Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem08: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Vulgata
Wechseln zu: Navigation, Suche
K
K
Zeile 108: Zeile 108:
  
 
===Fußnote===
 
===Fußnote===
Kap. 8 ('''1''') Nur der sich selbst Überlassene dient unter dem Gesetze der Sünde [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem07|Roem 7,25]]''] und ist deshalb in der Verdammnis, also gibt es keine Verdammnis für die in Christus Wiedergeborenen (und solche sind jetzt wir), denn diese sind sich nicht selbst überlassen. Diese unterliegen keiner über sie verhängten Strafe mehr, da die Schuld ganz und voll von ihnen genommen ist. (Konzil v. Trient, Sitz 5 Von der Erbsünde 5) „Die nicht nach dem Fleische wandeln“ fehlt in den besten Handschriften und ist aus V. 4 hinübergenommen. Sinn: Diese, weil mit Christus verbunden, wandeln nicht nach den Lockungen der Begierlichkeit. - ('''2''') Wie die den noch nicht Gerechtfertigten innewohnende und sie beherrschende Sünde (Begierlichkeit) von dem Apostel das Gesetz der Sünde genannt wird, so nennt der heil. Paulus hier den Heil. Geist selbst, welcher den Getauften verliehen wird, und der in ihnen wohnend ihnen das wahre Leben gibt und sie leitet, das Gesetz des Geistes des Lebens: das Gesetz, welches der Heil. Geist ist; des Lebens: wie die Seele das leibliche Leben, so gibt der heil. Geist das übernatürliche Leben (Chrys., Theoph., Euth., Thom.). - ('''3''') Da ich mit Christus vereint bin. Wie der Apostel im vorigen Kapitel aus der Person eines noch nicht gerechtfertigten Menschen redete, so hier vom Standpunkte des Gerechtfertigten. - ('''4''') Die eigentliche Satzfolge wäre: Denn Gott vernichtete, seinen Sohn sendend, die Sünde im Fleische, was dem Gesetze unmöglich war. Die letzteren Worte sind aber des Nachdrucks halber vorangestellt. - ('''5''') In diesen Worten wird die Göttlichkeit der zweiten Person („seinen Sohn“) und die Verschiedenheit der Personen („indem er sandte“) ausgesprochen. - ('''6''') Christus hatte nicht das Fleisch der Sünde, d. h. er war nicht mit der Sünde empfangen, weil die heil. Jungfrau ihn durch die Wirkung des Heil. Geistes empfing, welcher die Sünde hinwegnimmt. Er hatte aber die Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde, d. i. er war darin dem Fleische der Sünde ähnlich, dass er leiden konnte. (Orig., Chrys., Cyr. V. Alex., Thom.) - ('''7''') Diese Worte sind wohl an die eng vorhergehenden zu ziehen: Gott sandte seinen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und wegen der Sünde, d. i. wegen aller Sünden, um für dieselben genugzutun und sie hinwegzunehmen (Cyr. v. Alex.). Indes ziehen viele Väter mit der jetzigen Vulg. die Worte „wegen der Sünde“ zu „verdammte“, ohne doch in der Erklärung übereinzukommen. - ('''8''') Die Sünde, welche Christus verdammte, ist diejenige, von welcher er oben gesprochen, welche durch einen Menschen in die Welt gekommen und auf alle übergegangen ist, welche alle durch das Fleisch, in dem sie wohnt, ihrer Herrschaft unterworfen hält, sie vom Guten zurückhaltend und zum Bösen treibend. – „hat verdammt“: hat Strafe über sie verhängt, indem er ihr Reich vernichtete, so dass die Menschen frei geworden, jetzt der Gerechtigkeit dienen können. Das Wort „im Fleische“ ist zu „verdammt“ zu ziehen: Im Fleische, welches Christus rein angenommen, rein durch das ganze Leben bewahrt hat, rein am Kreuze dem Vater aufopferte, hat Gott die Sünde verdammt. In dem Fleische, in dem und durch das sie ihre Herrschaft übte, ist sie besiegt worden. (Chrys., Theoph.) - ('''9''') Solange der Mensch unter der Herrschaft der Sünde war, konnte er das Gesetz zwar dem inneren Menschen nach billigen und sich desselben erfreuen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem07|Roem 7,16.22]]''], aber nicht dasselbe erfüllen. Auch das Gesetz vermochte wegen des Widerstandes seitens des Fleisches nicht zu erreichen, dass seine Vorschriften erfüllt wurden. Deshalb besiegte Christus in seinem Fleische die Sünde, damit in dem Menschen nunmehr die von dem Gesetze geforderte Gerechtigkeit durch Gottes Gnade, welche Christus uns erworben hat, erfüllt werde. Freilich wird auch unsere Mittätigkeit gefordert: „die wir nicht nach dem Fleische wandeln“ usw. D. h. diese Gesetzeserfüllung hat statt, da wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach der Leitung des Heil. Geistes (Thom.). - ('''10''') Der Apostel erklärt in V. 5 und 6, warum diejenigen, welche auf das sinnen, was des Fleisches ist, das Gesetz nicht erfüllen können, die hingegen, welche von Geiste geleitet auf das sinnen, was des Geistes ist, die Gerechtigkeit des Gesetzes in ihrem Leben kundgeben. Gesetz und Gerechtigkeit sind offenbar Geist und Leben. (Vergl. V. 2.) Das Fleisch aber sinnt auf das, was fleischlich ist (V. 5), und seine Gesinnung ist Tod (V. 6), denn es strebt nach der Sünde, welche den geistlichen und leiblichen Tod im Gefolge hat; dass die fleischliche Gesinnung zum Tode führt, wird in V. 7, 8 bestätigt, weil sie feindselig ist gegen das Leben. - ('''11''') Niemand kann Gott hassen, sofern er das höchste Gut ist, sondern nur insoferne er Forderungen stellt, welche das Fleisch hasst. (Thom.) - ('''12''') Fälschlich erklären die Manichäer, das Fleisch könne sich nicht unterwerfen. Indes sagt der Apostel: Die fleischliche Gesinnung vermag es nicht, solange sie da ist; kann sie doch nicht zugleich fleischliche Gesinnung sein, und sich den Gesetzen des Geistes unterwerfen. Der gelähmte Fuß kann allerdings nicht gehen, doch nicht der Fuß hindert das Gehen, sondern die Lähmung; hebe diese auf, so wirst du den Fuß gehen sehen (Aug.). - ('''13''') Vergl. Anm. 10 am Schluss. - ('''14''') Der Apostel beweist jetzt den zweiten Teil des am Anfange des Kapitels aufgestellten Satzes. (V. 2) In euch herrscht die mit der heiligmachenden Gnade geschmückte und mit dem Heil. Geiste vereinigte Seele, nicht das Fleisch. Der Apostel redet die gläubigen Römer im allgemeinen an; sollte aber unter diesen jemand die heiligmachende Gnade verloren haben, so will er ihn durch die beigefügte Bemerkung zur Besserung führen: „Wenn aber jemand.“ - ('''15''') Der Geist Gottes wird hier der Geist Christi genannt, weil der Heil. Geist von Vater und Sohn ausgeht. Der Apostel wählt die Bezeichnung „Geist Christi“ wohl, um zu zeigen, dass der, in dem der Geist Gottes nicht mehr wohnt, auch nicht mehr zu Christus gehört und kein lebendiges Glied seines Leibes mehr ist (Thom.). - ('''16''') Wer den Geist Gottes hat, ist nicht nur Christ, sondern besitzt selbst auch den Heiland. Wo eine der Personen der heil. Dreifaltigkeit ist, der heil. Geist, da ist auch die ganze Dreifaltigkeit gegenwärtig. (Chrys.) - ('''17''') Leiblich tot, dem Tode unterworfen, da durch die Sünde der Tod gekommen ist. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem05|Roem 5,12]]''] (Aug.) - ('''18''') Die mit der heiligmachenden Gnade ausgestattete Seele lebt nun – nach anderer Lesart: Ist Leben; d. i. es ist ihr die Gerechtigkeit und damit das Leben eingegossen. - ('''19''') Stand auch Jesus, seiner göttlichen Natur nach betrachtet, aus eigener Kraft wieder auf, so kann man doch, die menschliche Natur in´s Auge fassend, sagen, er sei auferweckt worden, und zwar vom Vater, dem die Werke der Allmacht zugeeignet werden. - ('''20''') Die sterblichen Leiber lebendig machen: machen, dass sie nicht mehr sterblich sind; denn nicht nur die Notwendigkeit zu sterben (V. 10), sondern selbst die Möglichkeit wird Gott fortnehmen (Thom.). - ('''21''') Wie der Vater den Leib seines Sohnes, der auch nach dem Tode mit der Gottheit vereint blieb, wegen der in demselben wohnenden Gottheit nicht im Tode belassen konnte, so wird er auch die Leiber der Gläubigen, welche Tempel des Heil. Geistes waren, der in ihnen wohnte, zum Leben erwecken. - ('''22''') Da die Gläubigen die Gerechtigkeit des Gesetzes erfüllen und das Leben des Geistes in sich haben, also auch eine glorreiche Auferstehung des Leibes erwarten dürfen, macht der Apostel den Schluss: Das Fleisch hat uns jene Wohltaten nicht erwiesen, sondern uns dem Gesetze der Sünde und des Todes unterworfen, von dem uns der Geist des Lebens befreit hat, mithin kann es nicht den Anspruch erheben, dass wir ihm folgen. Ob auch der alte Mensch in der Taufe gestorben ist, stets versucht er wieder aufzuleben, deshalb gilt es zu wachen. - ('''23''') D. i.: ist es von Gott bestimmt, dass ihr dem Tode anheimfallet. Dieser Tod ist der ewige, die Hölle (Chrys.). Dies verlangt der Gegensatz zum Leben, welches sicher ein ewiges ist. Vergl. V. 11. - ('''24''') Auf diese Weise muss das Leben nach dem Geiste sich offenbaren, dass wir die Gelüste des Fleisches, welche der Bosheit dienen und zum Bösen führen, ertötet (Chrys.). - ('''25''') D. i.: des ewigen Lebens teilhaftig werden. - ('''26''') Vom Heil. Geiste. - ('''27''') Also werden wir getrieben und handeln nicht selbst? Du handelst selbst und du wirst getrieben, und du handelst recht, wenn du vom Guten getrieben wirst. Der Geist Gottes, der dich treibt, steht dir, wenn du handelst, hilfreich zur Seite. Niemand wird unterstützt, außer wer selbst etwas tut. Denn wer vom Heil. Geiste getrieben wird, sagt der Apostel, d. h. vom erleuchtenden, helfenden Geist, erhält Erleuchtung und Hilfe: wärest du nicht tätig, so wäre er nicht mittätig; denn helfen kann der Geist nur denjenigen, welche auch selbst tätig sind (Aug.). Frei also überlässt sich der Christ dem Einflusse des Heil. Geistes und tut frei, was dieser ihm eingibt und wozu er ihm beisteht. - ('''28''') Diese allein. - ('''29''') Bevor der Apostel nachweist, dass die Gläubigen ein Anrecht auf das ewige Leben haben, und damit seinen Beweis für die Behauptung: Ihr werdet leben (V. 13) abschließt, will er, begeistert von dem Gedanken der Gotteskindschaft, zeigen, dass diese den Neubekehrten wirklich zuteil geworden. - ('''30''') Der Geist der Kindschaft ist wohl ein Geschenk des Heil. Geistes, welches den Kindern Gottes zum Zeugnis und zum Erkennungszeichen ihrer Würde gegeben wird. - ('''31''') Wie wir den Geist der Prophezeiung erkennen, wenn der, der ihn besitzt, nicht aus eigenem Sinne, sondern von der Gnade getrieben zukünftige Dinge verkündet, so wird auch der Geist der Kindschaft erkannt, wenn der, der ihn empfangen hat, von demselben geleitet Gott mit großem Aspekte Vater nennt (Chrys.). Das Wort: rufen und der doppelte Vatername weisen auf den großen Aspekt hin (Thom.). Der Name Vater wird hier Gott, der ganzen Dreifaltigkeit gegeben. Der Geist, den ihr empfangen habt, ist nicht eine Gabe, welche Knechten eigen euch als Knechte kundgibt, so dass ihr, wie vor eurer Bekehrung, Gott knechtlich fürchten müsstet, sondern er ist eine den Kindern eigene Gabe, welche euch der Annahme an Kindes Statt versichert, so dass ihr als wahre Kinder Gottes den Vater nennen könnt und nennt. - ('''32''') Griech.: Der Geist gibt mit unserem Geiste Zeugnis. Nicht allein unser mit dem Geschenke des heil. Geistes ausgestatteter Geist gibt Zeugnis, dass wir Kinder Gottes sind, sondern zugleich auch der Heil. Geist selbst. „Gibt aber er Zeugnis, bleibt alsdann noch eine Ungewissheit? Wenn ein Engel oder Erzengel Zeugnis gäbe, wir könnten vielleicht zweifeln; wenn aber der selbst, der diese Gabe verleiht, uns Zeugnis gibt, wer möchte an unserer Würde zweifeln?“ (Chrys.) Ist indes auch der Ausspruch des Heil. Geistes keinem Irrtum unterworfen, so sind wir doch nicht, jeder für sich, sicher, dass das, was wir in uns zu vernehmen glauben, ein Ausspruch des Heil. Geistes ist. Der Christ kann deshalb wohl die Zuversicht haben, in der Gnade Gottes zu stehen, hat aber ohne besondere Offenbarung Gottes keine volle Gewissheit. (Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap. 9) Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:1Kor04|1Kor 4,4]]'']. - ('''33''') Die Juden kannten keine Adoption, das Bild ist also dem römischen Rechte entlehnt. Christus erlangte durch seinen Tod für die wahren Kinder Abrahams die ewige Erbschaft. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Hebr09|Hebr 9,15ff]]'']. Wie groß diese ist, zeigt der Zusatz: Erben Gottes, Erben jener Herrlichkeit, welche Gott selbst genießt, und deren der Heiland sich bereits erfreut. Sind wir Gottes Erben, so erlangen wir, was er besitzt, ewige Herrlichkeit, ewiges Leben. Damit ist V. 13 (Ende) bewiesen. - ('''34''') Wie der Herr erhöht worden ist wegen seines Gehorsams bis zum Tode am Kreuze [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Phil02|Phil 2,6ff]]''], so werden wir auch nur dann Christi Miterben sein, wenn wir mit ihm gelitten haben. Der Glaube allein genügt also nicht (Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap 11). Nur wer dem Erstgeborenen gleichförmig wird, bewahrt das ihm in der Taufe verliehene Recht auf die Erbschaft. Die letzten Worte des Verses zeigen auch, dass es nicht unerlaubt ist, in der Absicht mit Christus zu leiden, dass wir mit ihm verherrlicht werden. (Vergl. Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap. 31.) - ('''35''') Damit niemand aus Furcht sich weigere, mit Christus zu leiden, weist der Apostel kurz darauf hin, dass die Leiden dieser Welt im Vergleich zu der künftigen Herrlichkeit nicht in Betracht kommen können, um dann durch vier Gründe (V. 19 – 22; V. 23 – 25; V. 26 – 27; V. 28 – 30) die Sicherheit dieser Herrlichkeit darzulegen und so die Neubekehrten zum Leiden mit Christus zu ermuntern. Damit aber seine Beweisführung desto mehr Wert habe, bringt er seine eigene Erfahrung vor, die wohlbegründet ist, da niemand so viel gelitten hat wie er, und da er anderwärts die künftige Seligkeit, zum Teile wenigstens, schon verkostet hatte, als er in das Paradies und den dritten Himmel entrückt ward. