Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore20Samstag

Aus Vulgata
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Samstag 20. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Brief an die Epheser. (4,1-16)
Einigkeit in der Gliedschaft der Liebe
So ermahne ich euch denn, ich, der Gefangene im Herrn, wandelt würdig der Berufung, mit der ihr gerufen wurdet, in aller Demut und Milde, in Geduld, einander in Liebe ertragend. bedacht auf die Wahrung der Einheit des Geistes durch das Band des Friedens: Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch gerufen wurdet zur einen Hoffnung eurer Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen. Einem jeden aber unter uns wurde die Gnade verliehen nach dem Maß der Gabe Christi. Darum heißt es: »Aufsteigend in die Höhe, führte er die Gefangenen mit sich und gab den Menschen seine Gaben« (Ps 68,19). Das »Aufsteigend« aber, was bedeutet es anderes, als dass er auch herabstieg in die Niederungen der Erde? Der herabstieg, ist derselbe, der auch hinaufstieg über alle Himmel, damit er alles erfülle. Und er ist es, der »gab«: die einen als Apostel, die andern als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Heranbildung der Heiligen für die Ausübung des Dienstes, für den Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß der Gestalt in der Fülle Christi. Nicht mehr unmündige Kinder wollen wir sein, geschaukelt und umhergeworfen von jedem Wind der Lehre im Trugspiel der Menschen, das voll Hinterlist ausgeht auf Täuschung und Verführung. In der Wahrheit wollen wir stehen und in Liebe alles hinwachsen lassen auf ihn, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus wird der ganze Leib zusammengefügt und zusammengehalten durch jedes Band des Zusammenwirkens, entsprechend der dem einzelnen Teil zugemessenen Kraft, und so wirkt er das Wachsen des Leibes zu seinem Aufbau in Liebe.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Seid demütig, friedfertig und geduldig, * ertragt einander in Liebe.
V. Dankt dem Vater mit Freude, er hat euch würdig gemacht, das Erbe der Heiligen zu empfangen. * Ertragt einander in Liebe.


Zweite Lesung

Johannes Chrysostomus († 407)

Auslegung zum Brief an die Epheser.

Tugend der Lehrer ist es, bei ihren Schülern nicht Ehre und Ruhm zu suchen, sondern das, was diesen zum Heil dient, und dafür alles zu unternehmen. Wer das andere sucht, wäre kein Lehrer, sondern ein Tyrann. Denn nicht deswegen hat Gott dich ihnen übergeordnet, damit du mehr Ehre erfährst. Deine Interessen sollen keine Rolle spielen, aber alle ihre Interessen gefördert werden.

Das ist die Art und Aufgabe des Lehrers, und ein solcher war der heilige Paulus. Er war von jedem Dünkel frei. Seine Stellung war die des einen unter den Vielen, mehr noch: die des Geringsten unter ihnen. Darum nennt er sich auch ihren Knecht und sagt vieles in der Form einer Bitte. Sieh, wie er auch jetzt in seinem Brief keine Befehle erteilt, sondern beherrscht und demütig sagt: „Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging.“1 Und was erwartest du für dich selbst, bitte, sag es mir! Er antwortet: Nichts. Ich will nur die andern retten. Aber wer bittet, will doch immer etwas, was in seinem Interesse liegt! Gut, aber, so sagt er, mein Interesse ist eben dies. Er hat auch anderer Stelle geschrieben: „Jetzt leben wir auf, weil ihr fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn steht.“2 Er verlangte stets dringend nach dem Heil derer, die er lehrte.

„Ich, der ich um Christi willen im Gefängnis bin“. Eine hohe Würde, höher als die des Königs oder des Konsuls und jede andere Würde! Paulus schreibt auch an Philemon: „Ich bin ein alter Mann, der jetzt für Christus im Kerker liegt.“3 Nichts ist so ehrenvoll, wie für Christus in Banden zu liegen, nichts so ehrenvoll wie die Fesseln an jenen heiligen Händen. Ehrenvoller, als Apostel, Lehrer oder Evangelist zu sein, ist es um Christi willen Ketten zu tragen. Wenn jemand Christus liebt, versteht er, was ich sage. Wenn jemand gleichsam ein Tor ist4 und für den Herrn entbrennt, dann weiß er, was die Ketten für ihn bedeuten. Ein solcher würde um des Herrn willen das Gefängnis dem Himmel vorziehen.

