Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore22Samstag

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Samstag 22. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Buch Amos. (5,18-6,14)
Der Gerichtstag
Wehe euch, die ihr den Tag des Herrn herbeisehnt! Was erwartet ihr denn vom Tag des Herrn? Er ist Finsternis und nicht Licht! Es wird sein, wie wenn jemand vor einem Löwen flieht und dabei ein Bär ihn trifft; oder er betritt das Haus und stützt seine Hand an die Wand, und da beißt ihn eine Schlange. Ganz gewiss ist der Tag des Herrn Finsternis und nicht Licht, Dunkelheit ohne Schimmer!
Äußerlicher Festkult
»Ich hasse, verschmähe eure Feste, eure Feiern mag ich nicht riechen. Ja, wenn ihr Brandopfer darbringt, so gefallen mir eure Gaben nicht, und eure Mastviehopfer will ich nicht sehen. Hinweg von mir mit der lärmenden Menge deiner Lieder, das Spiel deiner Harfen will ich nicht hören! Vielmehr flute wie Wasser das Recht, Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach! Habt ihr mir Schlacht- und Speiseopfer dargebracht die vierzig Jahre in der Wüste, Haus Israel? Und habt ihr den Sakkut einhergetragen, euren König, und den Stern eures Gottes Kewan, eure Götzenbilder, die ihr euch gemacht? So bringe ich euch in die Verbannung über Damaskus hinaus«, spricht der Herr; »Gott der Heerscharen« lautet sein Name.
Wohlleben der Vornehmen
Wehe den Sorglosen auf Sion und den Selbstsicheren auf dem Berg Samarias, den Vertretern des ersten unter den Völkern, und an die sich das Haus Israel wendet! Geht hinüber nach Kalne und seht, wandert von dort nach Hamat-Rabba und steigt schließlich hinab nach Gat im Philisterland! Seid ihr etwa besser als diese Reiche, oder ist euer Gebiet größer als ihr Gebiet? Den Unglückstag wollt ihr ablehnen, aber dauerndes Verweilen des Unrechts führt ihr herbei. (Wehe denen,) die ruhen auf Elfenbeinlagern und sich ausstrecken auf ihren Betten, die Lämmer von ihrer Herde verzehren und Kälber vom Stall; die grölen zum Klang der Harfe, die wie David sich Musikgeräte ersinnen; die aus Weinschalen trinken und mit feinstem Öl sich salben. - Über den Zusammenbruch Josephs grämen sie sich nicht. Deshalb müssen sie nunmehr in die Verbannung an der Spitze der Weggeführten. Dann ist es aus mit dem Gelage der Weichlinge!
Schlimmes Ende – Gott verabscheut den Hochmut Jakobs
Geschworen hat der Gebieter und Herr bei sich selbst: »Ich verabscheue den Hochmut Jakobs und hasse seine Paläste; deshalb gebe ich die Stadt preis samt allem, was darin ist.« Und es wird geschehen: Wenn zehn Mann übrigblieben im gleichen Haus, so sollen auch sie noch sterben! Nur wenige Flüchtende bleiben übrig, um die Gebeine aus dem Hause zu bringen. Fragt einer den, der im hintersten Winkel des Hauses weilt: »Ist noch jemand bei dir?«, so antwortet dieser: »Nein!«, und er fügt hinzu: »Still! Denn man darf den Namen des Herrn nicht erwähnen.« Denn siehe, der Herr befiehlt und lässt das große Haus in Trümmer schlagen und das kleine Haus in Scherben. Rennen etwa Rosse auf Felsen, oder pflügt man mit Rindern das Meer, daß ihr das Recht in Gift verwandelt und in Wermut die Frucht der Gerechtigkeit? Ihr freut euch wegen Lodebar und sprecht: »Haben wir nicht aus eigener Kraft uns Karnajim erobert?« »Ja, ich lasse gegen euch, Haus Israel, ein Volk sich erheben, das euch bedrängt von Lebo-Hamat bis zum Bach der Steppe« - Spruch des Herrn, des Gottes der Heerscharen.



RESPONSORIUM
R. Weh denen, die den Tag des Herrn herbeisehnen! Ich hasse, ich verschmähe eure Feste, und ich kann eure Feiern nicht riechen; * sucht den Herrn, der die Finsternis in Morgen wandelt.
V. Was soll euch der Tag des Herrn? Finsternis wird er sein und nicht Licht. * Sucht den Herrn, der die Finsternis in Morgen wandelt.


Zweite Lesung

Hildegard von Bingen († 1179)

Aus dem Buch „Scivias“.

