Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Offenb10

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Apocalypsis beati Joannis Apostoli.

Die Offenbarung des heiligen Johannes. Kap. 10


D. Zwei nachholende Gesichte (10,1 – 11,14): a. Ein anderer Engel, ein geöffnetes Buch haltend, verkündet mit einem Eide, dass bei dem Erschallen der siebenten Posaune das Geheimnis Gottes vollendet werde. Der Apostel muss jenes Buch verschlingen, um über viele Nationen und Völker zu prophezeien.

1. Et vidi alium Angelum fortem descendentem de cœlo amictum nube, et iris in capite ejus, et facies ejus erat ut sol, et pedes ejus tamquam columnæ ignis:
2. Et habebat in manu sua libellum apertum: et posuit pedem suum dextrum super mare, sinistrum autem super terram:
3. Et clamavit voce magna, quemadmodum cum leo rugit. Et cum clamasset, locuta sunt septem tonitrua voces suas.
4. Et cum locuta fuissent septem tonitrua voces suas, ego scripturus eram: et audivi vocem de cœlo dicentem mihi: Signa quæ locuta sunt septem tonitrua: et noli ea scribere.
5. Et Angelus, quem vidi stantem super mare et super terram, levavit manum suam ad cœlum:
6. Et juravit per viventem in sæcula sæculorum, qui creavit cœlum, et ea quæ in eo sunt: et terram, et ea quæ in ea sunt: et mare, et ea quæ in eo sunt: Quia tempus non erit amplius.
7. Sed in diebus vocis septimi Angeli, cum cœperit tuba canere, consummabitur mysterium Dei, sicut evangelizavit per servos suos prophetas.
8. Et audivi vocem de cœlo iterum loquentem mecum, et dicentem: Vade, et accipe librum apertum de manu Angeli stantis super mare, et super terram.

9. Et abii ad Angelum, dicens ei, ut daret mihi librum. Et dixit mihi: Accipe librum, et devora illum: et faciet amaricari ventrem tuum, sed in ore tuo erit dulce tamquam mel.

10. Et accepi librum de manu Angeli, et devoravi illum: et erat in ore meo tamquam mel dulce: et cum devorassem eum, amaricatus est venter meus:

11. Et dixit mihi: Oportet te iterum prophetare gentibus, et populis, et linguis, et regibus multis.


1. Und1 ich sah einen anderen gewaltigen Engel2 vom Himmel herabsteigen, angetan mit einer Wolke, und der Regenbogen war über seinem Haupte, sein Antlitz war wie die Sonne, und seine Füße wie Feuersäulen;3
2. und in seiner Hand hatte er ein geöffnetes Büchlein.4 Und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, seinen linken aber auf das Land,5
3. und rief mit mächtiger Stimme, so wie ein Löwe brüllt.6 Und als er gerufen hatte, redeten die sieben Donner mit ihrem Schalle.
4. Und als die sieben Donner mit ihrem Schalle geredet hatten, wollte ich schreiben; doch ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht!7
5. Und der Engel, den ich auf dem Meere und auf dem Lande stehen sah, erhob seine Hand8 zum Himmel,
6. und schwor bei dem, der da lebt in alle Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was in ihm ist, und die Erde und was auf ihr ist, und das Meer und was in ihm ist,9 dass hinfort keine Frist mehr sein soll;
7. sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er anfängt in die Posaune zu stoßen, wird das Geheimnis Gottes vollendet werden,10 wie er durch seine Diener, die Propheten, die frohe Botschaft kundgetan.11
8. Und ich hörte die Stimme aus dem Himmel abermals zu mir reden, und sagen: Gehe hin, und nimm das geöffnete Buch aus der Hand des Engels, der auf dem Meere und auf dem Lande steht!12
9. Und ich ging hin zu dem Engel,13 und sagte ihm, dass er mir das Büchlein geben möge. Er sprach zu mir: Nimm das Büchlein, und iss es;14 in deinem Leibe wird es dir herb sein, aber in deinem Munde süß wie Honig.
10. Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es, und es war in meinem Munde süß wie Honig; als ich es aber gegessen hatte, ward es bitter in meinem Leibe.15
11. Und er sprach zu mir: Du mußt16 noch einmal17 weissagen über viele Völker und Nationen und Sprachen und Könige.18