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:2Kor12|2Kor 12,2ff]]''] Er konnte also beides, Erdenleiden und Himmelsfreuden, gegeneinander abwägen. - ('''36''') Zusammenhang: Diese Herrlichkeit wird sicher eintreten; denn sonst wäre das Harren der sichtbaren, nicht vernunftbegabten Natur auf Wiederherstellung ihres ursprünglichen Zustandes vergeblich, weil diese Wiederherstellung eben dann eintritt, wenn die Kinder Gottes verherrlicht werden. Dass eine solche Wiederherstellung eintreten werde, war den Judenchristen aus der Offenbarung des A. T. bekannt. - ('''37''') Die Worte „auf Hoffnung hin“ werden von den griech. Vätern passend zu „unterworfen“ gezogen und durch ein Komma von den ihnen unmittelbar vorhergehenden getrennt. Der Richtigkeit ist gleichsam die ganze sichtbare Welt unterworfen, und diese hegt die Hoffnung, zu ihrer früheren Unabhängigkeit zurückzukehren. Alle Geschöpfe werden nach dem Falle Adams gezwungen, den eitlen, ja verkehrten Bestrebungen der Menschen zu dienen. So ihres eigentlichen Zieles gleichsam beraubt, müssen sie jenen dienen, welche die Menschen sich wählen. Diese aber missbrauchen sie, indem sie den Geschöpfen den Gott gebührenden Dienst erweisen oder durch die Geschöpfe Befriedigung ihrer Lüste oder ihrer Eitelkeit suchen. Auch dem Teufel sind die Geschöpfe unterworfen, der sich ihrer bedient, die Menschen von Gott abzuwenden. Dieser Zustand ist für die Geschöpfe ein gewaltsamer, und darum wünschen sie, von demselben befreit zu werden. Der heil. Paulus lässt in einem schönen Bilde die ganze Natur wie eine Person auftreten (Cyr. v. Alex., Tert.). - ('''38''') Gott, der die Geschöpfe der Eitelkeit unterworfen hat, hat ihnen auch die Hoffnung auf Befreiung gegeben (Chrys.). - ('''39''') Das Griech. wie die Vulg. gibt man am besten so wieder und verbindet diesen Vers mit dem Vorhergegangenen: auf Hoffnung hin. Die Schöpfung wird von der Knechtschaft des Verderbens frei werden, d. i. es wird der durch die Sünde herbeigeführte Zustand der sittlichen und körperlichen Verschlechterung aufhören. - ('''40''') Die Geschöpfe werden zu jener Freiheit emporgehoben werden, welcher der in den Kindern Gottes eintretende Verklärungszustand herbeiführen wird; denn dann werden die Geschöpfe je ihrem ursprünglichen Ziele dienen, Gott zu verherrlichen, und in ihrer ursprünglichen Vollkommenheit die unendliche Macht, Weisheit und Güte Gottes und seine anderen Eigenschaften klarer offenbaren, und werden von den Menschen nicht mehr missbraucht werden. Zu diesen Geschöpfen gehört vor allem der Leib des Menschen, welcher von Verderbnis, Sterblichkeit und sündhaftem Missbrauch erlöst wird, während er in dem jetzigen Zustande der Eitelkeit unterworfen ist, zur Sünde reizt und zur Sünde gemissbraucht wird. - ('''41''') Wir Christen kennen den Fluch, den Gott einst über die Geschöpfe gesprochen, und auch was von ihrer Befreiung gilt, aus der Unterweisung. Seufzen und Geburtswehen deuten auf das Ringen nach einem besseren Zustand. Ist nun die Sehnsucht der Natur nicht umsonst, wie viel weniger die Sehnsucht der Gnade (Thom.) nach der Herrlichkeit (V. 23 ff). - ('''42''') Nicht nur die Natur, auch wir Gerechte, die wir den Heil. Geist gleichsam als Unterpfand des künftigen Erbes empfangen haben, erwarten seufzend dies Erbe selbst (Cyr. v. Alex., Theod., Euth.). - ('''43''') Die Kindschaft Gottes ist durch den Heil. Geist, der die Seele heiligt, begonnen, findet aber durch die Verklärung des Leibes ihre Vollendung (Thom.). In V. 15 spricht der Apostel von der begonnenen, hier von der vollendeten Annahme an Kindes Statt. Wohl sind wir schon auf Erden wahrhaft Kinder Gottes; doch erhalten wir die Wirkungen dieser Erhebung noch nicht vollkommen, sondern nur einen ersten Teil derselben, und auch diesen nur für die Seele, nicht für den Leib. Die Seele erhält das Leben der Gnade, der Leib ist noch dem Tode unterworfen. Erst später wird der Seele die Herrlichkeit und dem Leibe die Teilnahme an derselben zuteil. - ('''44''') Der Gegenstand, der gegenwärtig ist und besessen wird, ist kein Gegenstand der Hoffnung mehr. - ('''45''') Wie wir in der Tat die Vollendung unserer Seligkeit im künftigen Leben hoffen, so müssen wir die Erlösung des Leibes beständig erwarten. - ('''46''') Mit Geduld: der Apostel will die Gläubigen mahnen, die Heimsuchungen, durch welche wir die vollkommene Seligkeit verdienen sollten (V. 17), mit Starkmut zu ertragen. - ('''47''') Ebenso wie die Geschöpfe und die Gerechten die Herrlichkeit der Kinder Gottes erwarten, ebenso seufzt auch der Heil. Geist darnach und hilft uns durch dieses Seufzen. - ('''48''') Der Heil. Geist (Orig., Greg. v. Naz., Hil., Ambr., Greg. d. Gr.) hilft uns, wir müssen also selbst auch etwas tun (denn wie wird dem geholfen, der selbst nichts tut? Aug.), mit unaussprechlichen Seufzern, da wir nicht wissen, um was wir beten sollen, wie sich´s gebührt, d. i. nach Gottes Wohlgefallen. (V. 27) Wohl wissen wir im allgemeinen aus der Lehre des Heilandes, um was wir zu beten haben [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt06|Mt 6,9ff.33]]''] u. a., aber im einzelnen wissen wir doch oft nicht, um was wir gerade im Augenblicke beten sollen. Auch die heiligsten Männer baten zuweilen um Unzukömmliches, z. B. Paulus um Befreiung von dem Stachel des Fleisches, Moses um den Eintritt in das verheißene Land, Jeremias um die Befreiung des Volkes Israel. Der Heil. Geist aber bittet für uns, wenn er uns antreibt und uns eingibt, Gott zu bitten, und richtet unser Gebet auf das Ziel, welches Gottes Willen entspricht (Aug.), ganz besonders aber, dass wir Gott um die verheißene Seligkeit und um das bitten, was notwendig ist, sie zu erlangen. Solch unaussprechliches Gebet kann von uns oft nicht in Worte gefasst werden, weil wir eben nicht wissen, welches der Inhalt desselben ist, ähnlich wie die, welchen der Heil. Geist den Geist der Sprache gab, zwar wahrhaft ihr Herz zu Gott erhoben und beteten, und inniger mit ihm vereint wurden, aber dennoch den Sinn ihrer Worte nicht durchdrangen (Orig., Chrys.). So beten wir also oft nur im allgemeinen um Erfüllung des göttlichen Willens usw., aber der Heil. Geist bestimmt im besonderen, was gerade für jeden einzelnen Fall der Wille Gottes für uns ist, und tritt dafür ein, dass wir es erhalten. - ('''49''') Sind auch die „Herzen“ oft sich selbst nicht klar über das, was sie bestimmt wollen, der Herzenskundige weiß doch, was gemeint ist, und wozu sie der Geist angeregt hat. – „Heiligen“, nicht „uns“, weil V. 28 von allen Berufenen die Rede ist. - ('''50''') Zusammenhang: Nach dem bisher Gesagtem haben wir allen Grund, die Erreichung unseres Zieles zu erhoffen, darum darf uns nichts entmutigen, auch die Leiden nicht; denn diese helfen zur Erreichung des Zieles und sind dazu notwendig. „Wir wissen“: wir Christen wissen. - ('''51''') Diejenigen, die Gott lieben, sind dieselben, welche der heil. Paulus vorher Heilige genannt hat; diejenigen welche kraft ihrer wirksamen Berufung heilig sind, alle frommen Christen, in denen der Glaube durch die Liebe tätig ist, und denen deshalb die Herrlichkeit bereitet ist. - ('''52''') Ob Freudvolles oder Betrübliches (Chrys.). Nicht also nur das, was wir als angenehm begehren, sondern auch das, was wir als lästig und unangenehm fliehen (Aug.). - ('''53''') Wenngleich das Wort „berufen“ (zum Empfange der göttlichen Gnade) an sich auch einen solchen bezeichnen kann, der dem Rufe nicht Folge leistet [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt20|Mt 20,16]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt22|Mt 22,14]]''], so bezeichnet es doch in den apostolischen Briefen stets einen solchen, der dem göttlichen Rufe folgt. Der Ratschluss ist der freie Wille Gottes, jemanden aus reinem Wohlwollen um der Verdienste Christi willen ein übernatürliches Gut zu verleihen, besonders die wirksame Berufung zur Gnade und Gerechtigkeit und die Seligkeit (Thom.). - ('''54''') Der heil. Paulus beweist nun, warum den Gottliebenden alles zum Guten mitwirkt: Denn er hat sie berufen (V. 29), also wird er sie auch zum Ziele der Berufung führen (30), mithin müssen alle Lebensschicksale sie zu diesem Ziele führen, eine Folgerung, die V. 31ff ausdrücklich gezogen wird. Wie Christus Knechtsgestalt annehmend und gleichsam gleichförmig geworden ist [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Phil02|Phil 2,7]]''], so werden auch die Auserwählten die Gestalt des verherrlichten Erlösers annehmen und dem von den Toten auferstandenen Sohne Gottes vollkommen ähnlich werden durch die Verklärung des Leibes (Theod.); gleichzeitig weist der Apostel wieder darauf hin, dass die, welche dem verklärten Leibe des Herrn ähnlich werden wollen („dem Bilde seines Sohnes“), auch hier mit dem Heilande leiden müssen. - ('''55''') Wie Gott die ihm von Natur eigene Güte anderen mitteilen wollte, indem er ihnen die Ähnlichkeit mit derselben verlieh, damit er nicht nur gut sei, sondern auch andere gut machte, so wollte der Sohn Gottes die Gleichförmigkeit seiner Sohnschaft anderen mitteilen, damit er nicht allein selbst Sohn sei, sondern auch der Erstgeborene unter den Söhnen, und damit er, durch ewige Zeugung der Eingeborene, nach der Verleihung der Gnade der erstgeborene unter vielen Brüdern sei (Thom.). Zu dieser Gottessohnschaft in der Seligkeit sind die Erwachsenen allerdings erst auf Grund der vorhergesehenen Verdienste vorherbestimmt, nicht aber geschieht die Vorherbestimmung zur ersten Gnade der Berufung und der daran sich anschließenden Gnaden der Beharrlichkeit usw. aufgrund vorhergehender Verdienste, sonst würde die Gnade von natürlichen Verdiensten abhängen. Mit anderen Worten: Die Seligkeit ist das Schlussglied einer langen Kette von Gnaden. Da nun das erste Glied wenigstens, nämlich die Gnade der Berufung, ganz von Gott abhängt, auf keine Weise von Verdiensten, so ist die ganze Kette ein Werk freier Vorherbestimmung. - ('''56''') Der Apostel zeigt nun, wie Gott diejenigen, welche er zur Glorie berief, in Wirklichkeit zu derselben führt. Die Mitwirkung setzt der heil. Paulus voraus, ohne sie ausdrücklich hervorzuheben, weil er wegen seines besonderen Zweckes, die Hoffnung, Geduld und Vertrauen zu heben, nur von der Tätigkeit Gottes sprechen will. – das erste, womit die Vorherbestimmung erfüllt zu werden beginnt, ist die Berufung. Diese kann eine äußere, durch den Mund des Predigers, oder eine innere sein, eine Anregung von Gott, dem, was Glaube und Tugend fordert, zuzustimmen. Diese innere Berufung ist notwendig, weil unser Herz sich nicht zu Gott wenden würde, wenn er es nicht selbst zu sich ziehen wollte, und ist in den Vorherbestimmten wirksam, weil sie dieser Berufung folgen (Thom.). Es folgt die Rechtfertigung, welche hier bei dem Apostel alle weiteren Gnaden, auch die der Beharrlichkeit bis an´s Ende einschließt. Der Apostel braucht die Zeit der Vergangenheit: hat verherrlicht, weil es so gewiss geschehen wird, als wäre es bereits eingetreten. - ('''57''') Paulus will nicht sagen: Wir werden keinen Feind haben, sondern: Kein Feind vermag uns zu schaden. - ('''58''') Alle griech. Handschriften und die Übersetzungen, unter denen auch die alte lateinische, lesen: Wie wird er …. Schenken? Dies verlangt der Zusammenhang, da es sich um die gegen die künftigen Feinde notwendigen Gnaden handelt. Die allgemeine Frage: wird er nicht schenken? Wird in den V. 33, 34, 35 in drei besondere zerlegt. Die Menschwerdung und der Tod des Sohnes Gottes ist der höchste Beweis der Liebe Gottes und das höchste Geschenk, in dem alles enthalten ist, wessen wir bedürfen. - ('''59''') Wer wird diejenigen im Gerichte mit Erfolg anklagen können, welche Gott selbst als Gerechte erklärt? - ('''60''') Wer kann verdammen, wenn Christus uns nicht verdammt, er, der höchste Richter der lebendigen und der Toten? Er verdammt uns aber nicht, sondern ist ja derjenige, welcher für unsere Sündenschuld gestorben und, um uns der Frucht seines Todes teilhaftig zu machen, auferstanden ist, der auch seiner menschlichen Natur nach zur Rechten Gottes sitzt, uns helfend, der auch als unser Fürsprecher für uns eintritt usw. Das „für uns“ gehört zu allen vier Gliedern. Inwiefern Christus „für uns“ auferstanden ist, vergl. zu [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem04|Roem 4,25]]'']. Auch zur Rechten des Vaters ist er „für uns“, da er von dort aus nun die Kirche leitet und stärkt. - ('''61''') Viele Väter erklären: Von der Liebe, mit der wir Christus lieben. Andere Ausleger: Von der Liebe Christi gegen uns. Der Apostel will die Sicherheit der Auserwählten preisen. Nichts kann zu dieser so viel beitragen, als das Bewusstsein, dass nichts in der Welt ist, was ihnen die Liebe und den Schutz Christi entziehen kann. Die Welt wird alles tun und versuchen, damit die Auserwählten der Liebe des Herrn unwürdig werden; doch Christus ist nicht den Menschen ähnlich, dass er seine Freunde in ihrer Bedrängnis ohne Hilfe ließe, sondern schützt und hält seine Auserwählten, damit sie seiner Liebe nicht unwürdig werden. - ('''62''') Diese beiden ersten allgemeinen Ausdrücke fassen alle besonderen zusammen. - ('''63''') V. 36 wird nicht ganz mit recht in unserer Vulgata in Klammern eingeschlossen, da V. 37 sich auf den Ausspruch (V. 37) bezieht. - ('''64''') Durch die Hilfe dessen, der uns geliebt hat, siegen wir mit leichter Mühe. - ('''65''') Der Glaube lehrt es mich, dass kein Geschöpf die Auserwählten von der Liebe wird trennen können, mit der Gott sie in Christus und durch Christus liebt, nicht das Begehrenswerteste, das Leben, noch das Schrecklichste, der Tod (Thom.), nicht die bösen Engel, die hier nach dem Range, den sie zuvor eingenommen, genannt werden, da sie die natürlichen Kräfte desselben bewahrt haben; nicht sichtbare Dinge, seien es gegenwärtige, die Freude oder Leid, oder zukünftige, die Wunsch oder Fluch hervorrufen, nicht die Macht der Tyrannen und Verfolger. Höhe und Tiefe stehen für konkrete Dinge, indes ist nicht klar, für welche. Überhaupt kein geschaffenes Wesen vermag die Auserwählten von der Liebe zu trennen, die Gott gegen sie hegt, und welche Christus ihnen durch seine Verdienste erworben hat. Der Schluss des Abschnittes entspricht dem Eingange [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem05|Roem 5,1ff]]'']. Dort: Durch Christus Friede mit Gott und Hoffnung auf die ewige Glorie; hier: durch Christus Gewissheit der ewigen Glorie.  
