachheit des Fleisches18 euch ehedem das Evangelium verkündet habe, und eure Prüfung durch mein Fleisch
14. habt ihr nicht für wert gehalten, gegen sie zu kämpfen und sie verschmäht,19 sondern wie einen Engel Gottes habt ihr mich aufgenommen, wie Jesus Christus.
15. Wo ist daher eure Seligpreisung?20 Ich gebe euch nämlich das Zeugnis, dass ihr, wenn es möglich wäre, euch die Augen ausgerissen und mir gegeben hättet.
16. Bin ich denn euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sagte?21
17. Sie eifern um euch nicht, wie es recht ist, sondern vielmehr wollen sie euch ausschließen,22 damit ihr euch um sie beeifert.
18. Es ist aber gut, wenn immer um des Guten willen um euch geeifert wird, und nicht nur, wenn ich bei euch anwesend bin.23
19. O meine Kindlein, die ich abermals mit Schmerzen gebäre, bis Christus in euch gestaltet wird!24
20. Ich wünschte wohl jetzt bei euch zu sein, und meine Stimme zu ändern;25 denn ich bin verlegen um euch.26
21. Saget mir, die ihr unter dem Gesetze sein wollt, habt ihr das Gesetz nicht gelesen?27
22. es steht nämlich geschrieben: Abraham hatte zwei Söhne;28 einen von der Magd, und einen von der Freien. [1Mos 16,15]
23. Aber der von der Magd war nach dem Fleische geboren, der von der Freien aber kraft der Verheißung.29
24. Das ist vorbildlich gesprochen;30 denn dies sind die zwei Testamente:31 das eine auf dem Berge Sina, welches zur Knechtschaft gebiert, dies ist Agar;
25. denn der Sina ist ein Berg in Arabien,32 der mit dem jetzigen Jerusalem33 zusammenhängt, das mit seinen Kindern dienstbar ist.34
26. Jenes Jerusalem von oben35 aber ist die Freie, welche unsere Mutter ist.
27. Denn es steht geschrieben:36 Freue dich du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, frohlocke und jauchze, die du keine Geburtswehen hast; denn viele Kinder hat die Vereinsamte, mehr als die einen Mann hat.
28. Wir aber, Brüder! sind nach der Weise Isaaks Kinder der Verheißung.37 [1Mos 17,16]
29. Aber so wie damals der nach dem Fleische Geborene den nach dem Geiste Geborenem verfolgte, so auch jetzt.38
30. Allein was sagt die Schrift?39 Verstoße die Magd und ihren Sohn; denn der Sohn der Magd soll nicht Erbe sein mit dem Sohn der Freien!
31. Demnach, Brüder! sind wir nicht Kinder der Magd, sondern der Freien, vermöge der Freiheit, mit der Christus uns befreit hat.40

Fußnote

Kap. 4 (1) Der Apostel fügt seiner Auseinandersetzung eine neue Erklärung bei. - (2) Der Erbe ist hier wohl in einem Alter zu denken, bei dem auch der Vater noch am Leben ist (Chrys., Hier., Thom.). - (3) Die zum Glauben bekehrten Juden (Chrys., Theod., Thom.). Die Juden waren bereits vor ihrer Bekehrung natürliche Nachkommen Abrahams und hatten in ihren Vätern die Verheißungen empfangen, welche ihnen wegen der Treue Gottes ein gewisses Recht zu dem Erbe verliehen. - (4) Das Zeremonialgesetz ist gemeint, welchem die Juden sich wie einem Vormunde und Sachwalter unterwerfen mussten. Es waren äußere Dinge, von denen die Juden in ihren gottesdienstlichen Verrichtungen abhingen, und denen sie so gewissermaßen dienten. - (5) Gott hatte eine bestimmte Zeit festgesetzt, in der das Gesetz sein Ziel, ein Zuchtmeister zu sein, erreichen sollte. Der Apostel stellt die Zeit gleichsam als Maß dar, welches durch die Jahre gefüllt wird. - (6) Diese Worte widerlegen den Irrtum des Valentinus und anderer, welche sagten, Christus habe einen Leib aus dem Himmel gebracht, und