Kategorie:Das goldene Buch:Arten-der-Verehrung

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Verschiedene Arten der wahren Verehrung Mariä


Es gibt mehrere innere Übungen der wahren Andacht zu Maria, von denen hier in Kürze die hauptsächlichsten genannt seien: Man kann Maria vor allen anderen Heiligen ehren als würdige Mutter des Herrn, als Meisterwerk der Gnade und als erstes und wunderbarstes Geschöpf nach Jesus Christus, der da ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Man kann ferner ihre Tugenden, Vorzüge und Handlungen erwägen, oder ihre Größe betrachten. Man kann ihr Akte der Liebe, des Lobes und des Dankes erweisen, sie von Herzen anrufen, sich ihr darbringen, sich mit ihr vereinigen, und seine Handlungen verrichten in der Absicht, ihr zu gefallen. Man kann endlich alle seine Handlungen durch sie, in ihr, mit ihr und für sie anfangen, fortsetzen und vollenden, um sie so durch Christus, in Christus, mit Christus und für Christus auszuführen, der unser letztes und höchstes Ziel ist und sein soll. Diese letzte Übung wollen wir eingehender besprechen. Bei der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau kommen auch mehrere äußere Übungen in Betracht; die vorzüglichsten sind:
1. Sich in ihre Bruderschaften einschreiben und in ihre Kongregationen aufnehmen zu lassen;
2. in die unter ihrem Namen errichteten religiösen Orden einzutreten;
3. öffentlich ihr Lob zu verkünden;
4. Zu ihrer Ehre Almosen zu geben, zu fasten, sich körperliche oder geistige Abtötungen aufzuerlegen;
5. ihre Abzeichen, wie den großen oder kleinen Rosenkranz, das Skapulier oder die kleine Kette zu tragen;
6. mit Aufmerksamkeit, Andacht und Sammlung den heiligen Rosenkranz zu beten. Außer dem großen Rosenkranz von 15 Gesetzen und dem kleinen von 5 Geheimnissen, gibt es auch einen Rosenkranz von sechs oder sieben Zehnern zum Andenken an die Jahre, die, wie man glaubt, die allerseligste Jungfrau auf Erden verlebt hat. Man kann auch die kleine Krone der allerseligsten Jungfrau beten, die aus drei Vaterunser und zwölf Ave Maria besteht zu Ehren ihrer Krönung mit zwölf Sternen; oder auch das Offizium der allerseligsten Jungfrau, das in der Kirche so allgemein verbreitet ist; oder den kleinen Psalter der allerseligsten Jungfrau, den der hl. Bonaventura zu ihrer Ehre verfasst hat und welcher solche Zartheit und Frömmigkeit atmet, dass man ihn nur mit größter Rührung beten kann; oder vierzehn Vaterunser und Ave Maria zum Andenken an ihre vierzehn Freuden, oder auch einige Gebete Hymnen und Lieder der Kirche, wie das Salve Regina, das Alma Redemptoris mater, das Ave Regina coelorum, oder das Regina coeli, je nach den verschiedenen Zeiten; oder das Ave maris stella, O gloriosa Domina, oder das Magnificat oder einige andere Andachtsübungen, deren ja die Bücher voll sind.
7. Man kann zu ihrer Ehre geistliche Lieder singen und singen lassen;
8. ihr zu Ehren eine Anzahl von Kniebeugungen und Verneigungen machen, indem man z.B. jeden Morgen sechzig oder hundertmal: Ave Maria, Virgo fidelis, „Sei gegrüßt Maria, Du getreue Jungfrau“, spricht, um durch sie von Gott die Kraft zu erlangen, allen Gnaden Gottes während des Tages treu zu entsprechen; und indem man am Abend das Ave Maria, Mater misericordiae, „sei gegrüßt, Maria, Du Mutter der Barmherzigkeit“, betet, um durch sie von Gott Verzeihung der während des Tages begangenen Sünden zu erlangen.
9. Man kann für ihre Bruderschaften Sorge tragen, ihre Altäre schmücken, ihre Statuen krönen und zieren;
10. ihre Bildnisse in Prozessionen herumtragen und tragen lassen oder stets ein Bildchen von ihr bei sich tragen als mächtige Waffe gegen den bösen Feind,
11. Bilder von ihr und ihren Namenszug in der Kirche, in den Häusern oder über den Toren und Eingängen der Städte, der Kirchen und Häuser anbringen lassen und
12. sich ihr auf eine ganz besondere und feierliche Weise weihen. Es gibt noch eine Menge von anderen Übungen der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau, welche der Heilige Geist frommen Seelen eingegeben hat und die sehr viel zur Heiligung beitragen. Man kann dieselben ausführlicher in dem „Geöffneten Paradies“ des ehrwürdigen Paters Paul Barry, aus der Gesellschaft Jesu, nachlesen. Er hat dort eine große Anzahl von Andachtsübungen gesammelt, welche die Heiligen zu Ehren der allerseligsten Jungfrau geübt haben und die sich vorzüglich zur Heiligung der Seelen eignen. All diese Übungen haben natürlich nur dann einen Wert, wenn man sie verrichtet:
1. mit guter und rechter Absicht, Gott allein zu gefallen, sich mit Jesus Christus als seinem letzten Ziele zu vereinigen und den Nächsten zu erbauen,
2. mit Aufmerksamkeit, ohne freiwillige Zerstreuung,
3. mit Andacht, ohne Eilfertigkeit und Nachlässigkeit,
4. mit Eingezogenheit und ehrerbietiger und erbauender Haltung des Körpers. Obgleich ich fast alle Bücher, die über die Andacht zur Gottesmutter handeln, gelesen und mit den heiligsten und weisesten Personen mich auf vertrauliche Weise besprochen habe, erkläre ich dennoch, dass ich keine Andachtsübung zur allerseligsten Jungfrau gefunden und kennen gelernt habe, welche jener vergleichbar wäre, die ich jetzt beschreiben will. Denn sie zeichnet sich dadurch vor allen anderen aus, dass sie von der Seele größere Opfer fordert, sie mehr von sich selbst und ihrer Eigenliebe befreit, sie getreuer in der Gnade und die Gnade in ihr bewahrt, sie vollkommener und leichter mit Jesus Christus verbindet, Gott mehr verherrlicht und endlich der eigenen Seele wie dem Nächsten größeren Nutzen bringt, als alle anderen Andachten zu Maria. Weil das Wesen dieser Andacht das ganze Innere des Menschen ergreifen und umwandeln soll, wird sie nicht von jedermann in gleicher Weise verstanden werden. Die einen werden es bei ihren Äußerlichkeiten bewenden lassen und nicht weiter eindringen, und das werden wohl die meisten sein; die anderen, eine geringe Zahl, werden ihren Inhalt erfassen, aber darin nur eine Stufe ersteigen. Wer wird die zweite Stufe ersteigen? Wer wird bis zu dritten gelangen? Wer wird endlich beständig auf dieser bleiben? Derjenige allein, dem der Geist Jesu Christi dieses Geheimnis offenbaren wird, und dieser wird die treue Seele dahin führen, dass sie von Tugend zu Tugend, von Gnade zu Gnade, von Erleuchtung zu Erleuchtung fortschreitet und bis zu ihrer vollkommenen Umbildung in Jesus Christus und zur Fülle seins Alters auf Erden und seiner Glorie im Himmel gelangt.

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