Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore03.Woche-Donnerstag: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Aus dem Brief an die Römer.  10,1-21'''<br/>
'''Aus dem Brief an die Römer.  10,1-21'''<br/>


Israels Unglaube schuld an der Verwerfung<br/>
Brüder! Der Wunsch meines Herzens und mein Flehen zu Gott geht um sie und ihr Heil. Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, dass sie Eifer haben für Gott, doch nicht in rechter Erkenntnis. Denn da sie die Gerechtigkeit Gottes verkannten und ihre eigene aufzurichten suchten, unterwarfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes. Endziel des Gesetzes ist ja Christus zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. <br/>
 
Denn Moses schreibt von der Gesetzesgerechtigkeit: »Wer es tut, wird leben durch sie« (3Mos 18,5). Die Glaubensgerechtigkeit aber spricht so: »Sage nicht in deinem Herzen: Wer wird hinaufsteigen zum Himmel?« (5Mos 30,12), das heißt, um Christus herabzuholen, oder: »Wer hinabsteigen in den Abgrund?«, das heißt, um Christus von den Toten heraufzuholen; sondern, was sagt sie? »Nahe ist dir das Wort in deinem Munde und in deinem Herzen« (5Mos 30,14), das ist das Wort des Glaubens, das wir verkünden. Wenn du mit deinem Munde bekennst: »Herr Jesus« und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten erweckte, wirst du das Heil empfangen. 1Denn aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, und aus dem Munde das Bekenntnis zum Heile. 11 Es sagt ja die Schrift: »Ein jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden« (Jes 28,16). Es ist nämlich kein Unterschied zwischen Jude und Hellene; denn einer und derselbe ist der Herr aller, reich für alle, die ihn anrufen. Denn »jeder, der anruft den Namen des Herrn, wird gerettet werden« (Joe 3,5). <br/>
Brüder, ich wünsche von ganzem Herzen und bete zu Gott, daß Israel gerettet werde. Denn ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer haben für Gott; aber es ist ein Eifer ohne Erkenntnis. Da sie die Gerechtigkeit Gottes verkannten und ihre eigene aufrichten wollten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Denn Christus ist das Ende des Gesetzes, und jeder, der an ihn glaubt, wird gerecht.<br/>
Ablehnung der Botschaft Jesu<br/>
 
Doch wie sollen sie anrufen, an den sie nicht glaubten? Wie aber sollen sie glauben, von dem sie nicht hörten? Und wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet? Wie aber sollen sie verkünden, wenn sie nicht ausgesandt wurden, wie geschrieben steht: »Wie lieblich sind die Füße [der Frohboten des Friedens,] der Frohboten des Guten« (Jes 52,7). Doch nicht alle beugten sich der Frohbotschaft. Isaias sagt ja: »Herr, wer glaubte unserer Botschaft?« (Jes 53,1). So kommt also der Glaube aus der Botschaft, die Botschaft aber durch das Wort Christi. Ich frage nun: Haben sie denn nicht gehört? Doch gewiss! »Über die ganze Erde ging hin ihr Schall und bis an des Erdkreises Grenze ihr Sprechen« (Ps 19,5). Weiter frage ich: Hat Israel etwa nicht verstanden? Als erster antwortet Moses: »Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Nicht-Volk; mit einem Volk ohne Einsicht will ich euch aufreizen« (5Mos 32,21). Isaias aber sagt das kühne Wort: »Ich ließ mich finden von denen, die nicht nach mir suchen; ich offenbarte mich denen, die nicht nach mir fragen« (Jes 65,1). Zu Israel aber sagt er: »Den ganzen Tag streckte ich meine Hände aus nach einem störrischen und widerspenstigen Volk« (Jes 65,2). <br/>
Die rettende Botschaft für alle<br/>
 
Mose schreibt: Wer sich in seinem Tun an die Gesetzesgerechtigkeit hält, wird dadurch das Leben gewinnen. Die Glaubensgerechtigkeit aber spricht: Sag nicht in deinem Herzen: Wer wird in den Himmel hinaufsteigen? Das hieße: Christus herabholen. Oder: Wer wird in den Abgrund hinabsteigen? Das hieße: Christus von den Toten herauf führen. Was also sagt sie? Das Wort ist dir nahe, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen. Gemeint ist das Wort des Glaubens, das wir verkündigen; denn wenn du mit deinem Mund bekennst: „Jesus ist der Herr" und in deinem Herzen glaubst: „Gott hat ihn von den Toten auferweckt", so wirst du gerettet werden. Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen. Denn die Schrift sagt: Wer an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen. Darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen. Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? Wie soll aber jemand verkündigen, wenn er nicht gesandt ist? Darum heißt es in der Schrift: Wie sind die Freudenboten willkommen, die Gutes verkündigen.<br/>
 