der Doketen, welche ihm einen Scheinleib zuschrieben (Tert., Bas., Hier.). Ebenso vernichtet diese Stelle die Irrlehre des Nestorius, welcher leugnete, dass Maria die Mutter Gottes sei. (Cyr. Alex., Theod.). Gegen die Ebioniter und andere, welche die Mutter Gottes nach der Geburt des Herrn nicht mehr als Jungfrau betrachten wollten, mahnen die heil. Väter, dass das Wort Weib hier ebenso gebraucht wird wie im Evangelium, nämlich einzig um das Geschlecht zu bezeichnen. (Tert., Hier.) Im übrigen weist gerade der kurze Ausspruch: „Aus einem Weibe“ auf den Ausschluss jeder menschlichen Mitwirkung und das Wunder des Heiligen Geistes hin. - (7) Christus war nicht nur wahrer Mensch, sondern auch vom Eintritt in dieses Leben an dem Gesetze unterworfen. Vergl. [Lk 2,21ff]. Der Apostel betont die Wahrheit der Menschwerdung und der Unterwerfung des Herrn unter das Gesetz, weil sie der Grundstein jener Wahrheit ist, die er sein Evangelium zu nennen pflegt: Die Aufhebung des Gesetzes durch den Tod Christi und die Allgemeinheit des Heiles durch Christus. - (8) Die beiden Satzglieder erklären in umgekehrter Folge die beiden letzten Glieder von V. 4; der heil. Paulus kehrt die Folge um, das Verhältnis der Zeiten zu wahren. Christi Sendung hatte als untergeordnetes Ziel die Befreiung der Juden von der Knechtschaft des Gesetzes, und damit die Niederreißung der Trennungsmauer zwischen Juden und Heiden, als höchstes Ziel die verheißene Annahme aller an Kindes Statt. - (9) Nur die, welche Kinder Gottes sind, aber diese alle, empfangen den Heil. Geist in ihren Herzen. Die Sendung des Heil. Geistes ist also das göttliche Siegel ihrer Annahme an Kindes Statt und das Unterpfand des zukünftigen Erbes. Dieser lehrt alle rufen, so rufen, wie einst der Heiland rief [Mk 14,36]: Vater! Von der 1. Person Plur., mit welcher Paulus alle Personen umfasst hatte, geht der Apostel zur Anrede an die Galater über, indem er ihre eigene Erfahrung anruft. – Der Geist des Sohnes ist die Person des Heil. Geistes selbst. – Das aramäische Abba wurde wohl in den Kirchen gebraucht (Grund: [Mt 6,9]) Doch fügte man dem hebräischen die griechische Übersetzung bei, um durch diese Wiederholung das kindliche Vertrauen noch klarer auszudrücken. - (10) Griech.: So bist du denn nicht usw. - (11) Da ihr von Gott mannigfache Wohltaten erlangt habt: den Heil. Geist und andere Gaben. - (12) Zu den jüdischen Riten. Dieselben sind schwach, weil sie keine Kraft hatten zu heiligen, dürftig, weil sie nur der Schatten künftiger Güter waren. Sie kehren wieder zurück, nachdem sie Christus angezogen und in ihm das Gesetz erfüllt hatten. Vor der Bekehrung hatten sie ein der Knechtschaft des Gesetzes ähnliches Joch getragen, das freilich noch härter war, als das Gesetz. - (13) Der Apostel nennt die Teile des jüdischen Kultes, welchen die Galater bereits angenommen. Die Irrlehrer gingen klüglich allmählich und langsam vor. Die Tage sind die Sabbate, die Monate der erste und der siebente, die heiligen Zeiten Ostern, Pfingsten, Laubhüttenfest, die Jahre des Sabbats (7.) und Jubiläums (50.) Jahr. Aber haben nicht auch wir noch bestimmte Zeiten und Tage im Kirchenjahre? Gewiß, aber dieselben haben eine ganz andere Bedeutung für uns, als jene der Juden. Wir feiern nicht das Fest der ungesäuerten Brote, sondern der Auferstehung und des Kreuzes des Herrn, wir rechnen nicht wie die Juden sieben Wochen bis Pfingsten, sondern verehren