+
Kap. 8 ('''1''') Nur der sich selbst Überlassene dient unter dem Gesetze der Sünde [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem07|Roem 7,25]]''] und ist deshalb in der Verdammnis, also gibt es keine Verdammnis für die in Christus Wiedergeborenen (und solche sind jetzt wir), denn diese sind sich nicht selbst überlassen. Diese unterliegen keiner über sie verhängten Strafe mehr, da die Schuld ganz und voll von ihnen genommen ist. (Konzil v. Trient, Sitz 5 Von der Erbsünde 5) „Die nicht nach dem Fleische wandeln“ fehlt in den besten Handschriften und ist aus V. 4 hinübergenommen. Sinn: Diese, weil mit Christus verbunden, wandeln nicht nach den Lockungen der Begierlichkeit. - ('''2''') Wie die den noch nicht Gerechtfertigten innewohnende und sie beherrschende Sünde (Begierlichkeit) von dem Apostel das Gesetz der Sünde genannt wird, so nennt der heil. Paulus hier den Heil. Geist selbst, welcher den Getauften verliehen wird, und der in ihnen wohnend ihnen das wahre Leben gibt und sie leitet, das Gesetz des Geistes des Lebens: das Gesetz, welches der Heil. Geist ist; des Lebens: wie die Seele das leibliche Leben, so gibt der heil. Geist das übernatürliche Leben (Chrys., Theoph., Euth., Thom.). - ('''3''') Da ich mit Christus vereint bin. Wie der Apostel im vorigen Kapitel aus der Person eines noch nicht gerechtfertigten Menschen redete, so hier vom Standpunkte des Gerechtfertigten. - ('''4''') Die eigentliche Satzfolge wäre: Denn Gott vernichtete, seinen Sohn sendend, die Sünde im Fleische, was dem Gesetze unmöglich war. Die letzteren Worte sind aber des Nachdrucks halber vorangestellt. - ('''5''') In diesen Worten wird die Göttlichkeit der zweiten Person („seinen Sohn“) und die Verschiedenheit der Personen („indem er sandte“) ausgesprochen. - ('''6''') Christus hatte nicht das Fleisch der Sünde, d. h. er war nicht mit der Sünde empfangen, weil die heil. Jungfrau ihn durch die Wirkung des Heil. Geistes empfing, welcher die Sünde hinwegnimmt. Er hatte aber die Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde, d. i. er war darin dem Fleische der Sünde ähnlich, dass er leiden konnte. (Orig., Chrys., Cyr. v. Alex., Thom.) - ('''7''') Diese Worte sind wohl an die eng vorhergehenden zu ziehen: Gott sandte seinen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und wegen der Sünde, d. i. wegen aller Sünden, um für dieselben genugzutun und sie hinwegzunehmen (Cyr. v. Alex.). Indes ziehen viele Väter mit der jetzigen Vulg. die Worte „wegen der Sünde“ zu „verdammte“, ohne doch in der Erklärung übereinzukommen. - ('''8''') Die Sünde, welche Christus verdammte, ist diejenige, von welcher er oben gesprochen, welche durch einen Menschen in die Welt gekommen und auf alle übergegangen ist, welche alle durch das Fleisch, in dem sie wohnt, ihrer Herrschaft unterworfen hält, sie vom Guten zurückhaltend und zum Bösen treibend. – „hat verdammt“: hat Strafe über sie verhängt, indem er ihr Reich vernichtete, so dass die Menschen frei geworden, jetzt der Gerechtigkeit dienen können. Das Wort „im Fleische“ ist zu „verdammt“ zu ziehen: Im Fleische, welches Christus rein angenommen, rein durch das ganze Leben bewahrt hat, rein am Kreuze dem Vater aufopferte, hat Gott die Sünde verdammt. In dem Fleische, in dem und durch das sie ihre Herrschaft übte, ist sie besiegt worden. (Chrys., Theoph.) - ('''9''') Solange der Mensch unter der Herrschaft der Sünde war, konnte er das Gesetz zwar dem inneren Menschen nach billigen und sich desselben erfreuen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem07|Roem 7,16.22]]''], aber nicht dasselbe erfüllen. Auch das Gesetz vermochte wegen des Widerstandes seitens des Fleisches nicht zu erreichen, dass seine Vorschriften erfüllt wurden. Deshalb besiegte Christus in seinem Fleische die Sünde, damit in dem Menschen nunmehr die von dem Gesetze geforderte Gerechtigkeit durch Gottes Gnade, welche Christus uns erworben hat, erfüllt werde. Freilich wird auch unsere Mittätigkeit gefordert: „die wir nicht nach dem Fleische wandeln“ usw. D. h. diese Gesetzeserfüllung hat statt, da wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach der Leitung des Heil. Geistes (Thom.). - ('''10''') Der Apostel erklärt in V. 5 und 6, warum diejenigen, welche auf das sinnen, was des Fleisches ist, das Gesetz nicht erfüllen können, die hingegen, welche von Geiste geleitet auf das sinnen, was des Geistes ist, die Gerechtigkeit des Gesetzes in ihrem Leben kundgeben. Gesetz und Gerechtigkeit sind offenbar Geist und Leben. (Vergl. V. 2.) Das Fleisch aber sinnt auf das, was fleischlich ist (V. 5), und seine Gesinnung ist Tod (V. 6), denn es strebt nach der Sünde, welche den geistlichen und leiblichen Tod im Gefolge hat; dass die fleischliche Gesinnung zum Tode führt, wird in V. 7, 8 bestätigt, weil sie feindselig ist gegen das Leben. - ('''11''') Niemand kann Gott hassen, sofern er das höchste Gut ist, sondern nur insoferne er Forderungen stellt, welche das Fleisch hasst. (Thom.) - ('''12''') Fälschlich erklären die Manichäer, das Fleisch könne sich nicht unterwerfen. Indes sagt der Apostel: Die fleischliche Gesinnung vermag es nicht, solange sie da ist; kann sie doch nicht zugleich fleischliche Gesinnung sein, und sich den Gesetzen des Geistes unterwerfen. Der gelähmte Fuß kann allerdings nicht gehen, doch nicht der Fuß hindert das Gehen, sondern die Lähmung; hebe diese auf, so wirst du den Fuß gehen sehen (Aug.). - ('''13''') Vergl. Anm. 10 am Schluss. - ('''14''') Der Apostel beweist jetzt den zweiten Teil des am Anfange des Kapitels aufgestellten Satzes. (V. 2) In euch herrscht die mit der heiligmachenden Gnade geschmückte und mit dem Heil. Geiste vereinigte Seele, nicht das Fleisch. Der Apostel redet die gläubigen Römer im allgemeinen an; sollte aber unter diesen jemand die heiligmachende Gnade verloren haben, so will er ihn durch die beigefügte Bemerkung zur Besserung führen: „Wenn aber jemand.“ - ('''15''') Der Geist Gottes wird hier der Geist Christi genannt, weil der Heil. Geist von Vater und Sohn ausgeht. Der Apostel wählt die Bezeichnung „Geist Christi“ wohl, um zu zeigen, dass der, in dem der Geist Gottes nicht mehr wohnt, auch nicht mehr zu Christus gehört und kein lebendiges Glied seines Leibes mehr ist (Thom.). - ('''16''') Wer den Geist Gottes hat, ist nicht nur Christ, sondern besitzt selbst auch den Heiland. Wo eine der Personen der heil. Dreifaltigkeit ist, der heil. Geist, da ist auch die ganze Dreifaltigkeit gegenwärtig. (Chrys.) - ('''17''') Leiblich tot, dem Tode unterworfen, da durch die Sünde der Tod gekommen ist. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem05|Roem 5,12]]''] (Aug.) - ('''18''') Die mit der heiligmachenden Gnade ausgestattete Seele lebt nun – nach anderer Lesart: Ist Leben; d. i. es ist ihr die Gerechtigkeit und damit das Leben eingegossen. - ('''19''') Stand auch Jesus, seiner göttlichen Natur nach betrachtet, aus eigener Kraft wieder auf, so kann man doch, die menschliche Natur in´s Auge fassend, sagen, er sei auferweckt worden, und zwar vom Vater, dem die Werke der Allmacht zugeeignet werden. - ('''20''') Die sterblichen Leiber lebendig machen: machen, dass sie nicht mehr sterblich sind; denn nicht nur die Notwendigkeit zu sterben (V. 10), sondern selbst die Möglichkeit wird Gott fortnehmen (Thom.). - ('''21''') Wie der Vater den Leib seines Sohnes, der auch nach dem Tode mit der Gottheit vereint blieb, wegen der in demselben wohnenden Gottheit nicht im Tode belassen konnte, so wird er auch die Leiber der Gläubigen, welche Tempel des Heil. Geistes waren, der in ihnen wohnte, zum Leben erwecken. - ('''22''') Da die Gläubigen die Gerechtigkeit des Gesetzes erfüllen und das Leben des Geistes in sich haben, also auch eine glorreiche Auferstehung des Leibes erwarten dürfen, macht der Apostel den Schluss: Das Fleisch hat uns jene Wohltaten nicht erwiesen, sondern uns dem Gesetze der Sünde und des Todes unterworfen, von dem uns der Geist des Lebens befreit hat, mithin kann es nicht den Anspruch erheben, dass wir ihm folgen. Ob auch der alte Mensch in der Taufe gestorben ist, stets versucht er wieder aufzuleben, deshalb gilt es zu wachen. - ('''23''') D. i.: ist es von Gott bestimmt, dass ihr dem Tode anheimfallet. Dieser Tod ist der ewige, die Hölle (Chrys.). Dies verlangt der Gegensatz zum Leben, welches sicher ein ewiges ist. Vergl. V. 11. - ('''24''') Auf diese Weise muss das Leben nach dem Geiste sich offenbaren, dass wir die Gelüste des Fleisches, welche der Bosheit dienen und zum Bösen führen, ertötet (Chrys.). - ('''25''') D. i.: des ewigen Lebens teilhaftig werden. - ('''26''') Vom Heil. Geiste. - ('''27''') Also werden wir getrieben und handeln nicht selbst? Du handelst selbst und du wirst getrieben, und du handelst recht, wenn du vom Guten getrieben wirst. Der Geist Gottes, der dich treibt, steht dir, wenn du handelst, hilfreich zur Seite. Niemand wird unterstützt, außer wer selbst etwas tut. Denn wer vom Heil. Geiste getrieben wird, sagt der Apostel, d. h. vom erleuchtenden, helfenden Geist, erhält Erleuchtung und Hilfe: wärest du nicht tätig, so wäre er nicht mittätig; denn helfen kann der Geist nur denjenigen, welche auch selbst tätig sind (Aug.). Frei also überlässt sich der Christ dem Einflusse des Heil. Geistes und tut frei, was dieser ihm eingibt und wozu er ihm beisteht. - ('''28''') Diese allein. - ('''29''') Bevor der Apostel nachweist, dass die Gläubigen ein Anrecht auf das ewige Leben haben, und damit seinen Beweis für die Behauptung: Ihr werdet leben (V. 13) abschließt, will er, begeistert von dem Gedanken der Gotteskindschaft, zeigen, dass diese den Neubekehrten wirklich zuteil geworden. - ('''30''') Der Geist der Kindschaft ist wohl ein Geschenk des Heil. Geistes, welches den Kindern Gottes zum Zeugnis und zum Erkennungszeichen ihrer Würde gegeben wird. - ('''31''') Wie wir den Geist der Prophezeiung erkennen, wenn der, der ihn besitzt, nicht aus eigenem Sinne, sondern von der Gnade getrieben zukünftige Dinge verkündet, so wird auch der Geist der Kindschaft erkannt, wenn der, der ihn empfangen hat, von demselben geleitet Gott mit großem Aspekte Vater nennt (Chrys.). Das Wort: rufen und der doppelte Vatername weisen auf den großen Aspekt hin (Thom.). Der Name Vater wird hier Gott, der ganzen Dreifaltigkeit gegeben. Der Geist, den ihr empfangen habt, ist nicht eine Gabe, welche Knechten eigen euch als Knechte kundgibt, so dass ihr, wie vor eurer Bekehrung, Gott knechtlich fürchten müsstet, sondern er ist eine den Kindern eigene Gabe, welche euch der Annahme an Kindes Statt versichert, so dass ihr als wahre Kinder Gottes den Vater nennen könnt und nennt. - ('''32''') Griech.: Der Geist gibt mit unserem Geiste Zeugnis. Nicht allein unser mit dem Geschenke des heil. Geistes ausgestatteter Geist gibt Zeugnis, dass wir Kinder Gottes sind, sondern zugleich auch der Heil. Geist selbst. „Gibt aber er Zeugnis, bleibt alsdann noch eine Ungewissheit? Wenn ein Engel oder Erzengel Zeugnis gäbe, wir könnten vielleicht zweifeln; wenn aber der selbst, der diese Gabe verleiht, uns Zeugnis gibt, wer möchte an unserer Würde zweifeln?“ (Chrys.) Ist indes auch der Ausspruch des Heil. Geistes keinem Irrtum unterworfen, so sind wir doch nicht, jeder für sich, sicher, dass das, was wir in uns zu vernehmen glauben, ein Ausspruch des Heil. Geistes ist. Der Christ kann deshalb wohl die Zuversicht haben, in der Gnade Gottes zu stehen, hat aber ohne besondere Offenbarung Gottes keine volle Gewissheit. (Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap. 9) Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:1Kor04|1Kor 4,4]]'']. - ('''33''') Die Juden kannten keine Adoption, das Bild ist also dem römischen Rechte entlehnt. Christus erlangte durch seinen Tod für die wahren Kinder Abrahams die ewige Erbschaft. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Hebr09|Hebr 9,15ff]]'']. Wie groß diese ist, zeigt der Zusatz: Erben Gottes, Erben jener Herrlichkeit, welche Gott selbst genießt, und deren der Heiland sich bereits erfreut. Sind wir Gottes Erben, so erlangen wir, was er besitzt, ewige Herrlichkeit, ewiges Leben. Damit ist V. 13 (Ende) bewiesen. - ('''34''') Wie der Herr erhöht worden ist wegen seines Gehorsams bis zum Tode am Kreuze [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Phil02|Phil 2,6ff]]''], so werden wir auch nur dann Christi Miterben sein, wenn wir mit ihm gelitten haben. Der Glaube allein genügt also nicht (Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap 11). Nur wer dem Erstgeborenen gleichförmig wird, bewahrt das ihm in der Taufe verliehene Recht auf die Erbschaft. Die letzten Worte des Verses zeigen auch, dass es nicht unerlaubt ist, in der Absicht mit Christus zu leiden, dass wir mit ihm verherrlicht werden. (Vergl. Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap. 31.) - ('''35''') Damit niemand aus Furcht sich weigere, mit Christus zu leiden, weist der Apostel kurz darauf hin, dass die Leiden dieser Welt im Vergleich zu der künftigen Herrlichkeit nicht in Betracht kommen können, um dann durch vier Gründe (V. 19 – 22; V. 23 – 25; V. 26 – 27; V. 28 – 30) die Sicherheit dieser Herrlichkeit darzulegen und so die Neubekehrten zum Leiden mit Christus zu ermuntern. Damit aber seine Beweisführung desto mehr Wert habe, bringt er seine eigene Erfahrung vor, die wohlbegründet ist, da niemand so viel gelitten hat wie er, und da er anderwärts die künftige Seligkeit, zum Teile wenigstens, schon verkostet hatte, als er in das Paradies und den dritten Himmel entrückt ward. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:2Kor12|2Kor 12,2ff]]''] Er konnte also beides, Erdenleiden und Himmelsfreuden, gegeneinander abwägen. - ('''36''') Zusammenhang: Diese Herrlichkeit wird sicher eintreten; denn sonst wäre das Harren der sichtbaren, nicht vernunftbegabten Natur auf Wiederherstellung ihres ursprünglichen Zustandes vergeblich, weil diese Wiederherstellung eben dann eintritt, wenn die Kinder Gottes verherrlicht werden. Dass eine solche Wiederherstellung eintreten werde, war den Judenchristen aus der Offenbarung des A. T. bekannt. - ('''37''') Die Worte „auf Hoffnung hin“ werden von den griech. Vätern passend zu „unterworfen“ gezogen und durch ein Komma von den ihnen unmittelbar vorhergehenden getrennt. Der Richtigkeit ist gleichsam die ganze sichtbare Welt unterworfen, und diese hegt die Hoffnung, zu ihrer früheren Unabhängigkeit zurückzukehren. Alle Geschöpfe werden nach dem Falle Adams gezwungen, den eitlen, ja verkehrten Bestrebungen der Menschen zu dienen. So ihres eigentlichen Zieles gleichsam beraubt, müssen sie jenen dienen, welche die Menschen sich wählen. Diese aber missbrauchen sie, indem sie den Geschöpfen den Gott gebührenden Dienst erweisen oder durch die Geschöpfe Befriedigung ihrer Lüste oder ihrer Eitelkeit suchen. Auch dem Teufel sind die Geschöpfe unterworfen, der sich ihrer bedient, die Menschen von Gott abzuwenden. Dieser Zustand ist für die Geschöpfe ein gewaltsamer, und darum wünschen sie, von demselben befreit zu werden. Der heil. Paulus lässt in einem schönen Bilde die ganze Natur wie eine Person auftreten (Cyr. v. Alex., Tert.). - ('''38''') Gott, der die Geschöpfe der Eitelkeit unterworfen hat, hat ihnen auch die Hoffnung auf Befreiung gegeben (Chrys.). - ('''39''') Das Griech. wie die Vulg. gibt man am besten so wieder und verbindet diesen Vers mit dem Vorhergegangenen: auf Hoffnung hin. Die Schöpfung wird von der Knechtschaft des Verderbens frei werden, d. i. es wird der durch die Sünde herbeigeführte Zustand der sittlichen und körperlichen Verschlechterung aufhören. - ('''40''') Die Geschöpfe werden zu jener Freiheit emporgehoben werden, welcher der in den Kindern Gottes eintretende Verklärungszustand herbeiführen wird; denn dann werden die Geschöpfe je ihrem ursprünglichen Ziele dienen, Gott zu verherrlichen, und in ihrer ursprünglichen Vollkommenheit die unendliche Macht, Weisheit und Güte Gottes und seine anderen Eigenschaften klarer offenbaren, und werden von den Menschen nicht mehr missbraucht werden. Zu diesen Geschöpfen gehört vor allem der Leib des Menschen, welcher von Verderbnis, Sterblichkeit und sündhaftem Missbrauch erlöst wird, während er in dem jetzigen Zustande der Eitelkeit unterworfen ist, zur Sünde reizt und zur Sünde gemissbraucht wird. - ('''41''') Wir Christen kennen den Fluch, den Gott einst über die Geschöpfe gesprochen, und auch was von ihrer Befreiung gilt, aus der Unterweisung. Seufzen und Geburtswehen deuten auf das Ringen nach einem besseren Zustand. Ist nun die Sehnsucht der Natur nicht umsonst, wie viel weniger die Sehnsucht der Gnade (Thom.) nach der Herrlichkeit (V. 23 ff). - ('''42''') Nicht nur die Natur, auch wir Gerechte, die wir den Heil. Geist gleichsam als Unterpfand des künftigen Erbes empfangen haben, erwarten seufzend dies Erbe selbst (Cyr. v. Alex., Theod., Euth.). - ('''43''') Die Kindschaft Gottes ist durch den Heil. Geist, der die Seele heiligt, begonnen, findet aber durch die Verklärung des Leibes ihre Vollendung (Thom.). In V. 15 spricht der Apostel von der begonnenen, hier von der vollendeten Annahme an Kindes Statt. Wohl sind wir schon auf Erden wahrhaft Kinder Gottes; doch erhalten wir die Wirkungen dieser Erhebung noch nicht vollkommen, sondern nur einen ersten Teil derselben, und auch diesen nur für die Seele, nicht für den Leib. Die Seele erhält das Leben der Gnade, der Leib ist noch dem Tode unterworfen. Erst später wird der Seele die Herrlichkeit und dem Leibe die Teilnahme an derselben zuteil. - ('''44''') Der Gegenstand, der gegenwärtig ist und besessen wird, ist kein Gegenstand der Hoffnung mehr. - ('''45''') Wie wir in der Tat die Vollendung unserer Seligkeit im künftigen Leben hoffen, so müssen wir die Erlösung des Leibes beständig erwarten. - ('''46''') Mit Geduld: der Apostel will die Gläubigen mahnen, die Heimsuchungen, durch welche wir die vollkommene Seligkeit verdienen sollten (V. 17), mit Starkmut zu ertragen. - ('''47''') Ebenso wie die Geschöpfe und die Gerechten die Herrlichkeit der Kinder Gottes erwarten, ebenso seufzt auch der Heil. Geist darnach und hilft uns durch dieses Seufzen. - ('''48''') Der Heil. Geist (Orig., Greg. v. Naz., Hil., Ambr., Greg. d. Gr.) hilft uns, wir müssen also selbst auch etwas tun (denn wie wird dem geholfen, der selbst nichts tut? Aug.), mit unaussprechlichen Seufzern, da wir nicht wissen, um was wir beten sollen, wie sich´s gebührt, d. i. nach Gottes Wohlgefallen. (V. 27) Wohl wissen wir im allgemeinen aus der Lehre des Heilandes, um was wir zu beten haben [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt06|Mt 6,9ff.33]]''] u. a., aber im einzelnen wissen wir doch oft nicht, um was wir gerade im Augenblicke beten sollen. Auch die heiligsten Männer baten zuweilen um Unzukömmliches, z. B. Paulus um Befreiung von dem Stachel des Fleisches, Moses um den Eintritt in das verheißene Land, Jeremias um die Befreiung des Volkes Israel. Der Heil. Geist aber bittet für uns, wenn er uns antreibt und uns eingibt, Gott zu bitten, und richtet unser Gebet auf das Ziel, welches Gottes Willen entspricht (Aug.), ganz besonders aber, dass wir Gott um die verheißene Seligkeit und um das bitten, was notwendig ist, sie zu erlangen. Solch unaussprechliches Gebet kann von uns oft nicht in Worte gefasst werden, weil wir eben nicht wissen, welches der Inhalt desselben ist, ähnlich wie die, welchen der Heil. Geist den Geist der Sprache gab, zwar wahrhaft ihr Herz zu Gott erhoben und beteten, und inniger mit ihm vereint wurden, aber dennoch den Sinn ihrer Worte nicht durchdrangen (Orig., Chrys.). So beten wir also oft nur im allgemeinen um Erfüllung des göttlichen Willens usw., aber der Heil. Geist bestimmt im besonderen, was gerade für jeden einzelnen Fall der Wille Gottes für uns ist, und tritt dafür ein, dass wir es erhalten. - ('''49''') Sind auch die „Herzen“ oft sich selbst nicht klar über das, was sie bestimmt wollen, der Herzenskundige weiß doch, was gemeint ist, und wozu sie der Geist angeregt hat. – „Heiligen“, nicht „uns“, weil V. 28 von allen Berufenen die Rede ist. - ('''50''') Zusammenhang: Nach dem bisher Gesagtem haben wir allen Grund, die Erreichung unseres Zieles zu erhoffen, darum darf uns nichts entmutigen, auch die Leiden nicht; denn diese helfen zur Erreichung des Zieles und sind dazu notwendig. „Wir wissen“: wir Christen wissen. - ('''51''') Diejenigen, die Gott lieben, sind dieselben, welche der heil. Paulus vorher Heilige genannt hat; diejenigen welche kraft ihrer wirksamen Berufung heilig sind, alle frommen Christen, in denen der Glaube durch die Liebe tätig ist, und denen deshalb die Herrlichkeit bereitet ist. - ('''52''') Ob Freudvolles oder Betrübliches (Chrys.). Nicht also nur das, was wir als angenehm begehren, sondern auch das, was wir als lästig und unangenehm fliehen (Aug.). - ('''53''') Wenngleich das Wort „berufen“ (zum Empfange der göttlichen Gnade) an sich auch einen solchen bezeichnen kann, der dem Rufe nicht Folge leistet [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt20|Mt 20,16]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt22|Mt 22,14]]''], so bezeichnet es doch in den apostolischen Briefen stets einen solchen, der dem göttlichen Rufe folgt. Der Ratschluss ist der freie Wille Gottes, jemanden aus reinem Wohlwollen um der Verdienste Christi willen ein übernatürliches Gut zu verleihen, besonders die wirksame Berufung zur Gnade und Gerechtigkeit und die Seligkeit (Thom.). - ('''54''') Der heil. Paulus beweist nun, warum den Gottliebenden alles zum Guten mitwirkt: Denn er hat sie berufen (V. 29), also wird er sie auch zum Ziele der Berufung führen (30), mithin müssen alle Lebensschicksale sie zu diesem Ziele führen, eine Folgerung, die V. 31ff ausdrücklich gezogen wird. Wie Christus Knechtsgestalt annehmend und gleichsam gleichförmig geworden ist [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Phil02|Phil 2,7]]''], so werden auch die Auserwählten die Gestalt des verherrlichten Erlösers annehmen und dem von den Toten auferstandenen Sohne Gottes vollkommen ähnlich werden durch die Verklärung des Leibes (Theod.); gleichzeitig weist der Apostel wieder darauf hin, dass die, welche dem verklärten Leibe des Herrn ähnlich werden wollen („dem Bilde seines Sohnes“), auch hier mit dem Heilande leiden müssen. - ('''55''') Wie Gott die ihm von Natur eigene Güte anderen mitteilen wollte, indem er ihnen die Ähnlichkeit mit derselben verlieh, damit er nicht nur gut sei, sondern auch andere gut machte, so wollte der Sohn Gottes die Gleichförmigkeit seiner Sohnschaft anderen mitteilen, damit er nicht allein selbst Sohn sei, sondern auch der Erstgeborene unter den Söhnen, und damit er, durch ewige Zeugung der Eingeborene, nach der Verleihung der Gnade der erstgeborene unter vielen Brüdern sei (Thom.). Zu dieser Gottessohnschaft in der Seligkeit sind die Erwachsenen allerdings erst auf Grund der vorhergesehenen Verdienste vorherbestimmt, nicht aber geschieht die Vorherbestimmung zur ersten Gnade der Berufung und der daran sich anschließenden Gnaden der Beharrlichkeit usw. aufgrund vorhergehender Verdienste, sonst würde die Gnade von natürlichen Verdiensten abhängen. Mit anderen Worten: Die Seligkeit ist das Schlussglied einer langen Kette von Gnaden. Da nun das erste Glied wenigstens, nämlich die Gnade der Berufung, ganz von Gott abhängt, auf keine Weise von Verdiensten, so ist die ganze Kette ein Werk freier Vorherbestimmung. - ('''56''') Der Apostel zeigt nun, wie Gott diejenigen, welche er zur Glorie berief, in Wirklichkeit zu derselben führt. Die Mitwirkung setzt der heil. Paulus voraus, ohne sie ausdrücklich hervorzuheben, weil er wegen seines besonderen Zweckes, die Hoffnung, Geduld und Vertrauen zu heben, nur von der Tätigkeit Gottes sprechen will. – das erste, womit die Vorherbestimmung erfüllt zu werden beginnt, ist die Berufung. Diese kann eine äußere, durch den Mund des Predigers, oder eine innere sein, eine Anregung von Gott, dem, was Glaube und Tugend fordert, zuzustimmen. Diese innere Berufung ist notwendig, weil unser Herz sich nicht zu Gott wenden würde, wenn er es nicht selbst zu sich ziehen wollte, und ist in den Vorherbestimmten wirksam, weil sie dieser Berufung folgen (Thom.). Es folgt die Rechtfertigung, welche hier bei dem Apostel alle weiteren Gnaden, auch die der Beharrlichkeit bis an´s Ende einschließt. Der Apostel braucht die Zeit der Vergangenheit: hat verherrlicht, weil es so gewiss geschehen wird, als wäre es bereits eingetreten. - ('''57''') Paulus will nicht sagen: Wir werden keinen Feind haben, sondern: Kein Feind vermag uns zu schaden. - ('''58''') Alle griech. Handschriften und die Übersetzungen, unter denen auch die alte lateinische, lesen: Wie wird er …. Schenken? Dies verlangt der Zusammenhang, da es sich um die gegen die künftigen Feinde notwendigen Gnaden handelt. Die allgemeine Frage: wird er nicht schenken? Wird in den V. 33, 34, 35 in drei besondere zerlegt. Die Menschwerdung und der Tod des Sohnes Gottes ist der höchste Beweis der Liebe Gottes und das höchste Geschenk, in dem alles enthalten ist, wessen wir bedürfen. - ('''59''') Wer wird diejenigen im Gerichte mit Erfolg anklagen können, welche Gott selbst als Gerechte erklärt? - ('''60''') Wer kann verdammen, wenn Christus uns nicht verdammt, er, der höchste Richter der lebendigen und der Toten? Er verdammt uns aber nicht, sondern ist ja derjenige, welcher für unsere Sündenschuld gestorben und, um uns der Frucht seines Todes teilhaftig zu machen, auferstanden ist, der auch seiner menschlichen Natur nach zur Rechten Gottes sitzt, uns helfend, der auch als unser Fürsprecher für uns eintritt usw. Das „für uns“ gehört zu allen vier Gliedern. Inwiefern Christus „für uns“ auferstanden ist, vergl. zu [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem04|Roem 4,25]]'']. Auch zur Rechten des Vaters ist er „für uns“, da er von dort aus nun die Kirche leitet und stärkt. - ('''61''') Viele Väter erklären: Von der Liebe, mit der wir Christus lieben. Andere Ausleger: Von der Liebe Christi gegen uns. Der Apostel will die Sicherheit der Auserwählten preisen. Nichts kann zu dieser so viel beitragen, als das Bewusstsein, dass nichts in der Welt ist, was ihnen die Liebe und den Schutz Christi entziehen kann. Die Welt wird alles tun und versuchen, damit die Auserwählten der Liebe des Herrn unwürdig werden; doch Christus ist nicht den Menschen ähnlich, dass er seine Freunde in ihrer Bedrängnis ohne Hilfe ließe, sondern schützt und hält seine Auserwählten, damit sie seiner Liebe nicht unwürdig werden. - ('''62''') Diese beiden ersten allgemeinen Ausdrücke fassen alle besonderen zusammen. - ('''63''') V. 36 wird nicht ganz mit recht in unserer Vulgata in Klammern eingeschlossen, da V. 37 sich auf den Ausspruch (V. 37) bezieht. - ('''64''') Durch die Hilfe dessen, der uns geliebt hat, siegen wir mit leichter Mühe. - ('''65''') Der Glaube lehrt es mich, dass kein Geschöpf die Auserwählten von der Liebe wird trennen können, mit der Gott sie in Christus und durch Christus liebt, nicht das Begehrenswerteste, das Leben, noch das Schrecklichste, der Tod (Thom.), nicht die bösen Engel, die hier nach dem Range, den sie zuvor eingenommen, genannt werden, da sie die natürlichen Kräfte desselben bewahrt haben; nicht sichtbare Dinge, seien es gegenwärtige, die Freude oder Leid, oder zukünftige, die Wunsch oder Fluch hervorrufen, nicht die Macht der Tyrannen und Verfolger. Höhe und Tiefe stehen für konkrete Dinge, indes ist nicht klar, für welche. Überhaupt kein geschaffenes Wesen vermag die Auserwählten von der Liebe zu trennen, die Gott gegen sie hegt, und welche Christus ihnen durch seine Verdienste erworben hat. Der Schluss des Abschnittes entspricht dem Eingange [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem05|Roem 5,1ff]]'']. Dort: Durch Christus Friede mit Gott und Hoffnung auf die ewige Glorie; hier: durch Christus Gewissheit der ewigen Glorie.  
  