Gott, der Herr und der Arzt

Du hast dem Menschen die Grenzen gesetzt, so dass er sie nicht überschreitet1, du, der du über alles bist und alles vorausweißt, bevor es geschieht, du hast im Geheimnis deiner Majestät die Grenzen des Menschenlebens hinterlegt. Weder Wissen noch Klugheit, noch List irgendeines Wesens vermag sie hinauszurücken, in keinem Alter, nicht in der Kindheit, nicht in der Jugend, nicht im Greisenalter. Du verfügst es in der Vorsehung deiner geheimen Ratschlüsse, du, der die Menschen zur Ehre seines Namens erschaffen wollte.
Vor Grundlegung der Welt habe ich, o Mensch, um dich gewusst.
Weshalb verachtest du mich? Habe ich dir nicht meine Propheten gesandt und meinen Sohn am Holz des Kreuzes für dein Heil dahingegeben? Habe ich nicht meine Apostel beauftragt, dir durch die Frohbotschaft den Weg der Wahrheit zu zeigen? Du hast also keine Entschuldigung, als hätte ich nicht alles Gute für dich bereitgelegt. Weshalb schiebst du mich beiseite? Du Tor, überlege, wer ich bin. Bedenke, dass ich das höchste Gut bin und dir alles Gute schenke, wenn du mich in Liebe suchst, mich, Gott über allem und in allem. Aber du willst mich zu einem Hörigen machen, der seinen Herrn fürchtet. Wie? Du willst, dass ich deinen Willen tue, während du meine Gebote verachtest. So ist Gott nicht! Gott braucht nicht Ratschläge am Anfang noch Furcht am Ende. Die Himmel hallen wider von meinem Lob. Denn sie hängen an meinem Blick und gehorchen mir nach der Ordnung, die ich ihnen gesetzt. Sonne, Mond und Sterne am Himmel halten ihre Zeiten ein, Winde und Regen laufen durch die Lüfte, wie es ihnen bestimmt ist. All dies gehorcht dem Befehl des Schöpfers, du aber, der Mensch, hältst meine Satzungen nicht, sondern läufst deinem Eigenwillen nach.
Dummheit ist es, wenn du mich stellen und mir ins Gesicht schleudern willst: „Wenn es Gott gefällt, dass ich gerecht und gut bin, warum macht er mich dann nicht gerecht?“ Damit willst du mich anfallen, wie ein mutwilliger Bock einen Hirsch anfällt. Das mächtige Geweih des Hirsches wird ihn aufgabeln und durchbohren. So werde auch ich tun, wenn du dich unterfängst, durch deine Lebensweise mit mir dein Spiel zu treiben. Die Stangen meines Geweihs sind die Vorschriften des Gesetzes. Durch sie werde ich dich zunichte machen in meinem Gericht. Posaunen sollen dir in den Ohren tönen. Aber du folgst ihnen nicht, sondern läufst dem Wolf nach, den du so in deiner Gewalt zu haben glaubst, dass er dir nicht schaden könne. Aber der hungrige Wolf wird dich verschlingen, da er sich sagt: „Dieses Schaf ist vom Wege abgeirrt. Es wollte seinem Hirten nicht folgen. Mir ist es nachgelaufen, darum verschlinge ich es, denn es hat mich erwählt und seinen Hirten verlassen.“

(1) Vgl. Ijob 14,5.


RESPONSORIUM
R. Gott ist es, der die Berge formt und den Wind erschafft, der dem Menschen verkündet, was er im Sinn hat; * er macht das Morgenrot und die Finsternis und schreitet dahin auf den Höhen der Erde.
V. Jahwe, Gott der Heerscharen ist sein Name. * Er macht das Morgenrot und die Finsternis und schreitet dahin auf den Höhen der Erde.


ORATION
Allmächtiger Gott, von dir kommt alles Gute. Pflanze in unser Herz die Liebe zu deinem Namen ein. Binde uns immer mehr an dich, damit in uns wächst, was gut und heilig ist. Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast. Darum bitten wir durch Jesus Christus.



Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem zweiten Brief an Timotheus. (4,1-22)

