Kategorie:Nachfolge Christi:3-50

Aus Vulgata
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

(50) Wie sich ein Mensch in der Trostlosigkeit der Hand Gottes übergeben soll.


1. Mein Herr und Gott, Heiliger Vater! Du sollst jetzt und in Ewigkeit gepriesen sein, weil es geschehen ist, wie Du willst, und was Du tust, ist gut. Dein Diener soll sich in Dir, nicht aber in sich selbst, noch in jemand anderem freuen, weil Du, o Herr, allein die wahre Fröhlichkeit, weil du meine Hoffnung und meine Krone, meine Freude und mein Ruhm bist. Was besitzt Dein Diener nicht von Dir was er, und zwar ohne sein Verdienst, empfangen hat? Alles, was Du gegeben und geschaffen hast, ist Dein. Ich bin arm und von Jugend auf in Mühseligkeiten, und meine Seele ist bisweilen so sehr betrübt, dass ich in Tränen zerfließe und wegen der bösen Neigungen, welche in ihr aufsteigen, fällt sie bisweilen in Verwirrung.
2. Ich trage ein heftiges Verlangen nach der Freude des Friedens; ich bitte inständig um den Frieden Deiner Kinder, welche im Lichte des Trostes von Dir erquickt werden. Wenn Du Frieden gibst, wenn Du heilige Freude in das Herz gießt, so wird die Seele Deines Dieners voll Freuden Lobgesänge anstimmen und aus Inbrunst und Andacht nicht aufhören, Dich zu loben. Aber wenn Du Deine süße Gegenwart entziehst, wie Du oft zu tun pflegst, so wird Dein Diener auf dem Wege Deiner Gebote nicht mehr fortwandeln können, sondern er wird sich auf seine Knie werfen und an seine Brust schlagen, weil er nun nicht mehr empfindet, was er gestern und vorgestern empfunden hat, da Dein Licht über seinem Haupte schimmerte, und da Du ihn unter dem Schatten deiner Flügel vor den Anfällen der Versuchungen beschützt.
3. Gerechter und allzeit lobenswürdiger Vater! Die Stunde ist gekommen, dass Dein Diener geprüft werden soll. Liebenswürdiger Vater! Es ist billig, dass Dein Diener zu dieser Stunde etwas für Dich leide. Allzeit ehrwürdiger Vater! Jene Stunde ist gekommen, welche Du schon von Ewigkeit her voraussahst, dass Dein Diener auf kurze Zeit dem äußerlichen Scheine nach unterliege, aber allzeit innerlich bei Dir lebe, dass er auf kurze Zeit verachtet, gedemütigt und vor den Menschen verkleinert, ja sogar von seinen eigenen bösen Neigungen und Gebrechlichkeiten heftig bestritten werde, damit er bei der Morgenröte des neuen Lichtes wieder mit Dir auferstehe und in dem Himmel mit Dir verherrlicht werde. Heiliger Vater! Du hast es so angeordnet und so gewollt, und was Du befohlen hast, das ist geschehen.
4. Denn dies ist eine Gnade, welche Du Deinen Freunden erweist, dass sie in dieser Welt aus Liebe zu Dir leiden und Trübsal ausstehen, so oft und durch wen Du dieses immer zulässt. Ohne Deinen Ratschluss, ohne Deine Vorsicht und ohne weise Ursache geschieht nichts in der Welt. Es ist mir gut, o Herr, dass Du mich gedemütigt hast, damit ich Deine gerechten Anordnungen kennenlerne, mein Herz vor allem Stolz bewahre und in keine Vermessenheit falle. Es ist mir nützlich, dass mein Angesicht mit Beschämung bedeckt wurde, damit ich mehr bei Dir als bei den Menschen Trost suche. Auch habe ich daraus Dein unerforschliches Urteil fürchten gelernt, indem Du den Gerechten wie den Gottlosen züchtigst, aber dennoch nicht wider Billigkeit und Gerechtigkeit.
5. Ich danke Dir, dass Du meiner in meinen Übeln nicht schontest, sondern mir harte Streiche versetztest, mich mit Schmerzen überhäuftest und innerlich und äußerlich mit Ängsten quältest. Unter allen Menschen, welche auf der ganzen Welt sind, ist kein einziger, welcher mich trösten könnte, als Du, mein Herr und Gott, Du himmlischer Arzt der Seelen! Du schlägst und heilst, Du führst bis zum Abgrunde und wieder zurück. Du züchtigst mich zwar, aber selbst Deine väterliche Strafrute unterrichtet mich.
6. Siehe, geliebter Vater, ich bin in Deinen Händen, ich beuge mich unter die Zuchtrute, mit der Du mich besserst. Schlage auf meinen Rücken auf meinen Nacken, damit ich meine Widerspenstigkeit ablege und mich nach Deinem Willen lenke. Mache aus mir einen frommen und demütigen Lehrjünger, wie Du es so oft getan hast, damit ich immer nach Deinem Winke wandle. Ich übergebe mich Dir selbst und all das Meinige, damit Du es verbesserst, denn es ist besser, in dieser als in der anderen Welt gestraft werden. Du weiß alles und nichts ist Dir im menschlichen Herzen verborgen. Dir ist das Zukünftige bekannt, bevor es geschieht, und Du hast nicht nötig, dass Dich jemand lehre oder unterrichte, was in der Welt vorgeht. Du weißt, was zu meinem Fortgange nützlich ist und wieviel die Trübsal beiträgt, mich von dem Roste meiner Sünden zu reinigen. Verfahre mit mir nach Deinem Wohlgefallen, und verachte mich nicht wegen meines sündhaften Lebens, welches niemand besser kennt als Du allein.
7. Lass mich, o Herr, das wissen, was ich wissen soll; das lieben, was liebenswert ist; das loben, was Dir am besten gefällt; das schätzen, was vor Dir kostbar ist; das tadeln, was in Deinen Augen verächtlich ist. Lass nicht zu, dass ich nur nach dem äußerlichen Scheine urteile oder mich in meinen Meinungen nach den Reden unerfahrener Leute richte, sondern über das Sichtbare und Unsichtbare der Wahrheit gemäß entscheide und vor allem erforsche, was Dir wohlgefällig ist. 8. Die Sinne der Menschen täuschen sich oft in ihren Urteilen; es täuschen sich auch die Liebhaber dieser Welt, indem sie nur das Sichtbare lieben. Um was aber ist der Mensch besser, wenn er von anderen Menschen höher geachtet wird? Der Falsche betrügt den Falschen, der Eitle den Eitlen, der Blinde den Blinden, der Schwache den Schwachen, da er ihn lobt, und in der Tat, wer einen anderen ohne Ursache lobt, beschämt ihn vielmehr. Denn, wie der demütige hl. Franziskus Seraphikus sagt: „Ein jeder ist nur das, was er in Deinen Augen ist, und nichts weiter.“

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.