 
- Weitere Kapitel:  
 
- Weitere Kapitel:  

Version vom 13. August 2019, 05:15 Uhr

Epistola beati Pauli Apostoli ad Romanos

Der Brief des heiligen Apostels Paulus an die Römer Kap. 8

d. Die vierte Frucht der Rechtfertigung: die Seligkeit des in Christus wiedergeborenen Menschen. (Kap. 8 V. 30): 1) Wer in Christus ist, kann durch den Heil. Geist die Gerechtigkeit erfüllen und erlangt wahres Leben. (V. 11) 2) Wegen seiner Annahme an Sohnes Statt, deren Siegel der Heil. Geist ist, hat der Gerechtfertigte ein Anrecht auf das Leben der Herrlichkeit. (V. 17) 3) Den Gerechtfertigten ist das zukünftige Leben in der Herrlichkeit Gottes sicher. (V. 30) e. Schlusswort der Abteilung.

1. Nihil ergo nunc damnationis est iis, qui sunt in Christo Jesu: qui non secundum carnem ambulant.
2. Lex enim spiritus vitæ in Christo Jesu liberavit me a lege peccati et mortis.
3. Nam quod impossibile erat legi, in quo infirmabatur per carnem: Deus Filium suum mittens in similitudinem carnis peccati, et de peccato damnavit peccatum in carne,

4. Ut justificatio legis impleretur in nobis, qui non secundum carnem ambulamus, sed secundum spiritum.

5. Qui enim secundum carnem sunt: quæ carnis sunt, sapiunt: qui vero secundum spiritum sunt: quæ sunt spiritus, sentiunt.
6. Nam prudentia carnis, mors est: prudentia autem spiritus, vita, et pax.

7. Quoniam sapientia carnis inimica est Deo: legi enim Dei non est subjecta: nec enim potest.

8. Qui autem in carne sunt, Deo placere non possunt.
9. Vos autem in carne non estis, sed in spiritu: si tamen spiritus Dei habitat in vobis. Si quis autem Spiritum Christi non habet: hic non est ejus.
10. Si autem Christus in vobis est: corpus quidem mortuum est propter peccatum, spiritus vero vivit propter justificationem.
11. Quod si Spiritus ejus, qui suscitavit Jesum a mortuis, habitat in vobis: qui suscitavit Jesum Christum a mortuis, vivificabit et mortalia corpora vestra, propter inhabitantem Spiritum ejus in vobis.
12. Ergo fratres debitores sumus non carni, ut secundum carnem vivamus.