Unverdrossener Dienst an der Wahrheit
Ich beschwöre dich vor Gott und vor Christus Jesus, der kommen wird als Richter über Lebende und Tote, bei seinem Erscheinen und bei seinem Königtum: Künde das Wort, sei zur Stelle, ob gelegen, ob ungelegen, widerlege, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach eigenen Gelüsten sich Lehrer zusammensuchen, weil sie nach Ohrenkitzel verlangen. Von der Wahrheit werden sie das Ohr abwenden und den Fabeleien sich zuwenden.
Du aber sei besonnen in allem, nimm alles Ungemach auf dich, erfülle das Werk eines Boten des Evangeliums, widme dich ganz deinem Dienst! Denn ich werde schon hingeopfert, und die Zeit meines Aufbruches steht bevor. Den guten Kampf habe ich gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Nun liegt mir bereit der Kranz der Gerechtigkeit, den mir überreichen wird der Herr an jenem Tag als der gerechte Richter; nicht nur mir, sondern auch allen, die in Liebe zugewandt sind seinem Erscheinen
Persönliche Schlußnotizen
Beeile dich, bald zu mir zu kommen! Denn Demas hat mich verlassen, aus Liebe zu dieser Welt, und ist nach Thessalonich gegangen, Crescens nach Galatien, Titus nach Dalmatien. Lukas ist als einziger bei mir. Nimm Markus hinzu und bring ihn mit dir; denn ich kann seinen Dienst gut gebrauchen. Tychikus habe ich nach Ephesus gesandt. Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus ließ, nimm mit dir, wenn du kommst, auch die Bücher, vor allem die Pergamente! Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses angetan; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken. Vor ihm nimm auch du dich in acht; denn er hat unseren Worten heftigen Widerstand geleistet.
Bei meiner ersten Verteidigung stand mir niemand bei, sondern alle ließen mich im Stich; möge es ihnen nicht angerechnet werden. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, dass durch mich die Verkündigung vollendet werde und alle Heiden sie hören, und so wurde ich entrissen dem Rachen des Löwen. Retten wird mich der Herr vor jedem bösen Unterfangen und wird mir verhelfen in sein himmlisches Reich. Ihm ist die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.
Grüße Prisca und Aquila und das Haus des Onesiphorus! Erastus blieb in Korinth. Trophimus ließ ich krank in Milet zurück. Beeile dich, vor dem Winter zu kommen! Es grüßen dich Eubulus, Pudens, Linus, Klaudia und alle Brüder. Der Herr Jesus [Christus] sei mit deinem Geiste! Die Gnade sei mit euch! [Amen.]


(Quelle: Vulgata nach Hamp Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Verkünde das Wort, tritt dafür ein, gelegen oder ungelegen; * weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher, geduldiger Belehrung.
V. Sei in allem nüchtern, ertrage das leiden, verkünde das Evangelium, erfülle treu deinen Dienst! * Weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher, geduldiger Belehrung.


ZWEITE LESUNG

Hildegard von Bingen († 1179)

Aus dem Brief an den Magister Odo von Paris.

Das Vatersein Gottes

Von einem gewissen Manne, der vor Gelehrsamkeit überströmt und mich befragte, hörte ich, dass das Vatersein des höchsten Gottes und seine Gottheit nicht identisch sei mit Gott. Und er bat mich winziges Wesen, ich möchte hierüber mit besonderer Aufmerksamkeit zum wahren Licht emporblicken. Und ich schaute. Und erfuhr – schauend in das wahre Licht, nicht durch mich und nicht in mir selber forschend: dass das Vatersein und die Gottheit Gott ist. Denn der Mensch kann nicht von Gott sprechen wie von der menschlichen Natur des Menschen und wie von der Farbe eines von Menschenhand geschaffenen Werkes.
Das lebendige Licht also spricht im geheimen Wort der Weisheit: Gott ist ganz und unversehrt und ohne zeitlichen Anfang. Darum kann er nicht – wie der Mensch – durch Reden in Teile unterschieden werden. Denn Gott ist – wie kein anderer – ein Ganzes. Nichts kann von ihm abgezogen und nichts zu ihm hinzugefügt werden. Den auch sein Vatersein und seine Gottheit ist er, der da ist, wie es heißt: Ich bin der „Ich bin“1, und der ist, besitzt die Fülle. Inwiefern? Im Wirken, hervorbringen, Vollenden.
Wer immer also sagt, das Vatersein und die Gottheit seien nicht Gott, der nennt einen Mittelpunkt ohne Kreis. Und wer einen Mittelpunkt haben will ohne Kreis, der verneint den, der ewig ist. Wer immer also verneint, dass das Vatersein und die Gottheit Gott ist, verneint Gott, da er behauptet, in Gott sei eine Art Leere, was nicht ist. Denn Gott ist die Fülle, und was in Gott ist, ist Gott. Gott kann nicht durchsucht und durchsiebt werden nach Menschenart, weil in Gott nichts ist, was nicht Gott ist. Das Geschöpf aber hat einen Anfang. Daher sucht die menschliche Vernunft Gott in Begriffen zu erfassen, wie sie selbst, entsprechend ihrer Eigenart, von Begriffen voll ist.

(1) Vgl. Ex 3,14.


RESPONSORIUM
R. Gott spricht: Ich bin der „Ich bin da“. * Einzig in der Hilfe Gottes ist mein Halt.
V. Gott ist die Fülle; das Geschöpf hat einen Anfang. * Einzig in der Hilfe Gottes ist mein Halt.


ORATION
Allmächtiger Gott, von dir kommt alles Gute. Pflanze in unser Herz die Liebe zu deinem Namen ein. Binde uns immer mehr an dich, damit in uns wächst, was gut und heilig ist. Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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