Paulus wies auf seine gefesselten Hände, wegen der Ketten, die ihm wertvoller waren als jede Königskrone. Um Christi willen schätzte er das mit Edelsteinen geschmückte Diadem nicht so hoch wie die eisernen Fesseln. Ihm war das Gefängnis herrlicher als Königspaläste. Doch was sage ich: Königspaläste? Nein, sogar herrlicher als der Himmel! Er trug ja die Bande Christi. Wenn einer Christus liebt, versteht er diese Würde, dann erkennt er diesen Vorzug. Er weiß, welche Gnade es für das Menschengeschlecht bedeutet, um Christi willen gebunden zu sein. Um Christi willen gefesselt zu sein, erscheint ihm ruhmvoller, als zur Rechten Christi zu sitzen; er sieht darin eine höhere Würde als im Sitzen auf den zwölf Thronen.5

Doch was rede ich über menschliche Dinge! Ich sollte mich schämen, Gold und goldenen Schmuck mit den Ketten zu vergleichen. Sehen wir ab von diesen großen Dingen! Auch wenn die Sache keinen Lohn brächte – dies allein ist großer Lohn, dies die hinreichende Gegengabe: für den Geliebten Schreckliches zu leiden.

Die Liebenden wissen, was ich meine, auch wenn sie Menschen und nicht Gott lieben. Wenn sie für geliebte Menschen Schweres leiden müssen, dann freuen sie sich mehr, als wenn sie von ihnen geehrt würden.

(1) Eph 4,1. (2) 1Thess 3,8. (3) Phlm 9. (4) Vgl. 1Kor 4,10. (5) Vgl. Mt 19,28.


RESPONSORIUM
R. Hört, ihr Himmel! Erde, horch auf! * Ich habe Söhne ernährt und erzogen, doch sie fielen von mir ab.
V. Der Ochse kennt seinen Besitzer, und der Esel die Krippe seines Herrn. Mein Volk aber hat keine Einsicht. * Ich habe Söhne ernährt und erzogen, doch sie fielen von mir ab.


ORATION
Barmherziger Gott, was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat, das hast du denen bereitet, die dich lieben. Gib uns ein Herz, das dich in allem und über alles liebt, damit wir den Reichtum deiner Verheißungen erlangen, der alles übersteigt, was wir ersehnen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.



Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Kohelet. (11,6-12,14)

Des Morgens säe deine Saat, und bis zum Abend lass deine Hand nicht ruhen! Denn du weißt ja nicht, ob dieses gelingt oder jenes oder ob beides gleich gut gerät.
Lebensfreude auf dunklem Hintergrund
Süß ist das Licht und köstlich den Augen, die Sonne zu schauen! Ja, lebt auch viele Jahre der Mensch, er soll ihrer aller sich freuen! Und er gedenke der Tage des Dunkels; deren sind ja so viele! Alles, was kommt, ist Wahn.
Jugend br/> Freu dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz sei froh in deinen jungen Tagen! Folge dem Zug deines Herzens und dem, was dein Auge erschaut! Doch wisse, dass Gott über alles dich zur Rechenschaft zieht! Schlag Kummer dir aus dem Sinn und halte dir Übles vom Leib! Denn Jugend und Frührot sind nichtig.
Das Alter
Gedenke deines Schöpfers in deinen jungen Tagen, ehe die Tage des Übels kommen und die Jahre sich nahen, von denen du sagst: »Sie gefallen mir nicht«, ehe sich verfinstern Sonne und Licht, der Mond und die Sterne, und die Wolken wiederkehren samt dem Regen. Dann erzittern die Wächter des Hauses und krümmen sich kräftige Männer. Die Müllerinnen hören auf, weil ihrer zu wenig geworden, und dunkel wird es den Frauen, die aus den Fenstern blicken. Da schließt man die Tore nach außen, und der Laut der Mühle verklingt - er wird wieder erklingen mit der Stimme der Vögel -, und alle Gesänge verhallen. Auch fürchtet man sich vor dem Hügel, und Schrecknisse lauern am Wege. Der Mandelbaum blüht, die Heuschrecke ist geschäftig, und «die Kapernuss bricht auf. - Ja, der Mensch geht dahin in sein ewiges Haus, und die Klagenden gehen draußen umher. – Ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht, der Krug zerschellt an der Quelle und das Schöpfrad zum Brunnen hinabbricht. Zur Erde kehrt wieder der Staub, wie er war, und der Geist kehrt zurück zu Gott, der ihn gab. Wahn, nur Wahn, spricht der Prediger, alles ist Wahn!
Nachwort
Es bleibt noch zu sagen, dass der Prediger ein Weiser war; dazu lehrte er das Volk Erkenntnis; er wog ab, untersuchte und formte viele Sprüche. Der Prediger strebte, gefällige Worte zu finden und richtige Worte der Wahrheit niederzuschreiben. Die Worte der Weisen sind wie Stacheln der Ochsentreiber und wie befestigte Nägel der Herdenbesitzer, angebracht von einem Hirten. Es bleibt über dies hinaus noch zu sagen: Mein Sohn, lass dich warnen! Das Bücherschreiben nimmt kein Ende, und allzuviel Eifer ermüdet den Leib. Als Schluss der ganzen Rede hören wir: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch! Denn alles Tun zieht Gott vor Gericht, das er hält über alles Verborgene, sei es gut oder böse.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf, und noch heute verkündige ich dein wunderbares Walten. * Verwirf mich nicht im Alter.
V. Vor deinem Angesicht ist Freude in Fülle, zu deiner rechten Wonne für alle Zeit. * Verwirf mich nicht im Alter.