13. Si enim secundum carnem vixeritis, moriemini: si autem spiritu facta carnis mortificaveritis, vivetis.

14. Quicumque enim spiritu Dei aguntur, ii sunt filii Dei.

15. Non enim accepistis spiritum servitutis iterum in timore, sed accepistis spiritum adoptionis filiorum, in quo clamamus: Abba (Pater).

16. Ipse enim Spiritus testimonium reddit spiritui nostro quod sumus filii Dei.
17. Si autem filii, et heredes: heredes quidem Dei, coheredes autem Christi: si tamen compatimur, ut et conglorificemur.
18. Existimo enim quod non sunt condignæ passiones hujus temporis ad futuram gloriam, quæ revelabitur in nobis.
19. Nam exspectatio creaturæ, revelationem filiorum Dei exspectat.
20. Vanitati enim creatura subjecta est non volens, sed propter eum, qui subjecit eam in spe:

21. Quia et ipsa creatura liberabitur a servitute corruptionis in libertatem gloriæ filiorum Dei.

22. Scimus enim quod omnis creatura ingemiscit, et parturit usque adhuc.

23. Non solum autem illa, sed et nos ipsi primitias spiritus habentes: et ipsi intra nos gemimus adoptionem filiorum Dei exspectantes, redemptionem corporis nostri.
24. Spe enim salvi facti sumus. Spes autem, quæ videtur, non est spes: nam quod videt quis, quid sperat?

25. Si autem quod non videmus, speramus: per patientiam exspectamus.
26. Similiter autem et Spiritus adjuvat infirmitatem nostrum: nam quid oremus, sicut oportet, nescimus: sed ipse Spiritus postulat pro nobis gemitibus inenarrabilibus.
27. Qui autem scrutatur corda, scit quid desideret Spiritus: quia secundum Deum postulat pro sanctis.

28. Scimus autem quoniam diligentibus Deum omnia cooperantur in bonum, iis, qui secundum propositum vocati sunt sancti.
29. Nam quos præscivit, et prædestinavit conformes fieri imagines Filii sui, ut sit ipse primogenitus in multis fratribus.
30. Quos autem prædestinavit, hos et vocavit: et quos vocavit, hos et justificavit: quos autem justificavit, illos et glorificavit.

31. Quid ergo dicemus ad hæc? si Deus pro nobis, quis contra nos?
32. Qui etiam proprio Filio suo non pepercit, sed pro nobis omnibus tradidit illum: quomodo non etiam cum illo omnia donavit?
33. Quis accusabit adversus electos Dei? Deus qui justificat,

34. Quis est qui condemnet? Christus Jesus, qui mortuus est, immo qui et resurrexit, qui est ad dexteram Dei, qui etiam interpellat pro nobis.
35. Quis ergo nos separabit a caritate Christi? tribulatio? an angustia? an fames? an nuditas? an periculum? an persecutio? an gladius?
36. (Sicut scriptum est: Quia propter te mortificamur tota die: æstimati sumus sicut oves occisionis.)
37. Sed in his omnibus superamus propter eum, qui dilexit nos.
38. Certus sum enim quia neque mors, neque vita, neque angeli, neque principatus, neque virtutes, neque instantia, neque futura, neque fortitudo,
39. Neque altitudo, neque profundum, neque creatura alia poterit nos separare a caritate Dei, quæ est in Christo Jesu Domino nostro.

1. Keine Verdammnis gibt es demnach jetzt für die, welche in Christus Jesus sind,1 die nicht nach dem Fleische wandeln.
2. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens2 in Christus Jesus hat mich von dem Gesetze der Sünde und des Todes frei gemacht.3
3. Denn was dem Gesetze unmöglich war,4 deshalb weil es durch das Fleisch geschwächt ward, das hat Gott bewirkt, indem er seinen Sohn5 in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde6 sandte und wegen der Sünde7 die Sünder im Fleische verdammte,8
4.damit die von dem Gesetze geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt werde, die wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste.9
5. Denn die, welche fleischlich sind, sinnen auf das, was des Fleisches ist; die aber geistig sind, streben nach dem, was des Geistes ist.
6. Denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod; die Gesinnung des Geistes aber Leben und Friede.10
7. Denn das Sinnen des Fleisches ist feindlich gegen Gott,11 weil es sich dem Gesetze Gottes nicht unterwirft; denn es vermag dies auch nicht.12
8. Diejenigen aber, welche fleischlich sind, können Gott nicht gefallen.13
9. Ihr jedoch seid nicht fleischlich, sondern geistig14 wenn anders der Geist Gottes in euch wohnt. Wenn aber jemand den Geist Christi15 nicht hat, der ist nicht sein.
10. Wenn dagegen Christus in euch ist,16 so ist der Leib zwar tot17 um der Sünde willen, der Geist aber lebt18 um der Rechtfertigung willen.
11. Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat,19 in euch wohnt, so wird der, welcher Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen20 um seines Geistes willen, der in euch wohnt.21
12. Demnach,22 Brüder! sind wir nicht dem Fleische verpflichtet, um nach dem Fleische zu leben.
13. Denn wenn ihr nach dem Fleische lebt, werdet ihr sterben;23 wenn ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches ertötet,24 werdet ihr leben.25
14. Denn alle, die vom Geiste Gottes26 getrieben werden,27 diese28 sind Kinder Gottes.
15. Denn29 ihr habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, um euch wiederum zu fürchten,30 sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in welchem wir rufen: Abba (Vater)!31 [2Tim 1,7, Gal 4,5-6]
16. Denn der Geist gibt selbst unserem Geiste Zeugnis,32 dass wir Kinder Gottes sind.
17. Wenn aber Kinder, so sind wir auch Erben: Erbe Gottes und Miterben Christi;33 wenn wir anders mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.34
18. Denn ich halte dafür, dass die Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der zukünftigen Herrlichkeit, welche an uns offenbar werden wird.35
19. Denn das Harren der Schöpfung erwartet die Offenbarung der Kinder Gottes.36
20. Denn die Schöpfung ward der Vergänglichkeit unterworfen,37 nicht freiwillig, sondern um dessen willen, welcher sie unterworfen hat,38 auf Hoffnung hin,
21. dass auch die Schöpfung selber von der Knechtschaft des Verderbnisses befreit werden wird39 zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.40
22. Denn wir wissen,41 dass die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt bis jetzt.
23. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlinge des Geistes besitzen;42 auch wir seufzen in uns, die Annahme zur Kindschaft Gottes43 erwartend, die Erlösung unseres Leibes.
24. Denn der Hoffnung nach sind wir gerettet. Die Hoffnung aber, welche geschaut wird,44 ist keine Hoffnung; denn was jemand schaut, wie hofft der noch darauf?
25. Wenn wir aber das hoffen,45 was wir nicht sehen, so erwarten wir es mit Geduld.46
26. Ebenso47 steht aber auch der Geist unserer Schwachheit bei; denn um was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, wissen wir nicht, aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.48
27. Der aber die Herzen durchforscht, weiß, was der Geist begehrt:49 dass er nach Gottes Wohlgefallen fürbittet für die Heiligen.
28. Wir wissen aber,50 dass denen, die Gott lieben,51 alle Dinge zum Guten mitwirken,52 denen, die nach dem Ratschlusse zu Heiligen berufen sind.53
29. Denn die er vorher erkannt hat, hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu werden,54 damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.55
30. Die er aber vorherbestimmt hat, diese hat er auch berufen;56 und die er berufen, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.
31. Was werden wir also hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer ist wider uns?57
32. Er, der sogar seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie hat er uns nicht mit ihm alles geschenkt?58
33. Wer wird gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben?59 Gott ist es, der freispricht,
34. wer ist es, der verdammen sollte? Christus Jesus ist da, der gestorben ist, ja der auch auferstanden ist, der zur rechten Hand Gottes sitzet, der auch fürbittet für uns!60
35. Wer also wird uns scheiden von der Liebe Christi?61 Trübsal? oder Bedrängnis?62 oder Hunger? oder Blöße? oder Gefahr? oder Verfolgung? oder Schwert?
36. (Wie geschrieben steht: Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind wie Schlachtschafe geachtet.)63 [Ps 43,22]
37. Aber in all diesem überwinden wir um dessen willen,64 der uns geliebt hat.
38. Denn ich bin gewiss,65 das weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaften noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Macht,
39. weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf im Stande sein wird, uns von der Liebe Gottes zu trennen, die da in Christus Jesus, unserm Herrn, ist.


