Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Fastenzeit05 Freitag

Aus Vulgata
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V. Kehrt um zum Herrn, eurem Gott.
R. Denn er ist gnädig und barmherzig.


JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG

Aus dem Brief an die Hebräer. 12,14-29


Steht fest in der erhaltenen Gnade!
Trachtet nach Frieden mit allen und nach Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird! Seht zu, dass keiner um die Gnade Gottes komme, dass »kein Giftkraut aufwachse und Schaden stifte« (5Mos 29,17) und dadurch die vielen verdorben werden, dass keiner zuchtlos sei oder niedrig gesinnt wie Esau, der um ein einziges Gericht »sein Erstgeburtsrecht dahingab« (1Mos 25,33). Ihr wisst ja: als er nachher den Segen erhalten wollte, wurde er abgewiesen; denn er fand keinen Weg zur Umstimmung, wenn er sie auch unter Tränen herbeizuführen suchte. Ihr seid ja nicht hingetreten zu einem Berg, den man mit Händen berühren kann, nicht zu einem lodernden Feuer, zu dunklem Gewölk und Wettersturm, zum Schall der Posaune und zu dröhnender Stimme, bei der jene, die sie hörten, baten, es möge nicht länger das Wort an sie ergehen (2Mos 19,12-18; 5Mos 9,9f). Sie ertrugen nämlich nicht die Weisung: »Wenn auch nur ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt werden« (2Mos 19,13). Ja, so furchtbar war die Erscheinung, daß Moses sprach: »Ich bin voll Furcht und Zittern« (5Mos 9,19). Ihr seid vielmehr hingetreten zum Berge Sion, zur Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem, zu ungezählten Engeln, zum Freudenfest, zur Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel eingetragen sind, zu Gott, dem Richter aller, zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zum Blute der Besprengung, das wirksamer redet als das Blut Abels. Seht zu, dass ihr den Redenden nicht abweist; sind nämlich jene nicht entkommen, als sie den abwiesen, der auf Erden sich kundgab, werden wir es noch weniger, wenn wir uns abwenden von ihm, der vom Himmel her zu uns spricht. Seine Stimme erschütterte damals die Erde; jetzt aber lautet die Vorhersage: »Noch einmal, und ich will nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel erschüttern« (Apg 2,6). Das Wort »noch einmal« zeigt an, dass das, was erschüttert wird, verändert wird als etwas Geschaffenes, damit bestehen bleibe, was nicht zu erschüttern ist. Da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns von Dank erfüllt sein, mit dem wir Gott dienen in wohlgefälliger Weise, voll Furcht und Scheu! »Denn auch »unser Gott ist ein verzehrendes Feuer« (5Mos 4,24).

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Während der Berg in Feuer stand, kam Israel zu Mose und sagte: * Siehe, Jahwe, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit gezeigt.
V. Ihr aber seid nicht hingetreten zum lodernden Feuer und dunklen Gewölk, sondern zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem.* Siehe, Jahwe, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit gezeigt.



ZWEITE LESUNG

Augustinus (+ 430)

Zum Johannesevangelium.

Die vollkommene Liebe

Der Herr hat genau gesagt, worin die vollkommene Liebe besteht, die wir einander schulden: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt." (1) „Wie Christus sein Leben für uns gegeben hat, so müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben.“ (2) Wir müssen einander lieben, wie er uns liebt, der sein Leben für uns hingab. In den Sprüchen Salomos lesen wir: „Wenn du bei einem Herrscher zu Tisch sitzt, so achte auf die Speisen, die dir vorgesetzt werden. Dann greife zu. Du weißt, daß du etwas Ähnliches bereiten mußt.“ (3) Der Tisch des Herrschers ist der, von dem wir den Leib und das Blut dessen genießen, der sein Leben für uns eingesetzt hat. Was heißt: „am Tisch sitzen“? Ihm demütig nahen! Und was heißt: „Achte auf die Speisen, die dir vorgesetzt werden“?
Die große Gabe
würdigen! Was heißt: „Greif zu. Du weißt, daß du so etwas Ähnliches bereiten mußt“? Es bedeutet dies - was ich schon gesagt habe -, daß wir unser Leben für die Brüder einsetzen müssen, wie Christus das seine für uns eingesetzt hat. So sagt der heilige Apostel Petrus: „Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr ihm nachfolgt.“ (4) Das heißt: Ähnliches bereiten". Das taten die Märtyrer mit glühender Liebe. Wenn wir ihr Gedächtnis nicht sinnlos feiern und bei dem Mahl, in dem auch sie gesättigt wurden, zum Tisch des Herrn treten wollen, dann müssen wir uns so vorbereiten. Wenn wir ihrer daher beim heiligen Mahl gedenken, so tun wir es nicht so wie für andere, die im Frieden ruhen und für die wir beten. Viel eher tun wir es so, daß sie für uns beten, damit wir ihren Spuren folgen; sie selbst hatten die vollkommene Liebe, von welcher der Herr sagt, daß es eine größere nicht gibt. Sie gaben ihren Brüdern, was sie selbst am Tisch des Herrn empfingen.

