Kategorie:Ordenskatechismus:Anhang:A-IX

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IX. Mittel zur Durchführung der Vorsätze.


59. (Die monatliche Geisteserneuerung.)
Damit all die genannten Vorsätze gute Früchte bringen und nicht allein geschrieben sind, sondern auch ausgeführt werden, wähle ich in jedem Monat den ersten vom Beichthören freien Tag, um mich zurückzuziehen und die „Übung des guten Todes“, die von P. Binamonti (Der hl. Leonhard schätzte die geistlichen Schriften dieses Jesuitenpaters sehr hoch.) veröffentlicht worden ist, praktisch vorzunehmen. Wenn es mir auch nicht möglich ist, sie mit allen dort angegebenen Besuchungen des Allerheiligsten und den andern äußeren Übungen anzustellen, werde ich doch alle dort angegebenen Akte mit Andacht erwecken, teils abends, teils morgens, wie ich gerade Zeit habe.
Vor allem aber werde ich an diesem Tage die gegenwärtigen Vorsätze langsam lesen, jeden einzelnen von ihnen erwägen und prüfen und sehen, in welchem ich im verflossenen Monat gefehlt habe. Wenn ich Fehler entdecke, werde ich mir eine Buße auferlegen und mir vornehmen, die Vorsätze in Zukunft wirklich auszuführen. Dabei will ich bedenken, welche Bestürzung es im Augenblick des Todes geben wird, wenn ich sie zur Ehre Gottes und der allerseligsten Jungfrau Maria gemacht und sooft erneuert, aber so wenig praktisch ausgeführt habe, und umgekehrt, welche Freude es mir bereiten wird, trotz allen Widerstrebens der Natur treu gewesen zu sein. Wenn ich diese Einkehr in mich selbst zur Zeit der Mission nicht vornehmen kann, werde ich sie sofort nach meiner Rückkehr halten. Diese Übung wird dazu dienen, die Mängel in Ordnung zu bringen, die bei der Mission vorgekommen sind. Denn sie ist hierfür ein so wirksames Mittel. Ich werde sie aber noch mehr aus dem Grunde anstellen, weil mir so das Sterben leicht wird, was vor allem die christliche und religiöse Klugheit erstreben muss.
Deshalb mache ich, wenn auch nicht gerade ein Gelübde, weil meine Schwachheit groß ist, so doch einen ganz besondern und eigenen, mehr als alle übrigen geltenden Vorsatz in die Hände der allerseligsten Jungfrau Maria, niemals und auf keinen Fall je diese Einkehr zu unterlassen. Wenn es doch einmal vorkäme, dass ich sie unterließe, nehme ich mir vor, mich darüber in der Beichte anzuklagen und von meinem geistlichen Vater eine besondere Buße zu erbitten.