Israels Ungehorsam<br/>
 
Doch nicht alle sind dem Evangelium gehorsam geworden. Denn Jesaja sagt: Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt? So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi. Aber, so frage ich, haben sie die Boten etwa nicht gehört? Doch, sie haben sie gehört; denn ihre Stimme war auf der ganzen Erde zu hören, und ihr Wort bis an die Enden der Welt. Hat dann Israel, so frage ich, die Botschaft nicht verstanden?<br/>
Zunächst antwortet Mose: Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Volk, das kein Volk ist; auf ein unverständiges Volk will ich euch zornig machen.<br/>
Und Jesaja wagt sogar zu sagen: Ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten; ich offenbarte mich denen, die nicht nach mir fragten. Über Israel aber sagt er: Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt nach einem ungehorsamen und widerspenstigen Volk.<br/>
 


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger ) <br/>




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Isaak und Rebekka<br/>
Des Brautwerbers Eid<br/>
 
Abraham war alt und hochbetagt. Der Herr hatte ihn in allem gesegnet. Er sprach zu dem ältesten Hausknecht, der all sein Eigentum verwaltete: »Lege deine Hand unter meine Hüfte. Ich will dir einen Eid bei dem Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, abnehmen: Du sollst für meinen Sohn keine Frau unter den Töchtern der Kanaaniter suchen, in deren Mitte ich wohne! Vielmehr sollst du in mein Heimatland und zu meiner Verwandtschaft ziehen und dort für meinen Sohn Isaak eine Frau suchen!« Der Knecht entgegnete ihm: »Vielleicht wird die Frau mir in dieses Land nicht folgen wollen. Soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, von dem du hergekommen bist?« Abraham darauf: »Hüte dich ja, meinen Sohn dorthin zurückzubringen! Der Herr, der Himmelsgott, der mich aus meinem Vaterhaus und aus meiner Verwandtschaft geholt hat, der hat zu mir gesprochen und mir geschworen: >Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben!< Er wird seinen Engel vor dir hersenden, und du wirst eine Frau für meinen Sohn dorther holen. Will aber die Frau dir nicht folgen, so bist du dieses Eides ledig; nur meinen Sohn bringe dorthin nicht mehr zurück!« Da legte der Knecht seine Hand unter seines Herrn Abraham Hüfte und leistete ihm in dieser Angelegenheit einen Eid. <br/>
Abraham war alt und hochbetagt; der Herr hatte ihn mit allem gesegnet. Eines Tages sagte er zum Großknecht seines Hauses, der seinen ganzen Besitz verwaltete: Leg deine Hand unter meine Hüfte! Ich will dir einen Eid beim Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, abnehmen, daß du meinem Sohn keine Frau von den Töchtern der Kanaaniter nimmst, unter denen ich wohne. Du sollst vielmehr in meine Heimat zu meiner Verwandtschaft reisen und eine Frau für meinen Sohn Isaak holen. Der Knecht entgegnete ihm: Vielleicht will aber die Frau mir gar nicht hierher in dieses Land folgen. Soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, aus dem du ausgewandert bist? Hüte dich, antwortete ihm Abraham, meinen Sohn dorthin zurückzubringen! Der Herr, der Gott des Himmels, der mich weggeholt hat aus dem Haus meines Vaters und aus meinem Heimatland, der zu mir gesagt und mir geschworen hat: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land!, er wird seinen Engel vor dir hersenden, und so wirst du von dort eine Frau für meinen Sohn mitbringen. Wenn dir aber die Frau nicht folgen will, dann bist du von dem Eid, den du mir geleistet hast, entbunden. Meinen Sohn darfst du auf keinen Fall dorthin zurückbringen. Da legte der Knecht seine Hand unter die Hüfte seines Herrn Abraham und leistete ihm in dieser Sache den Eid. Der Knecht nahm zehn von den Kamelen seines Herrn und machte sich mit allerlei kostbaren Sachen aus dem Besitz seines Herrn auf die Reise. Er brach auf und zog nach Mesopotamien in die Stadt Nahors. Vor der Stadt ließ er die Kamele am Brunnen lagern. Es war gegen Abend, um die Zeit, da die Frauen herauskommen, um Wasser zu schöpfen. Er sagte: Herr, Gott meines Herrn Abraham, laß mich heute Glück haben, und zeig meinem Herrn Abraham deine Huld! Da stehe ich an der Quelle, und die Töchter der Stadtbewohner werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen. Das Mädchen, zu dem ich dann sage: Reich mir doch deinen Krug zum Trinken!, und das antwortet: Trink nur, auch deine Kamele will ich tränken!, sie soll es sein, die du für deinen Knecht Isaak bestimmt hast. Daran will ich erkennen, daß du meinem Herrn Huld erweist.<br/>