die Ankunft des Heil. Geistes. Und damit nicht der Mangel an geordneten Versammlungen den Glauben des Volkes an Christus mindere, sind einige Tage bestimmt, an denen wir zusammenkommen, nicht weil die Tage an sich eine besondere Bedeutung haben, sondern damit aus dem gegenseitigen Anblicke, an welchem Tage wir auch zusammenkommen, eine größere Freude entstehe. Aber sind nicht alle Tage zuletzt gleich? Ist Christus nur am Karfreitag am Kreuze zu verehren, nur am Sonntage als auferstanden anzubeten? Gewiß ist jeder Tag ein Tag der Auferstehung des Herrn, und stets genießen wir seinen Leib, aber es sind bestimmte Fast- und Festtage weise aufgestellt worden, um derentwillen, welche mehr der Welt sich weihen als Gott, und nicht ihr ganzes Leben in der Kirche zubringen und vor den menschlichen Handlungen Gott das Opfer ihrer Gebete weder darbringen wollen, noch können. Während wir stets fasten oder immer beten und den Tag des Herrn durch den Empfang seines heil. Leibes feiern können, dürfen die Juden nicht ebenso zu allen Zeiten das Lamm opfern, Pfingsten feiern, fasten usw. (Orig., Hier.) - (14) Ich fürchte, aber verzweifle nicht, ich sehe den Sturm, doch noch habt ihr nicht Schiffbruch gelitten (Chrys.). - (15) Verlasset die Vorschrift des Gesetzes, wie ich sie verlassen habe. - (16) Auch ich bin vom Gesetze frei geworden, wie ihr es vor eurer Bekehrung waret (Theod.). - (17) Im Gegenteile; waret ihr mir bisher stets gehorsam, so werdet ihr mich denn auch jetzt nicht durch Ungehorsam betrüben. - (18) Als ich Verfolgung litt (Aug., Hier., Chrys.) - (19) Es war keine geringe Versuchung für euch vorhanden, euch meiner Predigt zu verschließen; doch ihr habt die Versuchung nicht für wert gehalten, sie zu besiegen, derart waret ihr hochherzig, ihr habt sie derart verabscheut, dass nicht einmal der Versuch eines Kampfes notwendig ward. - (20) Ihr prieset euch selig, dass ihr mich, wenn ich auch durch Verfolgungen und Heimsuchungen behaftet war, aufgenommen hattet. - (21) Dies wäre im Gegenteile Ursache gewesen, mich mehr zu ehren; nun aber bin ich euer Feind, da ich euch das wahre Evangelium verkündet habe? - (22) Nämlich von der Gemeinschaft mit jenem Lehrer, der nicht auf ihrer Seite stand. (Thom.) - (23) Jetzt habt ihr den rechten Weg verlassen. Als ich bei euch war, waret ihr würdig, dass alle um euch eiferten. Meine Abwesenheit war euch Gelegenheit zum Falle. (Chrys., Theoph., Theod.) - (24) Nur an dieser Stelle nennt der heil. Paulus die Christen seine Kinder, wie der heil. Johannes oft. Schmerzen bereiten dem heil. Paulus die Sorgen wegen der Gefahr der Verführung, welche die Galater umgibt (Aug.). - (25) Der Apostel weiß, dass das lebendige Wort mehr vermag als das geschriebene. Er möchte die Stimme des Briefes umändern in die Stimme des Wortes. - (26) Ich weiß nicht, was ich sagen oder tun soll. - (27) Griech.: Hört ihr das Gesetz nicht? Die Galater waren nicht beschnitten, als sie Christen wurden, so wählen sie also jetzt freiwillig die Beschneidung. Die, welche unter dem Joche der mosaischen Vorschriften sein wollen, sendet er zu dem Pentateuch zurück, der in den christlichen Versammlungen gelesen zu werden pflegte. - (28) Er hatte nur diese beiden, als das geschah, was weiter erzählt wird. - (29) Der auf die gewöhnliche Weise der Natur erzeugte Sohn war das Bild der leiblich von Abraham abstammenden Israeliten, der kraft der göttlichen Verheißung auf