ZWEITE LESUNG

Gregor von Agrigent († nach 603)

Aus einer Auslegung zum Buch Kohelet.

Tretet hin zum Herrn, so werdet ihr strahlen

Kohelet sagt: „Süß ist das Licht, und glücklich die Augen“1, wenn sie mit ihrem Blick diese sichtbare Sonne sehen. Denn nähme man das Licht weg, wäre die Welt ohne Glanz und das Leben ohne Leben. Das erkannte Mose, der den Herrn schauen durfte, und sprach: „Gott sah, dass das Licht gut war.“2 Wir aber sollen an das große, wahre und ewige Licht denken, das „jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt“3, Christus, den Retter und Erlöser der Welt, der Mensch geworden ist und das Schicksal der Menschen bis zum äußersten geteilt hat. Von ihm sagt der Prophet David: „Singt für Gott, spielt seinem Namen; jubelt ihm zu, ihm, der auf den Wolken einherfährt! Preist seinen Namen! Freut euch vor seinem Angesicht!"4
Süß nennt er das Licht und verheißt, dass wir mit unseren Augen die gute Sonne der Herrlichkeit schauen werden, ihn, der nach seiner Menschwerdung sprach: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“5, und: Dies ist das Gericht: „Das Licht kam in die Welt.“6 So verhieß er durch das Licht der Sonne, das wir mit den Augen des Leibes wahrnehmen, die geistliche Sonne der Gerechtigkeit, eine wahrhaft große Wohltat für alle, die es wert sind, von ihr zu Jüngern gemacht zu werden und ihn mit ihren leiblichen Augen unter den Menschen leben und verkehren zu sehen wie jeder andere Mensch, obwohl er nicht irgendeiner von ihnen war. Denn er war der wahre Gott und schenkte den Blinden das Augenlicht, den Lahmen das gehen, den Tauben das Gehör. Er reinigte die von Aussatz Befallenen und rief Tote mit seinem Befehl ins Leben zurück.
Auch heute ist es eine tiefe Freude, die Augen des Geistes auf ihn zu richten und seine einfache göttliche Schönheit zu betrachten und im Herzen zu erwägen. Dann werden wir durch die innige Gemeinschaft mit ihm leuchtend schön, das Gemüt wird mit Freude erfüllt und die Seele mit Heiligkeit bekleidet. Wir gewinnen Erkenntnis, und schließlich überkommt uns göttlicher Jubel, der durch alle Tage unseres Lebens fortdauert. Darauf hat der weise Kohelet hingewiesen mit den Worten: „Wenn ein Mensch viele Jahre zu leben hat, freue er sich in dieser ganzen Zeit.“7 Denn jene Sonne der Gerechtigkeit ist der Urheber aller Freude für jeden, der sie schaut.

(1) Vgl. Koh 11,7. (2) Gen 1,4. (3) Vgl. Joh 1,9. (4) Ps 68,5. (5) Joh 8,12. (6) Joh 3,19. (7) Koh 11,8.


RESPONSORIUM
R. Verherrlicht mit mir den Herrn, lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen! * Blickt auf zu ihm, so werdet ihr strahlen, und euer Antlitz braucht nicht zu erröten.
V. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen. * Blickt auf zu ihm, so werdet ihr strahlen, und euer Antlitz braucht nicht zu erröten.


ORATION
Barmherziger Gott, was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat, das hast du denen bereitet, die dich lieben. Gib uns ein Herz, das dich in allem und über alles liebt, damit wir den Reichtum deiner Verheißungen erlangen, der alles übersteigt, was wir ersehnen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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