Dann nahm der Knecht zehn von den Kamelen seines Herrn. Er machte sich auf den Weg und nahm alle möglichen Kostbarkeiten seines Herrn mit. Er brach auf und reiste in das Aramäerland am Euphrat, in die Stadt Nachors. Er ließ dort die Kamele sich lagern. Es war außerhalb der Stadt am Brunnen zur Abendzeit, da die Frauen und Mädchen herauskamen, um Wasser zu schöpfen. Er betete: »Herr, Gott meines Herrn Abraham! Füge es doch heute günstig für mich und erweise Huld meinem Herrn Abraham! Siehe, hier stehe ich am Wasserbrunnen. Die Töchter der Stadtleute kommen, Wasser zu holen. Das Mädchen aber, zu dem ich spreche: >Neige deinen Krug, denn ich will trinken<, und das mir dann sagt: >Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken - das hast du für deinen Knecht Isaak bestimmt. Hieran will ich erkennen, dass du meinem Herrn Huld erwiesen hast.«
Kaum hatte er aufgehört zu sprechen, da kam auch schon aus der Stadt Rebekka mit dem Krug auf der Schulter. Sie war dem Betuel geboren worden, dem Sohn der Milka, die die Frau Nahors, des Bruders Abrahams, war. Das Mädchen war sehr schön, und sie war ledig; noch kein Mann hatte sie erkannt. Sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam wieder herauf. Da ging der Knecht schnell auf sie zu und sagte: Laß mich ein wenig Wasser aus deinem Krug trinken! Trink nur, mein Herr!, antwortete sie, ließ geschwind den Krug auf ihre Hand herab und gab ihm zu trinken. Nachdem sie ihm zu trinken gegeben hatte, sagte sie: Auch für deine Kamele will ich schöpfen, bis sie sich satt getrunken haben. Flink leerte sie ihren Krug an der Tränke und lief noch einmal an den Brunnen zum Schöpfen. So schöpfte sie für alle Kamele. Der Knecht Abrahams schaute ihr schweigend zu; er wollte sehen, ob der Herr seine Reise gelingen ließe oder nicht. Als die Kamele mit dem Trinken fertig waren, nahm der Mann einen goldenen Nasenreif, einen halben Schekel schwer, und zwei goldene Spangen für ihre Arme, zehn Goldschekel schwer, und fragte: Wessen Tochter bist du? Sag mir doch, ob im Haus deines Vaters für uns Platz zum Übernachten ist! Sie antwortete ihm: Ich bin die Tochter Betuels, des Sohnes der Milka und des Nahor. Weiter sagte sie zu ihm: Stroh und Futter haben wir reichlich, auch Platz zum Übernachten. Da verneigte sich der Mann, warf sich vor dem Herrn nieder und sagte: Gepriesen sei der Herr, der Gott meines Herrn Abraham, der es meinem Herrn nicht an Huld und Treue fehlen ließ. Der Herr hat mich geradewegs zum Haus des Bruders meines Herrn geführt.<br/>
Noch bevor er zu Ende gebetet hatte, kam Rebekka. Sie war die Tochter Betuels, des Sohnes der Milka; diese war die Frau Nachors, des Bruders Abrahams. Sie trug auf ihrer Schulter einen Krug. Das Mädchen aber sah sehr schön aus; als Jungfrau hatte sie noch kein Mann erkannt. Sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam herauf. Der Knecht lief ihr entgegen und sprach: »Lass mich doch ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken!« Sie entgegnete: »Ja, trinke, mein Herr!« Eilends ließ sie den Krug auf ihre Hand herab und gab ihm zu trinken. Als sie seinen Durst gestillt hatte, sagte sie: »Auch für deine Kamele will ich schöpfen, bis sie genug getrunken haben.« Eilends leerte sie ihren Krug in die Tränkrinne. Sie lief nochmals zum Brunnen, um zu schöpfen. Für alle seine Kamele schöpfte sie. Der Mann aber schaute ihr schweigend zu. Er wollte erfahren, ob der Herr seine Reise gelingen ließ oder nicht. <br/>