1. Joh.15,13. 2.Vgl. 1.Joh.3,16. 3. Vgl. Spr.23,1. 4. 1.Petr.2,21.


RESPONSORIUM
R. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbar, daß Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.* Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.
V. Gott hat uns zuerst geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt. * Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.



JAHRESREIHE II:

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Numeri. 22,1-8.20-35


In den Steppen Moabs
Die Israeliten zogen weiter und lagerten in den Steppen Moabs jenseits des Jordans gegenüber von Jericho.
Balak an Bileam
Balak, der Sohn des Zippor, sah alles, was Israel den Amoritern angetan hatte. Da geriet Moab in große Furcht vor diesem Volk, denn es war überaus zahlreich, und es graute den Moabitern vor den Israeliten. Moab sprach zu den Ältesten der Midianiter: »Jetzt wird dieser Haufen alles rings um uns herum abfressen, wie das Rindvieh das Grüne des Feldes abgrast.« Balak, der Sohn Zippors, war in jener Zeit König in Moab. Er sandte Boten an Bileam, den Sohn des Beor, nach Petor, das am Euphratstrom liegt, in das Land der Amawiter, um ihn herbeizurufen mit den Worten: »Ein Volk ist aus Ägypten weggezogen, hat die Oberfläche des Landes geradezu überschwemmt und sich nun mir gegenüber niedergelassen. Komm, bitte, und verfluche mir dieses Volk; denn es ist mächtiger als ich. Vielleicht kann ich es dann nach einer Niederlage aus dem Lande vertreiben; denn ich weiß: wen du segnest, der bleibt gesegnet, und wem du fluchst, der bleibt verflucht.« Die Ältesten der Moabiter und Midianiter versahen sich mit Wahrsagerlohn, machten sich auf den Weg, kamen zu Bileam und richteten ihm die Botschaft Balaks aus. Er antwortete ihnen: »Übernachtet heute hier, und ich will euch mitteilen, was der Herr zu mir reden wird.« Da blieben die Häuptlinge Moabs bei Bileam.
Gott erschien dem Bileam des Nachts und sprach zu ihm: »Wenn diese Männer dich zu rufen gekommen sind, dann auf, gehe mit ihnen; aber nur das, was ich dir gebiete, sollst du tun!« Bileam machte sich am andern Morgen auf, sattelte seine Eselin und ging mit den Häuptlingen Moabs.
Der Engel des Herrn
Da entbrannte der Zorn des Herrn, weil er hinzog, und der Engel des Herrn stellte sich ihm in den Weg, um ihm Widerstand zu leisten. Er aber ritt auf seiner Eselin in Begleitung von zwei Burschen. Die Eselin sah den Engel des Herrn am Wege, der mit gezücktem Schwerte in der Hand dastand. Sie bog von dem Weg ab und ging in das Feld. Bileam aber schlug die Eselin, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen. Da stellte sich der Engel des Herrn in einem Hohlweg zwischen den Weinbergen auf, wo Mauern waren auf beiden Seiten. Die Eselin erblickte den Engel des Herrn; sie drückte sich die Mauer entlang und drückte dabei Bileams Fuß an die Mauer. Da schlug er sie abermals. Wiederum ging der Engel des Herrn vorwärts und blieb an einer engen Stelle stehen, wo kein Weg war, um nach rechts oder links abzubiegen. Die Eselin erblickte den Engel des Herrn, und mit Bileam auf dem Rücken kauerte sie sich nieder. Bileam brach in Zorn aus und schlug sie mit dem Stock. Da öffnete der Herr den Mund der Eselin, und sie sagte zu Bileam: »Was habe ich dir getan? Denn schon dreimal hast du mich geschlagen!« Bileam erwiderte der Eselin: »Weil du deinen Mutwillen mit mir getrieben hast! Wenn ich ein Schwert in meiner Hand hätte, brächte ich dich jetzt um.« Die Eselin antwortete Bileam: »Bin ich denn nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf den heutigen Tag? Habe ich mich denn jemals so gegen dich benommen?« Er erwiderte: »Nein.« 
Nun öffnete der Herr die Augen des Bileam. Da sah er den Engel des Herrn am Weg stehen, das gezückte Schwert in seiner Hand. Er verneigte sich und warf sich auf sein Antlitz. Der Engel des Herrn fragte ihn: »Warum hast du denn deine Eselin schon dreimal geschlagen? Siehe, ich selbst bin ausgezogen, um dir zu widerstehen; denn diese Reise wird gegen meinen Willen unternommen. Die Eselin sah mich und wich schon dreimal vor mir aus. Wäre sie nicht vor mir ausgewichen, dann hätte ich dich jetzt getötet, sie selbst aber am Leben gelassen.« Da erwiderte Bileam dem Engel des Herrn: »Ich habe gefehlt! Ich bemerkte es nicht, das du dich mir auf dem Weg entgegenstelltest. Nun aber, wenn die Sache dir missfällig ist, kehre ich wieder um.« Doch der Engel des Herrn sprach zu Bileam: »Geh mit den Männern! Rede aber nur das, was ich dir sagen werde!« Da ging Bileam mit den Häuptlingen Balaks.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. So spricht Gott, der Herr: Ich strecke meine Hand gegen die Propheten aus, die nichtige Visionen haben und falsche Orakel verkünden.* Sie gehören nicht in die Gemeinschaft meines Volkes.
V. Weh den törichten Propheten, die nur ihrem eigenen Geist folgen und nichts geschaut haben.* Sie gehören nicht in die Gemeinschaft meines Volkes.