Fußnote

Kap. 10 (1) Die beiden Gesichte [Offenb 10,1-11] und [Offenb 11,1-14] bilden ein Ganzes, so dass Kap. 10 die Einleitung und Ankündigung des Kap. 11 Erzählten ist, wie der Schluss von V. 14 zeigt. Da nun [Offenb 9,12] mit dem Bemerken schloss. „Das erste Weh ist vorüber und die beiden letzten stehen bevor,“ [Offenb 9,21] aber ein solcher Abschluss nicht erfolgt ist, sondern erst [Offenb 11,14] kommt, so sind die beiden Kapitel 10 und 11 noch ein Teil des sechsten Posaunengesichtes, der vielleicht dem bisher Erzählten, oder aber allen Ereignissen der sechs Posaunen gleichzeitig ist. Alsdann bildet der Abschnitt den Gegensatz zu [Offenb 7,1-17], wo vorausverkündet wird, was gleichzeitig mit den noch zukünftigen in den Posaunengesichten zu weissagenden Ereignissen geschehen soll, den Grund aber gibt die Weissagung Kap. 10 und 11. - (2) Zum Unterschiede von dem starken Engel [Offenb 5,2]. Hiermit beginnt eine gewisse Wechselbeziehung zu [Offenb 5]. - (3) Indem der Engel vom Himmel herabsteigt, geht er den Weg, welchen der Herr bei seinem Kommen zum Gerichte wählen wird, erscheint als dessen Vorbote und bildet in seiner ganzen Erscheinung (vier charakteristische Merkmale) den Herrn vor, wie dieser in den Wolken des Himmels kommen wird. Der Regenbogen kennzeichnet ihn einen Boten der Gnade, welche Gott durch seinen Sohn gewähren wird, wenn dieser zum Gerichte kommen wird, seine Füße stellen die zermalmende und verzehrende Macht vor Augen, welche der Herr gegen seine Feinde übt. Der heil. Johannes hat den gleichen Standpunkt auf der Erde wie [Offenb 1,9], den er auch [Offenb 4,1] und [Offenb 7,1] beibehalten, noch inne, wie V. 2 zeigt. - (4) Das geöffnete Büchlein hält der Engel bis V. 8 in der Hand, bis wohin ein Zwischenvorgang erzählt wird. Was in 3 – 7 erzählt wird, ist nicht ohne Beziehung auf das, was nachher mit dem Büchlein geschieht. Das Büchlein bildet den Gegensatz zu dem Buche Kap. 5. Während jenes versiegelt war, ist das Büchlein offen. - (5) So beweist er seine Macht über Erde und Meer. - (6) Was der Engel rief, wird nicht gesagt, doch müssen es drohende Worte gewesen sein, da sie dem drohenden Brüllen des Löwen verglichen werden. Dem Rufe des Engels folgt gleichsam als Wiederhall der Donner. Der Donner ist Gottes Stimme, im Donner hat Gott von Sinai zu seinem Volke geredet, im Donner redet er zur Erde. - (7) Das Aufschreibenwollen fällt dem Anscheine nach in die Vision. Doch der Seher soll nicht aufschreiben, was die Donner sagen, sondern es versiegeln, eben durch Nichtaufschreiben. Gott hielt es wohl für gut nicht anzudeuten, dass die Zukunft ein Geheimnis birgt, aber nicht den Schleier dieses Geheimnisses lüften zu lassen. Das Donnern geht dem Vorgange V. 5 – 7 voran, wo der Engel als Bote des Weltenrichters schwört, dass fortan der Endrat Gottes seinen Vollzug finden soll. So ist also der Donner Zeugnis, dass der folgende Schwur des Engels im Namen Gottes getan wird. Gott bestätigt denselben, indem er zur Einleitung desselben durch den Donner zur Erde spricht. Das siebenmalige Reden Gottes im Donner zeigt, dass Gott das vom Engel Geschworene in der von ihm vorausgesehenen Frist als Gotteswerk durch seine Allmacht vollenden wird. - (8) Griech.: Die Rechte, die Hand des Schwures; in der Linken das Büchlein haltend. - (9) Der Engel schwört bei dem Ewigen, dem Schöpfer aller Dinge, weil der Gegenstand des Schwures das Geheimnis Gottes ist, etwas in dem ewigen Ratschlusse Gottes Verborgenes, das er aber durch die Propheten (V. 7) und jetzt durch Johannes (V. 11) verkündet hat und als allmächtiger Herr unfehlbar ausführen wird. - (10) Die positive Erklärung des Ausdruckes bietet V. 7. Keine Verzögerung wird mehr eintreten, sondern die Erfüllung des Geheimnisses Gottes wird in der Zeit der siebenten Posaune statthaben, es wird zwischen dem gegenwärtigen Zeitpunkte, der hinter den Schluss der sechsten Posaune [Offenb 9,21] und vor den zweiten Teil des erst [Offenb 11,14] beendeten zweiten Wehe fällt, und die Zeit der siebenten Posaune