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger ) <br/>





Aktuelle Version vom 23. Juni 2016, 11:54 Uhr

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG

Aus dem Brief an die Römer. 10,1-21

Brüder! Der Wunsch meines Herzens und mein Flehen zu Gott geht um sie und ihr Heil. Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, dass sie Eifer haben für Gott, doch nicht in rechter Erkenntnis. Denn da sie die Gerechtigkeit Gottes verkannten und ihre eigene aufzurichten suchten, unterwarfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes. Endziel des Gesetzes ist ja Christus zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.
Denn Moses schreibt von der Gesetzesgerechtigkeit: »Wer es tut, wird leben durch sie« (3Mos 18,5). Die Glaubensgerechtigkeit aber spricht so: »Sage nicht in deinem Herzen: Wer wird hinaufsteigen zum Himmel?« (5Mos 30,12), das heißt, um Christus herabzuholen, oder: »Wer hinabsteigen in den Abgrund?«, das heißt, um Christus von den Toten heraufzuholen; sondern, was sagt sie? »Nahe ist dir das Wort in deinem Munde und in deinem Herzen« (5Mos 30,14), das ist das Wort des Glaubens, das wir verkünden. Wenn du mit deinem Munde bekennst: »Herr Jesus« und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten erweckte, wirst du das Heil empfangen. 1Denn aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, und aus dem Munde das Bekenntnis zum Heile. 11 Es sagt ja die Schrift: »Ein jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden« (Jes 28,16). Es ist nämlich kein Unterschied zwischen Jude und Hellene; denn einer und derselbe ist der Herr aller, reich für alle, die ihn anrufen. Denn »jeder, der anruft den Namen des Herrn, wird gerettet werden« (Joe 3,5).
Ablehnung der Botschaft Jesu
Doch wie sollen sie anrufen, an den sie nicht glaubten? Wie aber sollen sie glauben, von dem sie nicht hörten? Und wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet? Wie aber sollen sie verkünden, wenn sie nicht ausgesandt wurden, wie geschrieben steht: »Wie lieblich sind die Füße [der Frohboten des Friedens,] der Frohboten des Guten« (Jes 52,7). Doch nicht alle beugten sich der Frohbotschaft. Isaias sagt ja: »Herr, wer glaubte unserer Botschaft?« (Jes 53,1). So kommt also der Glaube aus der Botschaft, die Botschaft aber durch das Wort Christi. Ich frage nun: Haben sie denn nicht gehört? Doch gewiss! »Über die ganze Erde ging hin ihr Schall und bis an des Erdkreises Grenze ihr Sprechen« (Ps 19,5). Weiter frage ich: Hat Israel etwa nicht verstanden? Als erster antwortet Moses: »Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Nicht-Volk; mit einem Volk ohne Einsicht will ich euch aufreizen« (5Mos 32,21). Isaias aber sagt das kühne Wort: »Ich ließ mich finden von denen, die nicht nach mir suchen; ich offenbarte mich denen, die nicht nach mir fragen« (Jes 65,1). Zu Israel aber sagt er: »Den ganzen Tag streckte ich meine Hände aus nach einem störrischen und widerspenstigen Volk« (Jes 65,2).

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Alle haben ein und denselben Herrn; * aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen.
V. Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet. * Aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen.



ZWEITE LESUNG

Johann Michael Sailer (+ 1832)

Aus der Schrift „Die Lehre vom Heil des Menschen".