Fußnote

Kap. 8 (1) Nur der sich selbst Überlassene dient unter dem Gesetze der Sünde [Roem 7,25] und ist deshalb in der Verdammnis, also gibt es keine Verdammnis für die in Christus Wiedergeborenen (und solche sind jetzt wir), denn diese sind sich nicht selbst überlassen. Diese unterliegen keiner über sie verhängten Strafe mehr, da die Schuld ganz und voll von ihnen genommen ist. (Konzil v. Trient, Sitz 5 Von der Erbsünde 5) „Die nicht nach dem Fleische wandeln“ fehlt in den besten Handschriften und ist aus V. 4 hinübergenommen. Sinn: Diese, weil mit Christus verbunden, wandeln nicht nach den Lockungen der Begierlichkeit. - (2) Wie die den noch nicht Gerechtfertigten innewohnende und sie beherrschende Sünde (Begierlichkeit) von dem Apostel das Gesetz der Sünde genannt wird, so nennt der heil. Paulus hier den Heil. Geist selbst, welcher den Getauften verliehen wird, und der in ihnen wohnend ihnen das wahre Leben gibt und sie leitet, das Gesetz des Geistes des Lebens: das Gesetz, welches der Heil. Geist ist; des Lebens: wie die Seele das leibliche Leben, so gibt der heil. Geist das übernatürliche Leben (Chrys., Theoph., Euth., Thom.). - (3) Da ich mit Christus vereint bin. Wie der Apostel im vorigen Kapitel aus der Person eines noch nicht gerechtfertigten Menschen redete, so hier vom Standpunkte des Gerechtfertigten. - (4) Die eigentliche Satzfolge wäre: Denn Gott vernichtete, seinen Sohn sendend, die Sünde im Fleische, was dem Gesetze unmöglich war. Die letzteren Worte sind aber des Nachdrucks halber vorangestellt. - (5) In diesen Worten wird die Göttlichkeit der zweiten Person („seinen Sohn“) und die Verschiedenheit der Personen („indem er sandte“) ausgesprochen. - (6) Christus hatte nicht das Fleisch der Sünde, d. h. er war nicht mit der Sünde empfangen, weil die heil. Jungfrau ihn durch die Wirkung des Heil. Geistes empfing, welcher die Sünde hinwegnimmt. Er hatte aber die Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde, d. i. er war darin dem Fleische der Sünde ähnlich, dass er leiden konnte. (Orig., Chrys., Cyr. v. Alex., Thom.) - (7) Diese Worte sind wohl an die eng vorhergehenden zu ziehen: Gott sandte seinen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und wegen der Sünde, d. i. wegen aller Sünden, um für dieselben genugzutun und sie hinwegzunehmen (Cyr. v. Alex.). Indes ziehen viele Väter mit der jetzigen Vulg. die Worte „wegen der Sünde“ zu „verdammte“, ohne doch in der Erklärung übereinzukommen. - (8) Die Sünde, welche Christus verdammte, ist diejenige, von welcher er oben gesprochen, welche durch einen Menschen in die Welt gekommen und auf alle übergegangen ist, welche alle durch das Fleisch, in dem sie wohnt, ihrer Herrschaft unterworfen hält, sie vom Guten zurückhaltend und zum Bösen treibend. – „hat verdammt“: hat Strafe über sie verhängt, indem er ihr Reich vernichtete, so dass die Menschen frei geworden, jetzt der Gerechtigkeit dienen können. Das Wort „im Fleische“ ist zu „verdammt“ zu ziehen: Im Fleische, welches Christus rein angenommen, rein durch das ganze Leben bewahrt hat, rein am Kreuze dem Vater aufopferte, hat Gott die Sünde verdammt. In dem Fleische, in dem und durch das sie ihre Herrschaft übte, ist sie besiegt worden. (Chrys., Theoph.) - (9) Solange der Mensch unter der Herrschaft der Sünde war, konnte er das Gesetz zwar dem inneren Menschen nach billigen und sich desselben erfreuen [Roem 7,16.22], aber nicht dasselbe erfüllen. Auch das Gesetz vermochte wegen des Widerstandes seitens des Fleisches nicht zu erreichen, dass seine Vorschriften erfüllt wurden. Deshalb besiegte Christus in seinem Fleische die Sünde, damit in dem Menschen nunmehr die von dem Gesetze geforderte Gerechtigkeit durch Gottes Gnade, welche Christus uns erworben hat, erfüllt werde. Freilich wird auch unsere Mittätigkeit gefordert: „die wir nicht nach dem Fleische wandeln“ usw. D. h. diese Gesetzeserfüllung hat statt, da wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach der Leitung des Heil. Geistes (Thom.). - (10) Der Apostel erklärt in V. 5 und 6, warum diejenigen, welche auf das sinnen, was des Fleisches ist, das Gesetz nicht erfüllen können, die hingegen, welche von Geiste geleitet auf das sinnen, was des Geistes ist, die Gerechtigkeit des Gesetzes in ihrem Leben kundgeben. Gesetz und Gerechtigkeit sind offenbar Geist und Leben. (Vergl. V. 2.) Das Fleisch aber sinnt auf das, was fleischlich ist (V. 5), und seine Gesinnung ist Tod (V. 6), denn es strebt nach der Sünde, welche den geistlichen und leiblichen Tod im Gefolge hat; dass die fleischliche Gesinnung zum Tode führt, wird in V. 7, 8 bestätigt, weil sie feindselig ist gegen das Leben. - (11) Niemand kann Gott hassen, sofern er das höchste Gut ist, sondern nur insoferne er Forderungen stellt, welche das Fleisch hasst. (Thom.) - (12) Fälschlich erklären die Manichäer, das Fleisch könne sich nicht unterwerfen. Indes sagt der Apostel: Die fleischliche Gesinnung vermag es nicht, solange sie da ist; kann sie doch nicht zugleich fleischliche Gesinnung sein, und sich den Gesetzen des Geistes unterwerfen. Der gelähmte Fuß kann allerdings nicht gehen, doch nicht der Fuß hindert das Gehen, sondern die Lähmung; hebe diese auf, so wirst du den Fuß gehen sehen (Aug.). - (13) Vergl. Anm. 10 am Schluss. - (14) Der Apostel beweist jetzt den zweiten Teil des am Anfange des Kapitels aufgestellten Satzes. (V. 2) In euch herrscht die mit der heiligmachenden Gnade geschmückte und mit dem Heil. Geiste vereinigte Seele, nicht das Fleisch. Der Apostel redet die gläubigen Römer im allgemeinen an; sollte aber unter diesen jemand die heiligmachende Gnade verloren haben, so will er ihn durch die beigefügte Bemerkung zur Besserung führen: „Wenn aber jemand.“ - (15) Der Geist Gottes wird hier der Geist Christi genannt, weil der Heil. Geist von Vater und Sohn ausgeht. Der Apostel wählt die Bezeichnung „Geist Christi“ wohl, um zu zeigen, dass der, in dem der Geist Gottes nicht mehr wohnt, auch nicht mehr zu Christus gehört und kein lebendiges Glied seines Leibes mehr ist (Thom.). - (16) Wer den Geist Gottes hat, ist nicht nur Christ, sondern besitzt selbst auch den Heiland. Wo eine der Personen der heil. Dreifaltigkeit ist, der heil. Geist, da ist auch die ganze Dreifaltigkeit gegenwärtig. (Chrys.) - (17) Leiblich tot, dem Tode unterworfen, da durch die Sünde der Tod gekommen ist. [Roem 5,12] (Aug.) - (18) Die mit der heiligmachenden Gnade ausgestattete Seele lebt nun – nach anderer Lesart: Ist Leben; d. i. es ist ihr die Gerechtigkeit und damit das Leben eingegossen. - (19) Stand auch Jesus, seiner göttlichen Natur nach betrachtet, aus eigener Kraft wieder auf, so kann man doch, die menschliche Natur in´s Auge fassend, sagen, er sei auferweckt worden, und zwar vom Vater, dem die Werke der Allmacht zugeeignet werden. - (20) Die sterblichen Leiber lebendig machen: machen, dass sie nicht mehr sterblich sind; denn nicht nur die Notwendigkeit zu sterben (V. 10), sondern selbst die Möglichkeit wird Gott fortnehmen (Thom.). - (21) Wie der Vater den Leib seines Sohnes, der auch nach dem Tode mit der Gottheit vereint blieb, wegen der in demselben wohnenden Gottheit nicht im Tode belassen konnte, so wird er auch die Leiber der Gläubigen, welche Tempel des Heil. Geistes waren, der in ihnen wohnte, zum Leben erwecken. - (22) Da die Gläubigen die Gerechtigkeit des Gesetzes erfüllen und das Leben des Geistes in sich haben, also auch eine glorreiche Auferstehung des Leibes erwarten dürfen, macht der Apostel den Schluss: Das Fleisch hat uns jene Wohltaten nicht erwiesen, sondern uns dem Gesetze der Sünde und des Todes unterworfen, von dem uns der Geist des Lebens befreit hat, mithin kann es nicht den Anspruch erheben, dass wir ihm folgen. Ob auch der alte Mensch in der Taufe gestorben ist, stets versucht er wieder aufzuleben, deshalb gilt es zu wachen. - (23) D. i.: ist es von Gott bestimmt, dass ihr dem Tode anheimfallet. Dieser Tod ist der ewige, die Hölle (Chrys.). Dies verlangt der Gegensatz zum Leben, welches sicher ein ewiges ist. Vergl. V. 11. - (24) Auf diese Weise muss das Leben nach dem Geiste sich offenbaren, dass wir die Gelüste des Fleisches, welche der Bosheit dienen und zum Bösen führen, ertötet (Chrys.). - (25) D. i.: des ewigen Lebens teilhaftig werden. - (26) Vom Heil. Geiste. - (27) Also werden wir getrieben und handeln nicht selbst? Du handelst selbst und du wirst getrieben, und du handelst recht, wenn du vom Guten getrieben wirst. Der Geist Gottes, der dich treibt, steht dir, wenn du handelst, hilfreich zur Seite. Niemand wird unterstützt, außer wer selbst etwas tut. Denn wer vom Heil. Geiste getrieben wird, sagt der Apostel, d. h. vom erleuchtenden, helfenden Geist, erhält Erleuchtung und Hilfe: wärest du nicht tätig, so wäre er nicht mittätig; denn helfen kann der Geist nur denjenigen, welche auch selbst tätig sind (Aug.). Frei also überlässt sich der Christ dem Einflusse des Heil. Geistes und tut frei, was dieser ihm eingibt und wozu er ihm beisteht. - (28) Diese allein. - (29) Bevor der Apostel nachweist, dass die Gläubigen ein Anrecht auf das ewige Leben haben, und damit seinen Beweis für die Behauptung: Ihr werdet leben (V. 13) abschließt, will er, begeistert von dem Gedanken der Gotteskindschaft, zeigen, dass diese den Neubekehrten wirklich zuteil geworden. - (30) Der Geist der Kindschaft ist wohl ein Geschenk des Heil. Geistes, welches den Kindern Gottes zum Zeugnis und zum Erkennungszeichen ihrer Würde gegeben wird. - (31) Wie wir den Geist der Prophezeiung erkennen, wenn der, der ihn besitzt, nicht aus eigenem Sinne, sondern von der Gnade getrieben zukünftige Dinge verkündet, so wird auch der Geist der Kindschaft erkannt, wenn der, der ihn empfangen hat, von demselben geleitet Gott mit großem Aspekte Vater nennt (Chrys.). Das Wort: rufen und der doppelte Vatername weisen auf den großen Aspekt hin (Thom.). Der Name Vater wird hier Gott, der ganzen Dreifaltigkeit gegeben. Der Geist, den ihr empfangen habt, ist nicht eine Gabe, welche Knechten eigen euch als Knechte kundgibt, so dass ihr, wie vor eurer Bekehrung, Gott knechtlich fürchten müsstet, sondern er ist eine den Kindern eigene Gabe, welche euch der Annahme an Kindes Statt versichert, so dass ihr als wahre Kinder Gottes den Vater nennen könnt und nennt. - (32) Griech.: Der Geist gibt mit unserem Geiste Zeugnis. Nicht allein unser mit dem Geschenke des heil. Geistes ausgestatteter Geist gibt Zeugnis, dass wir Kinder Gottes sind, sondern zugleich auch der Heil. Geist selbst. „Gibt aber er Zeugnis, bleibt alsdann noch eine Ungewissheit? Wenn ein Engel oder Erzengel Zeugnis gäbe, wir könnten vielleicht zweifeln; wenn aber der selbst, der diese Gabe verleiht, uns Zeugnis gibt, wer möchte an unserer Würde zweifeln?“ (Chrys.) Ist indes auch der Ausspruch des Heil. Geistes keinem Irrtum unterworfen, so sind wir doch nicht, jeder für sich, sicher, dass das, was wir in uns zu vernehmen glauben, ein Ausspruch des Heil. Geistes ist. Der Christ kann deshalb wohl die Zuversicht haben, in der Gnade Gottes zu stehen, hat aber ohne besondere Offenbarung Gottes keine volle Gewissheit. (Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap. 9) Vergl. [1Kor 4,4]. - (33) Die Juden kannten keine Adoption, das Bild ist also dem römischen Rechte entlehnt. Christus erlangte durch seinen Tod für die wahren Kinder Abrahams die ewige Erbschaft. Vergl. [Hebr 9,15ff]. Wie groß diese ist, zeigt der Zusatz: Erben Gottes, Erben jener Herrlichkeit, welche Gott selbst genießt, und deren der Heiland sich bereits erfreut. Sind wir Gottes Erben, so erlangen wir, was er besitzt, ewige Herrlichkeit, ewiges Leben. Damit ist V. 13 (Ende) bewiesen. - (34) Wie der Herr erhöht worden ist wegen seines Gehorsams bis zum Tode am Kreuze [Phil 2,6ff], so werden wir auch nur dann Christi Miterben sein, wenn wir mit ihm gelitten haben. Der Glaube allein genügt also nicht (Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap 11). Nur wer dem Erstgeborenen gleichförmig wird, bewahrt das ihm in der Taufe verliehene Recht auf die Erbschaft. Die letzten Worte des Verses zeigen auch, dass es nicht unerlaubt ist, in der Absicht mit Christus zu leiden, dass wir mit ihm verherrlicht werden. (Vergl. Konzil v. Trient, Sitz 6 Kap. 31.) - (35) Damit niemand aus Furcht sich weigere, mit Christus zu leiden, weist der Apostel kurz darauf hin, dass die Leiden dieser Welt im Vergleich zu der künftigen Herrlichkeit nicht in Betracht kommen können, um dann durch vier Gründe (V. 19 – 22; V. 23 – 25; V. 26 – 27; V. 28 – 30) die Sicherheit dieser Herrlichkeit darzulegen und so die Neubekehrten zum Leiden mit Christus zu ermuntern. Damit aber seine Beweisführung desto mehr Wert habe, bringt er seine eigene Erfahrung vor, die wohlbegründet ist, da niemand so viel gelitten hat wie er, und da er anderwärts die künftige Seligkeit, zum Teile wenigstens, schon verkostet hatte, als er in das Paradies und den dritten Himmel entrückt ward. [2Kor 12,2ff] Er konnte also beides, Erdenleiden und Himmelsfreuden, gegeneinander abwägen. - (36) Zusammenhang: Diese Herrlichkeit wird sicher eintreten; denn sonst wäre das Harren der sichtbaren, nicht vernunftbegabten Natur auf Wiederherstellung ihres ursprünglichen Zustandes vergeblich, weil diese Wiederherstellung eben dann eintritt, wenn die Kinder Gottes verherrlicht werden. Dass eine solche Wiederherstellung eintreten werde, war den Judenchristen aus der Offenbarung des