ZWEITE LESUNG

Romano Guardini (+ 1968)

Aus dem Buch «Der Herr“.


Einer von euch ist ein Teufel

Als Judas (bei Jesus) blieb, begab er sich in eine schreckliche Gefahr. Das heilige Dasein, das ganz von Gott her denkt, urteilt und handelt, ist nicht einfach zu ertragen. Sehr töricht, zu meinen, es müsse ohne weiteres schön sein, in der Nähe des heiligen Menschen, gar des Sohnes Gottes zu leben; dabei könne man nicht anders als gut werden. Ein Teufel kann man werden. Der Herr selbst sagt es: „Habe ich nicht euch zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel." (1) Judas war es nicht von vornherein, wie das Volk meint; er ist es geworden, und zwar in der Nähe des Erlösers. Sagen wir ruhig: an der Nähe des Erlösers, denn „dieser war gesetzt zur Auferstehung und zum Fall“ (2). Besonders nach Kafarnaum muß die Situation für ihn unerträglich geworden sein. Immerfort diese Gestalt vor Augen zu haben; immerfort ihre übermenschliche Reinheit zu fühlen; immerfort, und das war das Schwerste, diese Gesinnung des Opfers, diesen für die Menschen sich hingebenden Willen zu empfinden ― das konnte nur ertragen, wer Jesus liebte. Es ist schon schwer genug, menschliche Größe zu ertragen - eigentlich sollte man sagen: zu verzeihen -, wenn man selbst nicht groß ist. Wenn es aber religiöse Größe ist? Göttliche Opfergröße? Die Größe des Erlösers? Ist dann keine reine Bereitschaft des Glaubens und des Liebens da, so muß sich alles vergiften.

1. Vgl. Joh.6,70. 2. Vgl. Lk.2,34.


RESPONSORIUM
R. Freund, dazu bist du gekommen? * Judas, mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?
V. Weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. * Judas, mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?


ORATION
Barmherziger Gott, wir haben aus menschlicher Schwachheit gefehlt und können aus eigener Kraft dem Netz der Sünde nicht entrinnen. Komm uns in deiner Güte zu Hilfe und befreie uns von aller Schuld. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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