60. (Andere Mittel zur Sicherstellung der Beharrlichkeit.)
Zu guter Letzt habe ich im göttlichen Licht erkannt, dass es nicht genügt, die Tugenden zu erkennen und kräftige Vorsätze aufzuschreiben, sie üben zu wollen, dass es vielmehr notwendig ist, sie auch wirklich und tatsächlich zu üben. Deshalb nehme ich mir dies letztere mit der Gnade Gottes vor. Und wenn ich es je aufrichtig gemeint habe, so soll es jetzt sein.
Weil aber die Tugenden Gaben Gottes sind, nehme ich mir vor, wie ein Armer stets an die Türen der göttlichen Barmherzigkeit zu klopfen, um von ihr wirksame Gnade zu erhalten. Ohne sie kann ich infolge meiner schlechten Sitten und Gewohnheiten gar nichts Gutes tun. Ja vielleicht werde ich jetzt, wo ich mich fester als früher entschlossen habe, mehr fallen als je. Deshalb werde ich sehr darauf achten, dass ich nicht auf mich selbst vertraue, auf meinen Eifer und meinen Entschluss, weil das genügt, um alles zu vernichten.
Deshalb werde ich die Beobachtung dieser meiner Vorsätze auf folgende Grundlage stützen: Das erste soll sein ein völliges Misstrauen auf mich selbst, auf meine Kräfte und Anstrengungen. Deshalb werde ich immer und immer, falls es möglich wäre, bei jedem Atemzug, um Gottes Beistand bitten, der mir überaus notwendig ist, um jedes, auch das kleinste gute Werk anzufangen, fortzusetzen und zu vollenden, wenn es sich auch nur darum handelte, „Jesus“ zu sagen. Deshalb werde ich beständig zur Barmherzigkeit Gottes meine Zuflucht nehmen und ihn um seine wirksame Gnade bitten, indem ich sehr oft das gewohnte Stoßgebetchen wiederhole: „Mein Jesus, Barmherzigkeit.“ Wenn dieses Fundament nicht wohlbegründet ist in meiner Seele und ich meiner Unfähigkeit zu allem Guten mir nicht deutlich bewusst bleibe, werde ich nichts vermögen. Deswegen muss ich einen so wichtigen Punkt im heiligen Gebet oft, ja ohne Unterlass befestigen und wiederbefestigen und, was die Hauptsache ist, praktisch ausführen.
Das zweite muss sein ein großes Vertrauen auf die Güte, Weisheit, Macht und Barmherzigkeit Gottes, der mir zu helfen weiß, es auch kann und will, dass ich ihn liebe und ihm mit eifrigem Geiste diene. Ich werde auf ihn vertrauen, dass er alles tun und sich in mir verherrlichen wird durch Gewährung aller mir notwendigen Hilfen.
Das dritte soll sein eine beständige Übung der innern und äußern Abtötung. Ich werde beständig gegen die Triebe und die eigenen Neigungen angehen, gegen kleine und große. Mein Wille soll innerlich immer dazu neigen, Verachtung, Leiden, Rauhes und Schwieriges zu umfassen, um das Herz von allem losgelöst und im tiefsten Frieden zu erhalten.
Das vierte soll sein eine beständige Übung des Gebetes und des Wandels in Gottes Gegenwart in der Weise, wie ich es schon angegeben habe. Dabei will ich folgendes beobachten: Wenn ich auch sehr oft, nur zu oft dagegen fehle, will ich mich deswegen doch nicht entmutigen lassen noch dieses Bestreben aufgeben. Vielmehr werde ich, wenn ich hundert Mal falle, hundert Mal wieder aufstehen mit Frieden im Herzen und mit dem Entschluss, vorwärts zu streben. Den Fehler will ich dazu benützen, immer besser meine Armseligkeit kennen zu lernen und mich so in dem Misstrauen auf mich selbst mehr zu befestigen, und anderseits mich in dem Vertrauen auf Gott zu bestärken, da ich sehe, dass seine Güte und Milde mich erträgt.
Weil ich die große Hilfe erkenne, die mir der Herr an diesem heiligen einsamen Ort (Gemeint ist das einsame Klösterchen Incontro bei Florenz.)gewährt, nehme ich mir vor, die Oberen flehentlich zu bitten, mich zweimal im Jahre an diesen heiligen Ort ziehen zu lassen, und zwar jedes Mal für vierzehn Tage oder auch mehr, wenn es dem heiligen Gehorsam so gefällt. Das soll sein zu den unfreundlichsten Jahreszeiten, nämlich im Juli oder August, zur Zeit der größten Hitze, und im Dezember oder Januar, zur Zeit der größten Kälte. Ich werde diese heilige Einsamkeit wie ein irdisches Paradies und die Ärmlichkeit und Enge dieser Mauern für mehr als notwendig für meine Schlappheit ansehen. Jedes Mal wenn ich hierher komme, werde ich diese heiligen Vorsätze erneuern, damit die Güte meines Gottes und der ganze Himmel es weiß, dass ich den Willen habe, sie mit ganzer Gewissenhaftigkeit auszuführen, um in Vereinigung mit dem höchsten Gute zu leben. Sie unterschreibe ich daher mit den Tränen meines Herzens und möchte sie am liebsten unterschreiben mit meinem eigenen Blut.
-Ich, Frater Leonhard von Porto Maurizio, ein armer Sünder, bestätige diese Vorsätze und nehme mir im Angesichte Gottes, der allerseligsten Jungfrau Maria, der Engel, der Heiligen und des ganzen himmlischen Hofes vor, zu beobachten, was ich hier geschrieben habe. –
Zum Zeugen sei dieser Tag, der 24. Juli, der dem ruhmreichen hl. Franziskus Solanus geweiht ist, des Jahres 1728. Und ich bitte demütig meinen Beichtvater, all dem Genannten seinen Segen zu geben und es zu unterschreiben, damit ich alles mit dem Verdienst des heiligen Gehorsams tue. Confirma hoc, Deus, quod operatus es in nobis.
“Befestige das, o Gott, was du in uns gewirkt hast.“

(Bestätigung des Beichtvaters.)
Ich Frater Hippolntus von Tirnava, sein gewöhnlicher Beichtvater, bestätige alle Punkte und Vorsätze, und zwar aus vollem und ganzem Herzen. Ich gebe dazu nicht nur meinen Segen, sondern verpflichte mich auch, den Herrn und seine heiligste Mutter zu bitten, ihm die Gnade zu geben, alle diese Vorsätze auszuführen und so seine Absicht und sein Ziel und endlich den Himmel zu erreichen, um das höchste Gut durch alle Ewigkeit zu genießen. Amen.
„Es schwur der Engel bei dem, der lebt in Ewigkeit, dass keine Zeit mehr sein wird, dass die Zeit kurz ist, dass die letzte Stunde da ist. Lasst uns also das Gute tun, solange wir Zeit haben. Tue das, und du wirst leben. Gedenke meiner.“

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