Den Herrn anrufen heißt nicht: mit halbem Herzen sprechen

„Einer ist der Herr über alle, und dieser eine Herr beschenkt aus seinem Reichtum alle, die ihn anrufen“ (1). Wenn Paulus von der Seligkeit der Christen spricht, so fängt er bei Gott an und endet mit Gott, und alles, was er vom Anfang bis zum Ende sagt, steht im genauesten Zusammenhang unter sich und mit dem Anfang und Ende. Einer ist der Herr über alle, und der eine Herr ist reich für alle, die ihn anrufen. Das ist die Grundlehre des Apostels, davon gehen alle seine übrigen Lehren, davon alle seine Ermahnungen aus. Dieser eine Herr ist ihm Gott, dessen ganze Fülle, in Christus innewohnend, die Welt mit sich versöhnte; dieser eine Herr ist ihm Christus, der für alle gestorben, der von den Toten erweckt, der zur Rechten des Vaters erhöht – wirklich der eine Herr ist über alle und reich für alle. Er spendet die Erlösung, das Heil, die Seligkeit aus, wie wir Brot spenden den Hungrigen. Er ist reich für alle, die ihn anrufen. Den Herrn anrufen heißt aber nicht: mit den bloßen Lippen oder auch mit halbem Herzen sprechen: Herr, Herr! Den Herrn anrufen heißt: ihn als den Herrn anerkennen, ihn als den Herrn mit voller Zuversicht anflehen, ihn als den Herrn mit dem innersten Gemüte anbeten, heißt: mit ganzer Seele zu ihm sprechen: Erlöser, erlöse mich doch von Finsternis, von Sünde und allem Geistestod. Der du reich bist für alle, reinige mich von allen Sünden, vergib auch mir alle Sünden, zerbrich auch in mir die Fesseln der Selbstsucht, verjage den Haß und die Lüge und alles Böse. Den Herrn anrufen heißt: zu ihm sprechen: Der du reich bist für alle, die dich anrufen, sei auch reich für mich; gib mir die heilige Liebe — und ich bin reich genug. Denn mit der heiligen Liebe habe ich den Frieden aus Gott und mit Gott; mit der heiligen Liebe habe ich Stärke des Geistes, zu tun, zu lassen, zu tragen, zu entbehren, was ich soll; mit der heiligen Liebe habe ich die Seligkeit, hier in Hoffnung, dort im vollen Genüsse.

1. Röm.10,12.



RESPONSORIUM
R. Mir, dem Geringsten unter allen Heiligen, wurde diese Gnade geschenkt: * Ich soll den Heiden den unergründlichen Reichtum Christi verkündigen.
V. Christus, der reich war, wurde euretwegen arm, so daß ihr durch seine Armut reich wurdet. * Ich soll den Heiden den unergründlichen Reichtum Christi verkündigen.



JAHRESREIHE II:

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Genesis. 24,1-21


Des Brautwerbers Eid
Abraham war alt und hochbetagt. Der Herr hatte ihn in allem gesegnet. Er sprach zu dem ältesten Hausknecht, der all sein Eigentum verwaltete: »Lege deine Hand unter meine Hüfte. Ich will dir einen Eid bei dem Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, abnehmen: Du sollst für meinen Sohn keine Frau unter den Töchtern der Kanaaniter suchen, in deren Mitte ich wohne! Vielmehr sollst du in mein Heimatland und zu meiner Verwandtschaft ziehen und dort für meinen Sohn Isaak eine Frau suchen!« Der Knecht entgegnete ihm: »Vielleicht wird die Frau mir in dieses Land nicht folgen wollen. Soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, von dem du hergekommen bist?« Abraham darauf: »Hüte dich ja, meinen Sohn dorthin zurückzubringen! Der Herr, der Himmelsgott, der mich aus meinem Vaterhaus und aus meiner Verwandtschaft geholt hat, der hat zu mir gesprochen und mir geschworen: >Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben!< Er wird seinen Engel vor dir hersenden, und du wirst eine Frau für meinen Sohn dorther holen. Will aber die Frau dir nicht folgen, so bist du dieses Eides ledig; nur meinen Sohn bringe dorthin nicht mehr zurück!« Da legte der Knecht seine Hand unter seines Herrn Abraham Hüfte und leistete ihm in dieser Angelegenheit einen Eid.
Dann nahm der Knecht zehn von den Kamelen seines Herrn. Er machte sich auf den Weg und nahm alle möglichen Kostbarkeiten seines Herrn mit. Er brach auf und reiste in das Aramäerland am Euphrat, in die Stadt Nachors. Er ließ dort die Kamele sich lagern. Es war außerhalb der Stadt am Brunnen zur Abendzeit, da die Frauen und Mädchen herauskamen, um Wasser zu schöpfen. Er betete: »Herr, Gott meines Herrn Abraham! Füge es doch heute günstig für mich und erweise Huld meinem Herrn Abraham! Siehe, hier stehe ich am Wasserbrunnen. Die Töchter der Stadtleute kommen, Wasser zu holen. Das Mädchen aber, zu dem ich spreche: >Neige deinen Krug, denn ich will trinken<, und das mir dann sagt: >Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken - das hast du für deinen Knecht Isaak bestimmt. Hieran will ich erkennen, dass du meinem Herrn Huld erwiesen hast.« Noch bevor er zu Ende gebetet hatte, kam Rebekka. Sie war die Tochter Betuels, des Sohnes der Milka; diese war die Frau Nachors, des Bruders Abrahams. Sie trug auf ihrer Schulter einen Krug. Das Mädchen aber sah sehr schön aus; als Jungfrau hatte sie noch kein Mann erkannt. Sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam herauf. Der Knecht lief ihr entgegen und sprach: »Lass mich doch ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken!« Sie entgegnete: »Ja, trinke, mein Herr!« Eilends ließ sie den Krug auf ihre Hand herab und gab ihm zu trinken. Als sie seinen Durst gestillt hatte, sagte sie: »Auch für deine Kamele will ich schöpfen, bis sie genug getrunken haben.« Eilends leerte sie ihren Krug in die Tränkrinne. Sie lief nochmals zum Brunnen, um zu schöpfen. Für alle seine Kamele schöpfte sie. Der Mann aber schaute ihr schweigend zu. Er wollte erfahren, ob der Herr seine Reise gelingen ließ oder nicht.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Gepriesen sei der Herr, der Gott Abrahams. * Er hat mich auf den rechten Weg geführt.
V. Laßt uns hinaufziehen und einen Altar für Gott errichten. * Er hat mich auf den rechten Weg geführt.