A. T. bekannt. - (37) Die Worte „auf Hoffnung hin“ werden von den griech. Vätern passend zu „unterworfen“ gezogen und durch ein Komma von den ihnen unmittelbar vorhergehenden getrennt. Der Richtigkeit ist gleichsam die ganze sichtbare Welt unterworfen, und diese hegt die Hoffnung, zu ihrer früheren Unabhängigkeit zurückzukehren. Alle Geschöpfe werden nach dem Falle Adams gezwungen, den eitlen, ja verkehrten Bestrebungen der Menschen zu dienen. So ihres eigentlichen Zieles gleichsam beraubt, müssen sie jenen dienen, welche die Menschen sich wählen. Diese aber missbrauchen sie, indem sie den Geschöpfen den Gott gebührenden Dienst erweisen oder durch die Geschöpfe Befriedigung ihrer Lüste oder ihrer Eitelkeit suchen. Auch dem Teufel sind die Geschöpfe unterworfen, der sich ihrer bedient, die Menschen von Gott abzuwenden. Dieser Zustand ist für die Geschöpfe ein gewaltsamer, und darum wünschen sie, von demselben befreit zu werden. Der heil. Paulus lässt in einem schönen Bilde die ganze Natur wie eine Person auftreten (Cyr. v. Alex., Tert.). - (38) Gott, der die Geschöpfe der Eitelkeit unterworfen hat, hat ihnen auch die Hoffnung auf Befreiung gegeben (Chrys.). - (39) Das Griech. wie die Vulg. gibt man am besten so wieder und verbindet diesen Vers mit dem Vorhergegangenen: auf Hoffnung hin. Die Schöpfung wird von der Knechtschaft des Verderbens frei werden, d. i. es wird der durch die Sünde herbeigeführte Zustand der sittlichen und körperlichen Verschlechterung aufhören. - (40) Die Geschöpfe werden zu jener Freiheit emporgehoben werden, welcher der in den Kindern Gottes eintretende Verklärungszustand herbeiführen wird; denn dann werden die Geschöpfe je ihrem ursprünglichen Ziele dienen, Gott zu verherrlichen, und in ihrer ursprünglichen Vollkommenheit die unendliche Macht, Weisheit und Güte Gottes und seine anderen Eigenschaften klarer offenbaren, und werden von den Menschen nicht mehr missbraucht werden. Zu diesen Geschöpfen gehört vor allem der Leib des Menschen, welcher von Verderbnis, Sterblichkeit und sündhaftem Missbrauch erlöst wird, während er in dem jetzigen Zustande der Eitelkeit unterworfen ist, zur Sünde reizt und zur Sünde gemissbraucht wird. - (41) Wir Christen kennen den Fluch, den Gott einst über die Geschöpfe gesprochen, und auch was von ihrer Befreiung gilt, aus der Unterweisung. Seufzen und Geburtswehen deuten auf das Ringen nach einem besseren Zustand. Ist nun die Sehnsucht der Natur nicht umsonst, wie viel weniger die Sehnsucht der Gnade (Thom.) nach der Herrlichkeit (V. 23 ff). - (42) Nicht nur die Natur, auch wir Gerechte, die wir den Heil. Geist gleichsam als Unterpfand des künftigen Erbes empfangen haben, erwarten seufzend dies Erbe selbst (Cyr. v. Alex., Theod., Euth.). - (43) Die Kindschaft Gottes ist durch den Heil. Geist, der die Seele heiligt, begonnen, findet aber durch die Verklärung des Leibes ihre Vollendung (Thom.). In V. 15 spricht der Apostel von der begonnenen, hier von der vollendeten Annahme an Kindes Statt. Wohl sind wir schon auf Erden wahrhaft Kinder Gottes; doch erhalten wir die Wirkungen dieser Erhebung noch nicht vollkommen, sondern nur einen ersten Teil derselben, und auch diesen nur für die Seele, nicht für den Leib. Die Seele erhält das Leben der Gnade, der Leib ist noch dem Tode unterworfen. Erst später wird der Seele die Herrlichkeit und dem Leibe die Teilnahme an derselben zuteil. - (44) Der Gegenstand, der gegenwärtig ist und besessen wird, ist kein Gegenstand der Hoffnung mehr. - (45) Wie wir in der Tat die Vollendung unserer Seligkeit im künftigen Leben hoffen, so müssen wir die Erlösung des Leibes beständig erwarten. - (46) Mit Geduld: der Apostel will die Gläubigen mahnen, die Heimsuchungen, durch welche wir die vollkommene Seligkeit verdienen sollten (V. 17), mit Starkmut zu ertragen. - (47) Ebenso wie die Geschöpfe und die Gerechten die Herrlichkeit der Kinder Gottes erwarten, ebenso seufzt auch der Heil. Geist darnach und hilft uns durch dieses Seufzen. - (48) Der Heil. Geist (Orig., Greg. v. Naz., Hil., Ambr., Greg. d. Gr.) hilft uns, wir müssen also selbst auch etwas tun (denn wie wird dem geholfen, der selbst nichts tut? Aug.), mit unaussprechlichen Seufzern, da wir nicht wissen, um was wir beten sollen, wie sich´s gebührt, d. i. nach Gottes Wohlgefallen. (V. 27) Wohl wissen wir im allgemeinen aus der Lehre des Heilandes, um was wir zu beten haben [Mt 6,9ff.33] u. a., aber im einzelnen wissen wir doch oft nicht, um was wir gerade im Augenblicke beten sollen. Auch die heiligsten Männer baten zuweilen um Unzukömmliches, z. B. Paulus um Befreiung von dem Stachel des Fleisches, Moses um den Eintritt in das verheißene Land, Jeremias um die Befreiung des Volkes Israel. Der Heil. Geist aber bittet für uns, wenn er uns antreibt und uns eingibt, Gott zu bitten, und richtet unser Gebet auf das Ziel, welches Gottes Willen entspricht (Aug.), ganz besonders aber, dass wir Gott um die verheißene Seligkeit und um das bitten, was notwendig ist, sie zu erlangen. Solch unaussprechliches Gebet kann von uns oft nicht in Worte gefasst werden, weil wir eben nicht wissen, welches der Inhalt desselben ist, ähnlich wie die, welchen der Heil. Geist den Geist der Sprache gab, zwar wahrhaft ihr Herz zu Gott erhoben und beteten, und inniger mit ihm vereint wurden, aber dennoch den Sinn ihrer Worte nicht durchdrangen (Orig., Chrys.). So beten wir also oft nur im allgemeinen um Erfüllung des göttlichen Willens usw., aber der Heil. Geist bestimmt im besonderen, was gerade für jeden einzelnen Fall der Wille Gottes für uns ist, und tritt dafür ein, dass wir es erhalten. - (49) Sind auch die „Herzen“ oft sich selbst nicht klar über das, was sie bestimmt wollen, der Herzenskundige weiß doch, was gemeint ist, und wozu sie der Geist angeregt hat. – „Heiligen“, nicht „uns“, weil V. 28 von allen Berufenen die Rede ist. - (50) Zusammenhang: Nach dem bisher Gesagtem haben wir allen Grund, die Erreichung unseres Zieles zu erhoffen, darum darf uns nichts entmutigen, auch die Leiden nicht; denn diese helfen zur Erreichung des Zieles und sind dazu notwendig. „Wir wissen“: wir Christen wissen. - (51) Diejenigen, die Gott lieben, sind dieselben, welche der heil. Paulus vorher Heilige genannt hat; diejenigen welche kraft ihrer wirksamen Berufung heilig sind, alle frommen Christen, in denen der Glaube durch die Liebe tätig ist, und denen deshalb die Herrlichkeit bereitet ist. - (52) Ob Freudvolles oder Betrübliches (Chrys.). Nicht also nur das, was wir als angenehm begehren, sondern auch das, was wir als lästig und unangenehm fliehen (Aug.). - (53) Wenngleich das Wort „berufen“ (zum Empfange der göttlichen Gnade) an sich auch einen solchen bezeichnen kann, der dem Rufe nicht Folge leistet [Mt 20,16, Mt 22,14], so bezeichnet es doch in den apostolischen Briefen stets einen solchen, der dem göttlichen Rufe folgt. Der Ratschluss ist der freie Wille Gottes, jemanden aus reinem Wohlwollen um der Verdienste Christi willen ein übernatürliches Gut zu verleihen, besonders die wirksame Berufung zur Gnade und Gerechtigkeit und die Seligkeit (Thom.). - (54) Der heil. Paulus beweist nun, warum den Gottliebenden alles zum Guten mitwirkt: Denn er hat sie berufen (V. 29), also wird er sie auch zum Ziele der Berufung führen (30), mithin müssen alle Lebensschicksale sie zu diesem Ziele führen, eine Folgerung, die V. 31ff ausdrücklich gezogen wird. Wie Christus Knechtsgestalt annehmend und gleichsam gleichförmig geworden ist [Phil 2,7], so werden auch die Auserwählten die Gestalt des verherrlichten Erlösers annehmen und dem von den Toten auferstandenen Sohne Gottes vollkommen ähnlich werden durch die Verklärung des Leibes (Theod.); gleichzeitig weist der Apostel wieder darauf hin, dass die, welche dem verklärten Leibe des Herrn ähnlich werden wollen („dem Bilde seines Sohnes“), auch hier mit dem Heilande leiden müssen. - (55) Wie Gott die ihm von Natur eigene Güte anderen mitteilen wollte, indem er ihnen die Ähnlichkeit mit derselben verlieh, damit er nicht nur gut sei, sondern auch andere gut machte, so wollte der Sohn Gottes die Gleichförmigkeit seiner Sohnschaft anderen mitteilen, damit er nicht allein selbst Sohn sei, sondern auch der Erstgeborene unter den Söhnen, und damit er, durch ewige Zeugung der Eingeborene, nach der Verleihung der Gnade der erstgeborene unter vielen Brüdern sei (Thom.). Zu dieser Gottessohnschaft in der Seligkeit sind die Erwachsenen allerdings erst auf Grund der vorhergesehenen Verdienste vorherbestimmt, nicht aber geschieht die Vorherbestimmung zur ersten Gnade der Berufung und der daran sich anschließenden Gnaden der Beharrlichkeit usw. aufgrund vorhergehender Verdienste, sonst würde die Gnade von natürlichen Verdiensten abhängen. Mit anderen Worten: Die Seligkeit ist das Schlussglied einer langen Kette von Gnaden. Da nun das erste Glied wenigstens, nämlich die Gnade der Berufung, ganz von Gott abhängt, auf keine Weise von Verdiensten, so ist die ganze Kette ein Werk freier Vorherbestimmung. - (56) Der Apostel zeigt nun, wie Gott diejenigen, welche er zur Glorie berief, in Wirklichkeit zu derselben führt. Die Mitwirkung setzt der heil. Paulus voraus, ohne sie ausdrücklich hervorzuheben, weil er wegen seines besonderen Zweckes, die Hoffnung, Geduld und Vertrauen zu heben, nur von der Tätigkeit Gottes sprechen will. – das erste, womit die Vorherbestimmung erfüllt zu werden beginnt, ist die Berufung. Diese kann eine äußere, durch den Mund des Predigers, oder eine innere sein, eine Anregung von Gott, dem, was Glaube und Tugend fordert, zuzustimmen. Diese innere Berufung ist notwendig, weil unser Herz sich nicht zu Gott wenden würde, wenn er es nicht selbst zu sich ziehen wollte, und ist in den Vorherbestimmten wirksam, weil sie dieser Berufung folgen (Thom.). Es folgt die Rechtfertigung, welche hier bei dem Apostel alle weiteren Gnaden, auch die der Beharrlichkeit bis an´s Ende einschließt. Der Apostel braucht die Zeit der Vergangenheit: hat verherrlicht, weil es so gewiss geschehen wird, als wäre es bereits eingetreten. - (57) Paulus will nicht sagen: Wir werden keinen Feind haben, sondern: Kein Feind vermag uns zu schaden. - (58) Alle griech. Handschriften und die Übersetzungen, unter denen auch die alte lateinische, lesen: Wie wird er …. Schenken? Dies verlangt der Zusammenhang, da es sich um die gegen die künftigen Feinde notwendigen Gnaden handelt. Die allgemeine Frage: wird er nicht schenken? Wird in den V. 33, 34, 35 in drei besondere zerlegt. Die Menschwerdung und der Tod des Sohnes Gottes ist der höchste Beweis der Liebe Gottes und das höchste Geschenk, in dem alles enthalten ist, wessen wir bedürfen. - (59) Wer wird diejenigen im Gerichte mit Erfolg anklagen können, welche Gott selbst als Gerechte erklärt? - (60) Wer kann verdammen, wenn Christus uns nicht verdammt, er, der höchste Richter der lebendigen und der Toten? Er verdammt uns aber nicht, sondern ist ja derjenige, welcher für unsere Sündenschuld gestorben und, um uns der Frucht seines Todes teilhaftig zu machen, auferstanden ist, der auch seiner menschlichen Natur nach zur Rechten Gottes sitzt, uns helfend, der auch als unser Fürsprecher für uns eintritt usw. Das „für uns“ gehört zu allen vier Gliedern. Inwiefern Christus „für uns“ auferstanden ist, vergl. zu [Roem 4,25]. Auch zur Rechten des Vaters ist er „für uns“, da er von dort aus nun die Kirche leitet und stärkt. - (61) Viele Väter erklären: Von der Liebe, mit der wir Christus lieben. Andere Ausleger: Von der Liebe Christi gegen uns. Der Apostel will die Sicherheit der Auserwählten preisen. Nichts kann zu dieser so viel beitragen, als das Bewusstsein, dass nichts in der Welt ist, was ihnen die Liebe und den Schutz Christi entziehen kann. Die Welt wird alles tun und versuchen, damit die Auserwählten der Liebe des Herrn unwürdig werden; doch Christus ist nicht den Menschen ähnlich, dass er seine Freunde in ihrer Bedrängnis ohne Hilfe ließe, sondern schützt und hält seine Auserwählten, damit sie seiner Liebe nicht unwürdig werden. - (62) Diese beiden ersten allgemeinen Ausdrücke fassen alle besonderen zusammen. - (63) V. 36 wird nicht ganz mit recht in unserer Vulgata in Klammern eingeschlossen, da V. 37 sich auf den Ausspruch (V. 37) bezieht. - (64) Durch die Hilfe dessen, der uns geliebt hat, siegen wir mit leichter Mühe. - (65) Der Glaube lehrt es mich, dass kein Geschöpf die Auserwählten von der Liebe wird trennen können, mit der Gott sie in Christus und durch Christus liebt, nicht das Begehrenswerteste, das Leben, noch das Schrecklichste, der Tod (Thom.), nicht die bösen Engel, die hier nach dem Range, den sie zuvor eingenommen, genannt werden, da sie die natürlichen Kräfte desselben bewahrt haben; nicht sichtbare Dinge, seien es gegenwärtige, die Freude oder Leid, oder zukünftige, die Wunsch oder Fluch hervorrufen, nicht die Macht der Tyrannen und Verfolger. Höhe und Tiefe stehen für konkrete Dinge, indes ist nicht klar, für welche. Überhaupt kein geschaffenes Wesen vermag die Auserwählten von der Liebe zu trennen, die Gott gegen sie hegt, und welche Christus ihnen durch seine Verdienste erworben hat. Der Schluss des Abschnittes entspricht dem Eingange [Roem 5,1ff]. Dort: Durch Christus Friede mit Gott und Hoffnung auf die ewige Glorie; hier: durch Christus Gewissheit der ewigen Glorie.

- Weitere Kapitel:

01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 |

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.