außernatürliche und wunderbare Weise geborene war das Vorbild derer, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste, durch den Glauben, Kinder Abrahams sind. - (30) Gott leitete die Ereignisse so, dass jene beiden Frauen und ihre Kinder Abbild einer das messianische Reich angehenden Wahrheit wurden. - (31) D. i. die Vorbilder zweier Testamente. - (32) Agar ist die Mutter der Araber, welche von Ismael abstammen [1Mos 25,12ff] und die Gegend um den Sina bewohnen [1Mos 21,21, 1Mos 25,18]. Gott also hat in seiner Vorsehung alles so angeordnet, dass im Lande der Söhne Agars [Bar 3,23], welche in ihrem Vater Ismael von der Erbschaft Abrahams ausgeschlossen waren, das Bündnis des Gesetzes geschlossen ward, so dass dieses durch seinen Ursprung gleichsam anzeigt, dass es kein Recht auf das Erbe der Kinder gewährt, sondern vielmehr Unfreien zukommt. - (33) Das irdische Jerusalem wird dem zukünftigen gegenübergestellt. Das jetzige Jerusalem gehört derselben Ordnung an wie der Berg Sina. - (34) Da Agar notwendig ihre Kinder als Unfreie gebärt, also auch Jerusalem. - (35) Das Reich des Messias, die Kirche, die freilich ihre höchste Vollendung in der Auferstehung der Toten und bei dem allgemeinen Gerichte erreichen wird. Ihr Geist und ihr Ziel ist himmlisch, im Himmel ist auch ihr Haupt. Die Kirche ist eine Freie, weil ihr Vorbild Sara ist, reicher an Kindern als die jüdische Kirche durch die göttlichen Verheißungen (V. 27), unser aller Mutter, weil auch wir nicht nach dem Fleische, sondern nach der Verheißung geboren und also, wie Isaak, Freie und erben sind. (V. 28) - (36) [Jes 54,1-3] Die Unfruchtbarkeit Abrahams und Saras war für die Propheten das Bild der Unfruchtbarkeit Sions. Wie Sara zuerst unfruchtbar, dann durch Gottes Verheißung reich wird an Söhnen, ihre Gegnerin reich überragend, so schien das himmlische Jerusalem, welches bei der ersten Verheißung des zukünftigen Erlösers gleichsam seinen Ursprung genommen hatte, zur Zeit des Gesetzes, während dessen das irdische Jerusalem sich seiner Vereinigung mit Gott rühmte und viele Söhne nach dem Fleische zeugte, unfruchtbar und von Gott vergessen und verlassen, aber nach dem Tode des Erlösers zeigte es sich sofort fruchtbar und erfreut sich zahlreicher Nachkommenschaft nicht nach dem Fleische, sondern durch göttliche Verheißung, die Synagoge übertreffend. - (37) Weit entfernt, dass die Gläubigen eine neue Vollkommenheit erwerben, wenn sie sich dem Gesetze unterwerfen, verlieren sie dadurch vielmehr die Rechte der wahren Christen. - (38) Die Neubekehrten dürfen sich nicht wundern, wenn sie verfolgt werden. - (39) Zwar sprach Sara diese Worte, aber da Gott sie billigte und Abraham befahl, nach denselben zu handeln, schreibt der Apostel dieselben mit recht Gott zu. Übrigens ward Ismael nicht zur Strafe für eine zeitliche Verfolgung des Erbes beraubt, sondern weil er als Sohn der Unfreien kein Recht auf dasselbe hatte, wie Paulus andeutet, indem er den Sohn der Magd dem Sohne der Freien entgegenstellt. - (40) Die Kirche ist frei, weil sie Sara, der freien, entspricht (V. 26); wir sind Söhne der freien, weil wir wie Isaak nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste kraft der der Kirche gemachten Verheißung gezeugt werden (V. 28), und weil wir deshalb wie Isaak von den Söhnen der Magd Verfolgung dulden und wie er das Recht auf das Erbe besitzen.

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