ZWEITE LESUNG

Augustinus (+ 430)

Aus einer Predigt über die Prüfung Abrahams.


Gott erprobt, um zu belehren

Gott geht es bei der Erprobung nicht darum, etwas zu erkunden, was er vorher nicht wußte. Wenn er erprobt, das heißt befragt, soll etwas ans Tageslicht kommen, was im Menschen verborgen liegt. Denn der Mensch erkennt sich nicht so wie sein Schöpfer, und der Kranke ist sich selber nicht so gut bekannt wie dem Arzt. Der Mensch ist krank. Er leidet, der Arzt leidet nicht, und der Kranke erwartet von dem, der nicht leidet, zu hören, was er, der Kranke, leidet. Darum ruft der Mensch im Psalm: „Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewußt ist!“! Es gibt im Menschen Verborgenes, verborgen selbst für den Menschen, in dem es verborgen ist. Es kommt nicht heraus, es öffnet sich nicht und wird nur durch Erprobung entdeckt. Wenn Gott aufhört zu prüfen, hört der Lehrer auf zu lehren. Gott erprobt, um zu belehren.
Warum sagen wir das? Der Mensch kennt sich nicht, es sei denn, er lernt sich in der Prüfung kennen. Wenn er sich aber kennengelernt hat, darf er sich nicht vernachlässigen. Hat er sich vernachlässigt, als er sich noch verborgen war, dann möge er sich doch nicht vernachlässigen, nachdem er sich kennt. Was soll ich nun sagen? Wenn Abraham sich auch erkannte, so kannten doch wir den Abraham nicht! Er mußte sich selbst bekannt gemacht werden, ganz gewiß aber uns; sich selbst, um zu wissen, wofür er danken mußte, uns, damit wir uns klar darüber würden, was wir vom Herrn erbitten oder was wir an Abraham nachahmen sollten.
Was lehrt uns also Abraham? Um es kurz zu sagen: Daß wir die Gaben, die Gott schenkt, nicht dem vorziehen, der sie gibt. Du sollst das Große, das Gott dir gewährt, nicht dem vorziehen, der es gewährt. Wenn er es dir entziehen will, soll er dir nicht weniger wert sein; denn wir sollen Gott ohne Gegenleistung lieben. Denn welcher Lohn von Gott ist süßer als Gott selbst?

1. Ps.19,13.



RESPONSORIUM
R. Erprobe mich, Gott, erkenne mein Herz, * prüfe mich und erkenne mein Denken.
V. Schau, ob ich gehe auf einem Weg, der dich kränkt, leite mich auf ewigen Weg. * Prüfe mich und erkenne mein Denken.



ORATION
Allmächtiger, ewiger Gott, lenke unser Tun nach deinem Willen und gib, daß wir im Namen deines geliebten Sohnes reich werden an guten Werken. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

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