keine Zwischenzeit mehr sein. Was also schon nach dem Schlusse des sechsten Siegelgesichtes erwartet werden durfte, aber noch nicht kam, weil Kap. 7 eine besondere Vorbereitung brachte und weiterhin aus dem siebenten Siegel selbst die neue Reihe der Posaunengesichte hervorging [Offenb 8ff], das soll jetzt unverzüglich, in der siebenten Posaune, kommen. Indes kommt es tatsächlich in [Offenb 11,16-19] noch nicht. Mit den Worten nämlich: „In den Tagen, welche aus der siebenten Posaune folgen werden, wird das Geheimnis Gottes vollendet werden“, wird der Sandpunkt der reinen Vision verlassen und die Beziehung auf die durch das siebente Posaunengesicht geweissagten Ereignisse eingemischt. Der Ausdruck „Tage“ erinnert an [Dan 12,7]. - (11) Was [Offenb 9,20.21] erwarten ließ, sagt der Schwur des Engels ausdrücklich, indem seine Handlung sich gleichsam als Folgerung an jene Stelle anschließt. - (12) Hat der Engel bereits bei seiner ersten Handlung das offene Büchlein in der Hand gehalten, so muss, zumal V. 8 auf den Engel aus V. 2 hinweist und ihm befiehlt, sich das (V. 2 beschriebene) Buch geben zu lassen, ein Zusammenhang zwischen beiden Tatsachen sein. Ebenso wird zwischen dem Buche [Offenb 5] und dem hier erwähnten Büchelchen ein bestimmtes Verhältnis obwalten. Das Büchelchen in [Offenb 10] ist von jenem ein Teil, der kleine in [Offenb 11,1-13] beschlossene, der als ein in dem Buche enthaltenes Büchlein dargestellt wird, weil er als Nachtrag zu den Siegel- und Posaunengesichten gegeben wird. Dies erklärt auch, warum es gleich offen war: als Teil des Buches [Offenb 5], dessen letztes Siegel bereits gebrochen. Die beiden Handlungen des Engels [Offenb 10,3-7] und [Offenb 10,8-11] hängen als zwei Hälften miteinander zusammen. Die erste Handlung kündigt das Endgericht über die sündige Welt an. Doch was wird mit den Gläubigen geschehen? Und werden die Hinkenden und halben sich bekehren? Wir wissen zwar, dass das Volk Gottes erhalten bleiben soll und viele den Märtyrertod leiden werden, aber weiter nichts. Über jene soll Johannes uns Kunde geben; was [Offenb 11,1-13] geschieht. So leitet die erste Handlung des Engels von [Offenb 9,20.21] auf die zweite über, welche wieder ihrerseits den Zweck hat, die Weissagung [Offenb 11,1-13] zu begründen und einzuleiten. Darum hatte auch der Engel das Büchlein, auf dessen Inhalt es zuletzt ankommt, bereits bei seinem Erscheinen V. 2 in der Hand. Der Schwur des Engels soll endlich hervorheben, dass durch die nur Nachträgliches bringende Weissagung [Offenb 11,1-13] der Fortschritt der Endbegebenheiten nicht unterbrochen wird, dass das [Offenb 11,1-13] Geweissagte zeitlich nicht etwa zwischen [Offenb 9,21] und [Offenb 11,15] treten soll, sondern vielmehr zwischen [Offenb 9,21] und [Offenb 11,15] keine Zeit liegen soll. - (13) In der Vision. - (14) Vergl. [Ez 3,1ff]. Der Apostel soll durch das verschlingen des Buches den Inhalt seiner prophetischen Reden erlangen. - (15) Anders als der Engel V. 9, der auf die innere Wirkung sieht, berichtet Johannes nach der Reihenfolge des Geschehens den Eindruck, welchen das verschlingen des Büchleins hervorbringt. Der Mund bezeichnet das Empfangen, der Leib das weitere Durchforschen und Innewerden der empfangenen Offenbarung. Dadurch, dass Johannes das Buch verschlungen, ist er zum Verkündigen seines Inhaltes tüchtig geworden. - (16) So will es Gott. - (17) Nachdem bereits über Völker usw. eine Weissagung gegeben (6,1 – 9,21), soll wiederum eine Weissagung ergehen; nun aber nach Verschlingung des Büchleins, durch dich, Johannes. Denselben Gegenstand und denselben Zeitraum ergänzend holt weissagend nach, was [Offenb 11,1-3] folgt. In letzterem Abschnitte führt Johannes in der Tat [Offenb 11,1.2] nach Art des alttestamentlichen Propheten eine weissagende zeichenhafte Handlung aus, welche von dem Engel alsdann [Offenb 11,3] erklärt wird. - (18) Die vier Worte drücken die Gesamtheit der Menschenwelt aus, welche in der Zeit des Endes lebt.

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